Schlagwort: Wiedergeburt

Sagenumwobenes Shambala verborgen in einem Himalaya-Tal …

Es ist nicht einfach, etwas über das Tal der Unsterblichen im Himalaya zu recherchieren – man findet überall Brocken und drumherum gestaltete Geschichten (siehe auch Link ganz unten). Deshalb hier ein Artikel, veröffentlicht im Nexus-Magazin, der ganz viele Mosaiksteine zum sagenumwobenen Shambhala zusammengetragen hat. Das Magazin bietet auch Denkansätze zu weiteren Themen, die Aaravindha Himadra behandelt; es lohnt sich, dort zu stöbern.

Der Jade-Turm

In vielen tibetischen Schriften und fernöstlichen Überlieferungen findet sich der aus alten Zeiten stammende Glaube an ein geheimes Reich von Weisen, die in vollkommener Abgeschiedenheit in einem unzugänglichen Teil des asiatischen Gebirges leben. Orientalisten nennen diesen rätselhaften Ort Chang Shambhala oder Nördliches Shambhala (manchmal auch Shamballa geschrieben). Tibetische Mönche sind überzeugt von der Existenz eines mysteriösen, schönen Tals, umgeben von schneebedeckten Bergen, das sich von Nordtibet bis in die Mongolei erstreckt. Dieses Tal, so heißt  es, könne nur von Reisenden betreten werden, die über erfahrene bzw. mystische Führung verfügen.

In Überlieferungen heißt es, dieser geheime Landstrich könne nur von Eingeweihten oder Personen gefunden werden, die sich dem spirituellen Erwachen der Menschheit verschrieben haben. Das Zentrum Shambhalas bildet der berühmte Jade-Turm. Dieser steht in einer alten Stadt, die laut tibetischen Mönchen von unterirdischen Quellen beheizt wird. Der heiße Wasserdampf steigt in die Atmosphäre auf und sorgt für eine natürliche Inversion, was sich in einer feinen Nebeldecke äußert. Diese verbirgt die unter ihr liegende Landschaft, sodass das Tal von der Luft aus nicht gesehen werden kann. Mehrere Forscherteams, die den Himalaya bereist haben, berichteten, sie hätten an heißen Quellen gelagert, die eine reichhaltige Vegetation in einer ansonsten kargen, felsigen, eisbedeckten Landschaft hervorgebracht hätten. Wie die Tibeter, Russen und Chinesen glauben auch die Inder an einen Ort, an dem perfekte Menschen leben. Sie nennen diese Menschen Kalapa (oder Katapa) von Shambhala, und angeblich leben diese permanent in einem Umfeld von übernatürlichen Energien.

Der bekannte russische Autor, Maler und Entdecker Professor Nicholas Roerich (1874 – 1947) reiste fünf Jahre lang, von 1923 bis 1928, durch alle sieben Verwaltungsbezirke Tibets. In seinem Buch „Himalaya – Abode of Light“ 1 schrieb er, dass dieses geheime Tal jenseits von großen Seen und schneebedeckten Gipfeln in den höchsten Bergen der Welt liege. Professor Roerich scheint Shambhala schließlich gefunden zu haben, und daher wurden seine Bücher und Bilder für den vorliegenden Artikel sorgfältig analysiert; ebenso wie die Werke seines Sohns, Dr. George Roerich (1902 – 1960), einem herausragenden Orientalisten, Philologen, Kunstkritiker und Ethnographen mit Abschlüssen aus Harvard und der Sorbonne. Die Familie Roerich lebte im Kulu-Tal in Nordindien, nahe der Grenze zu Westtibet. Von dort aus organisierte sie mehrere groß angelegte Expeditionen in unerforschte Gebiete des Tibet-Plateaus, dem höchstgelegenen Land der Erde. Dutzende Sherpas sowie norwegische, tibetische, mongolische und chinesische Träger begleiteten diese manchmal monatelangen Expeditionen.

Jürgen MItter
Tal im Himalaya, von Nebel geschützt. Foto: Jürgen Mitter

Ein anderer bekannter Forscher, Andrew Tomas, Autor des Buches „Shambhala – Oasis of Light“ 2, verbrachte viele Jahre in Tibet, wo er erfuhr, dass das Reich Shambhala in einem von hohen, schneebedeckten Gebirgszügen umschlossenen Tal liege, dessen Bewohner sich in unterirdische Katakomben zurückziehen könnten. Diese und andere Erforscher Asiens beschreiben unentdeckte Täler inmitten des verschneiten tibetischen Gebirges, tief verborgen in den Weiten des Himalaya. Das „Bhagavata Purana“ und die Sanskrit-Enzyklopädie „Vachapattya“ siedeln Shambhala im Norden des Himalaya am Fuße des mythologischen Bergs Meru an. Dort, so glauben viele, träfen Sterblichkeit und Unsterblichkeit aufeinander. Auf einer Karte aus dem 17. Jahrhundert ist der Ort genauer verzeichnet. Veröffentlicht wurde diese Karte 1830 in Antwerpen von Csoma de Körös, einem ungarischen Philologen, der vier Jahre lang in einem buddhistischen Kloster in Tibet verbrachte.

Er gibt die geographische Lage Shambhalas mit 45 bis 50 Grad nördlicher Breite an, jenseits des Sees Manus Hu gelegen, etwa 100 Kilometer östlich des Dorfes Karamay. Bemerkenswert ist, dass ein altes Klosterdokument, auf das der russische Forscher Nikolai M. Prjevalsky (1839 – 1888) stieß, für die Lage Shambhalas 88 Grad östlicher Länge angibt.3 Laut diesen beiden Koordinaten befände sich Shambhala ein wenig östlich des Altaigebirges, einem großen, bis zu 4.506 Meter hohen Gebirgssystem in Zentralasien – und genau dorthin führten mehrere der Roerich-Expeditionen.

Das geheime Tor zum „Tal der Unsterblichen“

Jahrtausendelang glaubten die verschiedenen Völker Asiens, dass dieses verbotene Gebiet gut bewacht sei und dass nur den im Herzen Reinen Zugang gewährt werde. Die Fragen, die sich stellen, lauten: Wer sind die Menschen, die in dieser Abgeschiedenheit leben – und was sind sie? Der tibetischen Legende nach handelt es sich um „Stille Wächter“ – ehemals gewöhnliche Männer
und Frauen, die aufgrund ihrer spirituellen Entwicklung einen „Passierschein“ nach Shambhala erhielten. Andrew Tomas legt eindrucksvolle Beweise in Form tibetischer Quellen aus alten Klosterbibliotheken vor, in die er Einblick nehmen durfte. Durch seine Funde erfahren wir Genaueres über diese erleuchtete Gemeinschaft:

„Die Bruderschaft von Shambhala wird von einer kleinen Gruppe höherer Wesen geführt, die manchmal als Mahatmas bezeichnet werden, was auf Sanskrit so viel heißt wie ,die mit der großen Seele‘. Es sind übermenschliche Wesen mit übernatürlichen Kräften, die ihre Entwicklung auf diesem Planeten abgeschlossen haben, aber unter den Menschen bleiben, um ihnen bei ihrer spirituellen Entwicklung zu helfen. […] Die Lebensdauer ihres Körpers ist praktisch unbegrenzt, weil sich das Rad der Wiedergeburt für sie nicht mehr dreht.“ 4

Mit anderen Worten: Sie sind Unsterbliche – und soviel man über diese Gemeinschaft der Erleuchteten weiß, spielt das Konzept der Wiedergeburt eine wichtige Rolle in ihrer Philosophie. In tibetischen Schriften ist zu lesen, dass

„seit Menschengedenken eine Dynastie weiser Herrscher himmlischen Ursprungs das Reich Shambhala regiert und das unschätzbar wertvolle Erbe des Kalachakra bewahrt, der mystischen Wissenschaft des esoterischen Buddhismus.“ 5

Symbol des Kalachakra, hier als Anhänger
Symbol des Kalachakra

Nachdem er sieben Jahre in Tibet und China gelebt hat, schrieb der deutsche Autor Hartwig Hausdorf in seinem Buch „Die weiße Pyramide“, dass die Weisen von Shambhala „nicht ganz von dieser Welt sind; sie muten eher außerirdisch an […] eine Spezies, die uns der Universale Geist geschickt hat“ 6. Seit Urzeiten glauben Tibeter und andere asiatische Völker daran, dass unter ihnen Weise leben, die über den Tod hinausgewachsen sind, in einem physischen Körper über die Erde wandeln und durch das Universum reisen. Früher wurden sie als „heilige Unsterbliche“ bezeichnet, und angeblich haben sie eine Reihe von alchemistischen „Unsterblichkeitselixieren“ entwickelt. Eines davon soll aus pulverisierter und mit Zinnober versetzter Jade bestehen. Die „Unsterblichen“ tranken es, um ihren Körper in den Zustand des hsien zu bringen – physische Unsterblichkeit in einem vergeistigten Körper.

