Kategorie: Männer – Frauen

Some days – never come…

„Es muss auf jeden Fall Sommer sein, wenn wir uns sehen“, sagte er. „Ein perfekter, warmer, sonniger Sommer. In einer perfekt schönen Umgebung. In nur wenigen Stunden bin ich da. Unsere Begegnung wird perfekt sein.“

„Ja meine Liebe“, lächelte sie. „Wir werden am Ufer sitzen, uns bei der Hand halten und gemeinsam die Sonne untergehen sehen. Du wirst da sein, und nichts wird mehr fehlen.“

Jahre später ist er gekommen: der perfekte Sommer. Blütenduft in samtener Luft, leises Rauschen der Blätter, sanft plätscherndes Wasser. Die Haut atmet die Wärme der Sonne, das Herz ist weit.

Am Ufer sitzend erlebt sie, wie alles Licht tiefer Dunkelheit weicht.

Eine Liebe wie im Märchen: Prinz Philip und seine Königin

Sie war die einsamste Frau der Welt, als sie da in dieser uralten Kirchenbank saß, und ihr Volk weinte für sie.

Ja natürlich: Überall auf der Welt sterben täglich Menschen, trauern Partner, Kinder, Enkel. Und nicht alle lebten im Prunk, so wie diese beiden. Aber Elizabeth und Philip – das war etwas besonderes. Diese beiden lebten eine Liebe, wie sie sich Millionen von Menschen ein Leben lang erträumen, aber höchst selten finden. Sie lebten ein wahres Märchen in einer märchenhaften Kulisse.

Er war ein Königskind, fast wie sie. Aber Philip, Prinz von Griechenland und Dänemark erlebte in seiner Jugend Vertreibung und Heimatlosigkeit. Er ging zur britischen Marine, und machte dort aus eigener Kraft Karriere. Der junge Mann wusste, wie gut er aussah und war ehrgeizig. Er wollte hoch hinaus in der Marine, und hätte es ganz sicher auch geschafft.

Elizabeth Alexandra Mary war dazu bestimmt – oder verflucht? – Königin des großen Britanniens zu werden. Schon als sie ihren Cousin 3. Grades das erste Mal traf, da war sie 13, verliebte sie sich unsterblich in den 18jährigen, hoch gewachsenen, blonden Soldaten, der vor Selbstbewusstsein zu strotzen schien. Er war klug, elegant, von tadellosem Benehmen und hatte die Aura eines Abenteurers.

Die kleine Frau wusste von Anfang an, dass er der Mann ihres Lebens war. Sie schrieb ihm fast täglich – auch während des Zweiten Weltkriegs. Er konnte nicht anders, als sie auch zu lieben. Ihre Familie lehnte den Mittellosen ab, aber ‚Lillybeth‘ sagte ihrem Vater, dem König, dass sie niemals einen anderen Mann würde lieben können.

Der junge Offizier wusste, worauf er sich einließ. Noch am Tag vor der Hochzeit sinnierte er vor seiner Familie darüber, wie verrückt es war, sich an eine Kronprinzessin zu binden. Aber es gab kein zurück: 1947 nahm Philip die britische Staatsbürgerschaft an, zum Ende des Jahres heirateten die beiden in Westminster Abbey.

Viel zu früh starb Georg VI., Elizabeths Vater: Schon am 6. Februar 1952 musste die junge Frau den Thron besteigen. Ihre Krönung fand am 2. Juni 1953 in der Westminster Abbey statt. Für Philip, nun Duke of Edinburgh, bedeutete dies das Ende seiner Karriere und seines eigenständigen Lebens. Er war gerade Fregattenkapitän geworden und gewöhnt, zu befehlen. Nun musste er vor seiner Frau niederknien und ihr lebenslange Gefolgschaft schwören. Aus dem stolzen Offizier wurde ein Prinzgemahl.

