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Abschied von Kanzlerin Angela Merkel – ein außergewöhnliches Leben

Sie hat diese norddeutschen Augen: meist grau, in mancher Stimmung blau, manchmal wolkenverhangen, auf den ersten Blick kühl; solche, die sich in sich selbst zurück ziehen können. Wer sich in ihnen täuschte, musste lernen, dass fehlendes öffentliches Feuer nicht Wehr- oder Tatenlosigkeit bedeuten muss. Sie hatte ein wildes, bewegtes Leben, das heute in ein neues Stadium eingetreten ist: Dr. Angela Merkel wurde nach 16 Jahren als Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland im Rahmen eines großen Zapfenstreiches in den Ruhestand verabschiedet.

Die drei Musikstücke, die sie sich zum Abschied vom Orchester der Bundeswehr wünschte, erregten je nach persönlicher Einstellung teils Spott, teils Verachtung, teils Rührung: Die sonst so zurückhaltende Kanzlerin habe einen Blick in ihr Herz erlaubt, hieß es beim ZDF. Letzteres mag wohl so stimmen: Es war ein ganz persönlicher Rückblick auf ein ungewöhnliches Leben mit plötzlichen Umbrüchen, harten Kämpfen, tiefen Krisen und vielen Höhepunkten. Geboren am 17. Juli 1954 im Sternzeichen Krebs, wuchs Angela Dorothea Kasner der DDR auf, wo sie 1973 Abitur machte. Ihre jungen Jahre waren wie die aller anderen jungen Menschen, und so war Nina Hagens „Du hast den Farbfilm vergessen„, 1974 veröffentlicht, für sie genau wie den großen Teil der DDR-Jugend ein Lied mit Kult-Status, das scheinbar harmlos den ständigen Mangel und das quälende Gefühl der fehlenden Freiheit besang. „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ von Hildegard Knef war Wunsch zwei. Die Knef, dreimal verheiratet, führte ein äußerst bewegtes Leben und lernte dabei ganz ähnlich wie Merkel, große Höhen kennen, aber auch schwarze Tiefen voller Spott, Hass und Verachtung. Auch Angela Merkel wurde 1982 nach fünfjähriger Ehe von ihrem Mann Ulrich geschieden. 1984 lernte sie an der Akademie der Wissenschaftler den fünf Jahre älteren Quantenchemiker Joachim Sauer kennen. Der zweifache Vater wurde 1985 geschieden; im selben Jahr erwarb das Paar ein Wochenendhaus in der Uckermark. 1998 heirateten die beiden. Viel mehr weiß man nicht über sie: Beide Eheleute halten die Medien aus ihrem Leben strikt heraus.

Großer Gott, wir loben dich„, ein Kirchenlied aus dem Jahr 1771, war das dritte Wunschlied der scheidenden 66jährigen. Sie ist nicht nur die Tochter eines Pfarrers, sondern hat auch selbst christliche Werte verinnerlicht. Vor diesem Hintergrund mag ihr spontaner Entschluss, einem Flüchtlingsstrom 2015 die Grenzen zu öffnen, verständlicher erscheinen. „Wir schaffen das“ sagte eine Frau, die zwei politische Systeme von innen heraus kennen gelernt und das Potential Deutschlands am eigenen Leib erfahren hat.

Als 1989 die Mauer fiel, war Angela Dorothea Merkel 35 Jahre alt. Schon in der Schulzeit war ihre überdurchschnittliche Intelligenz aufgefallen. Sie war Klassenbeste in russisch und Mathematik. 1973, nach dem Abitur, begann sie ein Studium der Physik in Leipzig und jobte nebenher als Bedienung in Diskotheken. Ihre Diplomarbeit vom Juni 1978 mit dem Titel „Der Einfluss der räumlichen Korrelation auf die Reaktionsgeschwindigkeit bei bimolekularen Elementarreaktionen in dichten Medien“ wurde mit „sehr gut“ bewertet. Die Arbeit war zugleich ein Beitrag zum Forschungsthema „Statistische und Chemische Physik von Systemen der Isotopen- und Strahlenforschung im Bereich statistische und physikalische Chemie“ am Zentralinstitut für Isotopen- und Strahlenforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin. Dort setzte sie ihr Berufsleben in der Abteilung Theoretische Chemie fort. Ihre Doktorarbeit  dem Thema „Untersuchung des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden“ dort wurde mit magna cum laude bewertet.

Außer ihrem Engagement in einer FDJ-Gruppe während ihrer Zeit in Berlin war Angela Merkel in der DDR nicht politisch aktiv. Mit der Wende änderte sich das radikal. Eigentlich hatte sie in die SPD eintreten wollen; das Verfahren, erstmal einem Ortsverein beitreten und sich von dort aus hoch arbeiten zu müssen, war ihr aber zu umständlich. So landete Angela Merkel bei der CDU, wo sie schon 1990 ihre erstes Bundestagsmandat erreichte. Wahlsieger Helmut Kohl nominierte sie überraschend als Frauenministerin. Der Förderung Kohls verdankte sie die darauf folgende Karriere, die sie über das Ministeramt für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit auf den mächtigen Posten der CDU-Generalsekretärin führte. 1999 wurden die Spendenaffaire und die Rolle Helmut Kohls öffentlich. Im Herbst des selben Jahres brach Angela Merkel öffentlich mit ihrem langjährigen Förderer. Danach war ihr Weg nach oben offen: 2005 wurde sie die erste Bundeskanzlerin Deutschlands.