Die sogenannten „Mahatma-Briefe an A. P. Sinnett“ 7 wurden zwischen 1880 und 1885 von Mahatmas verfasst, die angeblich in Shambhala gelebt haben. Sofern das stimmt, würden sie eine Quelle a us erster Hand darstellen und das Reich aus dem Innersten Kreis der östlichen Weisen heraus beschreiben. Auf der Grundlage dieser Briefkorrespondenz schrieb Sinnett „The Occult World“ (1881) und „Esoteric Buddhism“ (1883). Beide Bücher hatten großen Anteil am aufkommenden Interesse an der Theosophie. Die schriftlichen Antworten und Ausführungen der Mahatmas aus Shambhala auf Sinnetts Fragen wurden 1923 unter dem Titel „The Mahatma Letters to A. P. Sinnett“ veröffentlicht (Die Originalbriefe der Mahatmas werden in der Abteilung für seltene Schriften der British Library aufbewahrt und können mit einer Sondergenehmigung eingesehen werden.) Das mysteriöse Reich Shambhala erhält durch die Schriften der Mahatmas weitere Konturen. Den Mahatmas wurden prophetische Fähigkeiten zugeschrieben. Der ehrwürdige Mahatma Morya, ein Eingeweihter rajputischer Herkunft, beschreibt in einem Brief an Sinnett von 1881 das imposante geheime Tor zum Tal der Unsterblichen:

„An einem Ort, von dem Außenstehende nie erfahren werden, gibt es einen Abgrund, über den sich eine schwächlich anmutende Brücke aus geflochtenem Gras spannt, unter der ein wilder Strom hindurchbraust. Selbst der Kühnste aus einem eurer Bergsteigervereine würde keinen Fuß darauf setzen, denn die Brücke hängt durch wie ein Spinnennetz und wirkt fadenscheinig und unpassierbar. Doch das ist sie nicht. Und wer es wagt, darüber zu schreiten, und es schafft […], gelangt in eine Schlucht von atemberaubender Schönheit. Dies ist einer der Orte, an denen wir leben und von denen europäische Geographen nichts wissen. Unweit des alten Lamaklosters steht der uralte Turm, der Generationen von Bodhisattvas [Menschen, die sich dem Mitgefühl verschrieben haben und vollkommene Weisheit verkörpern] hervorgebracht hat.“ 8

Die Bewohner mehrerer Dörfer in Tibet behaupten, dass bestimmte Gegenden nur mit besonderer Erlaubnis betreten werden können. Mahatma Morya sagte dazu:

„Von verlässlichen Reisenden haben Sie ja bereits erfahren, dass die Führer sich weigern, sie in bestimmte Gebiete zu bringen. Sie lassen sich lieber töten, als die Reisenden dorthin zu begleiten. Wenn ein leichtsinniger Reisender dennoch weitergeht, so schneidet ihm ein Erdrutsch den Weg ab. Wenn der Reisende darüber hinwegklettert, so wird ihn ein Steinschlag treffen, denn wer hier nicht willkommen ist, wird sein Ziel auch nicht erreichen.“ 9

Es wurde schon von Menschen und Tieren berichtet, die unwillkürlich zu zittern begannen, sobald sie sich bestimmten Orten in einem solchen Gebiet näherten, so als würden sie mit unsichtbarer Strahlung beschossen. Ein anonymer Dalai Lama aus dem 19. Jahrhundert

„begab sich einst auf den langen Weg von Lhasa in die Mongolei, und auf einem Abschnitt der Strecke begannen Menschen wie Tiere der Karawane aus keinem ersichtlichen Grund zu zittern. Der Dalai Lama erklärte das Phänomen damit, dass die Gruppe gerade eine verbotene Zone Shambhalas durchquere, deren spirituelle Schwingungen für die Reisenden unerträglich hoch seien.“ 10

Der russische Entdecker N. M. Prjevalsky und der deutsche Linguist und Historiker A. H. Francke berichten in ihren Büchern beide von dem merkwürdigen Verhalten der Einheimischen, die sich durch nichts dazu bringen ließen, bestimmte Bereiche im Norden Tibets zu betreten. 11 Ein russischer Teilnehmer an einer von Roerichs Expeditionen berichtete Andrew Tomas persönlich, dass ihre Gruppe dieselbe Erfahrung gemacht habe – auch da weigerten sich einige der Träger an einem Punkt in Nordtibet weiterzugehen. Der Russe gab an, er selbst habe einen Widerwillen dagegen empfunden, weiterzureiten, und habe nicht so recht begriffen, warum. Es sei ein „unheimliches und unerklärliches“ Gefühl gewesen, das er nicht noch einmal empfinden wolle.12

Mysteriöse Bergmenschen

In Turfan, Sinkiang, in Westchina lauschten die Mitglieder einer Roerich-Expedition der faszinierenden Geschichte über eine groß gewachsene, dunkelhaarige Frau mit ernster Miene, die regelmäßig aus den tiefen Höhlen auftauche, um Bedürftigen zu helfen. Ihre Taten brachten ihr den Respekt der Bevölkerung im gesamten asiatischen Raum ein.

„Auch von Reitern mit Fackeln wird berichtet, die in unterirdischen Gängen verschwinden.“ 13

Augenzeugen berichten auch von bunt gekleideten, gekrönten Lamas (wahrscheinlich aus Shambhala) in Sänften, die von jeweils vier Männern getragen werden. Roerich erzählt, dass groß gewachsene, schlanke, weißhäutige Menschen gesichtet wurden, die in Höhlengängen verschwanden, sobald sich Fremde näherten. Als seine Expeditionstruppe später den Karakorum-Pass überquerte, hat ein einheimischer Führer Roerich zufolge des Öfteren große, weiß gekleidete Männer und Frauen gesehen, die aus geheimen Höhlen auftauchten. Manchmal sollen diese mysteriösen Bergmenschen auch Reisenden geholfen haben. Anfang des 20. Jahrhunderts berichtete die indische Zeitung Statesman von einem britischen Major, der einen großen, leicht bekleideten Mann mit langen Haaren gesehen haben will, der, auf einen langen Bogen gestützt, seinen Blick über das Tal schweifen ließ. Als der Mann den Major entdeckte, sprang er einen steilen Hang hinab und verschwand. Die Einheimischen erklärten Roerich, es habe sich um „einen der Schneemenschen“ gehandelt, die „das heilige Land bewachen“.14

Auf einem seiner Gemälde hat Roerich inmitten von Fels und Schnee eine Schneefrau dargestellt, die ebenfalls einen Bogen hält. Obwohl sie von Eis und Schnee umgeben ist, ist sie nur leicht bekleidet, so als würde eine warme Aura sie vor der Kälte schützen. Roerich sagt:

„In den Ausläufern des Himalaya finden sich zahlreiche Höhlen, und es heißt, dass von diesen Höhlen aus unterirdische Gänge bis weit unter den Kanchenjunga führen. Einige Menschen sind gar bis an das Steintor gelangt, das sich noch nie aufgetan hat, weil die Zeit noch nicht gekommen ist. Die unterirdischen Gänge führen bis in das herrliche Tal.“ 15

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Original-Buch von Nicholas Roerich über Shambhala

Professor Roerich beschreibt das „herrliche Tal der Unsterblichen“ genauer. Schon früh auf seiner Reise traf er auf Pilger, die ihm erzählten:

„Hinter diesen Bergen leben heilige Männer und Frauen, die die Menschheit durch ihre Weisheit retten; viele schon haben versucht, diese Heiligen zu finden, sind aber gescheitert […] Sobald sie über den Kamm kommen, verirren sie sich.“ 16 „Dennoch gelangte Nicholas Roerich auf einem Pferd in dieses Gebiet. Er blieb einige Tage lang verschwunden, und als er zurückkehrte, warfen sich die Asiaten ihm zu Füßen und riefen, er sei ein ,Gott‘, denn kein Mensch hätte die Grenze nach Shambhala ohne göttliche Gewähr zu überschreiten vermocht.“ 17

Vielleicht gab es einen Grund, warum Roerich ungehindert in die verbotene Enklave gelangt ist, denn die Mahatmas hatten Sinnett versichert:

„Wen wir kennenlernen wollen, der wird uns genau an der Grenze finden.“ 18

Roerichs Bemerkung gegenüber einem Lama, einem religiösen Lehrer, in Tibet lässt darauf schließen, dass er Shambhala tatsächlich erreichte:

„Mit eigenen Augen haben wir einen der drei weiß gekleideten Grenzposten Shambhalas gesehen.“ 19

Abgesehen davon, dass Roerich die Heimat der Mahatmas besuchen wollte, ist der Zweck einer seiner Expeditionen nicht ganz klar. Diese führte ihn 1928 über Tibet und Xinjiang zum Altai. In seinem Tagebuch jedenfalls geht er nicht genauer auf das Ziel ein. Die Expedition scheint jedoch etwas mit dem Bruchstück eines heiligen Kosmischen Steins zu tun gehabt zu haben, das an seinen rechtmäßigen Platz im Jade-Turm im Herzen Shambhalas zurückgebracht werden sollte.

„Dieses Fragment war nach Europa gesandt worden, um mit seiner Kraft die Einrichtung des Völkerbundes zu unterstützen, die – wenngleich sie scheiterte – nach dem Ersten Weltkrieg angestrebt wurde.“ 20

Dieses Fragment war angeblich Teil eines sehr viel größeren Kosmischen Steins, und es scheint so, als sei es Roerich bestimmt gewesen, das Bruchstück zurück nach Shambhala zu bringen.

Versteckte Oase einer fortschrittlichen spirituellen Kultur

Auch in den volkstümlichen Erzählungen Russlands gibt es Hinweise auf eine Gemeinschaft von Erleuchteten, die an einem Ort im Herzen Asiens leben, der auf russisch Belovodye heißt – das „Land der lebenden Götter“. In dem jährlich erscheinenden Journal of the Russian Geographical Society von 1903 findet sich ein Artikel mit dem Titel „Ural-Kosaken reisen ins Belovodye-Reich“, verfasst von einem Entdecker namens Korolenko. Und im Jahr 1916 veröffentlichte die West Siberia Geographical Society einen Bericht des russischen Historikers Belosliudov mit dem Titel „Über die Geschichte von Belovodye“.

Da beide Artikel von wissenschaftlichen Instanzen veröffentlicht wurden, sind sie von großem Interesse, denn sie künden von einer tief verwurzelten Überzeugung, die noch immer in vielen „alten Gläubigen“ Russlands lebendig ist – dass Belovodye ein geheimes irdisches Paradies irgendwo tief im Südwesten Sibiriens ist. Beide Artikel stützen die Annahme, dass es im nördlichen Tibet tatsächlich ein geheimes heiliges Reich gibt, ein Reich uralter Weisheit. Ein mysteriöser Einheimischer berichtete auch der russischen Psychiaterin und Autorin Dr. Olga Kharitidi während ihres Aufenthalts im abgelegenen Sibirien von den außergewöhnlichen Menschen einer uralten Kultur, die in diesem geheimen Reich zurückgezogen leben:

„Was diese Menschen insbesondere auszeichnet, ist, dass die inneren Dimensionen des Geistes bei ihnen hochentwickelt sind. Der gesamten Gemeinschaft ist eine wunderbare spirituelle Intensität eigen, die in der modernen materialistisch geprägten Gesellschaft nur von Wenigen erfahren wird. Sie verfügen über schier unglaubliche Weisheit auf psychologischem Gebiet. Sie können ihr Zeitempfinden steuern und selbst über weite Entfernungen hinweg telepathisch miteinander kommunizieren. Sie können in die Zukunft schauen, und ihre Gesellschaftsstruktur ist die effektivste, die es je gab.“ 21

Ein Gesetz des Tals der Unsterblichen aber bleibt auf ewig in Kraft – dass nämlich „niemand, der nicht erwünscht ist, den Weg dorthin findet“. 22 Nur wer „Kalagiya“ vernommen hat, den „Ruf, den Shambhala über den Wind aussendet“, 23 oder telepathisch von den Großen Meistern eingeladen wird, kann darauf hoffen, sicher in das „Tal der weisesten Menschen der Erde“ 24 zu gelangen.

Augenzeugen berichten von Shambhala

Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung wurde Apollonius, ein hoch angesehener, charismatischer griechischer Weiser, nach Shambhala „gerufen“. Er hatte eine „Wegbeschreibung“ erhalten und wusste genau, wo er die „Heimstatt der Weisen“ 25 finden würde. Apollonius wurde im Jahr drei nach Christus in Tyana, Kappadokien, geboren und starb im Jahr 98. Er wurde nach dem griechischen Gott Apollo benannt, und das Volk nannte ihn respektvoll „Sohn Gottes“.26 Er lehrte die Doktrin des „Inneren Lebens“,27 ging barfuß, ließ Haare und Bart wachsen und trug Kleidung aus weißem Leinen. Auf seinen Reisen wurde er von einem assyrischen Schreiber namens Damis begleitet, der Appolonius’ Worte und Taten in einem Tagebuch festhielt. Dank Damis’ aus 97 Kodizes bestehender Sammlung sind uns heute Apollonius’ bemerkenswerte Erlebnisse überliefert.

Um etwa 200 n. Chr. entwickelte Kaiserin Julia Domna, die zweite Frau des aus Britannien stammenden römischen Kaisers Septimus Severus (Kaiser von 193 bis 211), ein so starkes Interesse an den bewegenden Ereignissen in Apollonius’ Leben, dass sie den griechischen Schriftsteller und Sophisten Flavius Philostratus (ca. 170 – 245) beauftragte, eine Biographie über Apollonius zu schreiben. Philostratus nannte sein Werk „Das Leben des Apollonius von Tyana“.
Von Philostratus erfahren wir, dass Apollonius viele Monate lang im Himalaya blieb.28 Als Apollonius in „einer Stadt unter dem Berg Paraca“ 29 eintraf und dem König Hiarchas (in einigen Übersetzungen „Iarchas“ genannt, was „heiliger Herrscher“ bedeutet) einen Brief überreichte, erfuhr er überrascht, dass der König dessen Inhalt schon kannte. Apollonius wandte sich daraufhin Damis zu und sagte:

„Wir haben hier Menschen von echter Weisheit vor uns, denn sie scheinen über die Gabe der Voraussicht zu verfügen.“ 30

Während seines Aufenthalts wurde Apollonius Zeuge unglaublicher Dinge. Er sah, wie aus Schächten im Boden Säulen aus strahlend hellem, bläulichem Licht senkrecht nach oben stiegen. Auch sprach er voller Erstaunen von leuchtenden Steinen, die er pantarbes nannte. Diese Steine vermochten so hell zu leuchten, dass die Nacht zum Tage wurde. Die wissenschaftlichen und geistigen Errungenschaften der Bewohner dieser verborgenen Stadt beeindruckten Apollonius so stark, dass er widerspruchslos nickte, als König Hiarchas sagte:

„Frag, was immer du wissen möchtest, denn du bist hier unter Menschen, die alles wissen.“ 31

Apollonius fragte, für was sie sich selbst hielten, und König Hiarchas erwiderte: „Wir betrachten uns als Götter.“ 32 Apollonius wurde nicht nur Zeuge, wie die Bewohner von Shambhala sich die Kraft der Sonne zunutze machten, sondern „er sah auch, wie sie zwei Cubit [etwa ein Meter] über dem Boden schwebten; nicht etwa, weil sie ein Wunder zur Schau stellen wollten –  denn ein solches Gebaren verabscheuen sie –, sondern weil sie Rituale, bei denen sie die Erde verlassen und sich der Sonne nähern, als Huldigung des Göttlichen empfinden.“ 33

Ähnliche Phänomene wurden von der bekannten Orientalistin und Schriftstellerin Alexandra David-Néel (1868 – 1969) berichtet, die als erste westliche Frau den Titel des Lama verliehen bekam. Ihre Aussagen stützen Philostratus’ Darstellungen. David-Néel beschreibt Shambhala als ein Reich, das

„nicht in Zeit und Raum verankert ist, wie wir es sind. Shambhala ist heute hier und morgen dort.“ 34

Über die Bewohner Shambhalas sagte Apollonius:

„Sie leben auf der Erde und leben doch nicht auf ihr, sie sind von Schutzmauern umgeben und sind es doch nicht, und sie besitzen nichts und verfügen doch über den Reichtum der ganzen Welt.“ 35

Was die Ideologie der Bewohner Shambhalas angeht, so vertrat König Hiarchas eine kosmische Philosophie, der zufolge „das Universum lebendig“ 36 ist. In den Mahatma-Briefen heißt es, die Bewohner Shambhalas seien weder Atheisten noch Agnostiker, sondern Pantheisten im weitesten Sinne, und glaubten, dass das Universum und Gott letztlich identisch seien. Auf dieses Konzept von der kosmischen Evolution geht auch zurück, dass der Reinkarnationsgedanke in der Philosophie dieser Wächter der Menschheit eine so große Rolle spielt.