Das alles geschah in einer Zeit, in der Frauen normalerweise zuhause waren, sich um Haus und Kinder kümmerten, die Männer das Geld verdienten und das Sagen hatten. So war diese Rolle für Philip wohl noch herausfordernder, als sie auch heute noch wäre. Aber die beiden fanden einen gangbaren Weg: Sobald sie hinter den Mauern von Schloss Windsor allein waren, änderten sich die Rollen. Philip ließ in die privaten Räume eine Küche einbauen. Dort brutzelte er am Wochenende Rührei, während seine Frau Tee kochte. Hier, im Privatleben, war er weiter der Mann, in den sich Elizabeth rettungslos verliebt hatte: Er war der Chef der Familie. Er konnte fordernd sein, herrisch und jähzornig – sie versuchte nicht, das zu ändern. Er liebte alles, was schnell war, so Flugzeuge oder schnelle Autos. Wenn er allzu rasant in die Kurven ging und die kleine Frau erschrak, wurde er wütend. Überliefert ist, dass er sie anherrschte: Wenn sie nicht aufhöre, seine Fähigkeiten als Fahrer anzuzweifeln, werde er anhalten und sie am Straßenrand stehen lassen…

Die Queen wusste um sein Statusbewusstsein und sorgte dafür, dass er nicht eines Tages durch das Hofprotokoll im Rang unter seinem Erstgeborenen landen würde. Sie vertraute ihm und schätzte seinen Rat. Er las alle ihre Reden und kritisierte bei Bedarf, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Zu keinem Zeitpunkt war Philip illoyal. Er ging, wie das Protokoll es verlangte, drei Schritte hinter seiner Frau. Und obwohl es manchmal wohl hoch her ging zwischen den beiden: Es gibt tausende Fotos, in denen sie sich liebevoll anschauen, in dem ihr Strahlen ihn immer wieder bezauberte.

Ohne einander hätten sie ihren Alltag wohl nicht bis ins hohe Alter bewältigen können, wie sie es taten: Es kann grauenhaft langweilig sein, Königin und Prinzgemahl zu sein. Philip bezeichnete sich als Weltmeister im Enthüllen von Gedenktafeln, die Queen ist ganz sicher Weltmeisterin im Anhören endlos langer Reden – was an ihrem mitunter stoisch missmutigen Gesicht für alle erkennbar ist.

Vier Kinder, acht Enkel, zehn Urenkel – so viele Nachkommen bringt nicht jede Ehe hervor. Auch diese beiden machten Fehler in der Erziehung: Thronfolger Charles litt beispielsweise sehr an den harten, scheinbar gefühllosen Anforderungen seines Vaters. Elizabeth und Philip war es in Fleisch und Blut übergegangen, ihre Gefühle nach außen zu verbergen – sie waren Kinder ihrer Zeit und eines strengen Hofprotokolls. Aber sie hatten sich. Sie waren nicht nur Liebende: Sie waren beste Freunde, gegenseitige Förderer, loyale Berater, gegenseitige Bewunderer. „Er war in all diesen Jahren meine Stärke, mein Fels“, sagte Elizabeth bei der goldenen Hochzeit – und ihr Mann lächelte, wie immer ein wenig abweisend.

Oft gab Philip den Clown: Seine bissigen Bemerkungen trafen nicht immer den richtigen Ton. Aber er war vielleicht der einzige Mann in der Welt der Diplomatie, dem das verziehen wurde. Und das Volk liebte ihn für seine Art: Er war der Großvater der Nation.

Während der 99 Jahre alte Prinzgemahl im Krankenhaus um sein Leben kämpfte, taten Enkel Harry und seine Gattin im fernen Amerika das ihre, um für zusätzliche Aufregung zu sorgen und das Königshaus unter anderem mit Rassismus-Vorwürfen in Misskredit zu bringen. Philip kam zurück nach Windsor, um zu sterben, aber die beiden realisierten das offensichtlich nicht. Es gab noch mehr Krisen im langen Leben des Paares: Die enge Freundschaft ihres Sohnes, Prinz Andrew zu Jeffrey Eppstein, dem systematischer Missbrauch von Jugendlichen vorgeworfen wird, war nur einer davon.

„Es war ein echtes Wunder“ wird Elisabeth zitiert, die im Kreise der Familie dem Auszug ihrer großen Liebe aus seinem Körper beiwohnte. „Es war, als ob ihn jemand abholte. Er ging friedlich und gerne mit.“ Das war zwei Monate vor seinem 100. Geburtstag.

