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Sind die Tageszeitungen noch zu retten? Beispiel Rhein-Zeitung

Sind die deutschen Tageszeitungen noch zu retten? Die Auflagen besonders der Regionalzeitungen schrumpfen alarmierend schnell, auch die Digital-Angebote der Blätter machen das nicht wett. Das geht aus der jüngsten Statistik der IVW (Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V.) hervor.

Regionale Tageszeitungen haben es auf dem Print-Markt schwerer als alle anderen. Der wichtigste Aspekt, der sie von Mitbewerbern unterscheidet, ist ihre jeweilige regionale und lokale Berichterstattung. Aber gerade diese ist besonders teuer und personalintensiv. Weder durch Abo-Zahlen, noch über den Anzeigenmarkt lässt sich diese Form der Berichterstattung mit Gewinn umsetzen, weshalb die betroffenen Medienhäuser in den letzten beiden Jahrzehnten hier besonders stark den Rotstift ansetzten. Damit jedoch entfällt für zahlreiche Leser der Grund, sich die Abos überhaupt noch zu leisten. Zusätzlich leiden Tageszeitungen unter hohen Papier-, Herstellungs- und Vertriebskosten.

Beispiel Rheinland-Pfalz: Im Herzen von Rheinland-Pfalz, aber nicht in der Landeshauptstadt, residiert die Rhein-Zeitung. Anfang der 1990er Jahre zählte das in Koblenz ansässige Blatt 30 Lokalredaktionen im nördlichen Rheinland-Pfalz. Bis auf kleine Bereiche an den Rändern gibt es keine Mitbewerber. Das Verbreitungsgebiet deckt sich weitgehend mit dem ehemaligen Regierungsbezirk Koblenz (1,7 Millionen Einwohner). Es gab eine sehr kleinteilige Berichterstattung und viel direkten Kontakt mit Lesern. Da erschien das erste große Problem am Verlagshimmel: Es wurde üblich, immer mehr Fotos in Farbe zu veröffentlichen. Um dies umzusetzen, musste der Mittelrhein-Verlag teure neue Druckmaschinen anschaffen. So wurden die 1990er Jahre die ersten, die zu großen Umstrukturierungen führten.

Parallel zu den neuen Maschinen wurde das gesamte Erscheinungsbild des Blattes überholt: Man ging von fünf auf sechs Spalten, veränderte Schrift, Überschriften, Bildformate. Die Zahl der Lokalredaktionen wurde erstmals verringert: Aus 30 wurden 12. Die anderen 18 Standorte, bei denen oft langfristige Mietverträge bestanden, wurden nicht sofort aufgelöst, sondern arbeiteten zunächst der jeweiligen Redaktion zu. Redaktionsleiter wurden abgestuft und bei Eintritt in den Ruhestand nicht mehr ersetzt. Volontäre wurden nach der Ausbildung nicht mehr automatisch übernommen. In den folgenden Jahren sank die Zahl der fest angestellten Redakteure kontinuierlich.

1987 schon hatte die Rhein-Zeitung den Versuch unternommen, sich auch in der Landeshauptstadt Mainz zu etablieren und mit großem Aufwand die Lokalredaktion Mainz gegründet. Das Blatt nannte sich hier Mainzer Rhein-Zeitung und trat gegen den Platzhirsch Allgemeine Zeitung Mainz an. Ende 1998 wurde dort eine verkaufte Auflage von 11 984 Exemplaren erreicht. Im Laufe der Jahre sank die Auflage jedoch kontinuierlich: Zum 31. Dezember 2013 wurde die Lokalredaktion bei einer Auflage von 6 913 Exemplaren aufgelöst und der Titel eingestellt. Die Mainzer Rhein-Zeitung war nicht rentabel zu betreiben.

Parallel zu den finanziellen Herausforderungen wuchsen für die Zeitungen die digitalen Möglichkeiten. Erst mussten keine Texte mehr in die Setzerei geschickt werden, sondern wurden von den Schreibern allein bearbeitet. Die Redaktionen bekamen zusätzlich zu ihren schwarz-weiß-Fotolaboren Maschinen, die Farbfilme entwickeln konnten. Die Fotos konnte man zunächst in einem aufwändigen Prozess funken, später gleich digital in die Seiten einbauen, die ab diesem Zeitpunkt komplett in den Redaktionen produziert wurden. Korrektoren gab es da schon lange nicht mehr. Jetzt sparte man viel Personal in der Druckerei ein, indem die Redakteure diese Arbeiten übernahmen. Das sorgte für mehr Aktualität: Nun konnten die Redaktionen bis kurz vor der jeweiligen Andruckzeit noch aktuelle Nachrichten nachschieben. Deshalb wurden Spätschichten eingeführt, obwohl die Zahl der Redakteure weiter sank. Wenig später kamen die ersten Digitalkameras auf den Markt, die eine große Arbeitserleichterung bedeuteten, musste man doch nicht mehr stundenlang im Labor stehen. Kurzfristig sorgten die neuen Entwicklungen für einen kleinen Aufschwung.

Im Jahr 2000 verzeichnete die Rhein-Zeitung eine verkaufte Gesamtauflage von 239 072 Exemplaren, davon 224 365 im Abonnement. Man begann, über ein neues Druckhaus nachzudenken. Das Internet bestand nun seit etwa zehn Jahren und wurde langsam für die Masse an Verbrauchern alltagstauglich. Die sozialen Netzwerke waren noch nicht geboren.

Trotz der scheinbar guten Geschäftslage war man sich im Verlag dessen bewusst, dass die Kosten weiter steigen würden. Durch die Verbreitung in einem Flächenland war man trotz der Konzentration der Redaktionen bei den Anzeigenpreisen an Grenzen gestoßen. Zwar hatte man in der Druckerei durch die Digitalisierung erhebliche Personalkosten einsparen können. Aber das Papier stieg kontinuierlich im Preis, der Vertrieb mit seiner Hauszustellung auch in den kleinsten Orten des Landes wurde immer schwieriger und kostenträchtiger. Eine dynamische Website musste erstellt und täglich aktuell gehalten werden. In diesem Rahmen wurde das gesamte Zeitungsarchiv digitalisiert, um es den Lesern zur Verfügung zu stellen; eine Herkulesaufgabe.

Trotzdem war der Höhepunkt der Auflagenstärke überschritten. In den folgenden Jahren wurde das Internet zum größten Feind der Print-Tageszeitungen, denn es war rund um die Uhr aktuell. Der Kleinanzeigenmarkt brach ein, nachdem seit 1994 Amazon und seit 1995 Ebay mit viel günstigeren und gleichzeitig einfacheren Methoden Kunden an sich banden. Auch der Stellenmarkt wurde immer dünner: Es gab zeitweise praktisch keine Stellenanzeigen mehr. Das Arbeitsamt und die Wirtschaft waren ebenfalls digitalisiert worden und konnten offene Stellen im Internet anbieten.

Hatte man Ende der 1990er Jahre noch überlegt, in welche Richtung sich die Zeitung weiter entwickeln sollte: mit regionalem und lokalem Schwerpunkt oder eher konzentriert auf überregionale, nationale und internationale Nachrichten, war es jetzt beschlossene Sache: Man würde das Lokale weiter konzentrieren, dafür Regionalseiten einführen, denen die Lokalredaktionen zuarbeiten mussten, und sich ansonsten auf die „großen“ Nachrichten konzentrieren, die über ohnehin abonnierte Nachrichtenagenturen zugeliefert wurden. Einzelne zentral beauftragte Reporter brachen einige Themen auf Regionalebene herunter oder kommentierten.

Foto: Rhein-Zeitung.de

1998 wurde Google gegründet. Die Suchmaschine zählte schon im Jahr 2000 mehr als eine Milliarde Seiten. Jetzt begann das unaufhaltsame Sinken der Auflagen. Schon in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends wurde öffentlich über die „Krise der Tageszeitungen“ diskutiert. Und das war erst der Anfang.

Im Jahr 2001 entwickelte die Redaktion der Rhein-Zeitung das erste E-Paper der Bundesrepublik Deutschland. Die Tageszeitung war damit im Original-Format ab dem Zeitpunkt der Drucklegung online abrufbar, was geradezu unglaublich aktuell war. 2004 ging Facebook an den Start. Es tötete das regionale Forum „Wer kennt wen“, das 2006 gegründet worden und zunächst extrem beliebt war, langsam, aber stetig und wurde über seine Gruppen zum Vermittler von lokalen und regionalen Nachrichten. 2005 ging Youtube an den Start und 2006 wurde Twitter gegründet. Diese Nachrichten-Plattform, das heutige X, kann als internationale, stets topaktuelle Nachrichtenquelle genutzt werden, wenn man dort ausschließlich Medien abonniert. Youtube liefert aktuelle Videos zu allem, was gerade in der Welt passiert .Damit wird es überflüssig, Geld für eine einzelne Tageszeitung auszugeben, wenn man über die Weltlage informiert sein will. 2010 folgte Instagram für IOS und 2012 für Android. Die Rhein-Zeitung versuchte, sich dieser Entwicklung zu stellen, indem sie damit begann, ihr Online-Angebot mit aktuellen Videos anzureichern, wofür extra Redakteure eingesetzt wurden.

42 Millionen Euro hatte der Verlag in das neue Druckhaus investiert, das im Mai 2012 groß eingeweiht wurde. Da lag die verkaufte Auflage der Rhein-Zeitung bei 202 340, davon 182 363 Abos. Die Redakteure mussten jetzt auch Konten auf Facebook und Twitter mit aktuellem Content befüllen. Dadurch stieg aber das Risiko, die Ausgabe des nächsten Tages durch Vorabmeldungen zu „verramschen“. Daher beschloss der Verlag, eine radikale Bezahlschranke einzurichten. Ab 4. November 2013 konnte niemand mehr ohne Bezahlung auf das digitale Angebot zugreifen. Das war und ist wesentlich krasser, als es viele andere Tageszeitungen bis heute halten. Sie bieten zumeist einen kostenfreien Teil und einen +Teil gegen Bezahlung an. Für die Rhein-Zeitung war es eine riskante Wette: Um zu reüssieren, musste sie ihre Abonnenten bei der Stange halten.

Foto: Rhein-Zeitung.de

1,5 Jahre nach Einführung der Bezahlschranke lag die verkaufte Auflage der Rhein-Zeitung bei 188 345 Ausgaben, davon 171 405 Abonnenten und 9 071 E-Paper-Leser. Heute, nach dem dritten Quartal 2023 und zehn Jahre nach Einführung der Bezahlschranke, liegt die verkaufte Auflage bei gerade noch 134 447 Stück, davon 17 999 e-Paper, 121 822 Abonnenten und 8 640 E-Paper-Abonnenten. Allein im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Verlust von 7,7 Prozent. Die 12 teuren Lokalredaktionen wurden noch einmal massiv eingeschmolzen, die Lokalnachrichten damit ebenfalls – mit dem Ergebnis, dass die meisten der 1 113 Kommunen im Verbreitungsgebiet Nachrichten aus ihrem Leben nicht einmal jeden zweiten Tag lesen können. Damit ist das einst so starke Alleinstellungsmerkmal dieser Tageszeitung nur noch marginal vorhanden. Informationen zu den vielen kleinen und größeren für Lokalredaktionen so undankbaren Terminen bekommen die einstigen treuen Leser heute beim Einkaufen, aus dem kostenlosen Anzeigen-Blatt, den Mitteilungsblättern ihrer Verwaltungen und über Facebook-Gruppen. Das lokale Angebot wirkt auf den ersten Blick groß, besteht aber de facto aus einzelnen Spotlights zu den jeweiligen Gebieten.

Mit dieser Entwicklung ist die Rhein-Zeitung nicht allein. Deutschlandweit liegen die Auflagenverluste der Tageszeitungen zwischen 5 und 10 Prozent, Tendenz weiter sinkend. Auch andere Regionalzeitungen haben ihre Lokalberichterstattung stark eingeschmolzen. Die Nachrichten-Seiten dieser Zeitungen sind aber durch das Internet parallel dazu obsolet geworden. Die Notwendigkeit, dass Redakteure für sie Nachrichten einordnen, ein Argument, das gern als Begründung dafür genutzt wird, weshalb man eine Tageszeitung abonnieren sollte, bestätigen immer weniger Leser. Das einzige Gebiet, auf dem sie unschlagbar waren, den lokalen Bereich, haben die Printmedien aus Kostengründen derart verschlankt, dass potentielle Leser nicht mehr erkennen, warum sie für so wenig Information und Service Abos für knapp 50 Euro im Monat abschließen sollen. Wenn sich nicht nachhaltig etwas ändert, etwa durch staatliche Förderung von Lokalzeitungen, werden die Tageszeitungen in absehbarer Zeit Geschichte sein.

Wer sich nicht durch den Zahlendschungel der IVW wühlen möchte, kann Details zu den Auflagen der deutschen Tageszeitungen und Zeitschriften auch gebündelt beim Meedia-Magazin nachlesen.

Beitragsbild: Mali Maeder, Pexels

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Siehe auch

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Medien: Eine gute Geschichte ist eine gute Geschichte – das wird immer so sein

Die Redaktionsleiterin des Nordbayrischer Kuriers (Region und Kultur) Christina Knorz bringt es auf den Punkt: „Die Lokalzeitungen in Deutschland sind, wenn man da einen Schnitt durch macht, einfach nicht gut. Die sind langweilig, das sind Verlautbarungsorgane von Entscheidern, das hat nichts mit Journalismus zu tun, wie er gemacht werden sollte. Die Texte sind unverständlich, bürokratisch, es ist unattraktiv, man schlägt es auf und will gleich weglaufen. Ich kann verstehen, dass Menschen so eine Zeitung nicht kaufen wollen. Ich würde das auch nicht tun. Aber es liegt ja an uns, dass wir uns zurückbesinnen, was wir eigentlich tun sollten und das deshalb dann auch machen.“

Wie wahr. Und das gilt nicht nur für die Lokalzeitungen.

Print als Ganzes ist im rasanten Sinkflug. Wie schwer die Krise ist, kommt in der breiten Öffentlichkeit kaum an. Wir, die User, nehmen, was wir bekommen können – und das, wenn möglich gratis. Wir haben im Auto das Radio, unzählige TV-Sender im Wohnzimmer, immer aktuell und samt Mediatheken auf Samartphone, Tablet und PC. Wenn wir schnell über das aktuelle Thema informiert werden wollen, das uns gerade interessiert, nutzen wir twitter – in den sozialen Netzwerken können wir jederzeit kommentieren und interagieren, statt zu warten, ob unser Leserbrief gnädig veröffentlicht wird oder nicht – uns geht es doch besser als jemals zuvor – oder?

Sogar die Bundeskanzlerin sah sich angesichts des jüngsten Kongresses der Zeitungsverleger (BDZV) genötigt, den Erhalt des „Qualitätsjournalismus“ zu fordern.

In Deutschland gibt es laut BDZV  329 Tageszeitungen, 20 Wochenzeitungen und 6 Sonntagszeitungen. Zusammen haben sie eine Auflage von rund 22,2 Millionen Exemplaren. Diese vereinen unter ihrem Dach 1.528 redaktionelle Ausgaben. Neben den Printtiteln unterhalten die deutschen Zeitungen 661 redaktionelle Online-Angebote, die von mehr als die Hälfte der deutschen Internetnutzer regelmäßig besucht werden. Darüber hinaus gibt es mittlerweile 450 Apps für Smartphones und Tablet-PCs von Zeitungsverlagen, von denen zwei Drittel kostenpflichtig sind. Mit 248 Exemplaren pro 1.000 Einwohner über 14 Jahren hat Deutschland eine der höchsten Zeitungsdichten Europas.

