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Ein Blick in die „geistige Welt“ – Zwei interessante Tage mit Pascal Voggenhuber

Wohin gehen wir, wenn wir sterben? Wenn wir in einer neuen Identität inkarnieren: Was passiert dann mit der/den vorherigen?

Was unterscheidet einen Geistführer von einem Engel? Kann ein Tier ein Geistführer sein?

Wie funktioniert Hellsehen? Mit Worten oder eher in Bildern? „Weiß“ man vielleicht einfach auf einmal etwas? Oder kann man die Antwort auf eine Frage riechen, schmecken, fühlen?

Woran erkenne ich, dass ich hellsehe? Es könnte ja auch Gedankenübertragung sein, was ich da grade wahrnehme – oder Wunschdenken …

Fragen über Fragen – und nur zwei Tage Zeit für rund 100 Teilnehmer des Seminars „Erkenne deinen Geistführer“ im Haus der Jugend, Frankfurt/Main.

Pascal  Voggenhuber, 34, bekanntes Medium aus der Schweiz, ist dennoch nicht aus der Ruhe zu bringen. Der junge Mann, der noch jünger aussieht, als er wirklich ist, sieht Verstorbene, sieht die Aura von Menschen und kann auch ihre Meridiane wahrnehmen. Er trägt Jeans, T-Shirt, Sportschuhe und als Mantel eine professionelle Gelassenheit. Groß gewachsen ist er nicht, Autorität will er gar nicht erst ausstrahlen.

Wassermann-Mann ist er; geboren am 18. Februar 1980. Ein ziemlich typischer – geht mir durch den Kopf, als ich ihm so zuhöre. Auf Statussymbole scheint er zu verzichten, wenn man mal davon absieht, dass er bestimmte Sport-Bekleidungshersteller favorisiert und schnelle Autos liebt. Wunderbar erzählen kann er, mit einer warmen, weichen Stimme, die nicht selten etwas zärtliches hat. Erst auf den zweiten Blick wird sichtbar, dass er dennoch durchaus scharfe Grenzen zwischen sich und anderen zieht: „Wenn ich etwas zweimal erklärt habe, erkläre ich es kein drittes Mal. Dann erwarte ich, dass mein Gegenüber sich anstrengt,“ sagt er zum Beispiel und zieht das auch durch. Oder: „Es gibt Menschen, mit denen ich mich nicht abgebe. Ich will geistig gesund bleiben.“

Viel erlebt hat er schon. Er komme aus einfachen Verhältnissen, berichtet er. Seine Mutter sei Religionslehrerin gewesen, der Vater früh gestorben. Der Sohn entdeckt schon als Kind, dass viele Wesen, die er selber sieht, von Anderen nicht wahrgenommen werden können, weil sie keine Körper haben und will sich entsprechend ausbilden lassen. Dies zu bezahlen wird nicht einfach. Neben viel Kampfsport absolviert er eine Ausbildung als Schauspieler, betreibt für einige Zeit einen Esoterik-Laden, arbeitet nebenher in mehreren Putzstellen bei einem Reinigungsunternehmen, gibt alle möglichen Kurse (zum Beispiel Anti-Cellulitis mittels Atmen durch die Füße) … und so weiter und so fort.

Seine Ausbildung am Arthur Findlay College Stanstedt und durch Lehrer in der Schweiz finanziert er selbst. Bruchlandungen gibt es reichlich, bis sich der Erfolg einstellt: Seit einigen Jahren wird nicht nur viel und überwiegend wohlwollend über den charmanten Schweizer berichtet. 2009 gründet er auch sein Unternehmen Spirit Messenger GmbH. Hier werden europaweit Vorträge und Seminare organisiert, Bücher und CD verkauft, hier wird  Interessierten eine Ausbildung zum Medium angeboten.