Stonehenge im Himalaya

Als Roerich 1928 durch den Himalaya reiste, stieß er in 4.572 Metern Höhe auf drei lange, schnurgerade Reihen großer, aufrecht stehender Steine, die mit Inschriften versehen waren und sich durch ihre besondere Form von der Umgebung abhoben. Die drei Reihen endeten in einem großen Steinkreis, in dessen Mitte drei Menhire standen. Roerich zufolge wirkte der Ort wie eine Mischung aus dem britischen Stonehenge und dem keltischen Carnac in der Bretagne – Stätten, die Roerich zuvor besucht hatte. Seine Karawane sollte ihr Lager eigentlich nur über Nacht in der Nähe dieses steinernen Rätsels aufschlagen, doch Roerich blieb drei weitere Tage und entdeckte in der Umgebung noch vier weitere Formationen aus aufrecht stehenden Steinen. Roerich war fasziniert von seinem Fund und fragte seine tibetischen Bergführer, wer diese Steine aufgestellt habe. Zur Antwort bekam er:

„Niemand weiß es […] Aber diese Stätte aus alter Zeit wird Doring genannt […], der Ort der heiligen
Steine. Die Alten unseres Volkes sagen, vor langer Zeit sei ein unbekanntes Volk durch dieses Gebiet gezogen, das sich für einige Generationen, aber nicht dauerhaft, hier angesiedelt habe.“ 37

Roerich rätselte viel darüber, warum mitten im Himalaya in dieser Höhe „eine Nachbildung von Stonehenge und Carnac“ 38 zu finden sei.

Shang Doring
Shang Doring fiel der chinesischen Kulturrevolution zum Opfer. Nur eine Stele überlebte. Quelle: tibetarcheologie.com

Weitere merkwürdige Phänomene in Tibet

In diesem immensen Gebiet ist es schon häufiger zu seltsamen Begebenheiten gekommen, und einige davon legen die Anwesenheit höherer spiritueller Wesen nahe. Alexandra David-Néel erzählt in ihrem Buch „The Superhuman Life of Gesar of Ling“ 39 von einem merkwürdigen Erlebnis, das sie selbst in der kleinen Stadt Jyekundo in einem abgelegenen Teil Nordwesttibets hatte. Dort traf sie einen tibetischen Lama, der in dem Ruf stand, gelegentlich in einer verschneiten Bergregion zu verschwinden, in der es keine Siedlungen gab und ein Mensch zu verhungern oder zu erfrieren drohte. So kehrte der Lama unweigerlich nach einiger Zeit zurück, und auf neugierige Fragen hin sagte er immer nur, er habe „bei den Göttern in den Bergen“ 40 gelebt.

Eines Tages bat Madame David-Néel ihn halb im Spaß, halb im Ernst, bei seiner nächsten Reise dem „Herrscher über die Berge“ 41 einen kleinen Strauß chinesischer Papierblumen als Geschenk von ihr zu überreichen. Einige Monate später kehrte der Lama von einer erneuten Reise in das rätselhafte Reich zurück und überreichte der französischen Gelehrten ein Souvenir des „Herrschers“: Eine schöne blaue Blume, die im Juli im Süden Tibets blüht. Alexandra David-Néel war verblüfft, denn in Jyekundo lag die Temperatur zu dieser Zeit bei 20 Grad unter null, der Fluss war von einer zwei Meter dicken Eisschicht bedeckt und der Boden steinhart gefroren. „Woher stammt diese Blume?“, fragte sie erstaunt, und der Lama entgegnete:

„Nun, vielleicht aus einem warmen Tal im Norden.“ 42

Auch Roerich berichtete von einer Reihe außergewöhnlicher übernatürlicher Geschehnisse, u. a. dem plötzlichen Auftauchen von Rigden Jyope (oder Djapo), dem Herrscher Shambhalas. Wenn dieser einen bestimmten Lama-Tempel betrat, so heißt es, entzündeten sich die Kerzen darin von selbst. Roerich berichtet:

„Einmal lag ganz plötzlich ein besonderer Duft in der Luft, wie von Tempel-Räucherwerk – und das mitten in der Gobi, wo sich in alle Richtungen über hunderte von Kilometer nichts als Steinwüste erstreckt. Nicht ein einziger Tempel, ja nicht einmal eine Hütte war in Sicht, und dennoch nahmen alle Expeditionsmitglieder zur gleichen Zeit diesen Duft wahr. Das geschah gleich mehrmals und war durch nichts zu erklären.“ 43

In der Finsternis zahlreicher Nächte beobachtete Roerich ein hell strahlendes weißes Licht, das wie eine Säule zum Himmel aufstieg. „Was geschieht hier?“, fragte er seine Lama-Führer, und diese antworteten: „Das Licht stammt aus dem Turm von Shambhala.“ 44 Das Licht, erklärten sie, werde von einem großen, dreieckigen, leuchtenden Stein auf der Spitze des Jade-Turms ausgestrahlt, dem sogenannten Chintamani-Stein. Sie sagten, der Stein besitze okkulte Eigenschaften, vermittle auf telepathische Weise innere Führung und bewirke einen Bewusstseinswandel bei denen, die mit ihm in Kontakt kämen. Der Chintamani-Stein soll

„von einem geflügelten Pferd [einem lung-ta] auf die Erde gebracht worden sein, von Botschaftern der Götter aus einem Sonnensystem im Sternbild des Orion.“ 45

Angeblich gab es mehr als nur diesen einen seltsamen und „kostbaren Stein“:46 Laut alten lamaistischen Überlieferungen wurden drei dieser Pyramiden-Schlusssteine zur Erde gebracht und immer dort aufgestellt, wo gerade ein für die Menschheit wichtiger spiritueller Prozess stattfand. Einer soll sich auf der Spitze der Großen Pyramide von Gizeh befunden haben, ein weiterer eben auf dem Jade-Turm von Shambhala, und der dritte liegt vielleicht in den Tiefen des Ozeans an einem Ort namens Atlantis.

Vajra groß

Das Rätsel um das magische Zepter

In einer tibetischen Überlieferung heißt es, dass im Jahr 331 n. Chr. eine Kiste „aus dem Himmel gekommen“ 47 sei, in der sich vier heilige Gegenstände befanden. Darunter war ein goldener Stab, der dorge genannt wurde und dem angeblich übernatürliche Kräfte innewohnten. Seit Jahrhunderten ranken sich in Tibet die phantastischsten Geschichten um diesen Stab, und in den meisten tibetischen Lamaklöstern finden sich heute Nachbildungen aus Silber, Messing oder Eisen. Es heißt, dieser Stab habe während bestimmter religiöser Zeremonien ein helles Licht ausgestrahlt und in der Hand des jeweiligen Königs von Shambhala mächtige kosmische Kräfte bündeln und gezielt leiten können. Er soll auch Blitze geschleudert und Löcher in die Wolken gebrannt haben.

Viele Jahre nach Entdeckung der Kiste erschienen eines Tages fünf Fremde vor dem damaligen König von Shambhala, Tho-tho-ri Nytan-tsan, und unterwiesen ihn in dem richtigen Umgang mit den heiligen Gegenständen, so die Legende weiter.