Am 21. April wird die kleine Frau 95 Jahre alt. Sie plant bisher nicht, sich von ihrem Amt zurück zu ziehen, denn auf ihre Art ist sie eine Soldatin wie ihr Mann: Sie sieht sich in der Pflicht bis zu ihrem letzten Atemzug. So muss sie jetzt ohne ihre Stärke und ihren Fels weiter gehen in einer Welt, in der Königshäuser immer mehr an Bedeutung verlieren und immer öfter in der Kritik stehen.

Ihr treuer Gefährte wartet auf sie in der Gruft von St. George’s Chapel. Erst wenn auch sie gestorben und verabschiedet worden sein wird, werden ihrer beider Särge in die King George VI. Memorial Chapel gebracht. Dort werden sie, die in mehr als 73 Jahren Ehe zu einem vollständigen Ganzen verwachsen waren, nebeneinander ihre ewige Ruhe finden.

 

Wenn der Empath geht: „Zuerst zerbricht das Herz, dann erhebt es sich“

Der vierte und letzte Teil der kleinen Serie Empath vs. Narzisst.

Ab wann verlässt ein Empath (s)einen Narzissten?

Ulrike Weißmann hat darauf in Quora ganz unnachahmlich zusammengefasst, aus welchen Gründen sich Menschen aus Beziehungen, die ihnen nicht gut tun, lösen. Das „Kind“ kann ganz verschiedene Namen haben, obwohl sich dahinter immer das Gleiche verbirgt.

Die philosophische Erklärung:
Zunächst zerbricht das Herz, und dann erhebt es sich.
 
Die spirituelle Erklärung:
Ein Transformationprozess (integrieren von Yin – Yang / männlich – weiblich) kommt in Gang / wird abgeschlossen.
 
Die esoterische Erklärung:
Ein Dualseelenprozess (der Verstandsmensch (GK) hat den Herzmensch (LL) in seine Kraft gedrängt und dieser lässt nun los) kommt in Gang / wird abgeschlossen.
 
Die religiöse Erklärung:
Der Empath erkennt, dass er der Schöpfer seines eigenen Lebens und Eins mit allem ist, und Gott oder das Universum ihn via „Geschenk in mieser Verpackung“ darauf aufmerksam machen wollten.
 
Die psychologische Erklärung:
Der Empath ist sich aus seinem Leid heraus seiner eigenen toxischen Beziehungsmuster bewusst geworden (auch derer des Gegenübers) und leistet innere Arbeit u.a. hinsichtlich seines Bindungsstils / Trennungskompentenz /inneres Kind / Selbstwert etc.
 
Die simple Erklärung:
Der Empath hat dermaßen viel Leid erfahren und aufgrund der Beziehung (oder auch vorheriger) „in der Gosse“ gelegen, dass er wortwörtlich die Schnauze voll hat ODER um des blanken Überleben willens (quasi aus der Not heraus), sich aufmacht, alles hinterfragt, sich Wissen aneignet, feste Standards hinsichtlich seiner Beziehungen festlegt, diese aufrechterhält und (womöglich das erste Mal in seinen Leben) sich selbst zur Prio Nr. 1 macht. Dafür bedarf es des ersten Schrittes: „Was mir nicht gut tut muss weg.“
 
Jede dieser Ebenen kann Potenzial für den Reifeprozess des Empathen bieten, jeder ist auf unterschiedlichen Kanälen mehr oder weniger für diesen empfänglich. Zudem können die Ebenen während des Reifeprozesses überlappen.
Doch eins haben sie gemein:
Der Empath hat verstanden, dass es verrückt ist jemanden zu lieben, der einen verletzt und weh tut, und dass es noch wesentlich verrückter ist, anzunehmen, dass jemand der ihn (angeblich) liebt, ihn PERMANENT verletzt und schädigt. Er erkennt diese Diskrepanz, diesen Irrsinn seiner falschen Annahme und wird handlungsfähig, da er sich eines höheren Ziels (als diese Beziehung zu optimieren / aufrecht zu erhalten) bewusst wird.