Mit dem Erfolg kommt auch Kritik. So behaupteten im Oktober die „Skeptiker – Verein für kritisches Denken“ in der Schweiz, Pascal Voggenhuber sei ein Scharlatan – die schweizer Medien Woche schloss sich im Dezember 2013 mehr oder weniger an und kritisierte die Medien wegen unkritischer Berichterstattung. Das Medium selbst sieht es gelassen: „Ihr solltet nur glauben, was ihr selbst als wahr erkannt habt. Das gilt auch für alles, was ich euch an diesen beiden Tagen sagen werde,“ lächelt Pascal. „Falls ich nicht den richtigen Zugang zu euch finde, habe ich kein Problem damit, wenn ihr alles verwerft, was ich euch sage. Nur eines solltet ihr nicht tun: Zweifelt nicht an der geistigen Welt selbst.“

Damit wir diese am eigenen Leib erfahren können, machen wir zahlreiche Übungen – mit wechselnden Partnern, die uns nicht persönlich bekannt sind. Die erste – und natürlich wichtigste – ist es, Kontakt mit unserem Geistführer aufzunehmen. „Sammelt euch auf euren Atem. Atmet ruhig und entspannt aus dem Bauch heraus. Lasst jetzt euren Geistführer von hinten an euch herantreten – fühlt, wie sich die Energie verändert – verbindet euch damit…“ Sanft, fast hypnotisch die Stimme – es ist leicht, die Veränderung der Energie wahrzunehmen. Es ist auch leicht, das Geschenk des Geistführers an mich anzunehmen: Er übergibt mir eine Schatztruhe. Als ich sie öffne, sehe ich eine gleißend helle Flamme, hinter der sich ein Tor zu einer anderen Welt verbirgt. Dann rollt sich die Flamme zusammen, wird zur goldenen Kugel. Ich bin berührt, freue mich über die Verheißung, die in diesem Bild zu liegen scheint.

„Wir Menschen sind Geistwesen mit Körpern,“ erklärt uns Pascal. „Im körperlosen Bereich gibt es die ‚normalen Toten‘. Die schauen ab und zu bei uns vorbei, sehen nach, ob es uns gut geht. Es gibt aber auch Verstorbene, die Aufgaben als geistige Helfer übernommen haben. Die sind sehr oft da und stehen bereit, wenn wir sie darum bitten. Unter ihnen ist immer einer, der sich ausschließlich um einen einzigen Menschen kümmert. Diesen Menschen begleitet er als dessen Haupt-Geistführer durch alle Inkarnationen. Mögliche andere Geisthelfer bilden sozusagen ein Team von Spezialisten, die im Bedarfsfall zusätzlich zu Rate gezogen werden können und vielen Menschen zur Verfügung stehen.“

Geistführer, so lernen wir, sind deshalb so gute Helfer, weil sie schon einmal inkarniert waren. Sie wissen daher, dass spirituelle Erkenntnisse erst einmal “auf der Zell-Ebene‘  ankommen müssen, damit sie umgesetzt werden können.  Sie wissen aus eigener Lebenserfahrung, wie lang der Weg vom Kopf bis zum ‚Bauch‘ sein kann und können praktischen Rat geben.

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„Engel waren noch nie inkarniert und werden auch nicht inkarnieren,“ erfahren wir. Sie kennen weder Berührungen, noch Schmerz oder andere  körpergebundenen Unannehmlichkeiten, mit denen Menschen konfrontiert sein können.

Engelenergie habe eine ganz andere Zusammensetzung als die von Geistführern – das sei einerseits ihre große Qualität, andererseits aber auch ein Problem.  „Der Engel wird euch sagen, ihr sollt euch bedingungslos annehmen, ihr sollt bedingungslos lieben, bedingungslos verzeihen. Damit hat er zwar Recht, nur funktioniert das nicht so einfach. Nicht nur der Kopf, auch der Körper muss das Umdenken gestatten.“

Erzengel, so sieht es Voggenhuber, sind überhaupt nicht für einzelne Menschen zuständig, da sie globale Aufgaben im Universum haben. Über ihnen und um alles herum sei das göttliche Bewusstsein, die steuernde Kraft, die bedingungslose Liebe selbst.

In der geistigen Welt gibt es weder Zeit noch Raum, lernen wir. Das bedeutet, dass man an vielen Stellen gleichzeitig sein, viele Identitäten gleichzeitig haben kann.  Es gibt auch keine Hierarchie-Ebenen (hm… die zwischen den Geistwesen aber schon…). So ist es möglich, dass mein Verstorbener immer als mein Verstorbener ansprechbar bleibt, auch wenn er längst in einer anderen Identität wieder inkarniert ist. Da lebende Menschen körpergebunden sind, hat unser Gehirn den Zugang zu dieser Welt weitgehend blockiert – um uns vor Fülle und Dimension der Informationsvielfalt zu schützen. Um einen schrittweisen Zugang zu bekommen, der uns nicht überfordert, müssen wir unser Gehirn umtrainieren.