Merkwürdiges Flugobjekt über dem Himalaya

Mahatma Morya bezeichnete Shambhala als „die Stadt der Wissenschaften“ 48, und diese Aussage rechtfertigt es zu untersuchen, ob diese Gemeinschaft (oder Gemeinschaften) einer höherstehenden Kultur vielleicht über hochentwickelte Technologie verfügt. Dass die Bewohner dieser rätselhaften Ansiedlung sich mit Wissenschaft befassen, lässt sich anhand einer Geschichte festmachen, die Roerich über einen Lama erzählte. Dieser Lama kehrte nach einer langen Reise in ein abgelegenes Kloster zurück in sein eigenes. In einem geheimen unterirdischen Gang traf er auf zwei Männer, die ein wertvolles Zuchtschaf trugen, und die Männer erzählten dem Lama, sie brächten das Schaf in das Tal der Unsterblichen, wo es der wissenschaftlichen Zucht dienen solle.49

In einem anderen Bericht über Zentralasien mit dem Titel „Beasts, Men and Gods“ beschreibt der Forscher und Autor Dr. Ferdinand Ossendowski faszinierende Dinge, und seine Dokumentation liest sich ebenso fesselnd wie die von Nicholas Roerich, Alexandra David-Néel und Andrew Tomas. Ein mongolischer Lama erzählte Ossendowski nicht nur von einem ausgedehnten Tunnelsystem unter dem Himalaya, sondern auch von„merkwürdigen Fahrzeugen, die mit großer Geschwindigkeit durch die Gänge brausten.“ 50

Maschinen, die sich mit hoher Geschwindigkeit durch unterirdische Gänge bewegen, lassen auf technische Errungenschaften von hohem Niveau schließen, und das hunderte Jahre vor unserem Wissen über komplexe technische Zusammenhänge. Diese Überlieferung stammt aus einer Zeit lange vor dem Aufkommen ähnlicher Technologien in der westlichen Welt. Eine ähnliche Geschichte stammt aus dem Arabien des 10. Jahrhunderts und berichtet über unterirdische Fahrzeuge unter dem Gizeh-Plateau. Es besteht also die Möglichkeit, dass Shambhala und die Große Pyramide über ein unterirdisches Tunnelsystem miteinander verbunden sind. Auf seinen Reisen durch Tibet hatte Roerich Einblick in alte Lama-Texte, in denen von „eisernen Schlangen“ die Rede ist, die „den Raum verschlingen und dabei Feuer und Rauch speien“. Auch von „Bewohnern ferner Sterne“ 51 ist die Rede. Über dem Gebiet von Shambhala sind zudem schon oft Flugobjekte gesichtet worden, die sich überaus schnell bewegen. Der folgende Bericht stammt aus Roerichs Tagebuch und beschreibt ein Erlebnis, das die Expedition nahe dem Karakorum-Gebirge hatte:

„Am 5. August etwas Bemerkenswertes! Wir befanden uns in unserem Lager im Kukunor-Gebiet nahe der Humboldt-Kette. Am Morgen, etwa gegen halb zehn, bemerkten unsere Träger einen besonders großen schwarzen Adler am Himmel über uns. Sieben von uns beobachteten diesen ungewöhnlichen Vogel. Da sagte ein anderer Träger: ,Dort, weit über dem Vogel, ist noch etwas anderes.‘ Und dann schrie er erstaunt auf. Wir alle sahen, wie etwas von Nord nach Süd zog, etwas Großes, Schimmerndes, das das Licht der Sonne reflektierte, ein großes ovales Objekt, das sich mit hoher Geschwindigkeit bewegte. Als es über unserem Lager war, wechselte das Objekt abrupt die Richtung und bewegte sich nicht mehr nach Süden, sondern nach Südwest. Und dann verschwand es im tiefen Blau des Himmels. Wir hatten sogar Zeit, unsere Ferngläser zu holen, sodass wir deutlich eine ovale Form mit schimmernder Oberfläche ausmachten, in der sich das Sonnenlicht brach.“ 52

Roerichs Sichtung fand gut zwei Jahrzehnte vor Kenneth Arnolds berühmter Beobachtung statt –  der Beobachtung einer Gruppe von runden, metallischsilbernen Flugobjekten nahe des Mount Rainier im US-Bundestaat Washington, die den Begriff „fliegende Untertasse“ prägen sollte. Nur ein Flugzeug unbekannten Typs kann das abrupte Flugmanöver durchgeführt haben, das Roerich in seinem Tagebuch beschreibt. Beim Anblick der Scheibe sagte einer der Lamas, die die Expedition begleiteten, zu Roerich:

„Das ist das Zeichen Shambhalas. […] Die Unsterblichen Shambhalas wachen über Sie. […] Haben Sie bemerkt, in welche Richtung sich das kreisförmige Objekt bewegt hat? […] In diese Richtung müssen Sie gehen.“ 53

Das Dreieck von Shambhala

Im zweiten Teil unserer Suche nach dem mysteriösen „Tal der Unsterblichen“ werden wir die „drei Wachposten von Shambhala“ lokalisieren, die das „Dreieck von Shambhala“ formen. In diesem Gebiet ereignen sich aufsehenerregende Dinge; so wurden hier zum Beispiel in jüngerer Zeit Hinweise auf eine interstellare Tragödie sowie Pyramiden entdeckt.

Endnoten

  1. Roerich, N. K.: „Himalaya – Abode of Light“ (Bombay: Nalanda Publications, 1947)
    2. Tomas, Andrew: „Shambhala – Oasis of Light“ (London:Sphere Books, 1977)
    3. Prjevalsky, N. M.: „Mongolia“ (London, 1876), übersetzt von Boris Fereng; S. 63
  2. Tomas: „Shambhala“, S. 43f.
  3. Tucci, Giuseppe: „Tibetan Painted Scrolls“ (Rom, 1949, Bd. I)6. Hausdorf, Hartwig: „Die weiße Pyramide“; rückübersetzt aus der englischen Ausgabe (Florida: New Paradigm Books, 1998), S. 92,102
    7. Alfred Percy Sinnett (1840 – 1921) war der Herausgeber der britischen Zeitung Pioneer in  Allahabad, Indien, wo er von 1879 bis 1889 lebte. Ihm wurde das Privileg zuteil, in die Himalaya-Bruderschaft der Hohen Yogis aufgenommen zu werden.
    8. „Passport to Shambhala“, veröffentlicht von der West Siberia Geographical Society, 1923, Brief 18, S. 31; englische Übersetzung von Professor Vladimir Andrei Vasiliu, 1933 [enthält den vollständigen Abdruck der „Mahatma Letters to A. P. Sinnett“]
    9. Ebd., Brief 18, S. 32
    10. Roerich, N. K.: „Heart of Asia“ (New York: Roerich Museum Press, 1930); auch in Tomas: „Shambhala“, S. 54
    11. Prjevalsky: „Mongolia“, S. 101; Francke, A. H.: „A History of Western Tibet“ (London: Partridge and Co., 1907)
    12. Tomas: „Shambhala“, S. 58
    13. Ebd., S. 59
    14. Roerich: „Heart of Asia“
    15. Roerich: „Himalaya“; zitiert in Tomas: „Shambhala“, S. 39
    16. Roerich: „Heart of Asia“; auch in Tomas: „Shambhala“, S. 59 passim
    17. Tomas: „Shambhala“, S. 58
    18. „Passport to Shambhala“, Brief 15, S. 131
    19. Roerich: „Himalaya“
    20. Saint-Hilaire, J.: „On Eastern Crossroads“ (New York, 1930); zitiert in Tomas: „Shambhala“, S. 63
    21. Kharitidi, Dr. Olga: „Entering the Circle“ (San Francisco: Harper, 1996)
    22. „Road to Shambhala“, ein seltenes tibetisches Buch aus dem 18. Jh., das vom dritten Panchen Lama, dem „Großen Gelehrten“ (1738 – 1780), verfasst wurde; übersetzt von Cheng Yuan, 1901
    23. Ebd.
    24. Hamamoto, L. C.: „The Soul Doctrine“, Lhasa; übersetzt von C. Chan, 1916, S. 67
    25. Sinnett, A. P.: „Esoteric Buddhism“ (London: Neuauflage von 1903 des Originals aus dem Jahr 1883)
    26. „Encyclopaedia Britannica“, 9. Aufl ., Bd. 10, „Apollonius“
    27. Ebd.
    28. Philostratus: „The Life of Apollonius of Tyana“ (London: Loeb Classical Library, 1912), acht Bücher in zwei Bänden; übersetzt von F. C. Conybeare. Hinweis: Alle nachfolgenden Apollonius-Zitate stammen aus Buch 3, in dem fast ausschließlich Apollonius’ Reise nach Nordtibet beschrieben wird.
    29. Ebd.
    30. Ebd.
    31. Ebd.
    32. Ebd.
    33. Ebd.
    34. David-Néel, Alexandra: „Magic and Mystery in Tibet“ (NY: Dover Publications, 1971; Erstveröffentlichung 1929)
    35. Philostratus, „The Life of Apollonius“, Buch 3
    36. Ebd.
    37. Roerich: „Himalaya“, passim
    38. Ebd.
    39. David-Néel, Alexandra und Kendall, Claude (Hrsg.): „The Superhuman Life of Gesar of Ling“ (New York: 1934, übersetzt von Violet Sydney; Erstveröffentlichung 1931)
    40. Ebd.
    41. Ebd.
    42. Ebd.
    43. Zitiert in Tomas: „Shambhala“, S. 57
    44. Roerich: „Himalaya“
    45. Evans-Wentz, Dr. Walter Y.: „The Tibetan Book of the Great Liberation“ (Oxford University Press, 1954)
    46. Ebd.
    47. Tomas: „Shambhala“
    48. „Passport to Shambhala“, Brief 62, S. 101
    49. Roerich, N. K.: „Altai-Himalaya: A Travel Diary“ (Brookfi eld, CT: Arun Press, 1983; Erstveröffentlichung 1929)
    50. Ossendowski, Ferdinand: „Beasts, Men and Gods“ (NY: E. P. Dutton & Co., 1922)
    51. Roerich: „Heart of Asia“
    52. Roerich: „Altai-Himalaya“
    53. Roerich: „Heart of Asia“, passim