Deshalb die Antwort zusammengefasst:

Bewusstseinsveränderung mittels eines Reifeprozesses (angestoßen durch unterschiedliche Gründe) auf einer oder mehreren Ebenen.

Siehe auch:

Warum landen manche Menschen immer wieder bei „den Falschen“?

„Mein wahres Ich wirst du nie erreichen“

„Warum heilen wir uns nicht gegenseitig?

Ein tragisches doppeltes Trauma

„Der Mann meines Lebens ist ein Narzisst“ und die dortigen Links

Disloyal: Was muss passieren, damit ein Süchtiger geht?

„Mein wahres Ich wirst du nie erreichen“

Ein tragisches doppeltes Trauma

„Warum heilen wir uns nicht gegenseitig?

Empath versus Narzisst: ein tragisches doppeltes Trauma

Schmerzliche Überlegungen über die Verbindung von Empathen und Narzissten hat Kaen Kim auf Quora verfasst, wo sie frei übersetzt wurden. Die Frage war: „Wann wird der Empath einen Narzissten verlassen?“ Dies ist der dritte Teil einer kleinen Serie zu Empathen und Narzissten.

„Viele Empathen sind auch HSP (hoch sensible Persönlichkeiten). Ihre Fähigkeit, wahres Mitgefühl zu spüren, geht über das hinaus, was die meisten Menschen verstehen können.

Die meisten Menschen verstehen extremes Einfühlungsvermögen nicht (manche nennen es bösartiges Einfühlungsvermögen, wenn das empathische Verlangen nach Heilung das der betroffenen  Person selbst übersteigt). Besonders wenn Menschen, die uns nahe stehen, leiden, fühlen Empathen so tief mit ihnen mit, als seien sie selbst betroffen. Durch Projektion nehmen wir die Agonie der Narzissten und die gestörte Ordnung an.  

Man sagt, Empathen seien der Spiegel der Narzissten und umgekehrt. Leider sind viele von beiden verwundete Kinder. Sowohl der Empath, als auch der Narzisst suchen Bestätigung und bedingungslose Liebe von außen.

Der Narzisst bringt den Empathen mit sich selbst in Kontakt, indem er dessen Qualitäten, aber auch seinen Schmerz spiegelt. Er hält ihm einen Spiegel vor, damit er sein wahres Gesicht sehen kann. Für den Empathen kann das ein Weckruf sein. Mancher mag vorher gar nicht erkannt haben, dass er/sie eine hoch sensible Persönlichkeit ist,  oder dass es eigene Wunden sind, die ihn zum Narzissten hingezogen haben.

Das selbst verletzte  empathische „Opfer“ verliebt sich tief in die Maske des verwundeten Narzissten, weil diese eine tiefe unbewusste Sehnsucht nach etwas sehr vertrautem auslöst.  Während es sich glücklich verliebt fühlt, löst gleichzeitig  der Narzisst eine schmerzhafte, ferne Erinnerung an eine Zeit aus, in der das „Opfer“ schon einmal  Liebe erhalten wollte, sie aber nicht bekam. Obwohl es eine Form tiefer Liebe zwischen Empathen und Narzissten ist, ist sie auch das Ergebnis eines schweren Traumas und nicht verheilter Wunden. Dieses Trauma  öffnet dem Narzissten ein Tor, um mit dem „Fressen seiner Nahrung“ zu beginnen. Narzissten können keine echte Liebe bieten, wissen aber sehr gut, wie sie eine solche für sich selbst nutzen können. Dabei zerstören sie das verwundete Opfer langsam von innen heraus, bis nichts mehr übrig ist.

Die Tragödie dabei ist, dass der Narzisst das Opfer verlässt, weil der Spiegel sich jetzt umkehrt. Diesmal sieht sich der Narzisst selbst als Opfer im Spiegel des Empathen: Die hohle, elende Kreatur, die er aus dem Empathen gemacht hat, weil der Narzisst nicht die Kraft hatte, seine eigene Wirklichkeit zu ertragen. Obwohl der Empath immer noch tief verliebt und hingebungsvoll ist, kann sich der Narzisst nicht mehr um ihn kümmern, denn alles, was er  jetzt in seinem Gegenüber sieht, ist nicht mehr seine eigene Grandiosität, sondern (ebenfalls seine eigene) Enttäuschung, seinen Misserfolg und seine zerbrochenen Träume.