Üben, üben, üben.

Ohne konsequentes Üben lässt sich Realität nicht von Fantasie unterscheiden, doziert Pascal Voggenhuber immer wieder. „Realität ist schnell. Sie kommt blitzartig und immer als Bild. Das einzige, was langsam ist, ist eure Fantasie. Die braucht viel länger, um ihre Bilder zu konstruieren.“ Die geistige Welt ist ganz einfach und klar. Es gibt weder Lichttore, noch jubilierende Heerscharen geflügelter Engel. Man braucht keine Channel-Medien, die mit verzerrten Gesichtern und veränderten Stimmen angebliche Worte von Engeln wiedergeben. „Hellsehen geht immer in Bildern. Übt einfach, die Energie eures Geistführers klar zu erkennen. Lasst ihn hundert Mal am Tag auf euch zukommen, mal von hinten, mal von rechts, mal von links. Wenn das gut trainiert ist und auf eure Frage ein blitzartiges Bild erscheint, dann kam es von ihm.“

Das kenne ich doch. Aus der Ausbildung zum Remote Viewing, die ich vor einigen Jahren absolviert habe. Nur dass da die Methode zur Beweisführung sehr viel genauer ausgearbeitet ist: Sofort nach der Fragestellung ist blitzartig ein intuitives „Ideogramm“ auf Papier zu bringen, das nach einem genau festgelegten System analysiert wird. Dort gibt es auch eine eigens ausgearbeitete Methode, Einwürfe von Fantasie und Wunschdenken als solche zu identifizieren.

Die nächste Übung. Wir befühlen eine Hand unseres Gegenübers, betasten Linien, Fingerspitzen, Ballen. Die zugehörigen Wahrnehmungen teilen wir uns gegenseitig mit, gekrönt von einer Botschaft unseres Geistführers an unseren Übungspartner. „Beweg dich“ ist die Botschaft an mich. Hm.

Wie kann ich Konflikte mit anderen Menschen klären, auch wenn die das nicht wollen? Ganz einfach, lächelt unser Lehrer. „Bittet eure Geistführer um Hilfe. Sie werden nur aktiv, wenn sie ganz konkret darum gebeten werden. Erzählt ihnen also das Problem ganz genau und bittet sie, mit dem Geistführer des anderen Menschen Kontakt aufzunehmen, um eine Lösung zu finden.“

Ja ist das denn dann nicht Manipulation?

„Die geistige Welt manipuliert nicht und lässt sich nicht manipulieren.“ Wenn sie einschreitet, wird sie immer die bestmögliche Lösung zum Wohle beider Konfliktpartner finden. Lasst euch also ruhig darauf ein.“ Wir üben das gleich mal, bitten den Geistführer, sich uns langsam von hinten zu nähern. Warum eigentlich von hinten? Weil er durch das rückwärtige Kehlchakra mit uns kommuniziert, ganz einfach.

Ich teile also dem Geistführer meinen Konflikt mit und tappe prompt in die Falle. Ich kann nicht mehr unterscheiden zwischen intensivem Wunschdenken und energetischem Austausch. Dumm gelaufen. Man muss also abwarten. „Ihr werdet eine Veränderung feststellen,“ verspricht Pascal. Sein Wort in Gottes Ohr.

Wie erkenne ich eigentlich, dass mein Geistführer antwortet? Eine einfache, aber „lebens“wichtige Frage. „Bittet um ein Zeichen“, sagt unser Lehrer. Und erzählt uns, dass er selber immer Falkenfedern findet, wenn der Geistführer handelt oder mit einer Entscheidung einverstanden ist. Auch medial sehr begabte Menschen neigen allerdings dazu, sich die Antworten schön zu reden, erfahren wir am Beispiel der inzwischen geschiedenen Ehe unseres Referenten. Ergebnis umdeuten funktioniert nicht. Basta.

Wie heißt mein Geistführer, wie sieht er aus? Die Fragen aus dem Zuhörerkreis werden drängender. Das ist eigentlich nicht so wichtig, meint unser körperlich manifestierter Führer durch die geistige Welt. Namen seien auch nur Energie. Er verstehe das Bedürfnis aber sehr gut – also üben wir das gleich mal.