Pro Erscheinungstag werden die gedruckten Zeitungen von 67,4 Prozent der Bürger über 14 Jahren gelesen (Tageszeitungen: 63,2 Prozent). Fast 44 Prozent der über 14-Jährigen (30,9 Millionen unique User) sind auf den Websites der Verlage unterwegs. 9,6 Millionen Nutzer steuern mindestens einmal pro Monat die Website einer regionalen Zeitung mobil an. Und: Bei der mit gedruckter Lektüre nur schwer zu erreichenden Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen ist die Reichweite der Verlage im Netz seit Ende 2011 um 14 Prozentpunkte auf 66,9 Prozent gestiegen. Die gedruckte Tageszeitung lesen zwei von drei Deutschen über 14 Jahren regelmäßig, das sind knapp 45 Millionen Männer und Frauen. Bei den lokalen und regionalen Abonnementzeitungen liegen die Leserinnen mit 52 Prozent sogar ganz leicht vor den Lesern (gut 50 Prozent). Dagegen werden Kaufzeitungen und überregionale Abonnementzeitungen stärker von Männern (23 Prozent beziehungsweise knapp 6 Prozent) als von Frauen (13 Prozent beziehungsweise knapp 4 Prozent) genutzt.

Die Zeitungen in Deutschland, so der BDZV weiter, haben eine Gesamtauflage von gut 21,5 Millionen verkauften Exemplaren pro Erscheinungstag (IVW: II. Quartal 2014). Im Vergleich zu dem entsprechenden Vorjahresquartal bedeutet dies ein durchschnittliches Auflagenminus von 3,7 Prozent. Zu der Gesamtauflage zählen 590.000 verkaufte E-Paper-Ausgaben von 178 verschiedenen Titeln (+47,9 Prozent). Insgesamt belaufen sich die Verluste per Saldo bei den lokalen/regionalen Zeitungen auf -2,6 Prozent, bei den überregionalen Titeln auf -6,1 Prozent, bei den Kaufzeitungen auf -8,1 Prozent, bei den Sonntagszeitungen auf -4,7 Prozent. Die Wochenzeitungen erzielten ein Plus von 0,4 Prozent.

Mit Journalismus im Netz Geld verdienen, um die Print-Ausgabe zu retten. Das ist das erklärte Ziel der Verleger, die horrende Vermögen in teuren Druckhäusern, Maschinen und Papier gebunden haben, die viel Geld für „analoge“ Vertriebswege verbrauchen, und die in ihren Blättern eine Vielzahl von Themen bündeln, die eine Vielzahl ganz verschiedener Interessenten ansprechen. Der Leser einer Tageszeitung wird einmal am Tag informiert, und zwar im Paket: Er bekommt von der Außenpolitik über die Kultur und den Sport bis hin zu Informationen aus seinem Heimatort alles. Wobei die Informationen aus dem Heimatort immer weniger, die Neuigkeiten, die über Nachrichtenagenturen und Lobbyisten beziehbar sind, immer mehr werden. Besonders ärgerlich dabei: Man bekommt zumeist alles oder nichts.

Um wenigstens die Bezugspreise einigermaßen stabil zu halten, sparen die Verlage, was das Zeug hält – und zwar da, wo es sich quer durch die ganze Wirtschaft am schnellsten sparen lässt: Bei den Menschen. Angestellte Redakteure sind teure Mitarbeiter. Sie haben im Vergleich zu anderen Berufen ausgesprochen gute Tarifverträge. Für die gute Bezahlung gibt es auch gute Gründe:  Den sogenannten Qualitätsjournalismus. Die Ausbildung von Redakteuren umfasst ein breites Spektrum von Verantwortlichkeiten rund um das Thema Information: Im besten Fall verinnerlichen sie nicht nur den genauen Unterschied zwischen den Stilrichtungen, mit deren Hilfe sie informieren, sondern auch die dahinter stehende Ethik: Ein Journalist hat zuerst nüchtern die Fakten zu präsentieren, bevor er irgend etwas wertet. Entschließt er sich zu einer Wertung, hat er sie als solche kenntlich zu machen, zu begründen und in Zusammenhang zu stellen. Medien stehen im Dienst ihrer Leser – nicht im Dienst von Interessengruppen, sei es nun aus der Wirtschaft oder der Politik. Damit tragen sie eine hohe gesellschaftspolitische Verantwortung.

Nun hat die technische Entwicklung in den letzten Jahrzehnten für eine stattliche Veränderung des Berufsbildes gesorgt. Heutige Tageszeitungsredakteure verbringen bestenfalls einen Bruchteil ihrer Zeit mit eigener Recherche. Statt dessen verarbeiten sie Material von Presseagenturen, freien Mitarbeitern, Korrespondenten. Sie ordnen es ein, gestalten damit optisch, inhaltlich und technisch das Blatt des nächsten Tages – reichern es vielleicht an mit einem Kommentar oder gar Leitartikel – sind ansonsten aber Informations-Verarbeiter, denen von ihren Arbeitgebern täglich neu klar gemacht wird, dass ihr eigenes Überleben vom Umsatz abhängt, und dass sie gefälligst etwas dafür zu leisten haben.

Hier beginnt ein Konflikt, der nur ganz selten aus den Medienhäusern in die Öffentlichkeit gelangt, denn es gibt außer den Medien ja niemanden, der über die Situation von Medienmachern berichten würde oder könnte…

Jeder Journalist – sei es beim kleinen Anzeigenblatt oder beim größten Medienhaus der Republik – möchte „gute Geschichten“ schreiben. Ehrliche Geschichten, die die Dinge aufzeigen wie sie sind, ungeschönt, tief  recherchiert, versehen mit guten Fotos, Anregungen zur Veränderung, einem fundierten Kommentar. Jeder Journalist weiß, wieviel Zeit so etwas braucht: Tagelanges Telefonieren, lange abendliche Treffen, Überzeugungsarbeit bei Informanten, das richtige Licht für das Foto – Freiraum im Kopf zum Überdenken des Kommentares. Zeit, die kein Mensch mehr hat, der in die tägliche Produktion eingebunden ist. Und schon gar nicht, wenn es wie in den Lokalausgaben, manchmal nur um wenige hundert oder wenige tausend Leser geht. Da kann die Story noch so gut sein – über den Verkauf wird sie sich nur im großen Rahmen refinanzieren, auf lokaler Ebene nicht.

Im überregionalen Bereich hat die Tageszeitung den Anspruch, die Informationen des Tages von Timbuktu bis Berlin widerzuspiegeln, zu wichten und zu werten – eine Auswahl im Sinne ihrer Leser zu treffen. Zwar ist sie damit hoffnungslos im zeitlichen Hintertreffen: Wenn sie endlich beim Leser auf dem Frühstückstisch liegt, ist die Nachricht im Zweifelsfall uralt. Aber: Es sind große Themen, mit denen sich die Journalisten beschäftigen – und das streichelt die Eitelkeit. Es ist schließlich ein Unterschied, Frau Merkel mal Bescheid zu sagen, als dem heimischen Ortsbürgermeister, der im Zweifelsfall dann schimpfend vor der privaten Haustür steht. Über den digitalen Verkauf, so die Hoffnung,  könnte man das analoge Zeit-Defizit ausgleichen. Außerdem nimmt man für sich in Anspruch, die Leser vor „Überflutung“ mit Information zu schützen.

Nein, ich will Journalisten nicht Unrecht tun.  Ich möchte ein Dilemma aufzeigen: Im Digitalen herrscht ein mörderischer Wettbewerb zwischen allen Anbietern, wo Print erstmal seinen Umsatz erstreiten muss. Und der Umsatz ist es, der zählt; nicht die Klicks. Bisher gibt es keinerlei Notwendigkeit, digitale Allround-Zeitungs-Abos zu kaufen. Spätestens über twitter sind alle relevanten Informationen gratis erhältlich – und zwar als persönliches Nutzerprofil. Das Einzige, was das twitter-Mitglied nicht bekommen kann, sind regelmäßige kleinteilige, lokale Informationen.

Der  Markt, auf dem gedruckte Tageszeitungen auch in Zukunft am leichtesten Wachstum erzielen könnten, ist ihr einziges Hoheitsgebiet: das Lokale. Im lokalen Bereich lieben die Leser ihre Zeitung als täglichen Begleiter im Alltag, wie immer neue Erhebungen auch deutlich machen. Nicht einmal lokales Fernsehen kann der Tageszeitung hier das Wasser reichen: Nur sie kann wirklich immer am Ball sein. Hier, wo man höchst selten Preise gewinnen kann, spielt sich das Leben der Abonnenten ab, hier kann echte emotionale Bindung hergestellt werden, die auch Zeitschranken aushält.

Informationsquellen für lokales Geschehen

Gerade hier wird aber seit Jahrzehnten kontinuierlich gespart. Man bedient sich ungelernter freie Mitarbeiter, die oft sehr engagiert sind, aber manchmal bereits Probleme haben, die deutsche Sprache in ihrem ganzen Spektrum zu nutzen – dafür lassen sie sich mit lächerlichen Zeilen- und Bildhonoraren abspeisen. Im Zweifelsfall werden ganze Lokalteile eingestellt, um die Kosten einigermaßen im Griff zu behalten. Denn bisher ist für die Verlage ehernes Gesetz: Die Tageszeitung muss als Paket verkauft werden. Mit allem, was drin ist: Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport, Reise, der Anzeigenbeilage und der Werbung – vom Automarkt bis zur Partnervermittlung. Die Aufsplitterung in viele Lokalteile kostet Geld, bringt aber vergleichsweise wenig Umsatz.

Warum? Weil sich die Anzeigenpreise an der Auflage orientieren. Würde man die Werbeeinahmen nach Auflagenzahlen einzelner Lokalausgaben stückeln, würden die ohnehin sinkenden Umsätze in den freien Fall übergehen.

Die redaktionelle Stückelung bei digitalen Abos wird dennoch eine Frage der Zeit sein. Man wird in Zukunft wohl kaum noch einen Leser zwingen können, immer neue Pakete zu kaufen, von denen er nur Bruchteile nutzt. „Persönliches Leseprofil“ heißt das Stichwort.

Online kämpfen die Verlage an allen Fronten: Gegen öffentliche TV-Archive, gegen Auszüge aus den Zeitungstexten in der Google-Suche, sie twittern, sie versuchen sich in Bezahlschranken – alles bisher mit mäßigem Erfolg. Fernsehsender, finanziert durch Zwangs-GEZ, haben es nicht nötig, Bezahlschranken einzurichten. Google interessiert das Snippet-Thema nicht: Jüngst hat die Suchmaschine beschlossen, Kurzangaben zu den Suchergebnissen im Zweifelsfall einfach wegzulassen und sich auf die Überschriften zu beschränken. Und Bezahlschranken? Ja, da wird man wohl lieb gewordene Gewohnheiten loslassen müssen, wenn es dauerhaft klappen soll. Mit einem Jahres-Abo der Gesamtausgabe und einem geschenkten Tablet dazu wird auf Dauer niemand Leser halten.

ARTE, wie so oft führend in Sachen Dokumentationen, hat sich des Print-Themas angenommen und vor einigen Wochen gezeigt, was im digitalen Bereich noch auf Medienmacher und Konsumenten zukommen wird. Ein sehenswertes Video, in dem sich das ganze Print-Drama abbildet.

War das, was wir früher gemacht haben, wirklich so toll? Eine Frage, die im Online-Zeitalter Programme wie etwa Chart Beat, ganz genau beantworten. Hier wird nicht nur analysiert, was viele Klicks bringt, sondern auch, welche Leser zurückkommen – und warum. Die New York Times hat beispielsweise inzwischen mehr als 700 000 Online-Abonnenten – weil sie sich konsequent auf treue Leser ausgerichtet hat. Dazu muss man goldene Kälber vom Thron werfen – aber es sichert das Überleben.

„Information ist erstmal frei von Wertung – einfach da, wie Luft und Wasser. Dann gibt es Systeme, die nach einem bestimmten Schlüssel aus der Flut etwas herausfischen. Der Journalist als Urheber der Information hat ausgedient – wir sind alle zu Überbringern geworden“, hat man bei der renommierten französischen Tageszeitung Le Monde herausgefunden. Was das in der Praxis heißt, wird durchaus unterschiedlich interpretiert: Aus Frankreich kommt der Gedanke, digitalen Lesern auch digitale Nutzerprofile nach ihren persönlichen Interessen zu schneidern, in New York möchte man nicht auf das Bewusstsein verzichten, „für alle“ zu schreiben. „Auch viele kleine Einnahmequellen können ein Fundament sein,“ meint man beim Guardian in England – dem Blatt, das durch die Snowden-Berichterstattung international bekannt wurde. Dort, wie auch bei der deutschen BILD, wird aus Überzeugung getwittert: Als Gegenpol zu all den anderen Schreibern, die sich in höchst unterschiedlichen Qualitäten hier, wie überhaupt in den sszialen Medien tummeln.

„Die Idee der Zeitung zu retten – wenn das gelingt, hat das Verlegertum, die digitale Tageszeitung, eine grandiose Zukunft. Qualitätsjournalismus ist mit Werbung schlicht nicht zu finanzieren,“ sagt Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer. Springer arbeitet konsequent auf eine Verzahnung des Print-Bereichs mit dem Digitalen hin und ist dafür bereit, auch die goldenen Kälber zu schlachten.

In der Bilanz für das Jahr 2012 erwirtschafteten die digitalen Medien der Axel Springer AG mit 1,174 Mrd. Euro erstmals mehr Umsatz als die deutschen Zeitungen (1,126 Mrd.). Während Digital um 22 Prozent zulegte, schrumpfte das Geschäft mit Zeitungen um 3,3 Prozent. Beim operativen Gewinn legten die digitalen Medien bei Springer um satte 53,6 Prozent auf 242,9 Mio. Euro zu. Aber: Die Umsätze aus dem Digitalgeschäft kommen weniger von klassischen, journalistischen Medienangeboten, sondern aus der Vermarktung und von Anzeigen-Portalen. “Wir wollen den digitalen Umbau des gesamten Unternehmens deutlich forcieren“, sagte bei der Bilanzvorstellung Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner. Was er damit meinte, wurde auch der Öffentlichkeit bald klar: 2013 wurde in einer groß angelegten Studie „Der Abend„, das Konzept einer digitalen Tageszeitung entwickelt.

In der Spiegel-Redaktion, dem – wenn man so will – intellektuellen Kopf der Springer-Presse, geht es jetzt um das Schlachten der goldenen Kälber. Es wird ein hartnäckiger Kampf Print gegen Digital ausgetragen, der im Rauswurf beider Chefredakteure einen ersten Höhepunkt hatte. Vor wenigen Wochen wurde der Machtkampf entschieden: Ein Aufstand der Print-Ressortleiter gegen den neuen Chefredakteur Wolfgang Büchner endete in einer Niederlage. Die analog schreibende Zunft schaut immer noch herablassend auf die digitalen Kollegen hinab – die meist auch deutlich weniger verdienen. Warum Analog glaubt, sich Herablassung leisten zu können, ist genau genommen unklar…

Vor uns liegt nicht nur eine Zukunft, in der wir uns, wo wir gehen und stehen, digital informieren können – sei es durch google glass, einen sprechenden Badezimmer-Spiegel oder andere technische Allroundgeräte. Vor uns liegt auch eine Zeit, in der die affektive Bindung zu einem bestimmten Medium immer weniger vorhanden ist. Die Arte-Doku macht das sehr deutlich. „Von mir aus können die Zeitungen sterben. Mich interessieren Nachrichten,“ sagt der sogenannte Open Journalismus, und folgerichtig: „Mir ist egal, wer ein Journalist ist. Wichtig ist: Wer handelt journalistisch? Wer kann Informationen seriös prüfen, sie bewerten und Zusammenhänge herstellen?“

Denn:  „Das Einzige, was sich nicht verändert, ist: Eine gute Geschichte ist eine gute Geschichte – egal, wer sie erzählt“.

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100 Zeitungen, so berichtet Statista, haben laut Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger mittlerweile eine Bezahlschranke im Netz eingeführt. Davon setzen 60 Zeitungen auf ein Freemium Modell. Dabei bleibt ein Teil der Artikel kostenfrei, während der Rest des Online-Angebotes nur nach Erwerb eines Tagespasses oder Abos zugänglich wird. Ein Beispiel für dieses Modell ist BILDplus bei Bild.de. 35 weitere Blätter setzen auf das so genannte Metered Model. Ein Beispiel hierfür ist die Welt, bei der Leser monatlich freien Zugang zu maximal 20 Artikel haben. Ist dieses Kontingent erschöpft, müssen sie bis zum nächsten Monat warten oder ein Abo abschließen. Schließlich gibt es noch die harte Bezahlschranke, bei der das komplette Online-Angebot kostenpflichtig wird. Für dieses Modell haben sich vier Zeitungen entschieden. Einen Sonderweg hat die TAZ eingeschlagen, die es ihren Lesern freistellt, ob sie für einen Artikel etwas bezahlen wollen oder nicht.