Ein herausragendes Kennzeichen Merkels ist ihr bescheidenes, ruhiges Auftreten. Während die Wirtschaft dies als sachlichen Führungsstil lobte, schätzten es einige ihrer innerparteilichen Konkurrenten als Schwäche ein – und mussten bittere Lektionen lernen. Leise, fast unhörbar verschwanden ehrgeizige Männer von der politischen Bühne, darunter Roland Koch, Karl-Theodor zu Guttenberg, Norbert Röttgen und Friedrich Merz. Die beiden letzteren haben die Niederlage noch immer nicht überwunden und suchen jetzt erneut ihre Chance. „Wer Merkel unterschätzt, hat schon verloren“, urteilte lächelnd Innenminister Seehofer, der sich mit ihr so manche Auseinandersetzung geliefert hat. Im Ausland wurden die uneitle Art und der Sinn für Gleichberechtigung Merkels hoch geschätzt. „Sie reihte sich in den Kreis ein – und überragte ihn“ sagte der ehemalige EU-Kommissionspräsident Jean Paul Juncker zu ihrem Abschied und hob hervor, dass Merkels Erfolge vor allem darauf beruhten, dass sie die kleinen Staaten mit der gleichen Aufmerksamkeit behandelte wie die großen.

„Merkel ist Physikerin. Sie denkt die Dinge vom Ende her. Was mich oft genervt hat, war die Zeit, die sie brauchte, um bis zum Anfang vorzudringen,“ ist ein anderes Statement Junckers zu ihrem Abschied. Damit trifft er ein Kernproblem der Kanzlerin. Oft, vielleicht zu oft, dauerte es einfach zu lange, bis sie sich endlich zu Wort meldete. Allerdings gab es auch Spontanentscheidungen -die wurden noch heftiger kritisiert. Eine davon entstand nach der Umweltkatastrophe, verursacht durch das Kernkraftwerk Fukushima. Merkel rief ohne Rücksprache das Ende der Kernkraftwerke für Deutschland aus und leitete damit eine bis heute ausgesprochen schwierige, weil unvorbereitete Energiewende ein. Genauso plötzlich und ohne Rücksprache öffnete sie 2015 die deutschen Grenzen. Zigtausende Migranten standen an den Außengrenzen Europas und drohten Länder wie Ungarn und Österreich einfach zu überrollen. Für die Nachbarn verhinderte die Entscheidung mit dem berühmten „Wir schaffen das“ eine Katastrophe. Innerhalb Deutschlands beförderte sie das Wachsen der äußerten Rechten und der AFD. Noch immer hallt die „Einladung“ nach: Viele Migranten an Europas Grenzen wollen nach Deutschland – wo sie inzwischen weit weniger willkommen sind als vor sechs Jahren. Als der Druck deswegen zunahm, wurde die Kanzlerin mit ihrer leisen Diplomatie aktiv. Die Transit- und die Heimatländer der Migranten sollten gegen viele Milliarden Euro den Strom aufhalten.

Mit den Jahren wurde die Kanzlerin auf internationaler Ebene als besonnene Verhandlerin mit langem Atem immer wichtiger. Umso mehr vernachlässigte sie aber dringende Probleme im eigenen Land. Das wurde während der Covid 19-Pandemie, die ihre letzten beiden Amtsjahre überschattete, besonders deutlich. Sie duldete einen durch und durch unfähigen Gesundheitsminister Spahn, der es nicht einmal in der Krise nötig fand, die 18 Ehrenamtlichen in der Stiko (ständigen Impfkommission) durch Hauptamtliche zu ergänzen. Nur die Aussagen dieser Kommission werden aber von der Ärzteschaft akzeptiert. Auch im Robert-Koch-Institut (RKI), zuständig für eine ziemlich unübersichtliche Datenlage über Zahl und Art der Infektionen bekamen drei hauptamtlich Angestellte keine weitere Unterstützung. Millionen wurden in Maskendeals verschwendet, Impfstoffe wurden zu spät und in zu kleiner Menge bestellt – und vieles mehr. Merkel schritt nicht ein. Als ähnlich unfähig erwies sich Verkehrsminister Scheuer, der Unmengen an Geld unter anderem in die Organisation einer Maut verschwendete, die schließlich nicht kam. Und dann Europa: Da Angela Merkel es versäumt hatte, mit den anderen Ländern über eine Aufnahme von Migranten zu verhandeln, bevor sie die Schleusen öffnete, bekam sie danach keinen Fuß mehr auf den Boden. Einige Mitgliedsstaaten lehnen bis heute die Aufnahme von Einwanderern ab. Auch das harte Eintreten für deutsche Interessen rief immer wieder Ärger bei den anderen Staaten hervor.

Die CDU unter Merkels Führung verhinderte erfolgreich ein Einwanderungsgesetz, mit dem sich die Zuwanderung hätte regeln lassen. Sie förderte konsequent Banken und Großindustrie, aber nicht den kleinen Mann. Sie versäumte konsequent den Ausbau eines Glasfasernetzes und die Digitalisierung der Behörden. Auch das hatte während der Pandemie katastrophale Auswirkungen; unter anderem die, dass bis heute niemand genau weiß, wie viele Deutsche nun wirklich geimpft sind. Noch schlimmer: Während die Großindustrie mit Milliarden gefördert wurde, gingen in den Lockdowns kleine Selbstständige unter, weil sie durch das Netz der ohnehin niedrigen Unterstützungsleistungen fielen. Die Schulen mit Luftreinigern auszurüsten, war allen Beteiligten zu teuer. So müssen viele Kinder jetzt schon im zweiten Winter bei ständig zur Lüftung geöffneten Fenstern frieren. Mit diesen und ähnlichen Nicht-Aktivitäten hat das für seine Gründlichkeit bekannte Deutschland während der Pandemie ein derart chaotisches Bild abgeliefert, dass es internationalen Spott erntete.