Das ist das tragische Ergebnis des gegenseitigen Spiegelung von Narzisst und Empath.

Viele Empathen und Narzissten bleiben beieinander, lassen sich gegenseitig nicht gehen. Die  Schwingung des Universums in unseren Atomen weiß, dass wir das perfekt gestörte, tragische Match sind, das in der Hölle gemacht wurde. Ich wage zu behaupten, dass viele von uns machtlos sind und keine andere Wahl haben, als durch dieses Elend zu gehen, bis einer von uns stirbt oder endlich aufwacht. Es ist ein Krieg zweier Seiten der selben Münze. Ein Empath, der sich an einen bösartigen Narzissten bindet, wird von innen nach außen verändert. Für mich fühlte sich das Verlassen des Narzissten an, als würde ich mich selbst, das verwundete Kind aus meiner Vergangenheit, verlassen. Ich glaube, aus diesem Grund ist es für einen Empathen unglaublich schwer, zu gehen, wenn Wunden nicht geheilt sind. Wir verlieren einen Teil von uns selbst, wenn wir gehen. Wir sind für immer verwandelt.

Nicht jeder kann von so einer Beziehung betroffen werden. Ein Narzisst wirkt wie ein Virus. Empathen neigen am ehesten dazu, sich damit zu infizieren. Dies ist keine normale Anziehungskraft, es ist fast wie eine Hypnose. In der Verbindung gleicht sich die  Schwingung an. Der Empath muss die Kernwunde und Leere, die der Narzisst in sich trägt, automatisch spüren, zumal er sie von sich selbst kennt.

Einer der schmerzlichsten, lebhaftesten Träume, die ich von „meinem“ Narzissten hatte, war, dass er mit einer anderen Geliebten erschien. Während er mit verzweifelten Augen meine Hand hielt, sagte er: „Sie wird mich nie besitzen. Ich will  nicht, dass du mich verlässt.“

Den erstaunlichsten Traum hatte ich, bevor ich wusste, dass er ein Narzisst ist. Er war wie eine Vorahnung: Überall gab es Spiegel, und ich konnte darin sehen, wie seine leeren, toten Augen mich anstarrten. Jedes Mal, wenn ich versuchte näher zu kommen, verschwand das Spiegelbild und ich jagte ihm verzweifelt nach.  So hatte mich mein Unterbewusstsein von Anfang an gewarnt.

Es ist traurig, dass der Empath trotz des Missbrauchs und Traumas immer die Trauer und den Schmerz der fragmentierten Teile des verbleibenden Narzissten fühlen kann, da ihn diese an ihn selbst erinnern. So lehrt der Narzisst den Empathen eine mächtige Lektion: Wir müssen erkennen, dass wir unseren Spiegel zerstören müssen, den wir im Narzissten gesehen haben, den Spiegel, der unser eigenes, verletztes inneres Kind darstellt. Wir müssen den gleichen Seelentod wie der Narzisst durchmachen, um heilen zu können.

Der Empath hat keine andere Wahl, als die Stücke seines gebrochenen Herzens aufzusammeln. Wenn wir uns vom Narzissten unterscheiden wollen, müssen wir unseren Selbstwert erkennen und uns gegen den Teil unseres Wesens stellen, der bleiben will. Wir müssen lernen, wann wir loslassen müssen. Alles kann geheilt werden. Nicht jeder wird unser Mitgefühl zu schätzen wissen, und obwohl es ein wunderschönes Geschenk ist, ist es auch eine Fähigkeit, die auf verheerende Weise benutzt und missbraucht werden kann.