Die vollständige Liste der deutschen Zeitungen mit Paid Content Angebot:

Aachener Nachrichten Freemium Tagespass und Abo
Aachener Zeitung Freemium Tagespass und Abo
Aller Zeitung Freemium Tagespass und Abo
Allgäuer Zeitung Freemium Tagespass
Allgemeine Zeitung Metered Model Tagespass und Abo
Augsburger Allgemeine Metered Model Tagespass und Abo
Badische Zeitung Metered Model Abo
Bayerische Rundschau Freemium Tagespass und Abo
Berliner Morgenpost Freemium Tagespass und Abo
Bild Freemium Tagespass und Abo
Bocholter-Borkener Volksblatt Harte Bezahlschranke Abo
Böhme Zeitung Harte Bezahlschranke Einzelverkauf
Borkener Zeitung Freemium Tagespass und Abo
Braunschweiger Zeitung Harte Bezahlschranke Tagespass und Abo
Bürstädter Zeitung Metered Model Tagespass und Abo
Cellesche Zeitung Freemium Tagespass und Abo
Coburger Tageblatt Freemium Tagespass und Abo
Cuxhavener Nachrichten Freemium Tagespass und Abo
Darmstädter Echo Metered Model Abo
Deister- und Weserzeitung Freemium Tagespass und Abo
Der Patriot Freemium Abo
Die Kitzinger Freemium Tagespass und Abo
Die Welt Metered Model Abo
Donaukurier Metered Model Tagespass und Abo
Dorstener Zeitung Metered Model Abo
Dresdner Neueste Nachrichten Freemium Abo
Emsdettener Volkszeitung Metered Model Abo
Eßlinger Zeitung Freemium Einzelverkauf und Abo
Frankenpost Freemium Tagespass und Abo
Frankfurter Neue Presse Freemium Tagespass und Abo
Fränkische Nachrichten Metered Model Tagespass und Abo
Fränkischer Tag Freemium Tagespass und Abo
Freemium Freemium Tagespass
Freies Wort Freemium Tagespass und Abo
Gäubote Freemium Abo
Gmünder Tagespost Freemium Einzelverkauf, Tagespass und Abo
Goslarsche Zeitung Freemium Tagespass und Abo
Göttinger Tageblatt Freemium Tagespass und Abo
Grafschafter Nachrichten Metered Model Abo
Grevener Zeitung Metered Model Abo
Halterner Zeitung Metered Model Abo
Hamburger Abendblatt Freemium Tagespass und Abo
Handelsblatt Freemium Einzelverkauf und Abo
Hannoversche Allgemeine Zeitung Freemium Tagespass und Abo
Haßfurter Tagblatt Metered Model Tagespass und Abo
Heilbronner Stimme Freemium Tagespass und Abo
Hildesheimer Allgemeine Zeitung Freemium Tagespass und Abo
Ibbenbürener Volkszeitung Harte Bezahlschranke Abo
Kieler Nachrichten Freemium Tagespass und Abo
Kölner Stadtanzeiger Metered Model Abo
Kreiszeitung Böblinger Bote Freemium Abo
Lampertheimer Zeitung Metered Model Tagespass und Abo
Lausitzer Rundschau Freemium Tagespass und Abo
Leipziger Volkszeitung Freemium Abo
Lübecker Nachrichten Freemium Tagespass und Abo
Main-Post Metered Model Tagespass und Abo
Main-Spitze Metered Model Tagespass und Abo
Mannheimer Morgen Metered Model Tagespass und Abo
Märkische Allgemeine Freemium Tagespass und Abo
Mindener Tageblatt Freemium Tagespass und Abo
Mühlacker Tagblatt Freemium Abo
Münsterland Zeitung Metered Model Abo
Münstersche Zeitung Metered Model Abo
Neckar Chronik Freemium Einzelverkauf
Neue Deister-Zeitung Freemium Tagespass und Abo
Neue Osnabrücker Zeitung Metered Model Abo
Neue Presse Freemium Tagespass und Abo
Neue Presse Freemium Tagespass und Abo
Neues Deutschland Freemium Abo
Niederelbe-Zeitung Freemium Tagespass und Abo
Nordbayerischer Kurier Freemium Einzelverkauf, Tagespass und Abo
Nordkurier Freemium Abo
Nordsee-Zeitung Freemium Abo
Nordwest-Zeitung Metered Model Tagespass und Abo
Nürtinger Zeitung Freemium Tagespass und Abo
Oberbayerisches Volksblatt Metered Model Abo
Oberhessische Presse Freemium Tagespass und Abo
Ostsee-Zeitung Freemium Tagespass und Abo
Peiner Allgemeine Freemium Tagespass und Abo
Rhein-Zeitung Metered Model Tagespass und Abo
Rhön- und Saalepost Metered Model Tagespass und Abo
Ruhr Nachrichten Metered Model Abo
Saale-Zeitung Freemium Tagespass und Abo
Saarbrücker Zeitung Metered Modell Abo
Sächsische Zeitung Freemium Abo
Schaumburger Nachrichten Freemium Tagespass und Abo
Schwäbische Post Freemium Einzelverkauf, Tagespass und Abo
Schwäbische Zeitung Metered Model Abo
Schwäbisches Tagblatt Freemium Einzelverkauf und Abo für Printabonnenten
Stader Tageblatt Freemium Tagespass und Abo
Südkurier Freemium Abo
Südwest Presse Metered Model Abo
taz – die tageszeitung Freiwillige Bezahlung Einzelverkauf
Trierischer Volksfreund Metered Model Tagespass und Abo
Waldeckische Landeszeitung Freemium Tagespass und Abo
Weser Kurier Metered Model Abo
Wiesbadener Kurier Metered Model Tagespass und Abo
Wiesbadener Tagblatt Metered Model Tagespass und Abo
Wolfsburger Allgemeine Freemium Tagespass und Abo
Wormser Zeitung Metered Model Tagespass und Abo

Siehe auch:

Niedergang der Printmedien: Kreativität in ganz neuen Strukturen notwendig

Weiterführende Links:

BDZV: Die deutschen Zeitungen 2014

Konzentration bei Tageszeitungen auf historischem Höchststand

ARD/ZDF-Onlinestudie 2014

IVW-Analyse: Deutschlands erfolgreichste Heimatzeitungen

Mediendaten Südwest

Entwicklung der RZ seit verschärfter Bezahlschranke

Die Zukunft der Tageszeitung ist jetzt

Digitale Medien überfluten Zeitungen

Springer-Bilanz: Digital überholt Zeitungen

Warum Zeitungen plötzlich wieder Auflage machen

Der Abend: Konzept einer digitalen Tageszeitung

Machtkampf beim Spiegel geht weiter: Wirtschafts- und Kulturchef sollen gehen

Google schmeißt Snippets raus

Update: IVW Q3 2014: Alle Tageszeitungen verlieren

Update: Video: Wie wird die Zukunft des Journalismus aussehen?

Update: Verlage geben Google nach

Update: „Brigitte“ entlässt alle schreibenden Redakteure

Update: Journalismus unter Verdacht

Update: Der Spiegel: Klaus Brinkbäumer soll Nachfolger von Wolfgang Büchner werden

Update: Machtkampf beim Spiegel ist vorbei – Büchner muss gehe

Update: Anhörung im Bundestag: Experten zerpflücken Leistungsschutzrecht

Update: RZ-Zugriffsbilanz nach vier Monaten Paywall

Update: Wer gehört zu wem?

Update: Milliardäre machen Zeitung – die Magie der Macht

Update: The Last (or at Least Looniest) Newspaper in America

Update: Zeitungen verlieren dramatisch an Reichweite

Update: Mit Geld von Axel Springer: Deutscher Business Insider startet noch dieses Jahr

Update: Aus jeder Zeitung das herauspicken, was man lesen will: Geht doch!

Update: Frauenquote in Verlagen würde gut tun

„Der Abend“: Konzept einer digitalen Tageszeitung – und eine Vision …

Niedergang der Printmedien – Kreativität in ganz neuen Strukturen notwendig – unter diesem Titel habe ich seit der Insolvenz der Frankfurter Rundschau im Dezember 2012 zahlreiche Updates zur kritischen Lage der Zeitungsbranche in Deutschland in diesem Blog gesammelt.

Der Spiegel hat nun in den letzten vier Wochen etwas getan, wozu sich alle anderen Medien bisher nicht trauten: Er hat Chefredakteure von regionalen und überregionalen Tageszeitungen an einen Tisch geholt und zusätzlich über die sozialen Medien Tausende von Lesern befragt. Herausgekommen ist nicht nur eine nachahmenswerte Diskussion, sondern auch ein erstes Konzept einer Verlags-übergreifenden digitalen Tageszeitung mit frei gestaltbarem Lokalteil, das eine echte Zukunftschance zu bieten scheint – wenn die Verlage es nicht nur nutzen, um noch  mehr Personal als bisher zu sparen.

Den folgenden Artikel habe ich Spiegel Online  vom 10.9.2013 entnommen. Er ist lang. Aber er führt zu einer Vision, die sich aus meiner Sicht noch ausfeilen ließe…

Nehmen wir an, es gelänge nicht nur der Spiegel-Gruppe  oder den Verlagen die sie hier zusammen gerufen hat, den „Abend“  zu produzieren und zu vermarkten. Denken wir noch eine Schuhgröße weiter: Man nehme einen Pool aus beliebig vielen, auch kleinen (Fach-)Verlagen, deren beste Redakteure Hintergrund-Recherchen, Bewertungen und Kommentare zu Nachrichten einstellen, die von Agenturen aller Kontinente kommen – also breiter vorhanden sind, als es zurzeit irgendwo in Deutschland kaufbar ist. Das wäre eine Ebene, die GEZ-förderfähig sein könnte.

Nehmen wir nun an, alle beteiligten Verlage bieten im Rahmen dieses Konsortiums ihre eigenen Regional- und Lokalnachrichten an, ebenfalls gefächert nach Sparten.

Damit wäre meine Ideal-Zeitung auf dem Markt: Ich könnte einen nationalen und internationalen Teil, außerdem einen Lokalteil nach meinen Interessenlagen fest abonnieren und würde täglich gute drei Stunden Suche im Netz einsparen.

Den Anbietern stünde ein wesentlich breiter gefächerter Werbemarkt zur Verfügung, als sie jeweils mit ihren hauseigenen e-papers erreichen. In den Zentralredaktionen würden Posten frei, die ins Lokale verlagert werden und die „Hausmacht“ über Leser-Blatt-Bindung neu erstarken lassen könnten. Im Ergebnis könnte damit zumindest ein Teil der noch bestehenden Print-Ausgaben mittelfristig gerettet werden – und vor allem würden wir nicht verlieren, was wir an ausgebildeten Redakteuren zu schätzen wissen: Ihre Fachkompetenz in Sachthemen und ihre Fähigkeit, Ereignisse in größere Rahmen einzuordnen.

Geht nicht?

Vielleicht treibt die Not die Verlage ja zusammen.

*

Hier nun der Spiegel-Text:

Stirbt die Tageszeitung?

Wenn nicht – warum?

Brauchen wir noch Tageszeitungen, und wenn ja, welche? Fragten wir vor vier Wochen. Und über tausend Leser antworteten. Schimpften, lobten, argumentierten, pöbelten, schwärmten. Formulierten Gedanken, machten Vorschläge – die wichtigsten fassen wir in diesem Text zusammen. Und entwickeln daraus so etwas wie die Zeitung von morgen, im sechsten Kapitel stellen wir sie vor. In den fünf Kapiteln davor antworten Leser auf die großen Fragen der Zeitungsdebatte: Was ist der Sinn von Tageszeitungen? Warum verlieren sie so viele Leser? Frisst Online Print? Machen Bezahlmodelle für Online-Journalismus Sinn? Was können Redaktionen tun gegen die Leserflucht? Schließlich: Wie sollen Journalisten in Zukunft informieren? Am Beginn jedes Kapitels antworten Chefredakteure deutscher Zeitungen aus ihrer Sicht auf die Fragen. Viel Spaß!

Von Cordt Schnibben

Die letzten vier Wochen waren für mich eine seltsame Erfahrung: Einerseits war ich erfreut darüber, wie ernst viele Leute den Journalismus nehmen, sich hinsetzen, um lange Mails und Kommentare zu schreiben. Andererseits erstaunt darüber, wie hart sie mit Journalisten ins Gericht gehen, auch mit SPIEGEL und SPIEGEL ONLINE übrigens. Schreiben voneinander ab, linke Zensoren, intellektueller Abwärtstrend, devote Hofberichterstattung, PR-Maschine, schlecht recherchiert, nur noch Agenturmeldungen kopiert, schlechtes Deutsch, solche Beschwerden ziehen sich durch viele Leserkommentare. Man kann das abtun als die Nörgelei von chronischen Nörglern, aber solche Urteile finden sich in den meisten Leseräußerungen. Nicht das Netz sei der wahre Grund für die Leserflucht, bilanzierte Kommunikationsforscher Michael Haller in seinem Debattenbeitrag, die Enttäuschung über die Tageszeitung sei noch wichtiger, der Auflagenrückgang habe schon vor der massenhaften Nutzung des Internets eingesetzt. Über die lokale Tageszeitung wird besonders hart geurteilt.

Leser- Kommentare

„Es ist schön festzustellen, dass die Kompetenz der LeserInnen gefragt ist.“

Kora Gouré Bi per E-Mail

Wenn man sich durch die Zuschriften der Leser wühlt, spürt man allerdings immer noch eine mystische Abhängigkeit von der Zeitung. „Es ist so schön im Morgenrock an den Briefkasten zu gehen“ (Anne-marie Arveuf-kayser). „Eine noch nicht aufgeschlagene Zeitung zwingt zur Lektüre“ (MTV). „Ein Familienmitglied  am Frühstückstisch“ (twaddi). Man könne sie überall lesen, die Zeitung; man zeige, dass man seine Ruhe will; man lese viel konzentrierter. Die Zeitung sei übersichtlich und abgeschlossen, „ein Fels in der Brandung“ (besim), sie trenne Unwichtiges von Wichtigem, liefere Hintergrund und Lesespaß und: „Das große Plus der Tageszeitung ist die Qualitätskontrolle und der Umstand, dass jemand für einen Beitrag mit seinem Namen haftet“ (mueller-thurau).

„Jetzt tauchen hier plötzlich irgendwelche Blogger aus der Versenkung auf, von denen kein Mensch je gehört hat.“

georgtrakl auf Spiegel Online

Viele Menschen sind verliebt in ihre Zeitungen, und ich muss zugeben, wenn ich an der Nordsee Urlaub mache, wie in den letzten zwei Wochen, dann kann ich Feinkost Meyer nicht verlassen, ohne den „Weser-Kurier“ mitzunehmen. Als Bremer bin ich mit dem „Weser-Kurier“ aufgewachsen, im Lokalteil waren die Bilder von unseren Schülerdemonstrationen und vom Beat-Club, im Sportteil las ich über die 1. Herrenmannschaft des ATSV Bremen 1860 und die erste Deutsche Meisterschaft von Werder Bremen. Und auf der Titelseite tobte der Vietnam-Krieg.

„Es ist schön festzustellen, dass die Kompetenz der LeserInnen gefragt ist.“

Kora Gouré Bi per E-Mail

Jeder ist mit einer Zeitung groß geworden, sie ist Teil seiner Biografie. Dieser Satz stimmt nicht mehr, viele, die heute groß werden, wachsen ohne Zeitung auf. Und bei vielen, die mit einer Zeitung groß geworden sind, verschwindet die Zeitung für immer aus ihrem Leben. Warum?

Wie schlimm ist es?

Wie schlimm ist es

(Quelle: IVW)

Mehr als 50 Zeitungen eingestellt in den vergangenen 20 Jahren, sechs Millionen weniger Auflage im Vergleich zu 2003, 1,3 Milliarden Euro weniger Werbeerlöse seit 2006 – das sind die Zahlen der Zeitungskrise.