Ich bin gespalten. Nach zehnjähriger Übung im schamanischen Reisen habe ich den Wolf als Haupt-Krafttier schätzen gelernt, seit ich mit seiner Hilfe eine lebensbedrohliche Krankheit rechtzeitig finden und behandeln lassen konnte. Der Wolf und ich sind viele Wege gemeinsam gegangen, er hat mich sogar in seinem Körper durch sein Revier geführt. Von selbst taucht er nur auf, wenn etwas in meinem Leben „anzubrennen“ droht. Vor einigen Wochen war das erst wieder so.

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Als wir also unseren Geistführer wieder bitten, von hinten an uns heranzutreten und uns seinen Namen zu sagen, sehe ich als erstes „meinen“ großen, silbergrauen Wolf auf der Frühlingswiese, wo wir uns meist treffen – und höre das Wort „Wolf“. Mit einiger Verzögerung sehe ich aber den Namen „Peter“ vor meinem inneren Auge.

Ein ganzer Hühnerhaufen schnattert seine Fragen an Pascal durch den Raum. Es dauert eine Weile, bis ich drankomme. „Der Wolf ist ein Tier,“ antwortet er. „Im Schamanismus ist er als Heiler bekannt. Möglicherweise ist er Teil des Teams. Aber dein persönlicher Geistführer kann er nicht sein. Das ist immer ein Mensch, der schon einmal als solcher gelebt hat. Je einfacher und alltäglicher der Name ist, den ihr jetzt empfangen habt, desto wahrscheinlicher habt ihr euren Geistführer auch wirklich erfasst.“

Ich bin nicht einverstanden. Die geistige Welt ist körperlos. Da ist es doch eigentlich wurscht, in welchem Körper sich mein Geistführer zeigt.  Ich beschließe also bis auf weiteres, sowohl auf Namen als auch Aussehen meines Geistführers zu verzichten und mich einfach nur seiner Energie zu widmen.

Krankheit ist immer blockierte Energie, doziert Pascal inzwischen weiter. Ein Ausgleich der Energie ermöglicht die Heilung. Fällt man anschließend aber wieder in die selbe, auslösende negative Energie zurück, kehrt auch die Krankheit zurück. Umgekehrt sollte ein Heiler, der andere Menschen behandeln will, seine eigenen Energien zuvor in Ausgleich gebracht haben. Geschieht das nicht, ist der Heiler mehr mit sich, als seinem Klienten beschäftigt. „Dann repariert die geistige Welt erstmal euch, nicht eure Klienten.“ Das schädige diese zwar nicht, sei aber eine unwirksame Behandlung und führe zum beruflichen Misserfolg des Möchtegern-Heilers. Mein Bauch grummelt zustimmend. Möchtegern-Heiler sind mir ein Graus.

Wer Erfolg haben will, muss trainieren. Das hört nicht bei der Wahrnehmung des Geistführers auf. Ein Sensitiver tut nichts anderes, als Impulse wahrzunehmen und sofort zu übersetzen, sagt Pascal Um das zu können, muss er also sehr viel Erfahrungswissen haben. Beispiel anhand eines Verstorbenen, der irgendwo herunter gestürzt ist: Als er Voggenhuber in  Hamburg in einem Hotel mit 18 Stockwerken übernachtete,  legte er ein vierstündiges nächtliches Training ein, zum sich genau einzuprägen, wie sich die jeweiligen Stockwerkhöhen anfühlen. Um einen Fallschirmsprung von einem Hubschrauberabsturz unterscheiden zu können, sprang er mit dem Bunjee-Seil ab.

Mein Bauch grummelt wieder. Erfahrungen sind ganz sicher wichtig, um Bilder richtig einzuordnen. Im Remote Viewing lernt man aber, auch Dinge sichtbar zu machen, die man nicht persönlich kennt. Dazu gibt es eine ausgefeilte Methodik.

Die Übung mit dem Geistführer und die mit Verstorbenen sind sich recht ähnlich, erklärt uns Pascal. Auch den Verstorbenen bittet man, von hinten näher zu treten, damit die Energie spürbar wird. „Dann tauchen manchmal Bilder auf, die du selbst gar nicht mehr im Bewusstsein hattest. Für den Toten sind sie aber wichtig, deshalb zeigt er sie dir“.

