Tierhalter wissen es eigentlich alle – allerdings wird es oft verdrängt, weil dieses Wissen Verantwortung bedeutet:
Tiere sind Persönlichkeiten. Jede ist anders, jede fühlt absolut vergleichbar zu Menschen. Tiere können Neurosen haben oder Angstzustände, Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen. Diese Leiden können therapiert werden – genau wie bei Menschen.
Die Wissenschaftlerin Lorel Braitman, Autorin des Buches „Animal Madness„, wurde durch ihren eigenen Hund auf die Tatsache aufmerksam, auf welche Weise Tiere verhaltensgestört sein können. Daraufhin reiste sie drei Jahre lang rund um den Globus, um die verschiedenen Arten von Verhaltensstörungen zu studieren und mit den Menschen zu sprechen, die sich um die Tiere kümmern. Sie fand bemerkenswerte Lösungsmöglichkeiten, die sie feinfühlig und lebensnah aufzeigt.
Die Hilfestellung für leidende Tiere kann genauso unkonventionell sein wie für leidende Menschen: Gut ist, was heilt. In ihrem mitreißenden Vortrag in englischer Sprache zeigt die Autorin auf, dass sie heute Kuschelbilder von Affen mit Kaninchen, Kühen mit Schweinen oder Elefanten mit Hunden keineswegs mehr für hoffnungslos kitschig hält. Mitgefühl (Empathie), körperliche Nähe und viel Geduld heilen kranke Seelen – bei allen Tieren, auch bei zweibeinigen. Analyse allein macht keinen von uns gesund.
Wer also meint, seinen (tierischen) Gefährten wegen „Fehlverhaltens“ entsorgen zu müssen, wird sich nach diesem Vortrag fragen müssen: Bin ich vielleicht einfach nur zu bequem, mich um eine Seele zu kümmern, die Hilfe braucht? Und: Was wäre, wenn man mich wegen „Fehlverhaltens“ einfach aufgäbe? Welchen Stellenwert hat die Liebe in meinem Leben?
Wie eine Bombe ist in diesen Tagen die Nachricht der Umsatzzahlen von Amazon in Deutschland eingeschlagen. Erstmals gab das Unternehmen diese in seiner Jahresbilanz für die amerikanische Börsenaufsicht SEC bekannt, und dann auch gleich rückwärts für zwei weitere Jahre. Daraus ergab sich ein alarmierendes Bild: Der Amazon-Erlös machte im Jahr 2012 bereits ein Viertel des Umsatzes im gesamten deutschen E-Commerce aus – Tendenz stark steigend.
Weltweit macht Amazon mehr als 61 Milliarden Dollar Umsatz, davon 34,8 Milliarden in Nordamerika, den übrigen Teil im Rest der Welt. 8,732 Milliarden Dollar (umgerechnet etwa 6,8 Milliarden Euro) davon entfielen 2012 auf Deutschland, das damit an der Spitze dieses übrigen Teiles der Welt steht, gefolgt von Japan mit 7,8 Milliarden und Großbritannien mit 6,478 Milliarden Dollar.
In Deutschland lag der Umsatz 2011 noch bei 7,23 und 2010 bei 5,296 Milliarden Dollar – die Steigerungsrate ist also enorm. Noch deutlicher wird das, wenn man sich die Zahlen des Bundesverbandes des deutschen Versandhandels zu Gemüte führt: Der kalkulierte den Jahreserlös des gesamten e-commerce in Deutschland für 2012 mit 27,5 Milliarden Euro (plus 26,5 Prozent im Vergleich zu 2011). Der Umsatz mit gedruckten Büchern ist im e-commerce zwar rückläufig, während das eBook weiter wächst – aber dennoch – oder gerade daran – lässt sich an drei Fingern ausrechnen, was ein derartiger Versandriese für den traditionellen Buchhandel bedeutet.
Die Steigerung des Amazon-Absatzes ist weltweit der deutschen recht ähnlich. Zwar machte der Konzern 2012 unter dem Strich ein leichtes Minus – dies lässt sich aber auf großräumig starke Ausweitung des Vertriebsnetzes zurückführen. Allein in Deutschland gibt es inzwischen acht Logistikzentren mit einer Gesamtfläche von gut 800 000 Quadratmetern und einer Lagerkapazität von mehr als drei Millionen Kubikmetern. Weitere sind offenbar geplant – wobei jedes Logistikzentrum rund 1000 Arbeitsplätze schafft (Quelle: Börsenblatt).
„Ziel von Amazon.com ist von jeher, das kundenzentrierteste Unternehmen der Welt zu sein, bei dem Kunden praktisch alles finden, was sie online kaufen wollen. Indem Amazon.com Kunden mehr von dem gibt, was sie wollen – attraktive Preise, eine große Auswahl und Kundenfreundlichkeit – wächst das Unternehmen immer weiter und entwickelt sich zu einer der führenden e-Commerce-Plattformen“, formuliert Amazon in seiner Eigendarstellung.
Man kann es auch anders ausdrücken: Amazon will die Welt das Fürchten lehren.
Der traditionelle Buchhandel hat dieses Fürchten schon gelernt: In den USA verschwanden bereits große Ketten vom Markt, weitere reduzierten ihr Filialnetz erheblich. Trotz Buchpreisbindung bahnt sich auch hierzulande eine ähnliche Entwicklung an: Augenfällig wird das bei Branchen-Schwergewichten wie Thalia oder Weltbild/Hugendubel (Quelle: Stern).
Die Kleinen sterben leise: Sie schließen einfach ihre Tür.