Angela Merkel ist kein charismatischer Mensch. Ihre Reden sind nüchtern, ihr Auftreten zurückhaltend. Aber sie verfolgte in den Anliegen, die ihr wichtig waren, mit langem Atem klare Pläne. Zum Beispiel beim Thema Frauen in hohen Ämtern. Sie, die sich durch männliche Netzwerke hatte hindurch kämpfen müssen, arbeitete daran, ähnliche Netzwerke für und mit Frauen zu etablieren. Sie förderte Frauen und sorgte immer wieder dafür, dass sie in Spitzenämter kamen; so wurde etwa Ursula von der Leyen, die als Verteidigungsministerin kein gutes Bild abgegeben hatte, auf ihre Initiative hin Präsidentin der EU-Kommission. Annegret Kamp-Karrenbauer scheiterte zwar als CDU-Vorsitzende. Aber als Verteidigungsministerin arbeitete sie lautlos – ihre Verbindung zu den Soldaten war stimmig. Auch ihre politische Karriere endete mit dem Zapfenstreich: Kramp-Karrenbauer zieht sich aus der Politik zurück. Angela Merkel und AKK verbindet eine empathische Persönlichkeit und leises Auftreten. Die Beziehung zur sehr ehrgeizigen, lauten Julia Klöckner, die Merkel ins Amt der Landwirtschaftsministerin hievte, schien mit der Zeit zu erkalten. Dennoch durfte sich auch Klöckner große Fehler leisten, ohne dass Merkel einschritt.

Im letzten halben Jahr ihrer Amtszeit war die 66jährige innenpolitisch kaum noch wahrnehmbar, dafür außenpolitisch umso aktiver. So konnte es geschehen, dass ihre noch im Amt befindliche Ministerriege, statt sich bis zum Regierungswechsel mit der innenpolitischen Pandemiekrise zu beschäftigen, auf Opposition umschaltete und der noch nicht gebildeten Ampel-Regierung lauthals Versäumnisse vorwarf, die sie selbst verschuldet hatte.

Dieser Missklang wird im Laufe der Zeit sicherlich in Vergessenheit geraten. „Wir werden sie noch vermissen“, kommentierte die ARD zum Abschied der Bundeskanzlerin. Das kann sehr gut schnell so werden. „Mutti“ stand für Verlässlichkeit, wenig Experimente und damit im Auge der Mehrheit der Bevölkerung für Sicherheit. Die neue Regierung will andere Wege einschlagen. Wie erfolgreich sie sein werden, wird man abwarten müssen.

Wie versteinert wirkte das ungewöhnlich stark geschminkte Gesicht der scheidenden Kanzlerin, während Gäste und Soldaten ihr die Ehre erwiesen. Nur bei den selbst ausgesuchten Musikstücken wurden ihre Augen ein wenig feucht – es mag Bedauern gewesen sein über eine lange vergangene Jugend in einem untergegangenen politischen System, Erinnerung an große innere und äußere Kämpfe – und Dankbarkeit für ein außergewöhnliches Leben. Rundlicher ist sie geworden in den Jahren. Fast zur Uniform mutierten ihre unzähligen, alle gleich geschnittenen Blazer über Hosen in allen denkbaren Farben – zum Jahreswechsel gern schimmernd. Immer gleich auch die Kanzlerinnenfrisur mit den gezähmten, glatten Haaren. Tief in ihre Züge eingeschnitten haben sich die Anstrengungen des Amtes, die vielen Reisen und nächtlichen Konferenzen, die Müdigkeit nach elend langen Tagen. Aber eins ist geblieben: Ihr strahlend schönes Lächeln. Mit genau dem entnahm sie am Ende der Zeremonie den beiden Behältern mit wundervollen, langstieligen Rosen, die das Rednerpult umrahmten, genau eine für sich selbst – und eine weitere für AKK. Dann stieg sie in die Limousine und entschwand in der Dunkelheit.

Wozu ich geboren wurde: 44 Autoren berichten von ihrem Lebensweg

Wohl kaum etwas treibt uns alle mehr um als diese Frage: „Wozu bin ich geboren? Was ist meine Aufgabe in diesem Leben?“

In Channelings, bei Wahrsagern, bei Lebensberatern und nicht zuletzt in Religionen suchen Millionen nach Antworten und sind doch nur selten damit zufrieden. Aussagen wie: „Wir sind geboren, um nach dem Willen Gottes Erfahrungen zu machen“ sind den Meisten schlicht nicht praktisch genug.

Dem Dasein einen Sinn geben: Dazu gehört es auch, eine sinnvolle Arbeit zu tun, bei der man seine Fähigkeiten einsetzen kann, die Freude bereitet, am besten auch noch Anderen hilft. Dann ist auch der Verdienst nicht mehr das wichtigste Kriterium. Es ist eine ebenso spirituelle, wie praktische Frage, die ein Mensch sich stellt, wenn er wissen will: Wozu bin ich geboren worden?

Genau diesen Titel trägt  das zweite Buch Michael Hillmanns, das in diesen Tagen auf den Markt kam. Darin hat der 46jährige 43 weitere, überwiegend weibliche Mitstreiter aus seinem Netzwerk gebeten, mit ihm zusammen  aufzuschreiben, wie sie ihre Lebensaufgaben gefunden haben.  Darunter finden sich alle Berufe, die man sich so vorstellen kann und einige mehr; zum Beispiel Tierkommunikation. Oder: Um die Welt laufen und Gedenkbäume pflanzen. Es gibt den Fifa-Schiedsrichter, Chocolatier, Schauspieler, Storyteller, Journalisten, die Tänzerin, Managerin, Schauspielerin, einen Schmied – to be continued. Was die meisten Autoren ausmacht ist, dass sie gleich mehrere Berufe haben, die manchmal gar nicht zueinander zu passen scheinen. In ihren Leben gab es krasse Brüche, Phasen tiefer Verzweiflung und überraschende Anstöße für Neuanfänge.