Die Gründe: Zeitungen, die ihre Leser langweilen und ihnen zu teuer sind. Verleger, die Redaktionen zusammenschrumpfen, um ihre Rendite trotz sinkender Erlöse zu halten. Verleger, die zu spät und zu halbherzig auf die Digitalisierung reagiert haben. Blogger und soziale Medien, die im Netz bessere Alternativen zu den alten Medien bieten. Das sind die Ursachen für die Zeitungskrise, wenn man die Leserkommentare ernst nimmt.

„Weg von dieser verbeamteten Worthülsenstanzerei. Den ewig gleichen Phrasen und Wendungen, die keiner mehr ertragen kann.“

waldlergeist auf Spiegel Online

„Mir macht diese Entwicklung große Angst“, schreibt ohnebenutzername, „keiner ist mehr bereit für Qualitätsjournalismus zu zahlen.“ Um Tageszeitungen lesen zu können, „benötigt man Zeit und Geld, immer weniger Arbeitnehmer haben dies“ (naklar?).

Sich online besser informieren zu können gilt für immer mehr Leser als selbstverständlich. „Online habe ich die Möglichkeit, jeden Artikel, der mir suspekt vorkommt, in die Suche zu schmeißen“ (Galik). „Seit Jahren suche ich die lokalen (und überregionalen) Inhalte, die mich interessieren, in Blogs, über socialmedia und andere digitalen Medien zusammen“ (Gudrun Lahm).

Die Antwort der Verleger auf die Herausforderungen des Internets befriedigen Online-Leser nicht. „Die meisten Tageszeitungen, die auf digital umgesattelt sind, haben den Leser einfach vergessen und das Papierformat eins zu eins übernommen, der moderne Weg wäre, eine Onlinequelle, zu erschaffen, die sich dem Leseverhalten des Users anpasst.“ (spon-facebock-jerrykess). Und der Fehler vieler Tageszeitungen, die gesamten Inhalte der Printausgabe kostenlos auf die Website zu stellen, verstehen viele Leser noch weniger, obwohl sie gern davon profitieren. Die sinkenden Erlöse durch immer neue Sparrunden in den Redaktionen auszugleichen, habe die Qualität vieler Zeitungen deutlich reduziert. „Die Verleger schmeißen in kurzsichtigem Profitdenken Redakteure raus und wandeln Lokalredaktion in Profit-Center“ (FerrisBueller2).

„Am liebsten lese ich inzwischen die Nachrichten auf dem Online-Portal meiner Bank.“

Enzian auf Spiegel Online

Lokal und regional informiert zu werden, finden die einen sehr wichtig, aber so, wie es passiert, ist es den anderen zu provinziell: „Beiträge, die ich so fast auch aus dem amtlichen Mitteilungsblatt der Gemeinde kenne“ (Wunderläufer). „… sind die Verbandelungen zwischen Wirtschaft, Politik und Presse so tief gewachsen, dass die Zeitung auch kaum noch in der Lage sein wird, unabhängig zu berichten“ (franks meinung).

Auflage deutscher Tageszeitunge

„Die Tageszeitung“ ist nicht in der Krise, nicht alle trifft es gleich: Die kleine Regionalzeitung hat noch ein Informationsmonopol; die überregionale Zeitung hat den Einordnungsvorsprung; die Lokalzeitungen in den großen und mittelgroßen Städten leiden am stärksten unter der digitalen Konkurrenz.

Sie sind, wie es der Schweizer Journalist Constantin Seibt in seinem Debattenbeitrag geschrieben hat „riesige Routinemaschinen“, und „sie tun nichts dafür, dass ich sie mögen muss“ (Silke Burmester), sie wirken im 21. Jahrhundert wie „fremdartige Text- und Themenbündel“ (Mario Sixtus) für „imaginäre Durchschnittsleser“ (Thomas Knüwer).

„Leider scheint es auf diesem Planeten keinen Geschäftszweig zu geben, der beratungsresistenter ist als Verlage.“

Uli Stühlen per Email

Der „SZ“-Journalist Dirk von Gehlen hält den Zeitungskritikern in seinem Blog entgegen: Eine Tageszeitung ist mehr als das Papier, auf dem sie gedruckt ist; am Beispiel des „Guardian“ und seiner Rolle in der NSA-Affäre werde deutlich, dass die Redaktion einer Tageszeitung durch Geld, Kompetenz und Haltung so etwas wie ein „Ort der Freiheit“ und der Leser als Abonnent Unterstützer dieser Haltung sein könne.

Als Mittelpunkt einer Gemeinde, die an Informationen ebenso interessiert ist wie an Einordnung und Gemeinsinn, hat die Zeitung eine Zukunft, was nicht heißt, dass diese Zukunft aus Papier sein muss. Die neue Smartphone-App von SZ.de bietet einiges von dem, was eine digitale

Frisst Online Print?

Der Auflagenrückgang vieler Tageszeitungen setzte zwar schon ein, bevor die große Zeit des Internet begann, aber seit sich der kostenlose Journalismus im Netz breitgemacht hat, verschärft sich die Krise des Printjournalismus.

Da sind solche Stimmen: „Ich bin 23 Jahre alt und habe mir selten Zeitungen gekauft. Wozu auch? Gibt doch alles kostenlos im Internet“ (Lexx). „Im Tempowettbewerb mit dem Internet wird die Tageszeitung immer verlieren. Deshalb ist es mir auch ein Rätsel, weshalb alle deutschen Tageszeitungen der Tagesaktualität hinterherhecheln“ (caroline-NL). „Die Papierzeitungen werden von zwei Seiten in die Zange genommen: den Kosten und der breiten Palette von Informationen im Netz“ (dieter.neef).

„Das Internet lässt dem Menschen einfach keine Zeit mehr zum Lesen von Papier. Die Freizeit ist schon aufgebraucht.“

Arzgebircher auf Spiegel Online

Besonders schädlich für Print, so meinen viele Leser, sind die Websites der Printmedien. Ursprünglich gedacht als Marketing für die Zeitung, als Lockmittel um Gedrucktes zu kaufen, entfalten sie eine zerstörerische Kraft: „Die Printmedien leiden unter dem schlechten Ruf ihrer Internetcousinen; der Kunde hat die Wahl zwischen minderwertig und kostenlos oder gut und teuer.“ (peter_30201). Für die Blogger, die sich an der Zeitungsdebatte beteiligten, sind Zeitungen dem Tode geweiht, weil sie nicht nur ökonomisch dem Netz unterlegen sind, sondern auch journalistisch. Für die Printverteidiger sind Zeitungen, trotz des Erfolgs der Online-Medien, (fast) unsterblich, weil sie als Kulturgut aus deutschen Küchen, Wohnzimmern und Büros nicht wegzudenken sind.

Klickzahlen deutscher News-Seiten

Während der Zeitungsdebatte gelang allerdings hier und da das Aufweichen der Fronten, zum Beispiel im „Digitalen Quartett“. Das ist eine Internet-Talkshow, bei der Leute vor ihrem Computer sitzen und via Videochatprogramm Google Hangout debattieren, aus Seattle moderiert von der Bloggerin Ulrike Langer. Als sich das Quartett mit der Zeitungskrise beschäftigte, redeten drei Blogger mit zwei Tageszeitungsjournalisten und einem Mediajournalisten, als Diskussionsteilnehmer stand ich in meinem Urlaubsort in einer Kneipe – die einzige Möglichkeit, eine stabile Internetverbindung zu nutzen.

„Sind wir nicht alle irgendwie Journalisten?“

Holger Rösler auf Facebook

Schnell lösten sich die starren Fronten auf, weil die beiden Printleute das Netz genauso selbstverständlich nutzen wie die Blogger. Der eine, Markus Schwarze, ist in der Chefredaktion der „Rhein-Zeitung“ zuständig für digitale Inhalte, der andere, der Schweizer Constantin Seibt, schreibt im „Tagesanzeiger“ und in seinem Blog „Deadline“, dort über die Zukunft des Journalismus. Die „Rhein-Zeitung“ hat (seit 1995) als erste deutsche Tageszeitung einen Onlinedienst mit eigener Redaktion und seit 2001 eine E-Paper-Ausgabe.

Die „Rhein-Zeitung“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine Print-Redaktion das Netz nutzt, um User einzubeziehen und Print-Inhalte digital zu verbreiten, allerdings mit denselben Beschränkungen, die allen deutschen ePaper-Ausgaben anhaften: Sie kleben noch zu sehr am Gedruckten, enttäuschende 340 000 Exemplare der täglichen ePaper-Ausgaben verkaufen alle Tageszeitungen zusammen (bei einer Print-Auflage von 20 Millionen).

Nach dem ersten Glas Rotwein habe ich während des „Digitalen Quartetts“ neue Eindrücke nach einer Woche Zeitungsdebatte zusammengefasst als Streit zwischen digitalen Stalinisten und analogen Maoisten. Das ist umso lächerlicher, weil es „Print“ eigentlich gar nicht mehr gibt: Das, was eine Print-Redaktion produziert, findet seine Leser heutzutage zu immer größeren Teilen online: als ePaper, auf der Online-Seite, im Smartphone, auf dem Tablet. Jeder Journalist muss das, was er an den Leser bringen will, online und offline denken und erzählen können. Und jede Redaktion sollte beginnen, wenn sie an die Zukunft ihrer Zeitung denkt, sich diese digital vorzustellen.

„Wenn das Druckmedium nicht aussterben soll, muss der qualifizierte Journalismus das Netz meiden.“

Lars Höppner per Email

Nur so kann sie an die Erlöse kommen, die sie braucht, um ihren Papierlesern auch zukünftig das Rascheln zu erhalten. Das gilt nicht nur für Zeitungen, das gilt für die gesamte Printbranche. Auflagenverluste beklagen Wochenblätter, Programmzeitschriften und Magazine, auch der SPIEGEL blieb davon nicht verschont, bei den Abonnenten verlor er weniger als im Kioskverkauf.

Seit Edward Snowden enthüllte, dass das Internet von Geheimdiensten großräumig überwacht und besonders die sozialen Medien ausgeforscht werden, hoffen Printgläubige zwar, das neue Misstrauen gegen das Netz könne die Flucht aus den Papiermedien verlangsamen, aber der Strukturwandel der Öffentlichkeit ist unumkehrbar.

Im Netz bezahlen – wenn ja: wie?

Die große Hoffnung der Verleger: Wenn wir für die bisher kostenlosen Websites unserer Zeitungen Geld nehmen, dann können wir den Auflagenrückgang bremsen und zusätzliche Erlöse erzielen. Und wenn wir dann noch die Zeitungen über Tablets und Smartphones an neue Käufer bringen, bekommen wir die Zeitungskrise in den Griff.

Wertet man die Lesermeinungen der Zeitungsdebatte aus, zeichnet sich eine deutliche Mehrheit dafür ab, zukünftig im Netz für Journalismus zu zahlen; mehr als bisher, muss man sagen, denn für ePaper wird ja schon gezahlt. Und bereits 46 von 332 deutschen Zeitungen nehmen auf ihren Websites Geld für bestimmte Artikel oder für alle Artikel. Es gibt natürlich die ablehnenden Stimmen. „Der Großteil der Leser will gar nicht zahlen.“ (KarlRad). „Ich denke nicht, dass ich für Nachrichten zahlen werde, solange ich diese auch an anderen Stellen konsumieren kann“ (balubaer). „Würde ich pro Tag z. B. 5 Euro für so eine Zeitung ausgeben?“ (Emmi)

„Führen Sie Micropayment ein! Meine Oma hat immer gesagt: Kleinvieh macht auch Mist.“

mii auf Spiegel Online

Wer schreibt, dass er zahlen will, hat genaue Vorstellungen davon, wofür und wie. Ja, ihr kriegt mein Geld, aber erstens nur dann, wenn die Qualität besser wird. „Eine valide Geschichte, die recherchiert, gegengeprüft, dessen Quellen validiert werden müssen und, und, und. So etwas kostet Geld“ (jan-bernd meyer). Zweitens sollen es auf den Leser zugeschnittene Informationen sein: „Ein Online-Service, der mir täglich „qualitätsverlesene“ aktuelle Meldungen und Beiträge zu meinen persönlichen Interessengebieten liefert“ (Ok-naja). Konrad Lischka brachte in seinem Debattenbeitrag das Beispiel von „Politico Pro“, die mit einer extrem detaillierten Berichterstattung über das politische Geschehen in Washington Geld verdienen.

Drittens zahlen wir, so die Leser, nur, wenn die Verlage schaffen, ein „Kombiabo“ zu etablieren: „20 Euro im Monat für alle gängigen Zeitungsseiten, ein login“ (lateralus). „Sämtliche Verlage sollen kooperieren, mit geballter Kraft eine Plattform wie iTunes lancieren“ (Sacha Ercolani). Alle gemeinsam und, viertens, ganz einfach: „Ich möchte online mit maximal zwei Klicks sicher bezahlen können“ (roland-jansen).

„Good journalism is expensive. Bad journalism isn‘t useful for anyone.“

@Burk68 auf Twitter

Die einen sind für Abo-Lösungen, die anderen, fünftens, für Micropayment, zahlen pro Artikel. Richard Gutjahr hat in seinem Debattenbeitrag beteuert, wie wichtig es nach Jahren der Gratiskultur wäre, wenn „der Leser behutsam, durch Kleinstbeträge, erlernt, welchen Gegenwert er durch das tägliche Querbeetlesen verkonsumiert.“ Spiegelator möchte sein Geld einzelnen, besonders guten Beiträgen einzelner Journalisten zukommen lassen. „Insofern finde ich die taz-Möglichkeit gut, für einen Artikel, den man als besonders wichtig empfindet, per unkomplizierter Abbuchung einen Wahlbetrag zu speichern“ (a.b. haddorp).

Vergleich Mediennutzung - Anteil am Werbemarkt

„Wie wär‘s mit einer Teilung der GEZ-Gebühren, 50:50, und schwupps hätten wir weniger Müll im Fernsehen, dafür bessere Konditionen für Journalisten.“ technikaffin auf Spiegel Online

Gegen das Micropayment spreche allerdings, so frognal, dass man den Text im Unterschied zu einem Song nicht kenne, bevor man ihn bezahlen soll: „Musik höre ich mir an, und wenn sie mir gefällt, kaufe ich sie.“

Vertriebserlöse im Netz sind auch deshalb für die Printmedien so wichtig, weil ihre Werbeerlöse schnell sinken. Die Werbeetats reagieren auf den Medienkonsum der Deutschen, sie wandern von den Printmedien zum Fernsehen und ins Netz, allerdings nur zum kleinen Teil auf die Websites der Printmedien – Google ist der große Profiteur.

Besser geht‘s nicht?

Durch die Zeitungsdebatte zieht sich der Disput zwischen Evolutionären und Revolutionären. Die Zeitung ist bald weg, sagen die einen, und das ist gut. Die Zeitung muss besser werden, sagen die anderen, dann wird sie noch lange leben.

Nicht über „SZ“, „FAZ“, „Welt“, „taz“ oder „Handelsblatt“ wird gestritten, sondern über Regional- und Lokalzeitungen. Lokaler sollen die Zeitungen werden, hintergründiger, kritischer und recherchierender, das ist so etwas wie die Mehrheitsmeinung unter den Zeitungsfreunden. „Wenn ich allein an die Fälle der letzten 6 Monate denke, in denen die Süddeutsche Zeitung Missstände aufgedeckt und kritisch berichtet hat, dann weiß ich: wir werden das auch künftig benötigen, und zwar dringend“ (vinophilus). Besonders aus dem „wenig prestige-prächtigen Bereich“ des Lokaljournalismus hätten sich Journalisten abgeseilt, findet oohpss. Meinungen sollten deutlich als Meinungen gekennzeichnet werden, „Nachrichten und Kommentar müssten strikt getrennt sein“ (StFreitag).

„Die App der Stuttgarter Zeitung. Die habens meiner Meinung nach geschafft.“

Baghervadi Amir auf Facebook

Die Rolle des Journalisten ändert sich durch die Zunahme des digitalen Nachrichtenangebots, „die Journalisten müssen uns, den Leser, helfen durchzublicken, sie müssen Moderatoren werden, Projektleiter des Projekts Verständnis“ (Amadeus Mannheim). Weil soziale Medien wie twitter und facebook immer mehr zur entscheidenden Drehscheibe der Öffentlichkeit werden, wird der Journalist wichtiger als Einordner. Der Job des Redakteurs werde durch das Netz „also demokratisiert, er muss vom Thron des Meinungsbildners herunter und wird zum intelligenten Vermittler“ (dieter.neef). Und er muss „den Leser als intelligenten und gebildeten Mitmenschen jenseits von Foren“ (vicbrother) einbeziehen.