Von Geistführer zum geistigen Heilen, das scheint nur ein kleiner Schritt zu sein. Auch den üben wir gleich mal. Wir sollen unserem Übungspartner die Hände auf die Schultern legen, ihre Position, fals nötig, intuitiv verändern – und zum Schluss eine Botschaft unseres Geistführers an unseren Partner weiter reichen.

Meine Hände werden wie von Fäden von den Schultern meiner Übungspartnerin hoch gezogen. Ich habe das dringende Bedürfnis, sie in einem Abstand von einigen Zentimetern schützend über Schläfen und Schädeldecke zu halten. „Dein Kopf ist in Ordnung“, höre ich mich sagen. Das erstaunte Gesicht meines Gegenüber habe ich erwartet.

„Das war sehr angenehm“, strahlt die Frau, die nur wenig jünger ist als ich selbst und im täglichen Leben als Heilerin mit Frauen arbeitet. „Heilen Sie öfter mit den Händen?“ Mir sträuben sich die Nackenhaare. Nein, ich heile überhaupt nicht – und schon gar nicht mit den Händen. Es wäre nicht fair, all meine eigenen Prozesse in die Bahn einfließen zu lassen, die die Heilenergie zwangsläufig nimmt, wenn sie durch meinen Körper in die Hände fließen würde. Immerhin kann ich der Frau aber noch sagen, dass meine Botschaft zu ihrem Kopf irgendwie mit einem tief verborgenen Schmerz in ihrem Herzen zusammenhängen muss. Da kann sie zustimmen. 2003 wurde sie nach einer albtraumartigen Ehe geschieden und hatte sehr lange mit Haß und Rachegefühlen zu kämpfen.

Dann komme ich dran – und die Botschaft des Tages ist: „Gib nicht auf. Es ist nicht zuende.“  Als sie mir erklärt, was sie von mir wahrgenommen hat, kommen mir die Tränen. Meine brennende Sehnsucht nach lateinamerikanischem Tanz, die mich schon mein ganzes Leben begleitet, hat sie unter anderem genau gespürt.

Wie im Flug vergehen die beiden Tage – jede beantwortete Frage wirft zehn neue auf. Da geht es um Schuld und Unschuld, um Wege aus selbst verursachtem Karma, um die Frage, ob ein Selbstmörder in der geistigen Welt bestraft wird. Wird er nicht, sagt Pascal. Die geistige Welt wisse, dass ein Selbstmörder besonders viel Liebe brauche und baue dessen zerstörte Seele wieder auf. Allerdings müsse jeder Verstorbene seinen Lebensfilm ausführlich anschauen, und das sei durchaus Strafe genug.

Wie sieht es aus mit den Hunderttausenden, mit ganzen Generationen, die in Kriegen ihre Lebensperspektiven verlieren? Nun, so meint Pascal, vor ihrer Inkarnation suche sich jede Seele das Thema aus, dem sie sich im anstehenden Leben stellen will. Das kann die Erfahrung mit einem bestimmten Typ von Eltern sein, aber auch eine Erfahrung mit Krieg oder Völkermord. Das Ziel ist immer das gleiche: Das Entwicklungsniveau soll gehoben werden.

Ja es gibt Karma, sagt Voggenhuber. Es gibt persönliches, regionales, gesellschaftliches und Gruppenkarma. Aber niemand ist dem auf immer und ewig ausgeliefert: „Ihr könnt jederzeit aussteigen. Ihr habt einen freien Willen und müsst nicht Täter werden. Sobald ihr aus der Opferrolle rauskommt, selber denkt und selbstbestimmt handelt, durchbrecht ihr alles.“

Eine Frage liegt mir noch am Herzen. Es muss doch ein Ende dieser steten Reinkarnationen geben, eine endgültige Heimkehr zu Gott. Deshalb liebe ich das Bild der Dualseelen: Sie absolvieren getrennt voneinander in unzähligen Inkarnationen alle schönen und schrecklichen Erfahrungen, die es in Menschenkörpern nur geben kann. Am Ende der langen Reise treffen sie ihre zweite Hälfte wieder, vereinigen sich mit ihr und erreichen so das Stadium der Vollkommenheit, mit dem das Rad des Samsara, der Kreis der Wiedergeburt durchbrochen werden kann.