Auch dem Herausgeber stellte sich diese Frage mehrfach nachhaltig. Geboren in Hoyerswerda, aufgewachsen in Senftenberg und Dresden, machte der junge Michael Hillmann nach der zehnten Klasse Abitur. Es war die Zeit der Wende, als er entscheiden musste, was er nun studieren wollte. Er entschied sich für das Wirtschaftsingenieurswesen. Mit dem Diplom in den Händen stand er vor seiner ersten großen Herausforderung: Trotz 180 Bewerbungen fand er einfach keine Arbeitsstelle.

Er versuchte sich als freier Vermögensberater, war damit aber kreuzunglücklich. Es war schließlich sein Hobby, das ihm die erste feste Stelle einbrachte: Er wurde Pressesprecher beim Fußball-Landesverband Brandenburg. Im Alter von 33 Jahren avancierte Hillmann sogar zum Geschäftsführer des Landesverbandes – als bisher jüngster im DFB. Hier war der junge Mann glücklich, konnte seine Werte leben und zusammen mit einem harmonischen Team die Liebe zum Fußball stärken. 

Bei vielen anderen Lebenserzählungen würde die Geschichte hier enden. Nicht so bei Michael Hillmann: Im Alter von 65 Jahren starb dessen Mutter nach jahrelangem Kampf gegen den Krebs. Diese Erkrankung, davon ist ihr Sohn überzeugt, konnte sich einnisten aufgrund ungelöster seelischer Konflikte. Die Mutter war das Herz der Familie gewesen, ihr einziger Sohn erlebte ihren Tod als schweren Schock, den er nur mit Hilfe seiner  Großmutter weitgehend unbeschadet überstand. 

Der Tod der Mutter machte dem Sohn schlagartig klar, wie Recht diese immer gehabt hatte, wenn sie ihm riet, nicht so viele Pläne für „später“ zu machen, sondern mehr in der Gegenwart zu leben. Die Zeit der Trauer führte ihm außerdem vor Augen, dass er trotz eigener Probleme seine wichtigste Fähigkeit nicht etwa verloren, sondern sogar hatte stärken können: Gute, einfühlsam analytische Kommunikation. Seine Trauerrede bei der Beerdigung der Mutter vor fünf Jahren wurde die erste von vielen, die er seitdem hielt. „Ich bin ein Mensch, der sehr gut zuhören kann. In diesem Sinne bin ich ein Frauenversteher“, lächelt Hillmann heute, wenn er bedenkt, was dieses Talent inzwischen aus seinem Leben gemacht hat. 

Dann lernte Hillmann seine Frau Sandra kennen. Die beiden beschlossen, sich in Dresden niederzulassen, womit seine Arbeit für den Landesverband Brandenburg enden musste. Nun begann die bisher kreativste Zeit seines Lebens. Er analysierte seine Stärken genauer, absolvierte ein Fernstudium zum Business-Coach und richtete schließlich 2018 in Dresden seine eigene Praxis ein. 

„Auch ich bin jahrelang umhergeirrt. Manchmal wäre ich fast verzweifelt, als ich immer wieder an Grenzen in meinem Leben stieß. Mitunter wusste ich nicht, was ich noch alles an Schicksalsschlägen ertragen soll. (…) Wozu ich geboren wurde? (…) Ich habe mich entschieden. Für mein Herz, denn es kennt immer den richtigen Weg. Manchmal braucht es nur seine Zeit, ihn zu finden,“ heißt es dazu in seiner eigener Lebensgeschichte im Buch.

„Wieder auf Kurs“ ist die aktuelle Statusmeldung des Michael Hillmann – und genau so ist auch das Motto, unter das er seine Arbeit in der neuen Praxis gestellt hat. Hier steht er bereit als Begleiter bei Beziehungsproblemen, bei Krankheit, in  Trauerfällen. Von hier aus konzipiert er die Trauerreden, für die er statt eines Geistlichen bei Beerdigungen gebucht werden kann. Im „Netzwerk Unternehmenswelt“ betreut er junge Sportler/innen und Existenzgründer auf ihrem Weg nach oben. Und er will weitere Bücher schreiben. Das erste erschien zu Ostern 2018. Es ist ein Bildband über die Dampfschiffahrt auf der Elbe und für den Autor gleichzeitig eine Reise zurück in eine glückliche Kindheit, die mit vielen Fahrten auf dem Strom untrennbar verbunden ist. 

44 Beispiele, wozu Frau oder Mann geboren sein kann. 44 gewundene Lebenswege mit Brüchen, Ängsten, Zweifeln, Hoffnungslosigkeit und Neuanfängen sammelt sein zweites Buch „Wozu ich geboren wurde“. 44 einzigartige Wege, die aus dieser Frage entstanden. Es ist ein Lesebuch, das Therapie sein kann, das Mut macht, mehr in sich hinein zu hören: Worin bin ich gut? Tue ich es gern? Kann ich es zum Nutzen der Gesellschaft und zur Deckung meiner Lebenshaltungskosten beruflich tun?  Ein Buch auch, das man an beliebiger Stelle aufschlagen kann und doch immer auf der richtigen Seite landet. Wer gerade das Gefühl hat, in seinem Leben fest zu stecken, kann sich unzählige Denkanstöße holen.