Ich glaube, dass, wenn ein Empath einen Narzissten verlässt, mehr geheilt wird, als in der Verbindung heilen könnte. Wir müssen den Wunsch aufgeben, eine Persönlichkeitsstörung zu heilen, die nicht geheilt werden kann. Ich kann nicht sagen, dass ich dieses Niveau schon  erreicht habe, da meine Sucht so extrem ist, aber ich hoffe, dass ich es eines Tages schaffen werde. „

Siehe auch: „Mein wahres Ich wirst du nie erreichen“

„Warum heilen wir uns nicht gegenseitig? sowie

„Der Mann meines Lebens ist ein Narzisst“ und die dortigen Links

Wir haben die gleichen Wunden: Warum heilen wir uns nicht gegenseitig?

Zweiter Teil der kleinen Serie zum Thema Empath vs. Narzisst: Eine Empathin schreibt an „ihren“ Narzissten

„Lieber Narzisst,

du bist einer der grausamsten Menschen, die ich kenne. Und der Mann, den ich liebe. Weißt du warum?
Weil wir uns ungeheuer ähnlich sind, trotz aller Verschiedenheit. Weil wir beide im Kern unter der gleichen Verletzung leiden. Wir haben nur entgegengesetzte Methoden, uns damit auseinander zu setzen. Wäre es da nicht logisch, wenn wir jeweils beim Anderen das fehlende Teil ausfüllen und so gemeinsam heilen könnten?

Wir beide waren kluge Kinder, die ihre Umwelt genervt haben. Ständig stellten wir unerwünschte Fragen, machten altkluge Einwürfe, wollten nur gehorchen, wenn wir den Grund kannten und waren doch als Kinder so ganz und gar abhängig. Diese Abhängigkeit machte sich unsere Umwelt zunutze. Wir wurden verprügelt, mit Verachtung bestraft, links liegen gelassen. Statt mit Liebe wurden wir mit Strafen erzogen, deren Sinn sich uns nicht erschloss. Wir rebellierten und verließen frühestmöglich das Elternhaus.

Ganz früh haben wir beide kennengelernt, was es heißt, wenn andere Geschwister vorgezogen werden, wenn man sich verzweifelt um die Liebe der Eltern oder Anerkennung der Lehrer bemüht und doch nur Ablehnung und Verachtung erfährt. Wir waren gut in der Schule, aber es konnte passieren, dass uns Lehrer, die unseren „arroganten Blick“ nicht leiden konnten, eine ganze Stunde lang prüften, bis endlich ein Fehler vorlag, den sie als „ungenügend“ bewerten konnten. Wir waren verhasst bei den Klassenkameraden, weil wir nicht lernen mussten, um Inhalte zu verstehen. Aus lauter Not haben wir uns zeitweise dumm angestellt. Umsonst; man mochte uns deshalb nicht lieber.

So wurden wir junge Erwachsene, und in uns lebte dieser scharfe Schmerz, nicht geliebt zu werden, nicht liebenswert zu sein, und doch so große Sehnsucht nach Liebe zu haben; danach, als das gesehen zu werden, was wir wirklich sind.

Inzwischen hatten wir ganz verschiedene Wege eingeschlagen. Während ich es mit Hingabe versuchte, mit Einfühlungsvermögen, mit ganz viel vorauseilender Hilfsbereitschaft, mit der Idealisierung von Personen, wurdest du jedes Jahr etwas härter. Du hast deine Liebe zum Sport entdeckt: Kraftsport, Kampfsport, Schießsport; egal was, Hauptsache, es machte dich stark und du konntest siegen. Das gleiche machtest du mit deinem Gehirn: Es wurde trainiert ohne Ende, es wurde gefüllt mit Wissen. Deine Intelligenz, dein Wissen und deine Tatkraft in Einheit mit einer großen Fähigkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, verschafften dir Erfolg. Eine Maske reichte dir nicht. Du hast unzählige im Programm, die du je nach Lage aus dem Hut zauberst.

Und doch kann ich dein Inneres genau fühlen. Ich fühle das Leuchten in dir, dieses unverbrauchte, noch nicht beschädigte Licht. Ich fühle auch den Schmerz in dir, die Sehnsucht nach Erfüllung und die Überzeugung, dass es die für dich nicht gibt. Ich fühle, wie du dich verhärtest, wenn Erfüllung tatsächlich möglich scheint, denn die Verletzlichkeit darin macht dir Angst. Ich rieche zehn Kilometer gegen den Wind, wenn du dann deine „Notlügen“ loslässt, die die Distanz wieder herstellen und dir das Gefühl von Kraft geben. Ich bin verletzt von deiner Kühle und der leisen Verachtung für meine Hingabe. Aber ich liebe dieses reine Leuchten, das hinter all diesen Masken in dir steckt.