Pascal hört interessiert, aber mit ironischem Lächeln zu. „Ist mir bisher nicht untergekommen,“ sagt er. „Und ganz ehrlich: Ist mir auch zu zuckersüß romantisch“…

Ich fühle mich vor den Kopf geschlagen. Dann tue ich, wie mir geraten: Ich denke und entscheide selber. Die Suche nach meiner fehlenden Hälfte hat mich begleitet, seit ich denken kann. Eines Tages heimkehren zu dürfen zu Gott – ohne neue Quälerei in einer neuen Inkarnation – das ist meine Motivation, immer weiter zu lernen, nie in der Entwicklung zu stagnieren Also bleibe ich dabei, bis die Erfahrung mich endgültig eines Besseren belehrt.

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Ob Pascal nun wirklich Tote sieht, wirklich Geistführer hat, wirklich Heilenergie übermitteln kann, haben wir schwerpunktmäßig nicht hinterfragt. Es war auch nicht schwerpunktmäßig wichtig. Wichtig ist letztendlich die möglichst gut beweisbare Klarheit meiner eigenen Wahrnehmung. Jede Menge  Handwerkszeug zum Üben nehmen wir mit – ordentlichen Respekt vor der Wahrnehmungsfähigkeit unserer Mitmenschen auch. Viel esoterischen Mainstream habe ich gehört – zu Engeln, Karma und Reinkarnation, manchmal hat mich die Jugend „unseres Mediums“ und seine noch nicht überall tiefe Lebenserfahrung ein wenig gestört. Aber sympathisch ist er mir. Ich mag sein Lächeln, bewundere sein Können bei der Verwendung hypnotischer Sprachmuster, seinen Ehrgeiz, sich weiter zu entwickeln und seine Fähigkeit, sich nicht unterkriegen zu lassen.

Meine Passion, „sehen“ zu können, ist neu angestachelt.

Üben, üben, üben muss ich.

Sonst bleibt alles graue Theorie.

 

Siehe auch:

Pascal Voggenhuber über seine Arbeit als Medium

Illusion Dualseele?

What are the twin-flames?

Update: Remote-Viewing-Studie gelingt außergewöhnlich hoher Börsengewinn 

Update: Pascal Voggenhuber beantwortet per Video Fragen zum Geistführer

 

„Schattengesicht“ am Eingang der uralten Kirche in Kirn – ein Zeichen?

Seit Jahren gehe ich immer wieder daran vorbei, fotografiere es immer wieder. Und wundere mich, dass offenbar keiner der Passanten, Einwohner und Kirchgänger darauf reagiert: Im roten Sandstein direkt neben dem Eingang zur Pankratiuskirche am Hahnenbachufer in Kirn (Rheinland-Pfalz) sieht man ein Gesicht, das auf erstaunliche Weise an Jesus-Darstellungen erinnert. Und manchmal, wenn man länger hin schaut, erkennt man weitere Gesichter seitlich dahinter: leidende – mit hohlen Augen, „schlafende“ – einen Mann mit Schnurrbart.

Mit Witterungseinflüssen hat der „Schattenwurf“ im Stein nichts zu tun – ist er doch bei jeder Jahreszeit und Witterung immer gleich gut zu erkennen.

Ein Zufall?

Die heutige evangelische Kirche steht auf den Fundamenten ihrer Vorgängerin, die beim großen Hochwasser im Jahr 1875 im Zentrum der größten Schäden und meisten Toten in Kirn stand. Erinnert das Gesicht an das Leid und die Zerstörungen jener Tage? Imerhin sieht man es an dem Teil des Hauses, der nach dem genannten Hochwasser erneuert werden musste. Aber:

Kirn ist einer der ältesten, vielleicht der älteste Ort an der Nahe, diese Kirche eines seiner ältesten, noch genutzten Gebäude.

Ein Grund also, auf weitere Spurensuche in der Geschichte der Kleinstadt an der Nahe zu gehen.

Erstmals erwähnt wurde Kirn in einer Schenkungsurkunde des Klosters Fulda im Jahr 841. Dass die Stadt sehr viel älter sein muss, beweisen unter anderem Funde aus keltischer und römischer Zeit, wie ein Artikel über die Geschichte des uralten Marktfleckens auf der Homepage der Stadt Kirn zusammenfasst. Michael Ohlmann berichtet in seinem Heimatbuch über Kirn gar von einem Friedhof, der auf das erste Jahrhundert n.Chr. zurückgeführt werden kann.