 

Siehe auch: Falsche Mythen, die in anderen Ländern über Shambhala Verbreitung fanden und

Dem Lichtstrahl folgen bis zum Rand der Zeit: Meditieren mit Aaravindha Himadra

Eine Nacht im Maya-Temazcal: Im Schutz des Jaguars loslassen, was krank macht

Der Traum:

Sie hat die Baumzone schon wieder erreicht und durchquert einen Fichtenwald. Als sie eine steil abfallende mit Gras bewachsene Lichtung erreicht, spürt sie die Gefahr und dreht sich um: Ein ganzes Rudel Jaguare ist ihr auf den Fersen.

Seltsam: Jaguare sind doch Einzelgänger, schießt ihr durch den Kopf, als sie zu laufen beginnt und im selben Moment erkennt: Sie hat keine Chance. Ihr Herz rast,  jeder Atemzug bereitet stechende Schmerzen. Sie rutscht, und während sie fällt, wird ihr klar: Jetzt ist es aus. Sie rollt sich zusammen, erwartet den tödlichen Biss im Genick und hofft, dass es schnell gehen wird.

Während die übrigen Katzen sie überholen, ohne überhaupt Notiz von ihr zu nehmen, löst sich ein großer Kater aus der Gruppe und nähert sich ihr. Doch statt sie anzugreifen streckt er sich neben ihr aus, und sie bemerkt erstaunt, dass er die gleiche Körperlänge hat wie sie selbst. Fast zärtlich neigt das muskulöse Tier sein Kinn zu ihrem Kopf. Sie spürt weiches Fell und Schnauzhaare. Eine Welle der Liebe durchströmt sie – und sie erwacht.

Vier Monate später im Südosten der Halbinsel Yucatan:

Es hat den ganzen Tag wie aus Kübeln geregnet, der sandig-sumpfige Boden konnte das viele Wasser gar nicht mehr aufnehmen. Das Meer unter den schwarzen Wolken ist warm wie immer, aber dunkelgrau; die Brandung an der Riffkante ist höher als sonst, und dahinter tragen alle Wellen kleine Schaumkronen, während die Sonne hinter den sich im Wind biegenden Palmen blässlich verschwindet.

Ganz unspektakulär biegt ein sandiger Pfad von der vierspurigen Schnellstraße nach Süden ab. Langsam arbeitet sich der Yeep durch tiefe, voll Wasser stehende Schlaglöcher immer weiter in den Wald hinein. Sumpfige Mangrovenwildnis wechselt sich ab mit nur um Zentimeter höher liegenden Plateaus, auf denen niedrige Laubbäume. Büsche und Fächerpalmen wachsen. Nach wenigen Kilometern trifft die kleine Gruppe auf die ersten flachen Häuser. Noch eine Weile später steht die Handvoll Suchender im Zentrum des Dorfes. Geschützt vor dem bunten Treiben der touristisch ausgebauten Küste und nahe der alten Ruinenstadt Tulum wohnt hier eine Maya-Gemeinschaft.

Norma heißt die freundliche Frau mittleren Alters, die der Gemeinde vorsteht. Sie und eine weitere Frau begrüßen alle mit einem Glas gekühlten süßen Hibiskus-Tees. Schwere,  feuchte Luft steht über dem Gelände, das fast in völliger Dunkelheit liegt. Nur einige Fackeln weisen den Weg. Die Besucher lernen die Grundnahrungsmittel der Maya kennen: Das wichtigste, wie überhaupt in ganz Mexiko, ist nach wie vor der Mais. Später wird es Hühnchen, Bohnenbrei, Chili-Soße und Mais-Tortillas geben. Und natürlich Hibiskus-Tee.

Auch der Ritualplatz ist nur von Fackeln beleuchtet. Fotografieren während der Zeremonie ist verboten – Ablenkung nicht erwünscht.  Um ein Heilungsritual im Temazcal, der traditionellen Schwitzhütte durchzuführen, hat sich die Gruppe zusammengefunden. Alle wollen negative Energien loslassen, Seelen und Körper ins Gleichgewicht bringen. Fred, der Maya-Schamane, will dabei helfen.

Obwohl nur wenige Meter von den Hütten entfernt, umfangen sie vielfältige Stimmen des Urwalds:  Fast brüllend das Surren der Insekten, leise klappernd die Palmwedel, raschelnde Büsche. Dazwischen piepende, kreischende, pfeifende Tierstimmen, manche für Europäer nicht zuzuordnen. Auf einer niedrigen Mauer liegt eine Sammlung riesiger weißer Häuser der großen Fechterschnecke, einer in der ganzen Karibik heimischen Meeresschnecke. Sie sind mit einem Loch präpariert, damit man mit ihnen Töne erzeugen kann. Etwas Üben ist angesagt, die Musik wird im Verlauf des Abends gebraucht.

Handy, Fotoapparat, Rucksack & Co bleiben zurück, während sich acht Klarheit suchende Menschen vor  dem Altar sammeln. Gebaut aus Kalkstein, der auch den Untergrund  Yukatans bildet, ist der Altar geschmückt mit weiteren Conca-Häusern. Rasseln, ein Büschel Blattwerk, eine große Räucherschale und allerlei weitere Utensilien liegen bereit. Im Rücken knistert das  Feuer, in dem seit Stunden Steine zum Glühen gebracht werden. Fred, der in Weiß gekleidete Schamane, bedeutet seinem Assistenten, jedem eine halbe Kokosschale Balché zu reichen. Das heilige Getränk der Maya wird aus der Rinde des gleichnamigen Baumes gewonnen und mit Honig gesüßt

Fast nackt stehen sie nun in der vielstimmigen Nacht, lauschen dem Tönen des Schamanen auf dem Muschel-Instrument und lassen sich hineinführen in eine Reise des Loslassens und nach vorn Blickens.

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„Alles ist mit allem verbunden,“ sagt Fred, „deshalb hat jedes Handeln überall eine Wirkung – auch wenn man sie nicht gleich bemerkt.“ Dass die Menschen Gäste sind auf Mutter Erde, erinnert er. Wenn sie diese pfleglich behandeln, pflegen sie sich damit selbst. Der reinigende Rauch von Copal dringt in die Nasen, verteilt durch Fred mit einem Blätterbündel des heiligen Baumes. Langsamen Schrittes geht es zu einem weiten Kreis mit vier Öffnungen zu den vier Himmelsrichtungen.