Auch haptisch ist das Werk ein Genuss: Glattes, rein weißes Papier erfreut die Fingerspitzen. Wertig, so Michael Hillmann, sollte das Ergebnis sein, und zwar in jeder Hinsicht. Das ist ihm gelungen. 

Wozu ich geboren wurde: 

Hardcover: 272 Seiten,  ISBN-13: 978-3-9819625-6-7, Preis: 29,90 Euro 

Siehe auch: Wie finde ich heraus, was ich mit meinem Leben tun soll?

Warum der Gold-Preis fällt – und worauf ein Anleger jetzt achten sollte

Der World Gold Council (WGC) hat Marktzahlen für das vierte Quartal 2012 veröffentlicht. Demnach wurde noch nie so viel in Geld in Gold investiert wie im vergangenen Jahr.

Mit 236,4 Milliarden US-Dollar beziffert der WGC die weltweite Goldnachfrage im vergangenen Jahr. Das entspricht einer Steigerung von 2 Prozent und wertmäßig einem neuen Allzeithoch. Die nachgefragte Goldmenge lag jedoch mit 4.405,5 Tonnen vier Prozent unter Vorjahr.

Im vierten Quartal 2012 betrug die Goldnachfrage 66,2 Milliarden US-Dollar, 6 Prozent mehr als in Q4 2011. In Tonnen gemessen ergab sich mit 1.195 Tonnen ein Plus von 4 Prozent.

Die Daten stammen vom Marktforscher Thomson Reuters GFMS, veröffentlicht durch den World Gold Council. Quelle: Goldreporter.de

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Im vierten Quartal 2012 wurden in Deutschland 26,1 Tonnen Gold im Wert von 1,44 Milliarden US-Dollar nachgefragt. Wertmäßig lag die deutsche Goldnachfrage damit nur noch knapp über dem Durchschnitt der vergangenen vier Jahre.

Laut aktuellen Zahlen des World Gold Council wurden im vierten Quartal 2012 in Deutschland Goldmünzen und Goldbarren im Wert von 1,445 Milliarden US-Dollar nachgefragt. Das entsprach 26,10 Tonnen. Gegenüber dem Vorquartal ging die deutsche Goldnachfrage damit um 5,6 Prozent (wertmäßig) beziehungsweise 9,4 Prozent (in Tonnen) zurück.

Im Vergleich zum Vorjahr fiel die Goldnachfrage in Deutschland noch schwächer aus: minus 32,9 Prozent in US-Dollar gerechnet und minus 34,3 Prozent in Tonnen.

Das Gesamtjahr 2012 lieferte mit 110,4 Tonnen die mengenmäßig schwächste deutsche Goldnachfrage seit vier Jahren. In US-Dollar gemessen lag sie mit insgesamt 5,9 Milliarden US-Dollar höher als 2009 und 2010, aber gut 28 Prozent niedriger als im bisherigen Rekordjahr 2011.

Eine komplette Übersicht über die deutsche Goldnachfrage seit 2009 erhalten Sie in der folgenden Grafik.

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„Ich bin schon zu lange an der Börse, dass mir klar ist, dass es sich  um alles andere als einen manipulationsfreien Raum handelt“, kommentiert Jochen Stanzl, Chefredakteur des Gold- und Rohstoffreport. „Insbesondere große, mächtige Marktteilnehmer versuchen ständig, auf Kurse Einfluss  zu nehmen. So läuft das Spiel. Mag schon sein, dass interessierte Kreise in umsatzschwachen Zeiten gerne am Terminmarkt in Gold short gehen. Andere, mit ebenso großem Interesse in der Gegenrichtung, machen eventuell das Gegenteil (das ‚Goldminen-Kartell‘). Das Ergebnis, welches jeder Marktteilnehmer in Langfristcharts überprüfen kann, ist eine gigantische Performance.

Wenn ich einer unvoreingenommenen Person einen 10-Jahreschart von Gold zeigen würde, ohne zu sagen um welchen Basiswert es sich handelt, und dann die Frage stellen würde: Wurde dieser Basiswert manipuliert? Was wäre die Antwort? Käme jemand auf die Idee zu behaupten, es läge eine systematische Manipulation nach UNTEN vor?

Die Moral von dieser Geschichte ist ganz simpel: Man darf an der Börse nie seine Offenheit verlieren, insbesondere gegenüber guten Argumenten. Es ist sinnlos, sich in Basiswerte zu ‚verlieben‘. Die Kurse werden niemals machen was wir willen oder was wir uns wünschen. Wir können nur zur Kenntnis nehmen was passiert und daraus die hoffentlich richtigen Schlüsse ziehen.

Im Fall von Gold kann das bedeuten, dass man ganz einfach eine längere, möglicherweise auch jahrelange Underperformance hinnehmen muss, auch wenn die eigene Abneigung gegen das herrschende Papiergeldsystem einen immerwährenden Aufwärtstrend suggeriert.“

Wie richtig Jochen Stanzl liegt, zeigt allein der letzte Handelstag am vergangenen Freitag: Starinvestor George Soros trennte sich von der Hälfte seines Goldes – und der Preis an der Börse stürzte umgehend um rund 30 Dollar ab. Zum ersten Mal seit August letzten Jahres unterschritt er kurzzeitig die magische Marke von 1600 Dollar. Insgesamt verlor der Goldpreis allein letzte Woche rund 3,5 Prozent.