Constantin Seibt hat in seinem Debattenbeitrag darauf hingewiesen, die Tageszeitung müsse „in ihrem Kerngeschäft ihre künftige Leserschaft organisieren, nicht durch Schmeichelei, sondern durch das, was sie kann: durch Neugier, Frechheit und harte Recherche.“

Der Markt der Tageszeitungen werde sich „noch stark bereinigen“, schreibt georg_doerner. „Survival of the fittest“ sei angesagt, das „sieht man derzeit in den USA“. Dort wollen inzwischen 450 der 1380 Zeitungen durch Bezahlmodelle auf Websites die Verluste der Tageszeitungen ausgleichen, aber nur zwei bis vier Prozent der User zahlen bisher für Online-Journalismus. Wer in die USA schaut, um in die News-Redakteure in den USA: Weniger als 1978 (Quelle: American Society of News Editors) News-Konsum über soziale Medien in den USA (Quelle: Pew Research Center) Zukunft zu blicken, schaut auf dramatisch wegkippende Kurven.

Journalisten der „FAZ“, „FAS“ und der „Zeit“ haben in Artikeln sehr ängstlich und polemisch auf die Zeitungsdebatte reagiert, als wolle ihnen jemand den Stuhl wegziehen und den Computer wegnehmen. Wenn Journalisten den Zeitungsjournalismus kritisieren, dann sei es so, als machten Autoverkäufer ihre Autos schlecht, so eines der Argumente. Autohersteller müssen nicht unbedingt kritische Artikel über Autos schreiben, aber reagiert die Automobilbranche mit Elektroautos, Car-Sharing etcetera nicht viel besser auf die Kritik an Autos als unsere Branche auf die Kritik an Zeitungen?

„Und eine Party für die Community, um Spaß zu … äh, die Leserbindung zu stärken.“

bettyboop2013 auf Spiegel Online

Wenn man eine Debatte lostritt, zudem noch über Journalismus, muss man einiges einstecken können. Bei einem Absatz eines Artikels in der FAS allerdings musste ich so laut lachen, dass meine Frau Kaffee verschüttete und den Artikel lesen wollte. In dem Absatz geht es darum, dass sich mein „Sanierungskonzept“ für Zeitungen lese wie eine interne Vorgabe der „Bild“-Chefredaktion. Der Autor meinte einen von elf Punkten: Print-Journalisten sollten vom Online-Journalismus lernen, „das Wort muss dem Foto, dem Video, der Grafik dort weichen, wo es unterlegen ist“. Die „Bild“-Keule macht sich immer gut, schlägt aber in diesem Fall vollkommen daneben. Gemeint habe ich damit, dass Neuerungen im Journalismus heutzutage vor allem online zu finden sind und dass es darauf ankommt, diesen Pioniergeist in Printredaktionen zu übertragen, was zum Beispiel bei der „Zeit“ (Wahlometer, Trikotwerbungsschaubild im Zeit-Magazin) und „SZ“ (Spezial zu NSU) schon passiert. Tour de France (auf „Zeit online“), Zugmonitor (auf SZ.de) und auch „Flut“ und „Solingen“ auf SPIEGEL ONLINE sind Beispiele dafür, wie in neuen Formen gedacht wird. Daran mangelt es im Print-Journalismus.

„Die richtigen Schlüsse hat das niederländische ,NRC Handelsblatt‘ gezogen: Alle Börsenkurse raus, den Umfang verkleinert, für jeden Tag ein Schwerpunktthema.“

caroline-NL auf Spiegel Online

Mich treibt bei der ganzen Debatte nicht der Wille, Tageszeitungen zu Grabe zu tragen, wie mir der Autor in der FAS unterstellt, sondern Lesern klarzumachen, dass da gerade etwas den Bach runtergeht, was sie vielleicht erst dann vermissen werden, wenn es nicht mehr da ist. Und Journalisten muss klar werden, dass sich die Tageszeitungen, dass sich alle Printmedien verändern müssen, wenn sie die Leserflucht stoppen wollen.

Sie stecken alle in der ePaper-Falle: Wir vertrauen darauf, unsere Printprodukte, so wie sie sind, in digitale Medien zu übertragen. Was wir brauchen, sind Konzepte dafür, unsere journalistischen Inhalte auf neue Art, in neuen Medien an den Leser zu bringen. Diese Suche will die Debatte anregen.

Früher war der Marktplatz der Marktplatz der Öffentlichkeit, dann die Zeitungen, dann das Fernsehen. Jetzt bestimmen zunehmend soziale Medien wie Facebook und Twitter, Aggregatoren wie Google und Youtube, welche Nachrichten ins öffentliche Bewusstsein dringen, was skandalisiert und debattiert wird. Die Lokalzeitung muss wieder zum Marktplatz einer Stadt werden.

Über tausend User haben ihre Gedanken aufgeschrieben und Vorschläge gemacht. Brauchen wir noch Tageszeitungen, und wenn ja, welche? Ja, wir brauchen Zeitungen, antworteten die meisten, aber die sollten anders sein als die, die wir heute kennen.

Für mich waren diese Wochen wie ein großes, vielstimmiges Gespräch. Wann kann ein Journalist schon so viele Experten, so viele Chefredakteure, so viele Blogger und vor allem so viele Leser einbeziehen in die Recherche und die Formulierung seiner Geschichte? Was habe ich gelernt?

Es gibt den Wunsch nach einer Zeitung, die ganz viele Dinge in sich vereint. Wenn es ein Auto wäre, dann wäre das „ein Modell mit 300 PS, das einen Liter Benzin verbraucht und zum Preis eines E-Bikes zu haben ist“ (ConstanzeM). Viele von den erwünschten Qualitäten sind schon realisierbar, andere noch nicht. Wir haben uns entschieden, keine utopische Zeitung zu entwerfen, sondern eine, die man schon heute realisieren kann. Sie wird hoffentlich – gerade von den Zeitungsredakteuren – nicht als Anmaßung verstanden sondern als Anregung, als der Versuch, Hunderte Leseranregungen zu einem Vorschlag zusammenzuführen.

„Die Zeitung von morgen sollte öfter den Lesern das Mikrofon ins Gesicht halten.“

Paul Kummetz per Email

Vier Millionen Deutsche lesen eine überregionale Abo-Zeitung, 36 Millionen eine regionale Zeitung. Darum haben wir die Vorschläge in einer Lokalzeitung gebündelt, in einer Zeitung für die Stadt, denn in den mittleren und großen Städten verlieren Tageszeitungen am schnellsten ihre Leser.

Die Zeitung von morgen sollte, erstens, all das an journalistischer Qualität bieten, was im vorherigen Kapitel an Anforderungen formuliert wurde.

„Vermutlich konsumieren wir künftig Text- und Bildinhalte überwiegend über Smartphones“ (diskussionsteilnehmer111), darum entwickeln wir, zweitens, eine Zeitungs-App fürs Smartphone.

„Die User machen ihre eigenen Nachrichten.“

Sascha Blättermann per Email

Wir wollen, drittens, „den seriösen und kompetenten Journalismus ins Twitter-, Facebook-, Blogger-, Online-Zeitalter“ (haeff-m) transformieren, „dabei darf jedoch nicht einfach ein Printprodukt digitalisiert werden“ (sboldt95).

„Geht weg davon, dass ihr zuerst die Zeitung entwickelt“, ruft uns dennis.sommer zu, darum haben wir, viertens, das Ressortdenken der Zeitung (Politik, Wirtschaft, Kultur etc.) abgeschafft, das bisher dazu führte, Ressortseiten zu füllen, auch wenn eigentlich nichts zu melden war.

Man müsse User „in die Produktion der Zeitung mit einbinden, Leserbriefe reichen nicht“ (herbert.kienker), darum haben wir das, fünftens, gemacht.

Jeff Jarvis hat in seinem Debattenbeitrag den Grundgedanken einer neuen Zeitung definiert: „Ich denke, unser neuer Wert wird sich ergeben, indem wir zu Menschen als Individuen eine Beziehung aufbauen – nicht mehr als eine Masse.“

„Interaktivität, Interaktion und Individualität scheinen mir die Stichworte für die Zukunft zu sein“ (marwin42), finden wir auch und geben, sechstens, dem User die Möglichkeit, seine Zeitung nach seinen Interessen mitzugestalten.

„2020 wird es nur noch eine einzige Zeitung geben, angepasst an die immer dümmer werdende Bevölkerung, eine Art ,Leselektüre für den deutschen Bildungsstand“

espressoli auf Spiegel Online

„Kurioserweise finde ich oft in den Forenbeiträgen mehr Hintergrundinformation als in den Artikeln“ (qoderrat), darum können, siebtens, User jeden Artikel zum Chat mit dem Redakteur und anderen Usern nutzen. Und sie können Themen setzen, denen Redakteure nachgehen, wenn sich genügend Gleichgesinnte finden.

„Der User von morgen erwartet eine auf ihn zugeschnittene Tageszeitung“ (lars-breuer), deshalb sind Themen und Artikel, achtens, nach seinen Interessen ausgewählt und gewichtet.

Bloß keine personalisierte Artikelauswahl, schreiben andere User, ich will mich überraschen lassen durch das, was mich nicht interessiert, deshalb kann man, neuntens, diesen personalisierten Algorithmus auch unterdrücken.

„Auf meinem iPhone habe ich verschiedene Apps geladen, die mir eine Nachrichtenzusammenstellung brachten“, schreibt schlueter.hh, „so nach dem Motto: Stell dir selbst die Themen zusammen, die dich interessieren.“ Er habe diese Apps alle wieder gelöscht, es sei ihm zu anstrengend gewesen „aus dieser Fülle eine Synthese herzustellen, diese gedankliche Arbeit nimmt mir eine Profi-Redaktion ab, dafür brauche ich eine Zeitung.“ Genau deshalb glauben wir, zehntens, an eine Mischung aus Profi- und Leserauswahl.

„Mutig wäre die Tageszeitung, die den überregionalen Anteil eindampft und den Lokalteil hochfährt“ (G.Weiter). „Ich sehe das wie die Jahresringe eines Baumes: mich interessiert zuerst meine Straße, mein Stadtbezirk…“ Einerseits. Andererseits finden User ihre Zeitung zu provinziell, wenn sie vor allem mit dem Naheliegenden ins Haus fällt. Wir haben, elftens, versucht, die richtige Balance zu finden.

„Den Markt für Lokalnachrichten wird es natürlich auch weiterhin geben“, schreibt Dubbel, „doch ich stelle mir ein, zwei Lokalblogger pro Stadtteil vor, die diesen bedienen.“ Die werden, zwölftens, nicht nur bezahlt, der Leser hat auch die Möglichkeit, in sein Meinungsressort überregionale Blogger zu packen – die werden nach Klicks bezahlt.

„Ich wünsche mir von Journalisten schon länger, dass sie Begleiter von Themen sind“ (Norbert Rost), „die kurzen, hysterischen Medien-Hypes, die ständig durch alle Medien gehen und danach nie wieder auftauchen, sind das Gegenteil.“ Darum kann der Leser, dreizehntens, entscheiden, ob ihm ein Thema so wichtig ist, dass er über den Fortgang kontinuierlich informiert werden möchte.

Die Tageszeitung müsse all die lokalen Serviceinformationen, die im Netz herumgeistern und „die ich vor Ort in ganz bestimmten Situationen brauche“, verfügbar machen, schreibt Ulrike Langer in ihrem Blog. Finden wir, vierzehntens, auch, haben wir gemacht.

„Es wäre schön, wenn die Artikel wahlweise zum Lesen oder zum Anhören bereitgestellt würden“ (cristoph.lenzen), gute Idee, fünfzehntens, wird gemacht.

Eine digitale Tageszeitung habe, sechzehntens, den Vorteil, schreibt johannesmapro, dass „der Nachrichten- und Meldungsteil mehrmals täglich angepasst wird.“

Stimmt.

Wenn man all diese Leser ernst nimmt, dann ergibt sich daraus das

Konzept für eine Tageszeitung.

Hier ist es.

1000 Vorschläge, ein Konzept

Eine App auf dem Smartphone. Eine digitale Abendzeitung für die Stadt. Die den Menschen, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommen, Orientierung gibt über die Nachrichten des Tages. Die eine Navigationshilfe für den Abend ist und ein Ausblick auf den nächsten Tag. Die wieder das werden soll, was die Lokalzeitung früher war: der Marktplatz einer Stadt

App: Der Abend

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Die Zeitung hat sechs Rubriken: Nachrichten, Stories, Meinung, Unterhaltung, Leser, Service

„Nachrichten“ unterteilt sich in „Top News“, “Lokal“, „Deutschland“, „Welt“, „Sport“. Zusätzlich wählbar „Politik“, „Wirtschaft“, „Kultur“ etc. Die Übersicht bietet drei Schlagzeilen für „Top News“, per Swipe können andere Nachrichten erreichet werden. Außerdem verlinkt ist eine Zusammenfassung des Tages im Video.

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„Stories“ bietet dem Leser Reports, Portraits und Reportagen. Der Müllskandal, das Portrait des Bundestagskandidaten oder hier: Reportage über Roma, die nach Berlin kommen.

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„Stories“ bietet dem Leser Reports, Portraits und Reportagen. Der Müllskandal, das Portrait des Bundestagskandidaten oder hier: Reportage über Roma, die nach Berlin kommen. Die Übersicht für „Stories“ zeigt drei Headlines, durch Swipen erreicht man zehn weitere Stories.

„Nachrichten“ und „Leser“ aktualisieren sich kontinuierlich, „Stories“ und „Meinung“ zweimal am Tag: abends um 17:00 Uhr, morgens um 7:00 Uhr. „Service“ und „Unterhaltung“ einmal am Tag 17:00 Uhr.

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Die Funktionen, auf jeder Seite aufrufbar:

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„Meinung“ versammelt Kommentare, Essays, Interviews, externe Blogs. Hier mischen sich Meinungsbeiträge aus der Redaktion mit der Möglichkeit, lokale und andere Blogs zu lesen, der Leser stellt sich sein individuelles Meinungsspektrum zusammen. Je nach Klickzahlen werden die Blogger an Erlösen beteiligt.

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„Meinung“ versammelt Kommentare, Essays, Interviews, externe Blogs. Hier mischen sich Meinungsbeiträge aus der Redaktion mit der Möglichkeit, lokale und andere Blogs zu lesen, der Leser stellt sich sein individuelles Meinungsspektrum zusammen. Je nach Klickzahlen werden die Blogger an Erlösen beteiligt.

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„Unterhaltung“ bietet dem Leser einen Überblick über alles, was für ihn am Abend wichtig ist: TV (mit Empfehlungen), Kino ( mit Trailern), Theater ( mit Rezensionen und Bilderstrecke), Konzert (mit Hörprobe und Verlinkung zum Ticketkauf), Bücher (mit Kurzkritik), Comics, Sudoku, Kreuzworträtsel , Spiele

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„Unterhaltung“ bietet dem Leser einen Überblick über alles, was für ihn am Abend wichtig ist: TV (mit Empfehlungen), Kino ( mit Trailern), Theater ( mit Rezensionen und Bilderstrecke), Konzert (mit Hörprobe und Verlinkung zum Ticketkauf), Bücher (mit Kurzkritik), Comics, Sudoku, Kreuzworträtsel , Spiele

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Die Servicefunktionen in diesem Teil:

  • Datum + Location
  • Ticket kaufen
  • Zum Kalender hinzufügen
  • Tonprobe anhören
  • Zusatzfunktionen (Teilen etc.)

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Die Servicefunktionen in diesem Teil:

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„Leser“: Hier soll sich der Dialog entwickeln zwischen der Redaktion und den Lesern, hier fließen Beiträge von Lesern ein. Leser schlagen Themen vor, benennen Missstände, die von Redakteuren weiter verfolgt werden.