Nur die Glut des Feuers erhellt die Szenerie: Alle gemeinsam tönen auf den Schneckenhäusern, umrunden den Platz, rufen die Geister der vier Himmelsrichtungen an, ihnen wohl gesonnen zu sein. Erst dann dürfen sie das Innere des Kreises betreten:

Nacheinander – die Frauen zuerst – stehen sie vor dem hageren Medizinmann, der jeden Einzelnen ruhig betrachtet,  dann mit seinem Blätterbündel negative Energien aus dem Körper streicht und klopft. Sanfte Klopfer auf Kopf und Herz, Ausstreichen der Belastungen über die Extremitäten. Das Herz der Träumerin scheint besonders belastet. Es wird wiederholt beklopft, das Bündel danach ausgeschlagen. Sie selbst fühlt sich danach tief berührt und erleichtert. Die Blätter werden im Feuer verbrannt.

Sehr still, jetzt auch ohne Schuhe, nehmen alle schließlich  im Innern des Kreises am Feuer Platz. „Frieden wird möglich, wenn wir keine Energie mehr auf das verwenden, das uns krank macht,“ sagt Fred. „Was geschehen ist, ist geschehen. Wir müssen es nicht vergessen. Aber wir können es ziehen lassen. Denkt an euer Leben, an das eurer Familie, eures Freundeskreises, eures Landes, der ganzen Erde: Lasst los, was schädlich ist, dankt für das Gute, das euch widerfahren ist und sendet gute Wünsche für die Zukunft in den Raum.“

Alle bekommen ein Stück Copal, das Harz Mittel- und Südamerikas, mit dem negative Energien in Rauch aufgelöst werden. Sie sollen es besprechen mit dem, was sie  loslassen wollen und dann verbrennen.

In ihrem Herzen beginnt ein Reißen, das sich in den ganzen Körper fortsetzt – so schneidend schmerzhaft, dass ihr aus dem Nichts die Tränen kommen. Sie denkt an Einsätze ihres Lebens, die die Welt für sie waren, an das herrliche Gefühl, kraftvoll und unverletzlich gewesen zu sein; an Menschen, die ihr Leben waren, die sie nie mehr sehen wird.  So gern sie loslassen will, so wenig gelingt es. In der Welle der Trauer möchte sie  schier sterben: Sie kann nicht leben, was sie liebt.

Schon lange haben die Anderen ihr Stück Harz ins Feuer geworfen, als sie immer noch davor steht. Bis der dunkle Schatten des Jaguars unter den Bäumen hervor und neben sie tritt. Im Fokus seines scharfen Blickes erkennt sie: Loszulassen bedeutet nicht, die Liebe aufzugeben. Etwas ziehen zu lassen, lässt frei, was nicht bleiben will  und gibt der Liebe so einen neuen Raum, sich zu erfüllen.

Loszulassen bedeutet, darauf zu vertrauen, dass Herzenssachen sich erfüllen – und ihnen die Freiheit zu lassen, den passenden Weg selbst zu wählen.

Jetzt endlich geht es: Sie lässt die Dinge frei und behält freudig das Feuer der Liebe im Herzen. Erleichtert wirft sie das Stück Copal ins Feuer, verlässt den Kreis durch den Westausgang, um die Schwitzhütte von Osten her zu betreten. Nach ursprünglich indianischen Maßstäben handelt es sich um ein Edelmodell: Normalerweise wird der Bauch der Mutter Erde dargestellt durch ein niedriges Gerüst aus biegsamen Zweigen, abgedeckt mit Tüchern oder Lehm. Diese Schwitzhütte ist aus Kalkstein gemauert, hat die traditionelle runde Form und bietet innen den Komfort einer niedrigen Sitzbank aus Stein.

Eine Kerze brennt, bis alle ihren Platz gefunden haben. Hier, im dunklen, runden Inneren sind sie Gleiche unter Gleichen. Neben Fred, der am Eingang sitzt, stehen ein Eimer Wasser, ein neues Blätterbündel und allerlei Instrumente. Sein Assistent schiebt mit einer großen Schaufel nach und nach die glühenden Steine in die Mitte der Hütte. Die Mulde, in der sie Platz finden, stellt den Bauchnabel von Mutter Erde dar. Die Tür wird mit einer Matte verschlossen.

Sehr schnell wird es brütend heiß. Immer mehr Wasser, Balché und Kräuter landen auf den heißen Steinen. „Jetzt, wo wir den Flammen übergeben haben, was uns schädigt, wollen wir uns tief im Wasserdampf reinigen und mit Dankbarkeit aufladen,“ beginnt der Schamane mit der ersten Runde. Wir rufen unsere Ahnen an und auch die Geister, um ihnen Dank auszusprechen, wir wünschen  uns selbst Gutes , ebenso  unseren Familien und denen, die wir lieben – auch  unseren Freunden, unserem Land,  allen Völkern der Erde und Mutter Erde selbst.“

Heiß und heißer wird es in der Hütte. Stockdunkel ist es, und glühender Dampf erfüllt den Raum. Bei jedem Loslassen rasselt der Regenstab des Schamanen, nach jeder Dankesformel erfüllen laute Rufe an die Ahnen und die Geister den Raum. Rasseln und Klappern nehmen zu, Schweiß und Wasser rinnen vom Körper, Dampf dringt durch alle Poren und in die Lunge, der sanfte Duft des heiligen Trankes, der beißende des Copals – ganz langsam verlieren die Kinder der Mutter Erde ihre Körper, stehen neben ihnen, über ihnen, erkennen tiefe Zusammenhänge.

Erschöpft von der Erkenntnis am Feuer folgt sie dem Ritual, gleitet in eine sanfte Trance, fühlt, wie die zusammengerollte Katze in ihr gähnt und sich streckt, wobei ihre scharfen Krallen aus dem Pfoten treten, sich langsam erhebt…

Glühend und unerwartet trifft sie im Dunkel ein Schwall heißen Wassers.  Merkwürdig, wieder in den Körper einzutreten, als der Schamane die Zeremonie beendet. Blind vom Dampf kriechen alle ins Freie, kommen, noch etwas benommen,  wieder vor dem Altar zusammen.

Symbolisch gestorben und wiedergeboren sind sie jetzt. Deshalb werden sie auch symbolisch „getauft“ mit warmem Wasser, von der Hand des Schamanen auf den Kopf gegeben.

Das Wasser fließt ihre Stirn hinab durch’s Gesicht – und für einen Moment bleibt die Zeit stehen. Aus dem Schatten des Temazcal und dem surrenden Wald taucht erneut der Jaguar auf. Sie fühlt seinen Rücken unter ihrer Handfläche. Nur schemenhaft sind die typischen dunklen Flecken unter dem schwarzen, seidigen Fell zu erkennen. Während der muskulöse Körper langsam in ihren einzieht ist ihr, als könne sie durch seine Augen sehen, fühlt sich konzentriert und voller Kraft.

In der Gelassenheit des machtvollen Herren der Wildnis präzisiert ihr Geist: Loslassen bedeutet nicht, etwas zu verlassen. Sichtweise und Verhalten sind es, die losgelassen werden wollen: Man kann das Glück nicht jagen – man sollte ihm entgegengehen.

Was zusammengehört, wird zusammenkommen. Was geht, hat seinen Auftrag erfüllt und macht Neuem Platz. Fähigkeiten sind dazu da, eingesetzt zu werden. Wie genau das geschieht, lässt sich allerdings mitunter in kein Drehbuch fassen.

Mit den Augen der großen Katze schaut sie um sich und sieht nach oben: Wie durch ein Wunder ist der Himmel wolkenfrei. Ein strahlender Vollmond liegt zwischen Milliarden von Sternen am Himmel. Ruhe und Sicherheit steigen in ihr auf.  Sie wird die Stille suchen, um ihre Kraft wieder zu fühlen.

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Eine Holztreppe führt hinab in kristallklares, leuchtendes Süßwasser des Ceynotes, das die erhitzten Körper der Wiedergeborenen seidensanft liebevoll umfängt, bis sie wieder im Gleichgewicht sind. Bis auf den Grund kann man sehen. Im Wasser setzen sich die Wurzeln der Bäume fort, die ihre Kronen gen Himmel richten. Dazwischen bewegen sich Fische, sieht man, wie sich Abzweige des Wasserloches hinter Tropfsteinen im Erdinnern verlieren.