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Es gab allerdings auch diverse andere Gründe, aus denen Gold in den letzten Monaten gefallen ist: So sank beispielsweise trotz der Hochszeits-Saison in Indien die Nachfrage stark, weil die Rupie gegenüber dem Dollar erheblich an Wert verloren hat, berichtete dieser Tage reuters.

Die amerikanische Regierung hat sich nach der Wiederwahl entschlossen, der Eingrenzung der Staatsschulden nicht mehr höchste Priorität einzuräumen. Die genauso  turmhoch verschuldete japanische Regierung hat nach dem Führungswechsel ebenfalls die Notenpresse angeworfen. In Europa ist eine trügerische Ruhe eingekehrt, nachdem Banken vorzeitige Rückzahlungen von EZB-Hilfen angekündigt haben.

Gelöst ist dennoch kein einziges Problem, das die Krise überhaupt hat entstehen lassen. Es ist ein Hangeln entlang des Abgrundes. Inzwischen ist Griechenland eines der kleineren Probleme, mit denen Europa kämpft: Italien wird, falls Monti nächste Woche die Wahl verliert, in die nächste Krise stürzen, Spanien, Portugal und Irland stecken schon drin, Frankreich sehen immer mehr Fachleute inzwischen als schwergewichtigen neuen Kandidaten.  Alles zusammen bedeutet, dass sich durch mehr Geld an den Märkten zwar ein Pseudo-Wachstum entwickelt, das aber auf einem ständig einsturzgefährdeten Boden. Würde nun der Goldpreis steigen, würde diese Tatsache allen Anlegern unvermittelt klar werden. Sie wurden kaufen und den Preis damit weiter befeuern. Aber der Goldpreis sinkt – und das ist im Interesse aller beteiligten Staaten und Banken. Nun folgen die Anleger : Der am Freitag veröffentlichte COT-Report wies einen markant nachlassenden Optimismus großer wie kleiner Goldspekulanten aus.

„Bei der Anzahl offener Kontrakte, dem sogenannten Open Interest, kam es allerdings zu einem Zuwachs. Er erhöhte sich in der Zeit vom 5. bis 12. Februar von 423.982 auf 435.088 Kontrakte (+2,6 Prozent). Mit der kumulierten Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Spekulanten ging es hingegen spürbar bergab, auf das niedrigste Niveau seit Mitte August. Sie ermäßigte sich nämlich von 174.607 auf 160.653 Kontrakte (- 8,0 Prozent). Bei den Großspekulanten (Non-Commercials) ging es mit der Netto-Long-Position von 137.465 auf 126.835 Futures (- 7,7 Prozent) nach unten, während bei den Kleinspekulanten (Non-Reportables) ein Rückgang von 37.142 auf 33.818 Kontrakte (- 8,9 Prozent) zu Buche schlug.

Für zunehmende Nervosität sorgte eine Meldung der Securities Exchange Commission, dass zwei Großinvestoren ihre Anteile bei diversen Gold-ETFs komplett abgebaut bzw. erheblich reduziert haben. In diesem Zusammenhang wurden vor allem die beiden US-Milliardäre  George Soros und Louis Moore Bacon genannt, während John Paulson dem sicheren Hafen weiter die Treue hielt. Nach zwölf Jahren mit steigenden Goldpreisen wächst mittlerweile die Sorge, dass im Jahr 13 ein Trendwechsel droht. Seit dem Jahreswechsel ist zwar ein Verlust in Höhe von vier Prozent angefallen, von einer Massenflucht kann allerdings noch nicht gesprochen werden. Notenbanken sowie Käufer aus China und Indien dürften einen Trendwechsel des Edelmetalls nach unten verhindern. Laut World Gold Council nahm deren Goldappetit im vierten Quartal deutlich zu. Gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode kletterte die nachgefragte Goldmenge um vier Prozent auf 1.195,90 Tonnen.“ (Quelle: Wallstreet online).

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„Der Goldpreis reagiert (stark) auf erwartete künftige Entwicklungen (wie etwa eine herannahende Finanz- und Wirtschaftskrise); und die tatsächlichen Käufe der Zentralbanken, die mit Blick auf das Volumen für den Goldmarkt natürlich bedeutsam sind, scheinen eher nachlaufende Indikatoren zu sein. Das wiederum unterstützt die Überlegung, dass es keine ‚mechanische Formel‘ gibt, die eine einfache Herleitung der künftigen Preisentwicklung des gelben Metalls erlaubt. Vielmehr erscheint es bei Goldpreisprognosen notwendig zu sein, eine Vielzahl von Faktoren ‚im Auge‘ zu haben, sie zu beobachten und letztlich ‚richtig‘ deuten zu können“, schreibt Thorsten Polleit im Degussa-Marktreport, und erklärt das so:

„Die nachlassenden ‚Krisenbefürchtungen‘ und der damit einhergehende Konjunkturoptimismus beeinflussen das Preisgefüge in den Edelmetallmärkten stark. Während die Preise der konjunkturabhängigen Metalle wie vor allem Platin und Palladium in den letzten zwei Wochen weiter zulegten, setzte sich der Preisrückgang beim Gold fort. Ganz offensichtlich bildet sich die ‚Prämie‘, die der Goldpreis als ’sicherer Hafen‘ in der Zeit der akuten Krise aufgebaut hat, zurück.