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„Leser“: Hier soll sich der Dialog entwickeln zwischen der Redaktion und den Lesern, hier fließen Beiträge von Lesern ein, hier chatten, twittern, posten, bloggen sie im Dialog mit Redakteure. Leser schlagen Themen vor, benennen Missstände, die von Redakteuren weiter verfolgt werden. Zwei feste Rubriken: Familiengeschichten – Geburt, Hochzeit, Reisen,Tod, erzählt von Lesern, aufgeschrieben von Redakteuren. Mein Verein – kommentierte Bilderstrecken.

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Der Nutzer kann auswählen, welche seiner Kontakte er hier verfolgen möchte (ihr Einverständnis vorausgesetzt). Dabei kann auf das Adressbuch des Nutzers als auch auf Social Networks zugegriffen werden.

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Der Nutzer kann auswählen, welche seiner Kontakte er hier verfolgen möchte (ihr Einverständnis vorausgesetzt). Dabei kann auf das Adressbuch des Nutzers als auch auf Social Networks zugegriffen werden.

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„Service“ bedient den Leser mit allen Informationen, die das Leben in der Stadt erleichtern (Restaurants mit Bewertungen, Läden mit Preisvergleich, Verbraucherschutz, Handwerker mit Bewertungen, lokaler Wohnungsmarkt, alles für den Autofahrer (Tankstellen, Schlaglöcher, Blitzer)).

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„Service“ bedient den Leser mit allen Informationen, die das Leben in der Stadt erleichtern ( Restaurants mit Bewertungen, Läden mit Preisvergleich, Verbraucherschutz, Handwerker mit Bewertungen, lokaler Wohnungsmarkt, Hotels mit Bewertungen, Apotheken, Behörden, Krankenhäuser, alles für den Autofahrer (Tankstellen, Schlaglöcher, Blitzer), Mitfahrgelegenheiten, Fahrpläne, Babysitter-Service, Kontaktbörse

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Unter „Verkehr“ befindet sich ein kleines Tool, dass verschiedene Reisemöglichkeiten berechnet. Je nach Uhrzeit ist ein Ziel vorausgewählt. Der Nutzer kann anpassen oder aus dem Adressbuch übernehmen, wohin er möchte. Die aktuelle Uhrzeit ist vorausgewählt / kann angepasst werden. Anschließend kann der User per Tap die Optionen vergleichen.

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Unter „Verkehr“ befindet sich ein kleines Tool, dass verschiedene Reisemöglichkeiten berechnet. Je nach Uhrzeit ist ein Ziel vorausgewählt. Der Nutzer kann anpassen oder aus dem Adressbuch übernehmen, wohin er möchte. Die aktuelle Uhrzeit ist vorausgewählt / kann angepasst werden. Anschließend kann der User per Tap die Optionen vergleichen.

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Jeder Abonnent wird Mitglied im „Abend-Club“. In Kooperation mit einer Sparkasse / Bank verwandelt sich die App beim Bezahlen in eine Kreditkarte und bietet Preisnachlass sowie besonderen Service in Restaurants, Sportstudios, Läden etc. Die Partnerfirmen erhalten Preisnachlass bei Werbung im „Abend“. Bezahlt wird ganz einfach per Tap.

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Jeder Abonnent wird Mitglied im „Abend-Club“. In Kooperation mit einer Sparkasse / Bank verwandelt sich die App beim Bezahlen in eine Kreditkarte und bietet Preisnachlass sowie besonderen Service in Restaurants, Sportstudios, Läden etc. Die Partnerfirmen erhalten Preisnachlass bei Werbung im „Abend“, eine örtliche Werbeagentur unterstützt die Firmen bei der Entwicklung digitaler Werbeformen.

Beispiel Zoobesuch: Sobald der Nutzer in der Nähe eines Counters ist, erscheint automatisch ein Popup mit dem Club-Rabatt. Bezahlt wird ganz einfach per Tap.

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Die App ist personalisierbar.

Relevante Einstellungen, die bereits im Gerät hinterlegt sind, können von der App genutzt werden. Die Initialisierung läuft automatisch ab und geht direkt über in den Startscreen der App.

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Die App ist personalisierbar.

Relevante Einstellungen, die bereits im Gerät hinterlegt sind, können von der App genutzt werden. Die Initialisierung läuft automatisch ab und geht direkt über in den Startscreen der App.

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Re-Branding für die Münchener Abendzeitung. Es verändern sich Logo, Standort, (Lokalnachrichten) und Farben.

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Re-Branding für die Münchener Abendzeitung. Es verändern sich Logo, Standort, (Lokalnachrichten) und Farben.

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Re-Branding für das Hamburger Abendblatt. Es verändern sich Logo, Standort, (Lokalnachrichten) und Farben.

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Re-Branding für das Hamburger Abendblatt. Es verändern sich Logo, Standort, (Lokalnachrichten) und Farben.

Was Chefredakteure, Blogger und Medienexperten über den „Abend“ denken

Res Strehle, Chefredakteur des Schweizer „Tages-Anzeiger“

Es gibt keine Krise der Zeitungen – es gibt nur das Festhalten an der gewohnten Einwegkommunikation, den Tunnelröhrenblick aufs Papier, Ideenlosigkeit und allenfalls zu kleine Märkte. Diesen vier Gefahren widersteht „Der Abend“ fulminant: Der neue Marktplatz für die Stadt lebt von der Auseinandersetzung, findet dort statt, wo sich die Leute nach der Arbeit bewegen, verwebt harte Nachricht mit weichen Autorengeschichten, Kluges (Meinung) mit Witzigem und Verspieltem (Unterhaltung). Wenn dazu noch die nützliche Information über das Nachtleben kommt, was will der abendliche Stadtgänger mehr? Dieses Modell lässt sich auf jeden grösseren urbanen Raum multiplizieren. Von solch innovativen Ideen lebt unsere Branche seit ihrer Gründung, damals gebunden an die hauseigene Druckerei und ans Anzeigegeschäft – heute ans mobile Taschengerät und eine Leserschaft. Womöglich wird sie für diesen Komfort und das Ernstnehmen Ihrer Wünsche sogar bezahlen.

Ich wünsche „Dem Abend“ viel Erfolg und lobe den Tag, an dem er erscheint.

Ulrich Machold, Leiter Strategische Produktentwicklung der Axel Springer AG

„Der Abend“ ist eine schöne Fingerübung – vor allem, weil er gleichzeitig zeigt, was handwerklich besser gemacht werden kann, und was konzeptionell weiter ungelöst ist.

Erst einmal ist er inhaltlich gelungen. Alles sieht gut aus. Das Layout ist klug, die Trennung zwischen Nachrichten und „Long Form“ ist konsequent, die Inhalte sinnvoll spezifisch fürs Mobile konzipiert (es wäre sicher nicht einfach, die diversen Content-Plätze mit relevanten Regio-Inhalten zu füllen, aber das kann eine gute Redaktion vielleicht leisten).

Problematischer ist der Rahmen: die Entscheidung fürs Regionale und die Monetarisierung über das Service-Angebot. Die alte Regionalzeitung, das stimmt, war ein Bündel von Journalismus, Immobilienanzeigen, Jobs und vielem Anderen. Aber das Bündel hat sich aufgelöst. Eigentlich alle Rubriken leben heute auf eigenen Seiten, und eigentlich passen sie da auch besser hin. Dass man in Zeiten von Immoscout, Yelp und Monster solche Dinge zurück zu den News führen, dass man gleichsam den alten „One-Stop-Shop“ wieder herstellen kann, ist eine optimistische Annahme.

Vielleicht muss man News und Journalismus radikal zu Ende denken, um dann ein Angebot zu bauen, das nur das will – und das sein Geld wert ist. Oder eben den Service-Gedanken wählen und ebenso radikal überlegen, was sich dort besser machen lässt. Vielleicht hat „Der Abend“ den richtigen Ansatz, aber das falsche Ziel.

Constantin Seibt, Journalist und Blogger („Deadline“)

Ich finde die Skizze für die Abend-App eine bestechend schlanke Lösung für ein paar hartnäckige Probleme: das Papier und die enormen Vertriebskosten, den leisen, aber penetrante Geruch nach Altbackenheit fast aller Lokalzeitungen und den schwerfälligen Zwang zur Vollständigkeit. Chapeau, das Konzept hat Klasse. Wie auch das Anreissen der 2020-Debatte Klasse hatte – obwohl massenweise geschimpft wurde. Es zeigt Haltung, dass ein grosses Problem gross angegangen wurde. Das einzige, was in der Debatte fehlte, war die zweite Runde, also dass die einzelnen Leute nach dem Eröffnungszug miteinander reden – und ihre Thesen verteidigen müssen.

Ich glaube, die App wäre brauchbar: für den Abendausgang, die schnelle Information und zeitweise, um etwas Ärger in der Stadt zu machen. Was mir auch gefällt, dass das Unternehmen relativ klein begonnen werden kann und dann ausbaubar ist.

Natürlich fehlen noch ein paar Dinge: der Business-Plan etwa oder das publizistische Konzept.

Ausserdem, wie nach meinem Debatten-Beitrag auf Spiegel-Online nicht überraschend, würde ich dafür plädieren, redaktionsintern die Stadt nicht geographisch zu gliedern (ausser im Ausgeh-Teil), sondern nach Szenen: Und Korrespondenten in den verschieden Szenen aufzubauen: den Bankern, Werbern, Journalisten, Nachtclubs, Künstlern, etc. So dass es für alle Ehrgeizigen ein Karrierehindernis bedeuten würde, die App nicht zu halten.

Und noch etwas hielte ich für unverzichtbar: Satire. Die ist unter jüngeren Leuten eine der glaubwürdigsten Nachrichtenquellen. Und macht jedes Medium sexy: Sogar die „Welt“ ist das, so lang Zippert zappt. Klar, das Genre ist schwer zu machen, aber es gehört in jedes Nachrichtenprodukt.

Jedenfalls Dank und Respekt für den Mut, konstruktiv zu denken und sich gleichzeitig von Print- und Online-Aposteln (also so ziemlich allen) anpflaumen zu lassen.

Christiane Brandes-Visbeck, Beraterin für digitale Kommunikation

Die Logik der Anwendung ist bestechend, die Kurztexte prägnant – alles so, wie ich es von einem, der Menschen mit Texten begeistert, erwarte habe. Die Newspaper-App basiert auf sechzehn Thesen, die Schnibben aus den unzähligen Leser-Kommentaren herausgezogen hat: „Über 1000 Leser antworteten. Schimpften, lobten, argumentierten, pöbelten, schwärmten“, schreibt der Zeitungsretter in seinem Intro zu seinem modernen Zeitungsdings. Ach ja, auch ich geriet ins Schwärmen. Das Konzept wirkt schlüssig, der Kreator ist begeistert von seinem ungeborenen Baby und ich bin geblendet von der anwenderfreundlichen Lösung, die der Zeitschriftenmann den Zeitungsjungs präsentieren wird.

Sie heißt „Berliner/Hamburger/ Kölner/hmhmhm Abendzeitung“. Sie erscheint folglich am Abend, sozusagen als Roundup für den Tag, als Infoqulle für den interessierten Smartphone-User. Dieser erwartet, das sagen alle Leser, journalistische Qualität. Diese setzt natürlich auch der Spiegel- Redakteur voraus. Den zeitgemäßen Gedanken folgend, gliedert er die Nachrichten nicht nach Ressorts, sondern nach Relevanz. Wer will, kann seine eigenen Themenkanäle personalisieren, man muss das aber nicht. Leser gelten in der Welt der Zeitung von morgen als Sparringspartner. Sie mutieren vom lästigen Leserbriefeschreiber zu gern gesehene Informanden, die eigenen Content liefern, aber auch journalistische Beiträge mittels ihrer Expertise, ihres Weltwissens und exklusiver Hintergrundinformationen mitgestalten. Das Inhaltespektrum balanciert zwischen überregional und lokal, zwischen nachrichtlich und gebloggt. Und das, was die User richtig spannend finden, das wird von den Machern als journalistische Kampagne weiterverfolgt. Wow.

Überhaupt wird hier Service groß geschrieben. Nutzwert ist für Journalisten morgen kein Schimpfwort mehr. Mehrwert ist relevant, gehört dazu. Ebenso die Inhalte als Podcast zum Abhören bereit zu stellen.

Joachim Dreykluft, Online-Chefredakteur beim Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag

Die Debatte 2020, die hier auf Spon losgetreten wurde, ist gut und richtig. Die ganze Branche hat ein Thema. Alle reden darüber und haben eine Meinung. Interessant ist für mich die emotionale Volatilität, die die Diskussion aufzeigt. Vor nicht einmal einem Jahr herrschte vielerorts noch demonstrative Gelassenheit. “Lassen Sie mich zunächst festhalten: Wir werden noch viele Jahre mit gedruckten Produkten viel Geld verdienen”, hörte ich einen hochrangigen Verlagsmanager sagen auf die Frage, wie denn die digitale Strategie des Hauses aussehe. Inzwischen haben viele Schnappatmung.

Gut ist auch, dass Spiegel und Spon die Debatte nicht im Ungefähren enden lassen, sondern mit einem konkreten Vorschlag in Form einer Regionalzeitungs-App. Auf die durfte ich vor einigen Tagen einen Blick werfen. Wohlgemerkt einen Blick, deshalb folgt jetzt auch keine Detailanalyse, sondern eine grundsätzliche Einschätzung.

Der Vorschlag erfindet den Journalismus nicht neu, ist aber gut und hat Substanz. Ich würde so ein Produkt auch für Geld zumindest ausprobieren.

Richtig ist, dass die App den Spagat wagt zwischen Aktualität bei Nachrichten und Gelassenheit bei Geschichten und Analysen. Gut ist, dass sie versucht, die zeitliche Abgeschlossenheit einer Zeitung aufzugreifen, indem sie einen Erscheinungszeitpunkt hat. Zwar mag man einwenden, dass es in der digitalen Welt unlogisch ist, einen Artikel zurückzuhalten, obwohl er fertig geschrieben ist. Aber: jedes gute journalistische Produkt braucht eine Dramaturgie. Ein Produkt, das einen Verkaufserlös erzielen will, ist mehr als eine Ansammlung von Artikeln.

Einige Teile der App werden in der Praxis äußerst schwierig umzusetzen sein. Damit meine ich ausdrücklich nicht die Tatsache, dass die Redakteure gezwungen sein werden, mit ihren Lesern in einen ehrlichen Dialog zu treten. Ich habe beobachtet, wie Kollegen, die ich vor einigen Jahren als unheilbar Print bezeichnet hätte, heute ganz wild auf Leserkontakte sind, sich die Finger wundtwittern und Blogs betreiben mit lebendigen Rückkanälen. Kommunikation mit den eigenen Lesern kann süchtig machen.

Bei meinem Arbeitgeber, dem Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag sh:z, betreiben wir zehn journalistische Angebote auf Facebook, die pro Woche rund 100.000 Kontakte erzielen. Es funktioniert so gut, weil es sowohl in der Zentrale in Flensburg als auch in fast jeder Lokalredaktion Journalisten gibt, die Bock darauf haben.

Zwei Dinge machen mir bei der vorgeschlagenen App Sorgen. Ein technisches und ein redaktionelles. Zunächst zum technischen. Es schreibt sich leicht in ein Konzept und ist auch vollkommen logisch, dass die App einer regionalen Tageszeitung den üblichen Service bietet, vom Fernsehprogramm über das Kino, den Apotheken-Notplan bis zur Verkehrslage. Diese Informationen entstehen nicht in der Redaktion selbst, sondern müssen von externen Partnern zugeliefert werden. Und das ist ein Problem.

Denn Deutschland ist nicht maschinenlesbar. Öffentlich notwendige Informationen, gerade auch wenn sie aus öffentlichen Quellen stammen, sind in aller Regel nicht so verfügbar, dass man sie hinten an die App klemmt und sie vorne ausgespielt werden. Verschiedene Datenformate, Konvertierungsprobleme, mangelnde Verfügbarkeit und auch der Drang mancher, Banales wie Buspläne nicht herausrücken zu wollen, weil man sie ja „exklusiv“ selbst verbreiten wolle, machen den Serviceteil der App äußerst anspruchsvoll.