Es ist nicht bekannt, wann die erste Kirche anstelle der heutigen am Ufer des Hahnenbachs entstand, der nicht weit entfernt in die Nahe mündet. Nachdem aber bereits in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts die Kyrburg gebaut wurde, darf angenommen werden, dass die Ursprünge der Kirche deutlich früher lagen, als  sicher belegt ist.

Im wohl ältesten bekannten Heimatbuch der Stadt Kirn aus dem Jahr 1900 berichtet Autor Franz Offermann, dass die Pankratiuskirche aus drei Teilen entstand, gebaut im 13., 15. und 18. Jahrhundert. Der Turm, der später um sieben Meter erhöht wurde, gehört noch zur romanischen Basilika, die in den ersten Jahren des 13. Jahrhunderts erbaut sein soll. 1467 und 1680 gab es größere Renovierungsarbeiten, ab 1750 ließ Fürst Johann Dominik den spätgotischen Chorraum neu erstellen.

Bereits 1890 musste das seit 1684 simultan genutzte Gotteshaus aber wegen Einsturzgefahr geschlossen werden. Eines der verheerenden Hochwasser, die Kirn im Laufe der Jahrhunderte immer wieder heimsuchten, hatte 1875 26 Tote gefordert und die Grundmauern des Chorraumes total unterspült. 02-11-2013 22-11-201895 fand die Neueröffnung des Gebäudes statt, das seither zwar renoviert, aber nicht mehr grundlegend verändert wurde.

Mehrere Hochwasser mit enormen Schäden, bei denen es immer wieder Tote gab, sind bekannt – viele frühere im Dunkel der Jahrhunderte versunken. Hochwasser sind aber nur ein Teil der bewegten Geschichte, die sich rund um die Kirche abgespielt hat. Im 17. Jahrhundert wütete beispielsweise die Pest – es gab zahllose Opfer und die Zahl der Haushalte in der Stadt reduzierte sich um mehr als die Hälfte, die Zahl der Einwohner sank auf weniger als 400. Zentrum der Infektion soll immer wieder die Nahegasse gewesen sein – beinahe in Sichtweite des Gotteshauses.

Auch von der Lepra wurde Kirn nicht verschont. Für ansteckend Kranke gab es zeitweise einen Hallenanbau an die Kirche, damit auch diese Menschen den Gottesdienst besuchen konnten. Es ist nicht klar, ob es direkt beim Haus zeitweise auch einen Friedhof gab.

Im dreißigjährigen Krieg fielen die Spanier über den Ort her und plünderten ihn und die Kyrburg aus. Ende des 17. Jahrhundert marschierten die Schweden ein, kamen die kaiserlichen Truppen, um Tribut zu fordern und fielen schließlich die Franzosen mordend und brandschatzend ein, um jahrelang zu bleiben.

Im zweiten Weltkrieg starben 62 Kirner bei Fliegerangriffen auf die Stadt, wie Professor Dr. Seibrich im jüngsten Kirner Heimatbuch berichtet. Zuvor in der Pogromnacht war die Synagoge in der Amthofstraße, fast in Sichtweite der Pankratuskirche, in Flammen aufgegangen.

Immer wieder stand die Pankratiuskirche im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte also im Zentrum von Tod und Tränen. Heute ist der gesamte Bereich am Hahnenbach durch Hochwasser-Schutzeinrichtungen besser gesichert als jemals vorher. Auch wenn das Wasser sie überwinden würde, könnten ähnliche Schäden wie in den Jahrhunderten zuvor kaum noch eintreten. Die Mauern der Kirche sind trocken.

Und dennoch weicht das Gesicht ganz nah vom Eingang nie: Nicht in glühend heißen Sommern, auch nicht in eisigen Wintern. Eine zufällige Schattenbildung?

Ich bin kein abergläubischer Mensch. Aber mein Bauch sagt immer wieder:

Es ist ein Zeichen.

***

Update: Die Außenfassade der Kirche wurde im Sommer 2014 renoviert, der Sandstein-Sockel mit einer Sandstein-ähnlichen Farbe überstrichen. Zurzeit ist das Schattengesicht nicht zu sehen.

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