Vor allem zwei (miteinander verbundene) Faktoren sollten an dieser Stelle jedoch nicht übersehen werden, die dem Goldpreis früher oder später helfen sollten. Erstens: Die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise ist nicht vorbei. Die Probleme verlagern sich vielmehr: Aus einer ‚Kreditkrise‘ dürfte eine ‚Währungskrise‘ werden.  Sobald diese Veränderung der Krisenlage offen erkennbar wird (Stichwort ‚Abwertungswettlauf‘), könnte auch die Nachfrage nach Gold (und auch anderen Edelmetallen) krisenbedingt wieder zunehmen und einen höheren Goldpreis in Aussicht stellen. Zweitens: Die Zentralbanken der aufstrebenden Volkswirtschaften setzen den Auf- und Ausbau ihrer offiziellen Goldreserven fort – das gilt vor allem für Russland, dessen Goldbestand sich Ende 2012 auf 30,79 Millionen Feinunzen belief, ein Anstieg von 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die offiziellen Goldkäufe der Zentralbanken dürften dabei das Bestreben widerspiegeln, sich gegen eine mögliche Entwertung der bedeutenden Währungen – wie US-Dollar, Euro, Yen, Britisches Pfund und Schweizer Franken – abzusichern.

Abschließend soll noch auf einen interessanten Umstand hingewiesen werden: nämlich dass zwischen dem Goldpreis und fundamentalen Nachfragefaktoren – wie zum Beispiel den Goldkäufen der Zentralbanken – nicht notwendigerweise ein systematischer Zusammenhang bestehen muss. Zwar nahmen die Goldreserven seit den frühen 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ab, und der Goldpreis sank. Aber seit März 2001 (der Goldpreis erreichte hier seinen Tiefpunkt von 257,95 USD pro Feinunze) bis März 2009 galt das Umgekehrte: Die Reserven nahmen weiter ab, der Goldpreis stieg jedoch stark an.“

Fazit: Die Gefahr einer weltweiten Krise ist keineswegs gebannt – im Gegenteil.  Wo immer man hinschaut, warten ungelöste Probleme: Die USA bekommen ihr Schuldenproblem nicht in den Griff – Japan hat die Geldpresse bis zum Anschlag aufgedreht – Europas größtes Problem ist nicht Griechenland oder Zypern, sondern die Tatsache, dass immer mehr Garanten für die Finanzierung der Rettungsschirme aus wirtschaftlichen Gründen ausfallen könnten. Ein niedriger Goldpreis nützt allen, die sich jetzt absichern wollen: Den Notenbanken ebenso wie den Staaten und den großen Investoren. Wenn Konzerne wie der des George Soros aus dem Gold aussteigen, sollte man sich nicht täuschen lassen: Hier geht es einfach darum, Gelder frei zu bekommen, um durch andere Investitionen mehr Geld zu verdienen, als es mit Gold momentan möglich ist. Bei Bedarf kann genauso schnell wieder umgeschichtet werden.

Wer also freie Mittel hat, um sie in physischem Gold anzulegen – und es sich leisten kann zu warten, sollte jetzt die Möglichkeit nutzen, sich verhältnismäßig günstig einzudecken.

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Das wär’s: Neustart ohne Schuldzinsen und mit goldgedeckter Währung

„Das Gold wird uns nicht erlösen, die Welt unübersichtlich bleiben – und die 1.546 Tonnen aus New York sollte man im Atlantik versenken.“

In diesem – auf den ersten Blick fast verzweifelt anmutenden Schlusssatz gipfelte diese Woche ein Artikel von Mark Schieritz, Wirtschaftsredakteur bei der ZEIT.

Laut Mitteilung der Bundesbank sind es zwar 1536 Tonnen deutsches Gold, die bei der Federal Reserve in den USA lagern – aber geschenkt. Im vorhergehenden Verlauf des gesamten „Aufsatzes“ reihen sich dermaßen viele sachliche Fehler aneinander, dass der 38jährige nicht nur eine Flut verärgerter Kommentare provozierte, sondern auch die Frage, was wohl wirklich seine Intention gewesen sein mag – bzw. die des/der Initiatoren seines Gedankenausfluges…

Aufgrund ihres relativ geringen Wertes im Vergleich zum gesamten deutschen Auslandsvermögen könnte man die Debatte um die Barren der Bundesbank ignorieren, wenn sie nicht so viel über uns erzählen würde, meint der Autor und negiert, dass gerade die Bundesbank nur auf größten Druck überhaupt etwas zum Thema der deutschen Goldreserve sagt – und dann nicht besonders erhellendes.  Schieritz führt aus, dass der Wunsch nach Stabilität inzwischen sogar dazu geführt hat, dass die Republikaner in den USA inzwischen die Wiedereinführung des Goldstandards diskutieren. Dann holt er aus zum großen Schlag:

Das „ wäre die bislang radikalste Form des Souveränitätsverzichts in der Krise. Erst mit der Abkehr vom Gold haben die Staaten des Westens das Herz des Kapitalismus – das Geldwesen – unter demokratische Kontrolle gestellt.“

Der Leser reibt sich verwundert die Augen: Ah ja? Das Geldwesen steht unter demokratischer Kontrolle? Davon merken wir aber wenig – beispielsweise angesichts der weitgehend hilflosen Zappelei in der EU allein zum Thema Griechenland.   Und dann wollen wir uns doch ins Gedächtnis rufen, dass das Federal Reserve System; sprich die Fed, ein privates Bankensystem ist, das mit dem amerikanischen Staat kooperiert, aber völlig eigenständig agiert.

Hinter der Fed stehen Privatbanken, Privatpersonen und deren Interessen – nichts ist also weniger demokratisch als sie. Sie verfügt über das unwiderrufliche Recht, die US-Währung in Umlauf zu setzen – die wiederum die Welt-Leitwährung ist. Im Verlauf ihrer Geschichte wurde ihr immer wieder vorgeworfen, Krisen eher gefördert, denn verhindert zu haben. Wem genau die Fed eigentlich gehört und  in welche Kanäle ihre enormen Gewinne fließen, wird strikt geheim gehalten. Einen sehr aufschlussreichen Blog findet man zu diesem Thema bei „The Intelligence“.