Die pragmatischste Lösung lautet meist: optomanuelle Schnittstelle, vulgo Abtippen, Daran wird sich aber finanziell und organisatorisch selbst eine größere Regionalzeitung auf Dauer die Zähne ausbeißen. Problematisch wird nach meiner Erfahrung auch, dass die App eine Abendzeitung sein soll – ein völlig richtiger Ansatz. Eine Abendzeitung aber ist ein Produkt, das Printjournalisten, die Morgenzeitung gewohnt sind, vor Schwierigkeiten stellt. Denn sie bedeutet einen frühen Redaktionsschluss. Ich habe Zeitungsjournalisten um wenige Dinge so leidenschaftlich kämpfen sehen wie um einen späten Redaktionsschluss. Die Macher eines unaktuellen Mediums kämpfen um Aktualität. Absurd. Das Ergebnis des Champions-League-Spiels, das am nächsten Morgen ohnehin jeder kennt, muss unbedingt in die Zeitung.

Ich ernte regelmäßig ungläubiges Staunen bei Kollegen im sh:z, dass ausgerechnet ich, der Onliner, dafür wirbt, das Rattenrennen um Aktualität nicht mitzumachen und stattdessen entspannt und lieber hintergründig zu berichten.

Bei meinem früheren Arbeitgeber, der FTD, hatten wir auf der Website FTD.de die größten Erfolge mit ausgeruhten und langen Stücken, die die Welt erklärten, während sich nebenan die Printkollegen beeilten, weil sie wenigstens die aktuelle Zahl noch abends in die Zeitung bringen wollten, wenn schon eine Analyse wegen des nahenden Redaktionsschlusses nicht mehr möglich war. Ein Redaktionsschluss gegen 17 Uhr, wie diese App ihn wohl erfordert, wird nur sehr schwer in die Köpfe von Tageszeitungsredakteuren zu bringen sein.

Eines fehlt mir am Vorschlag: ein Vertriebs- und Vermarktungskonzept. Es erscheint mir ganz wesentlich, dass wir uns nicht nur Gedanken darüber machen, wie unsere Produkte der Zukunft aussehen, sondern auch, wie wir sie verkaufen wollen.

Mit der iPad-App des sh:z sind wir Deutschlands erfolgreichster Regionalverlag mit digitalen Bezahlinhalten. Die besteht im wesentlichen aus einem leicht zu bedienende ePaper – und einem Vertriebskonzept mit einer Preisstruktur, die jeder auf Anhieb verseht (mehr dazu; http://www.shz.de/abo-service/digital/flensburger-tageblatt).

Digitale Produkte müssen mit klarer Botschaft in den Markt gebracht werden. Je simpler und selbstbewusster, desto besser. Das hat die Zeitungsbranche allerdings fast überall verlernt. Stattdessen versucht sie, auch ohne Konkurrenz aus dem Internet, Schnäppchen zu suggerieren, und verwässert damit die Wertigkeit ihrer Produkte. Es ist in Deutschland kaum möglich, eine Zeitung zu abonnieren, ohne ein “Geschenk” zu bekommen. Ich musste mich jüngst zwischen einem Stift und einer Uhr entscheiden, obwohl ich doch nur eine Zeitung wollte. Als ich nichts ankreuzte, kam trotzdem ein Stift.

Diesen Quatsch sollten wir bei digitalen Bezahlprodukten von vornherein lassen. Wenn wir der Meinung sind, dass sie etwas wert sind, sollten wir auch den Mut haben, sie erhobenen Hauptes zu verkaufen. Welcher Stifthersteller würde eine Zeitung als Geschenk oben drauf geben?

Thomas Koch, Mediaexperte, Unternehmensberater, Kolumnist für die „Wirtschaftswoche“ und „Werben und Verkaufen“

Ich habe die Zeitung der Zukunft gesehen. Sie heißt „Der Abend“.

Ich lese sehr gern Zeitung. Weil sie mich jeden Tag aufs Neue inspiriert und überrascht. Mit immer neuen Themen und Anregungen, mit denen ich nicht rechnete. Nach denen ich nicht einmal gesucht hätte. Damit bereichert mich meine Freundin, die Zeitung, mehr als jedes andere Medium. „Der Abend“ gefällt mir, weil er voller Überraschungen steckt.

Ich lese gern Zeitung. Weil ich mich gern an Meinungen reibe. Ich habe mir eben nicht zu allem und täglich jedem neuen Thema schon eine feste Meinung gebildet. Ich bin stets offen für Diskussionen. Deshalb liebe ich die Kommentare. Meine Freundin, die Zeitung, hilft mir, mich zu orientieren. „Der Abend“ geht ein Stück weiter und bietet mir auch die Interaktion, die mir so wichtig geworden ist.

Ich lese Zeitung. Weil mich meine Umgebung interessiert. Ich will wissen, was zur 825-Jahresfeier unseres stolzen Ortes alles passiert. Ob es Neues über den Brand in der Druckerei gibt. Ob der örtliche Baudezernent wieder die Hand aufgehalten hat. Ich will am Geschehen hier teilnehmen. Wenn meine Freundin, die Zeitung, das schafft, ist sie ein Teil von mir – ein unverzichtbarer Teil meines lokalen Bewusstseins. Ob „Der Abend“ das besser kann, werden wir sehen. Schwer ist es nicht.

An dem Tag, an dem meine Zeitung das alles nicht mehr liefert, werde ich mein Abonnement kündigen. Problem ist: Sie liefert das schon lange nicht mehr. Weil sie alles aufkündigt, was mir wichtig ist. Sie überrascht mich viel zu selten. Sie enthält zu viele alte Nachrichten und zu wenig Meinung. Und sie bietet mir immer weniger Lokales. Das alles und noch viel mehr will mir „Der Abend“ liefern. Ich werde ihm eine Chance geben.

Was wir derzeit erleben, ist der Übergang von der Papier- zur Digital-Zeitung. Da knirscht es an allen Ecken und Enden. Ich weiß warum:

Print ist wie Ehe: Liebe, Bindung, Zuverlässigkeit. Internet ist wie ein Seitensprung: Impulsiv, leidenschaftlich, aber ohne Nachhaltigkeit. Am Ende jedoch zerstört der Seitensprung die Ehe …

Was denken Sie über die Zeitungsdebatte und das Zeitungsprojekt „DER ABEND“?

Hier geht es zum Debatten-Forum des Spiegel

Impressum

Entwicklung: Jens Kuppi, Jens Radü, Cordt Schnibben, Friederike Schröter
Grafik: Kristian Heuer, Cornelia Pfauter, Michael Walter
Animation: Roman Höfner, Lorenz Kiefer
Illustration: Michael Meißner, Carsten Raffel (USOTA)
Videoschnitt: Bernhard Riedmann
Programmierung: Stefan Wallraven, Hannes Lau (X1 Cross One)
App-Entwicklung: Swipe GmbH
 
 

Update: Bezahlschranke schreckt BILD-Leser nicht ab

Update: Wie sieht guter Lokaljournalismus aus?

Update: Verlegerpläne: Kein Wort von Journalismus

Update: Wie wir nach vorn denken sollten – acht Thesen von Stefan Plöchinger, CR der Süddeutsche.de

Update: Wie würden sich Zeitungen verändern, wenn die Leser mitreden könnten? Ein US-Experiment

Update: Machtkampf beim Spiegel ist vorbei – Büchner muss gehen

Horst Schilling: Ein Zeitungsmacher alter Schule – aktueller denn je

Heute einmal etwas in eigener Sache:

Horst Schilling (82) war (mein) Volontärsvater, Chef vom Dienst, menschlicher Ratgeber und Chefredakteur bei der Rhein-Zeitung Koblenz. Fast sein gesamtes Berufsleben lang und auch noch im Ruhestand hat er sich der Ausbildung von Journalisten gewidmet – bei der Rhein-Zeitung wie in der Branche überhaupt. So hat er 1974 bei der RZ die erste Lehrredaktion in Deutschland überhaupt aufgebaut. Seine Wertvorstellungen in Sachen Medienarbeit prägen mich bis heute.

Der ABZV-Videoreporter Roman Mischel hat Horst Schilling portraitiert. Dieses Video wurde bei Vimeo eingestellt.

Horst Schilling hat von 1952 bis 1996 im Mittelrhein-Verlag gearbeitet – anfangs als Lokalredakteur in Neuwied, Daun und Bad Kreuznach, ab 1968 als Chef vom Dienst, später stellvertretender Chefredakteur – von 1993 bis 1996 als Chefredakteur. Er bildete rund 200 junge Redakteure aus. Keiner von uns hat weder sein strahlendes Lächeln, noch seine sanfte, aber fundierte, Werte-orientierte und meist sehr treffende Kritik vergessen.

Redakteur zu sein bedeutet, jedem einzelnen Leser verpflichtet zu sein und jeden Einzelnen als Menschen wahrzunehmen und zu akzeptieren – diese Botschaft lebte und lebt Horst Schilling vor.

Ethik, Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit sind Themen, die untrennbar mit ihm verbunden sind – dazu gehört auch seine Arbeit im Presserat.  Horst Schilling war nie ein rücksichtsloser Ellenbogen-Kämpfer. Aber er konnte motivieren, Begeisterung wecken und damit das Beste aus jedem von uns heraus holen.

Siehe auch: Der Ehrenkodex des deutschen Presserates

Update: 

DJV Rheinland-Pfalz

Trauer um Horst Schilling

14.06.2022

Die DJV-Familie in Rheinland-Pfalz betrauert einen der Ihren: Horst Schilling ist im Alter von 90 Jahren friedlich im Kreis seiner Angehörigen eingeschlafen. Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt seiner Frau und seinen vier Töchtern.

Ein großes journalistisches Herz hat aufgehört zu schlagen. Horst Schilling, ein Koblenzer mit Leib und Seele, hätte so gerne die Bundesgartenschau Mittelrhein in 2029 erlebt, freute sich auf das 75. Jubiläum seiner DJV-Mitgliedschaft in 2027. Diese Lebensfreude zauberte jedem, der Horst Schilling in den zurückliegenden Jahren begegnet ist, ein Lächeln aufs Gesicht. Eine Inspiration für seine Umgebung auch als betagter Rentner mit wachem Geist, dessen Tage ausgefüllt waren mit seiner Freude am Filmen, an seinem Garten und im Zusammensein mit seiner Familie.

Der ehemalige Chefredakteur der Rhein-Zeitung in Koblenz (1993-1996) hat zeit seines Lebens KollegInnen dazu ermuntert, die ethischen und moralischen Grundsätze bei der täglichen Arbeit zu achten und die Sorgfalt nicht dem schnellen „Output“ zu opfern. Zwanzig Jahre lang (1974-1993) war der Koblenzer Ausbildungsredakteur der Rhein-Zeitung gewesen, hat dabei mehr als 250 Volontäre geschult. Sein Lehr-Konzept stand unter anderem Pate für den 1990 in Kraft getretenen bundesweiten Tarifvertrag über das Redaktionsvolontariat.

Horst Schilling trat 1952 dem DJV Rheinland-Pfalz bei und begann wenige Jahre später sich aktiv in dem Berufsverband zu engagieren. In den 70-er Jahren war er im Landesvorstand, von 1975 bis 1981 gestaltete er als Vorsitzender den DJV-Bezirksverband Mittelrhein, übernahm auch den Vorsitz des Sozialwerks (1971-1993), des gemeinnützigen Vereins des DJV Rheinland-Pfalz zur Unterstützung in Not geratener JournalistInnen, und blieb dort Mitglied bis vor zwei Jahren.

Von 1985 an war Horst Schilling außerdem Mitglied im Deutschen Presserat, der freiwilligen Selbstkontrolle der Print- und Onlinemedien in Deutschland mit Sitz in Berlin. 1992/1993 und 1995/1996 war er dessen Sprecher und veröffentlichte zudem jährlich die Spruchpraxis.

Nun heißt es Abschied nehmen von einem großen, großartigen Kollegen. In Erinnerung bleiben wird seine ethisch motivierte Einstellung zur journalistischen Arbeit und der damit einhergehenden Verantwortung sowie sein nie verzagendes Interesse an „seinem“ Journalistenverband, dem zuliebe er sich sogar in Corona-Zeiten mit dem Medium einer Zoom-Konferenz vertraut gemacht hat. Die DJV-Familie wird Horst Schilling mit großem Respekt und großer Dankbarkeit ein ehrendes Andenken bewahren.

Andrea Wohlfart, DJV-Landesvorsitzende

Niedergang der Printmedien: Kreativität in ganz neuen Strukturen nötig

Mit dem Freitag, 7. Dezember 2012 war die gedruckte Ausgabe der Financial Times Deutschland (FTD) Geschichte. Nachdem Verkaufsverhandlungen gescheitert waren, stellte der Verlag Gruner + Jahr das Erscheinen des Blattes ein.

Die G+J-Wirtschaftsmedien beschäftigen rund 350 Mitarbeiter, darunter 250 Redakteure. Die meisten von ihnen arbeiten für die „FTD“. Gruner + Jahr (2,3 Milliarden Euro Umsatz) gehört zu 74,9 Prozent dem Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann; 25,1 Prozent liegen bei der Hamburger Verlegerfamilie Jahr. Auch die Monatszeitschrift „Impulse“ und das Anlegerheft „Börse Online“ sollen verkauft werden.  Das Magazin „Capital“ will Gruner + Jahr behalten.

Sinkende Anzeigenerlöse und fallende Auflagen dürften in diesem Jahr zu einem Verlust von rund 15 Millionen Euro führen, heißt es im Verlag. Davon entfallen gut 10 Millionen Euro auf die „FTD“. Das lachsrosafarbene Wirtschaftsblatt hat in den zwölf Jahren seit seiner Gründung nie Geld verdient und in der Summe Verluste von mehr als 250 Millionen Euro angehäuft.   Quelle: FAZ, Johannes Ritter

Nur sechs Tage zuvor wurde in Frankfurt das Aus der linken Tageszeitung Frankfurter Rundschau bekannt gegeben. Zwar verhandele er mit „namhaften Interessenten“, viel Zeit aber bleibt nicht mehr: Werde bis Jahresende kein Investor für die „Frankfurter Rundschau“ gefunden, so Insolvenzverwalter Frank Schmitt, sei das Ende des Traditionsblattes besiegelt. „Uns geht das Geld aus“, sagte der 47-Jährige der Nachrichtenagentur dpa. „Aber wer auch immer den Zuschlag erhält: Der Verkauf muss schnell erfolgen. Allerspätestens bis Jahresende muss der Investor feststehen.“ Bis Ende Januar 2013 erhalten die Mitarbeiter des Verlags Insolvenzgeld. Über mögliche Interessenten sagte Schmitt: Diese erkundigten sich zum Teil nach dem gesamten Verlag, einige könnten sich aber auch vorstellen, nur das Filetstück, die App der „Rundschau“, fortzuführen. Quelle: Der Spiegel

19-11-2012 11-25-26

Überall im Land wird die Luft dünner

  • Stellt das beinahe 70 Jahre alte Traditionsblatt Frankfurter Rundschau tatsächlich Ende Januar 2013 sein Erscheinen ein, betrifft das allein fast 500 Mitarbeiter. Links im Bild Geschäftsführer Karlheinz Kroke bei der Bekanntgabe der Insolvenz.
  • Und in Hamburg ist der Großverlag Gruner + Jahr („Stern“) auf Sparkurs: Mehr als ein Dutzend Mitarbeiter der „Brigitte“ etwa verlieren ihre Stelle.
  • In Hamburg verkündete der Jahreszeiten-Verlag 50 Mitarbeitern des Stadtmagazins „Prinz“, das in 14 Städten erscheint, das Aus der Print-Ausgabe nach fast 30 Jahren. Grund: Konkurrenz durch Gratis-Angebote im Internet.
  • In Nürnberg stellte die „Abendzeitung“ Ende September nach 97 Jahren ihr Erscheinen ein. Die „Nürnberger Zeitung“, die zusammen mit den „Nürnberger Nachrichten“ seit Jahrzehnten von Verleger Bruno Schnell geführt wird, kürzt bis zum Jahresende 20 Prozent der Stellen. Ursache: massive Anzeigenrückgänge.
  • In Essen will die WAZ-Mediengruppe bis 2014 noch einmal 20 Prozent Kosten sparen. Dabei hatten die Ruhr-Verleger erst vor wenigen Jahren massiv ins Fleisch ihrer vier Revier-Zeitungen geschnitten und 300 von 900 Redakteursstellen gekappt. Grund: Mehrheitseignerin Petra Grotkamp muss Bankkredite bedienen, die sie zu Beginn des Jahres für den Kauf von weiteren 50 Prozent am Verlag aufgenommen hatte.
  • In Berlin kämpft die Nachrichtenagentur dapd nach der Insolvenz ums Überleben, nachdem zwei Investoren erst Millionen in den Ausbau zur Voll-Agentur und zum dpa-Konkurrenten pumpten, ehe sie im Herbst beschlossen, kein weiteres Geld mehr nachzuschießen. Neuste Gerüchte besagen, dass ihrer französischen Tochter Sipa das gleiche Schicksal droht. Quelle: Wirtschaftswoche
  • Auch der Verlag des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ schwenkt nach Aussagen seines Geschäftsführers auf einen Sparkurs ein. „Wir müssen sparen und die Kostenstrukturen so gestalten, dass die Spiegel-Gruppe trotz rückläufiger Umsätze solide Ergebnisse erwirtschaftet“, sagte Ove Saffe der „Süddeutschen Zeitung“ .