Siehst du denn nicht, dass ich dich niemals verraten würde? Auch dann nicht, wenn zwischen uns keine Liebe wäre? Weißt du nicht, dass all diese bedingungslose Zuwendung, die du auf Umwegen über Lob und Anerkennung von mir einforderst, dir ganz kostenlos und uneingeschränkt, völlig ohne Spielchen sowieso zur Verfügung steht? Weil ich dich wirklich bewundere, und das, obwohl ich weiß, dass du Schwächen hast!

Ich weiß doch, dass du der Stärkste sein musst, um dich wohlzufühlen. Der Stärkste, der Erfolgreichste, der mit dem letzten Wort bei Entscheidungen, der, der immer führt. Ich würde es dir nicht streitig machen. Ich mag dich genau so und nicht anders. Du musst nicht ständig Geschäftsreisen erfinden, um deine „Freiheit“ zu sichern: Ich will dich weder verändern, noch vereinnahmen. Was ich mir wünsche, ist das Wissen, dass uns etwas einzigartiges unzerstörbar verbindet, auch wenn wir nicht gemeinsam am selben Ort sind: Das Wissen der Zusammengehörigkeit und absolutes Vertrauen.

Wenn du sagst, Liebe sei dumm und eine Schwäche, trifft mich das sehr. Weißt du nicht mehr, wie weh es tut, wenn ein Mensch so verächtlich mit einem geschenkten Herzen umgeht? Du müsstest dich doch an den Schmerz deiner Kindheit erinnern! Ich liebe dich trotzdem, und ich bewundere dich. Du magst dich innerlich unsicher oder traurig fühlen, aber du meisterst das so viel besser als ich. Du bleibst stark, auch wenn du dich nicht so fühlst. Ich hingegen laufe dir nach, bettele um deine Zuneigung und fühle mich elend, weil du mich deshalb als minderwertig betrachtest – obwohl dir mein Einsatz für dich oft sehr willkommen ist.

Dabei wäre alles so einfach: Uns ist doch beiden klar, dass wir die gleiche brennende Wunde in uns haben. Warum bilden wir nicht gemeinsam eine Muschel, innerhalb derer kein Lügen, kein Täuschen, keine Verachtung und keine Bestrafung mehr nötig sind? Ich könnte dich stärken mit Liebe und Mitgefühl, du könntest mich stärken mit deiner Fähigkeit, nein zu sagen. Beide könnten wir sein wie wir sind, ohne uns voreinander verstecken zu müssen. Wir könnten uneingeschränkt offen zueinander sein, auch wenn wir uns schwach fühlen, weil wir wissen, dass wir einander trauen können.

Nein, das bedeutet nicht den Verlust deiner Identität! Du bleibst genau der, der du bist. Aber du könntest diese anstrengenden Masken ablegen! Nein, das bedeutet auch nicht, dass du dich in meine Hand begibst und von mir abhängig wirst! Ich weiß doch jetzt auch schon, wie du dich hinter deiner Maske fühlst….

Ja selbstverständlich ist mir klar, dass ich mit diesem Wunsch den Wolf bitte, Hüter des Schafes zu werden. Auch Empathen können analysieren. Und doch … Warst nicht du es, der mir immer wieder vorgeschwärmt hat, wie sozial Wölfe sind, dass sie auch Alte und Schwache nie zurück lassen? Oder habe ich das selbst gegoogelt?…

Nein bitte… Nicht schon wieder dieses schreckliche Schweigen…“

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Siehe auch: „Mein wahres Ich wirst du nie erreichen“

Wenn der Empath geht: Zuerst zerbricht das Herz, dann erhebt es sich

Ein tragisches doppeltes Trauma sowie

„Der Mann meines Lebens ist ein Narzisst“ und die dortigen Links