Aufbauend auf seiner hoch kompetenten Annahme, das Geldwesen stehe unter demokratischer Kontrolle, folgert Marc Schieritz: „Aus der Kritik am Papiergeld spricht – ähnlich wie aus der Kritik an politischen Parteien – eine Verachtung für den demokratischen Modus von Streit und Konflikt, der durch eine höhere Ordnung ersetzt werden soll. Wenn sich moderne Gesellschaften dadurch auszeichnen, dass sie ihre Gewissheiten immer wieder aufs Neue aus sich selbst hervorbringen müssen, dann weist das Gold den Weg zurück in eine vormoderne Welt überzeitlicher Geltungsansprüche.“

Nichtmal Goethes Faust wird verschont, um zu untermauern: Das ‚doofe‘ Gold schmeißt man am besten ins Meer….

Hm…

Ins Meer werfen ist eigentlich grundsätzlich keine schlechte Idee – solange man es nicht mit mit den Wegwerfgütern verseucht … aber Gold? Die einzig sichere Reaktion, die ich damit hervorrufen würde, wäre eine Armada von Schatzsuchern, die sich umgehend auf dem Weg machen würden, meinen Schatz für sich selbst zu bergen…

Im Ernst: Was ist die Ursache der globalen Finanzmisere, in der wir uns regelmäßig und vor allem jetzt wieder befinden?

Es ist das System von Zins- und Zinseszins, das unablässig neues Geld schafft. Geld, das durch nichts gedeckt ist – weder durch Arbeitsleistung, noch durch eine entsprechende Erhöhung bei Zahl, bzw. Wert der Wirtschaftsgüter. So sorgt seine ständig zunehmende schiere Menge bereits für eine inflationäre Entwicklung: Man braucht immer mehr Geld, um die gleichen Waren zu kaufen.

Zinssenkungen, wie sie Fed und EZB zurzeit umsetzen, scheinen auf den ersten Blick das Problem zu mildern (wenn auch zum Schaden der Sparer). De facto verleitet eine solche Politik aber zu weiteren Kreditaufnahmen und im Ergebnis zu weiterer Geldschöpfung. Wenn nun bei Zahlungsunfähigkeit von Banken innerhalb des Bankensystems (zu dem auch die Notenbanken gehören) nach Bedarf zusätzliches Geld gedruckt werden kann, ist die dauerhafte Entwertung des Geldes nur noch eine Frage der Zeit.

Man kann es drehen und wenden wie man will: Solange Papiergeld nicht durch einen nicht beliebig vermehrbaren anderen Wert gedeckt wird, führt es in berechenbaren Zeiträumen immer wieder in den Abgrund und muss durch eine neue Währung ersetzt werden. Der Grund dafür ist nicht das Gold – es ist die Handlungsfreiheit der Banken.

Was würde ich also ins Meer werfen?

Alle Schulden dieser Welt

–        und das System des Zins- und Zinseszins.

So würde es einen Neustart beim Status quo für alle geben – aber mit zwei Veränderungen: Schuldzinsen würden abgeschafft (siehe islamisches System) und das Papiergeld wäre mit einem sicheren zweiten Wert gedeckt, der nicht beliebig vermehrbar ist. Gold hat sich da bewährt – gleichwertige Vorschläge willkommen – bessere auch.

Leider wird es dazu niemals kommen, denn nicht die Politik regiert die Welt, sondern das Geld.

„Gib mir die Kontrolle über das Geld einer Nation und es interessiert mich nicht, wer dessen Gesetze macht“, schrieb schon vor rund 200 Jahren Mayer Amschel Rothschild (1744-1812), Gründer der Rothschild-Banken-Dynastie.

Aus der gleichen Zeit stammt ein Schreiben der Gebrüder Rothschild, London, am 28.Juni 1863 an US-Geschäftspartner, in dem es heißt:

„Die Wenigen, die das System verstehen, werden dermaßen an seinen Profiten interessiert oder so abhängig von seinen Vorzügen sein, dass aus ihren Reihen niemals eine Opposition hervorgehen wird. Die große Masse der Leute aber, geistig unfähig zu begreifen, wird seine Last ohne Murren tragen, vielleicht sogar ohne je Verdacht zu schöpfen, dass das System ihnen feindlich ist.“

Noch heute hält die Rothschild-Dynastie Führungsrollen in den wichtigen Bankensystemen der Welt. Vor allem kontrollierte sie über den London Bullion Market den internationalen Goldpreis. Auch wenn sich die britische Bank Rothschild & Sons 2004 offiziell aus dem Gold-Fixing zurückgezogen haben, geht in Finanzmarktkreisen niemand davon aus, dass sie auch nur ein Quäntchen Macht aus der Hand gegeben haben.

Weiterführende Links:

Mafiöse Strukturen in den Finanz-Systemen

Die erste islamische Bank Deutschlands steht in den Startlöchern

Geldwirtschaft und Geldschöpfung:  http://goo.gl/k4Kjs

Inflation: http://goo.gl/dUiWJ

System resetten: http://goo.gl/akJ54

Die Rothschilds und ihre Macht: http://youtu.be/UKv8onIbX0A

Die Macht der Rothschilds: http://youtu.be/hD2SRDql_jg

 

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Interaktive Grafik: So hat die Krise Europa im Griff

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Quelle: Süddeutsche.de, Artikel zum EU-Haushalt: „Brüssel hat genug Geld“