Der Personalaufwand müsse reduziert werden, ein Stellenabbau sei nicht ausgeschlossen. Die Gruppe beschäftigt derzeit 1250 Mitarbeiter.

Nach Angaben Saffes werde der Umsatz der Spiegel-Gruppe 2012 um sechs Prozent auf 307 Millionen Euro sinken, das sei das Niveau von 2003. Die für das Printgeschäft entscheidenden Marktbereiche Anzeigen und Vertrieb seien rückläufig. Der Spiegel verliere netto rund zehn Prozent Anzeigenerlöse, selbst die Vertriebsumsätze könnten erstmals seit vielen Jahren rückläufig sein. Quelle: Handelsblatt

Enormer technischer Wandel inmitten einer Krise

Viel und laut wurde in den letzten drei Wochen über die dramatische Situation in überregional bekannten Medien nachgedacht. Sehr leise dagegen begann das Sterben auf lokaler Ebene schon viel früher: Ende der 90er Jahre war der Rückzug der regionalen Tageszeitungen aus der Fläche bereits in vollem Gang. Hunderte von Redakteuren in kleinen Redaktionen wurden freigesetzt, verschwanden im Nirwana oder krebsen seitdem als selbstständige „Agenturen“ durchs Leben. Nur: Da es zuerst die Journalisten traf, deren Thema „Kleintierzüchter“ waren, blendete die Öffentlichkeit die breit anlaufende Entwicklung lange aus.

Die jetzt so lautstark von den Verlagen beklagte Gratiskultur im Netz, der man mit dem Leistungsschutzrecht entgegenwirken müsse, mag die Entwicklung später beschleunigt haben – ihre Ursache war sie nicht. Kostenträchtig war die Entwicklung des Internets für die Verlage trotzdem: Innerhalb weniger Jahre wurde die gesamte Technik der traditionellen Zeitungsherstellung umgekrempelt: Von der Schreibmaschine zum Desktop-PC, vom Lochstreifen zum (möglichst mehrfach retundanten) Serversystem, vom Fotolabor über den Bildfunk zur digitalen Fotografie; schließlich vom schwarz-weiß-Druck zu aufwändigen optischen Relaunches, farbigen Fotos und den entsprechenden neuen Druckmaschinen kostete die Umbildung der Print-Verlage Tausende vor allem  technische Mitarbeiter in den Verlagen ersatzlos die Jobs, ohne dass wachsende Umsätze oder Personalreduzierungen frühere Gewinnmargen wieder hätten hervorbringen können. Noch immer gibt es Verlage, die im Bau neuer Druckhäuser ihre Rettung sehen – obwohl die Auflagen ihrer Blätter seit Jahren rückläufig sind.

Verkaufte Auflage überregionaler Tageszeitungen

Zahlen zur Einnahmesituation der Verlage

Der Bund deutscher Zeitungsverleger (BDZV) gibt jährliche Berichte über die Marktsituation seiner Mitglieder heraus. Im jüngsten schreibt Anja Pasquay unter anderem:

„Die Zeitungsverlage haben alle Voraussetzungen, als Gewinner aus der digitalen Veränderung der Medienkultur hervorzugehen. Dabei gründen sich die Strategien der Branche auf drei Säulen: Zum einen wird das Geschäft mit gedruckten Produkten weiterentwickelt; Print bleibt ein erfolgreiches Geschäft, und die Möglichkeiten von Papier sind dank digitaler Technologie längst nicht ausgeschöpft. Ferner erschließen die Verlage offensiv die digitalen Märkte und entwickeln online und mobil zusätzliche Angebote für Leser, Nutzer, Werbekunden. Dritte Säule ist die Diversifizierung; hierzu zählen Verlagsengagements in der Aus- und Weiterbildung, im Veranstaltungsmanagement, bei der Briefzustellung oder in der B-2-B-Dienstleistung für Unternehmen und Organisationen.

Gedruckt, online und mobil erreichen die Zeitungen aktuell ein Publikum, das so groß ist wie nie zuvor. So werden die gedruckten Zeitungen pro Erscheinungstag von 72,4 Prozent der Bürger über 14 Jahren gelesen (Tageszeitungen: 66,6 Prozent). Fast 40 Prozent der über 14-Jährigen (27,7 Millionen Unique User) sind auf den Websites der Verlage unterwegs. 2,5 Millionen Nutzer steuern mindestens einmal pro Woche die Website einer regionalen Zeitung mobil an. Und: Bei der mit gedruckter Lektüre nur schwer zu erreichenden Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen ist die Reichweite der Verlage im Netz seit Ende 2011 um zehn Prozent auf 62,6 Prozent gestiegen.“

Die alte Faustregel, wonach zwei Drittel der Umsätze aus der Werbung und ein Drittel aus dem Verkauf der Tagespresse stammen, gelte bereits seit der ersten großen Wirtschafts- und Werbekrise des Jahrzehnts (2001 bis 2003) nicht mehr,  heißt es weiter.

Mit einem Werbeumsatz von 3,55 Milliarden Euro im Jahr 2011 (-2,2 Prozent) sind die Tageszeitungen in Deutschland nach dem Fernsehen der zweitgrößte Werbeträger. Die Werbeumsätze der Wochen- und Sonntagszeitungen gingen von 218 auf 214 Millionen Euro (-1,9 Prozent) leicht zurück. Der Gesamtwerbeumsatz aller Zeitungsgattungen belief sich auf 3,77 Milliarden Euro (-2,2 Prozent). Der Gesamtwerbemarkt in Deutschland hingegen wuchs leicht: Das durchschnittliche Umsatzplus aller Werbemedien lag 2011 bei 1 Prozent. Der Anteil der Zeitungsbranche am Gesamtwerbeaufkommen liegt bei gut 20 Prozent, im Jahr 2000 war es es noch gut 29 Prozent.

Die Zeitungen in Deutschland haben eine Gesamtauflage von gut 22,8 Millionen verkauften Exemplaren pro Erscheinungstag (IVW: III. Quartal 2012). Im Vergleich zu dem entsprechenden Vorjahresquartal bedeutet dies ein durchschnittliches Auflagenminus von 821.605 Exemplaren (-3,5 Prozent). Zu der Gesamtauflage zählen 227.669 verkaufte E-Paper-Ausgaben (+51,4 Prozent) von 121 verschiedenen Titeln.

Insgesamt belaufen sich die Verluste per saldo bei den lokalen/regionalen Zeitungen auf 2,4 Prozent, bei den überregionalen Titeln auf 2,6 Prozent, bei den Kaufzeitungen auf 7,3 Prozent, bei den Sonntagszeitungen auf 4,9 Prozent und bei den Wochenzeitungen auf 0,9 Prozent.

Die verkaufte Auflage aller Zeitungsgattungen gliedert sich in 18,02 Millionen Tageszeitungsexemplare, 3,07 Millionen Sonntagszeitungen und 1,75 Millionen Wochenzeitungen. Bei den Tageszeitungen entfallen 12,95 Millionen Exemplare auf die lokalen und regionalen Abonnementzeitungen, gut 1,5 Millionen auf überregionale Blätter und knapp 3,6 Millionen auf die Kaufzeitungen.

08-12-2012 02-26-52

Dass eine Umstellung aufs Internet allein nicht die Lösung des Problems sein kann, konnte man diese Woche ebenfalls lesen:

Die ausschließlich als Tablet-App erhältliche US-Tageszeitung The Daily wird nach nicht einmal zwei Jahren wieder eingestellt. Am 15. Dezember ist Schluss mit dem ambitionierten Projekt von Medienmogul Rupert Murdoch, bestätigte dessen Unternehmen News Corp am Montag. „Wir haben nicht schnell genug einen Leserkreis aufbauen können, der groß genug gewesen wäre, um uns langfristig von der Tragfähigkeit des Geschäftsmodells zu überzeugen“, erklärte Murdoch.

Murdoch hatte The Daily im Februar 2011 als „Zeitung der Zukunft“ vorgestellt, ein digitales Medium, das extra für Tablet-Computer produziert wurde. Nach einer Ausgabe für das iPad von Apple brachte News Corp im Januar 2012 auch eine Version für Android-Tablets auf den Markt. Allerdings erreichte The Daily nie die angepeilten Abonnentenzahlen (zuletzt war von 100.000 die Rede) und Werbeeinnahmen, mit denen sie ihre Kosten decken könnte. Im Sommer hatte sich bereits angedeutet, dass das Projekt in Schwierigkeiten steckt; bei einer Sparrunde im August wurden 50 der zuvor 170 Arbeitsplätze gestrichen. Quelle: heise online

Größte Entlassungswelle in der Branche seit 1949

Die deutsche Presse erlebe derzeit die größte Entlassungswelle seit Bestehen der Bundesrepublik, so die Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit. „Vorher sind mal einzelne Redaktionen insolvent gegangen. Aber das war nie die Größenordnung, die heute erreicht wird, wo wir mehrere Redaktionen haben, die viele Menschen freisetzen“, sagte eine Sprecherin der Bundesagentur in Nürnberg auf dpa-Anfrage.

Es sei ein schwieriger Markt im Augenblick, wird die Sprecherin der Bundesagentur von dpa zitiert. Die Chancen, dass gerade die Kollegen aus dem Printbereich auch wieder im Printbereich unterkommen würden, seien nicht wahnsinnig gut. Es gebe Alternativen im Online-Bereich oder in der Unternehmenskommunikation. Es werde aber sicher für viele schwierig werden, wieder im Journalismus unterzukommen, erklärte die Sprecherin. „Man kann auch schauen, sich mit freiberuflicher Tätigkeit selbstständig zu machen, aber da braucht man sehr viel Durchhaltevermögen.“ Die Arbeitsagenturen setzten bei arbeitslosen Journalisten vor allem auf Eigeninitiative, die Agentur könne weniger vermittelnd als beratend tätig werden.

Uwe Vorkötter, der ehemalige Chefredakteur von Frankfurter Rundschau und Berliner Zeitung, warnt die Branche vor weiteren Sparrunden ohne offensive Konzepte für den digitalen Wettbewerb. „Bleibt im Prinzip alles, wie es ist, und man spart einfach auf der Kostenseite den sinkenden Erlösen hinterher? Dann werden bald auch die Starken schwach“, schreibt Vorkötter in einem Gastbeitrag für das medium magazin (Ausgabe 12/2012, ET: 3.12).

Die Insolvenz der Frankfurter Rundschau und das für den 7. Dezember angekündigte Ende der Financial Times Deutschland sieht er als Beleg dafür, dass die gesamte Zeitungsbranche vor existenziellen Fragen steht. „Ja, die Insolvenz des einen und das Aus für das andere Blatt sind Menetekel“, notierte Vorkötter. „Die Krise, die seit Jahren beschworen wird, hat ihre ersten beiden prominenten Opfer gefordert. Es werden nicht die letzten sein.“

Quelle: kress.de

Siehe auch: 

FTD: Macht es nochmal, Leute

und: Wahrheit duldet keine Kompromisse

Update: Schwindsucht auf dem Zeitungsmarkt

Update: Sterben der Tageszeitungen gefährdet die Demokratie

Update: Investor für Wirtschaftsmagazin Impulse gefunden

Update: Was ist eigentlich Journalismus?

Update: Freie Presse, Pressefreiheit – aber nur, wenn man nicht so genau hin schaut

Update: Abgesang auf den Lokalteil der Westfälischen Rundschau

Update: Dortmund: Redakteure gehen, Blogger kommen 

Update: New York Times hat Bezahlschranke im Netz erfolgreich eingeführt

Update: 450 FR-Mitarbeiter erwartet nächste Woche die Kündigung

Update: Warren Buffet besitzt jetzt 70 Zeitungstitel

Update: Kartellamt stimmt zu, FAZ übernimmt FR – 28 Redakteure bleiben

Update: Rote Zahlen bei Gruner+Jahr

Update: DuMonts digitale Tochter ist ebenfalls insolvent

Update: Kurzer Prozess: Spiegel-Spitze fristlos gefeuert

Update: Nachrichtenagentur dapd stellt den Betrieb ein

Update: Wolfgang Büchner soll Spiegel zum Erfolg führen

Update: BILD steht vor Stellenabbau

Update: Was einen Wert hat, muss was kosten

Update: Ariane Huffington zum Huffington Post Deutschland-Modell

Update: „Anzeigen werden in den nächsten zehn Jahren verschwinden

Update: Springer verkauft Regionalzeitungen – will führender Internet-Dienst werden

Update: Amazon-Chef Jeff Bezos kauft die Washington Post

Update: Craigslist took $ 5Billion from newspapers revenue

Update: Rhein-Zeitung stellt Mainzer Ausgabe ein

Update: Journalisten streiken für höhere Löhne

Update: Chinesischer Milliardär greift nach New York Times

Update: Geht es der FAZ zum Verzweifeln schlecht? 

Update: Zeit-Verlag meldet Rekord-Umsätze

Update: Buffet newspapers lose readers as small town bet awaits payoff

Update: Münchner Abendzeitung meldet Insolvenz an

Update: Verleger Friedmann: Perspektive der Abendzeitung ist hoffnungslos

Update: AGOF-Siegeszug von Focus und Huffington Post geht weiter

Update: Krautreporter neue Hoffnungsträger im  Online-Journalismus?

Update: AWA meldet großflächige Leserverluste im Print

Update: Sehr unterschiedliche Abo-Entwicklung im Printbereich

Update: Focus wechselt erneut Chefredakteur, um Auflage zu retten

Update: Spiegel 3.0 verzahnt Ressorts von Print und Online

Update: Auflagenverluste überregional 2014

Update: Machtkampf beim Spiegel ist vorbei – Büchner muss gehen

Update: Wer gehört zu wem?

Update: The Last (or at Least Looniest) Newspaper in America

Update: Ohnmächtige Helden der vierten Gewalt

Update: Mensch schlägt Maschine – bei Apple, Facebook, twitter & Co

Update: Mit Geld von Axel Springer: Deutscher Business Insider startet noch dieses Jahr

Update: Aus jeder Zeitung das herauspicken, was man wirklich lesen will: Geht doch! 

Update: Britische Zeitung Independant stellt gedruckte Ausgabe ein

Update: Gesamt-Statistik der Druckauflagen im ersten Quartal 2016

Update: IVW-Blitzanalyse 1. Quartal 2016: Spiegel verliert zweistellig an Auflage

Update: Spiegel stutzt Web-Redaktion des Manager-Magazins zusammen

Update Sollten regionale Tageszeitungen nur noch dreimal die Woche erscheinen?

Update: IV. Quartal 2016: Es geht weiter rasant bergab

Update: Warren Buffett sagt großes Zeitungssterben voraus

Update: DuMont Mediengruppe seit Jahren in der Krise

Update: Deutsche Verleger setzen auf weiche Paywall

Update:  Pro-Erdogan-Gruppe kauft „Hürriyet“ und CNN Türk

Update: New York Times boosted by jump in online readership

Update: Relaunch der FAZ-App: Irrweg aus Papier

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Update: Covid 19 bringt Verlage in Lebensgefahr

Update: Durch Corona in existenzieller Not

Update: Deutsche Verlage ziehen ihre Klage gegen Google zurück

Update: Frauenquote in Verlagen würde gut tun

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