Gibt es einen besseren Platz für Menschen als die Erde? Nein, da ist sie ganz sicher. Mutter Erde und alles, was auf ihr wohnt, zu lieben, zu ehren und zu schützen ist sichtbarer Ausdruck der Verbundenheit allen Lebens im großen Geist.

Die Lebenszeit in einem Körper ist dazu da, körperliche Erfahrungen zu machen. Nur so erleben Seelen Wachstum, Liebe, Leidenschaft, Verschmelzung ebenso wie leidvolle Getrenntheit und schmerzhaftes Vergehen – sind mal Sieger, mal Opfer, erfahren das Damoklesschwert der Zeit. Wenn die Körper vergangen sind und die Seelen heim gehen, endet die Dualität zwischen den Polen.  Milliarden Lebens-Erfahrungen all seiner Körper sind es, die die Weisheit des großen Ganzen in der Schöpfung begründen.

Audio-Beitrag: Pan-Theismus – Der große Geist wohnt überall

Tibet: Ein Volk im Würgegriff protestiert mit immer mehr Selbstverbrennungen

Es war nur ein kurzer Beitrag im ZDF heute journal – aber er war ungewöhnlich offen: Es ging um die Selbstverbrennungen in Tibet, mit dem die verzweifelten Menschen auf ihre hilflose Situation aufmerksam machen wollen. Seit sich das Nachbarland China 1951 das Land auf dem Dach der Welt einverleibt hat – chinesisch heißt das „befreit“ – wird die tibetische Kultur systematisch verdrängt. Chinesen siedeln in der „Provinz“, Soldaten kontrollieren die einheimische Bevölkerung und behandeln sie mehr als grob.

Was sucht das Riesen-Reich China in Tibet? Die Antwort ist einfach Wasser. Weite Teile Chinas sind bereits jetzt viel zu trocken – es gibt Wissenschaftler, die behaupten, dass die Hauptstadt Pekings bereits jetzt nicht mehr vor dem Wüstensand zu retten ist.

In Tibet gibt es mehr als 20 Flüsse mit einem Einzugsgebiet von über 10 000  und über 100 Flüsse mit einem Einzugsgebiet von über 2000 Quadratkilometern. Sie führen in der Regel sehr viel Wasser von guter Qualität. Die größten Flüsse sind der Jinshajiang, der Nujiang, der Lancangjiang und der Yarlung Zangbo. Mehrere Flüsse Tibets fließen in Nachbarländer, wo sie dann Ganges, Indus, Brahmaputra, Mekong, Salween und Irawadi heißen. Der Yarlung Zangbo ist der größte Fluß Tibets. Innerhalb Chinas hat der Yarlung Zangbo eine Länge von 2057 Kilometern. In Indien heißt er Brahmaputra. China staut die Flüsse in riesigen Stauseen, um der Volksrepublik dauerhaft Trinkwasser-Reserven zu sichern.

Dazu kommt, dass das Hochplateau Tibets  die meisten Seen und die größten Seefläche der Welt aufweist Es gibt mehr Salzwasserseen als Süßwasserseen. 17 Seen, die alle eine Fläche von mehr als 50 Quadratkilometer haben, liegen über 5000 Meter hoch. Im Bild unten sieht man den Yamzhog Yumco, aufgenommen von der Freundschaftsstraße zwischen Lhasa und Gyangzê von Peter Vigier.

Seit Juni 2012 hat China Individualtourismus in Tibet verboten. Reisegruppen (ab fünf Personen) müssen einen chinesischen Führer dabei haben. Ausländische Medienvertreter dürfen nicht nach Tibet reisen. Und die chinesischen Behörden in den tibetischen Regionen sollen die zunehmenden Selbstverbrennungen (innerhalb der letzten beiden Jahren rund 100) unterbinden – was zu noch mehr Druck auf die Bevölkerung führt (siehe FAZ).

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Protest gegen die gewaltsame Unterdrückung durch China in Form von Selbstverbrennung – das ist in der westlichen Gedankenwelt nur schwer nachvollziehbar. Und wieso bedienen sich vor allem Mönche und Nonnen dieser radikalen Methode, wo doch der Buddhismus auf Gewaltlosigkeit gründet?

Man muss sich dazu klar machen, in welcher Lage das tibetische Volk ist. Kein Land der Welt wird sich mit der größten Volkswirtschaft der Erde China anlegen, um Tibet zu helfen. Bereits auf Treffen westlicher Politiker mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter, dem Dalai Lama, reagiert die Volksrepublik äußerst verschnupft, sagt Termine ab, verzögert Abkommen. So beschränken sich die Staaten darauf, Chinas Handeln in Tibet zu kritisieren und ab und an dem Dalai Lama die Hand zu geben.

Die Klöster des Landes sind traditionell auch die Zentren der Bildung. Während die einfache Bevölkerung zumeist eine Glaubensmischung aus Bön – dem alten tibetischen Schamanismus und der tibetischen Form des Buddhismus, des Lamaismus praktiziert, studiert man in den Klöstern eine ausgefeilte Denkweise, praktiziert unzählige, komplizierte Rituale und verfeinert den Geist in jeder nur denkbaren Weise. Hier erkannte man schnell das Ziel der chinesischen Politik: Die buddhistische Tradition sollte zu einer Art Folklore degradiert, Touristen farbenfroh und friedfertig präsentiert und ansonsten bedeutungslos werden. Hier setzte deshalb China von Beginn an auch den Schwerpunkt der Unterdrückung: Die Mönche und Nonnen sollten zum Schweigen gebracht werden (siehe dazu tibetfocus.com).

Der Buddhismus sieht den Tod nicht als Ende des Lebens. Er ist, vereinfacht gesagt, ein Ausstieg aus einem sterbenden Körper, dem Wiedergeburten so lange folgen werden, bis  das höchste Stadium der Erleuchtung erreicht ist. Negative Handlungen, zu denen der Selbstmord gehört, verlängern den Weg (vergl. faz.net) . Wenn man nun aber betrachtet, wie jung die meisten Menschen waren, die sich in den letzten Jahren selbst entzündet haben – und dass manchen nur noch dieser drastische Weg sinnvoll erscheint, um überhaupt Aufmerksamkeit in der übrigen Welt zu erregen, erscheint ihr Vorgehen in einem anderen Licht.

Die „Welt“ wird wohl auch weiterhin nicht aktiv werden, um Tibet zu befreien. So bleibt uns einfachen Menschen eins zu tun: Wir müssen aufmerksam machen auf die Dinge, die dort geschehen, damit das Licht der Öffentlichkeit auf sie fällt. Nur so kann verhindert werden, dass irgendwann die ursprüngliche tibetische Kultur wirklich nur noch im Museum zu besichtigen sein wird.

Siehe auch:

www.tibetfocus.com  und

http://tibet.net/

Update: Chinas latest restrictions for Tibetans: No passports

Update: 105. Selbstverbrennung

Update: Selbstverbrennungen: Chinas Tibet-Funktionäre ätzen gegen „Dalai Lama-Clique

Update: China erlaubt Bilder des Dalai Lama

Update: Internet für Tibeter ausschließlich mit gläserner Identität

Update: Liberalisiert China seine Tibet-Politik? Brisantes Buch im Köcher

Update: No one likes the Dalai Lama any more

Update: A new wave of torture hits Tibet

Update: Dalai Lama kündigt die Wiedergeburt auf

Update: The golden urn – Even China accepts that only the Dalai Lama can legitimise its rule in Tibet

Update: Tibeter verbrennt sich aus Protest in China

Maya-Kalender und der 21.12.2012: Ist der Mensch bereit für (s)eine Zukunft?

Entfesselte Gewalten führen eine »Sintflut« herbei. Sie werden durch drei furchterregende Gestalten repräsentiert: Unter der Hieroglyphenreihe ist das Himmelskrokodil zu sehen, das hier zerstörerische Wasserfluten speit. Aus zwei Finsterniszeichen strömt ebenfalls Wasser. Über einem schwarzen, mit Speeren und Wurfbrett bewaffneten Unterweltsgott mit Eule im Kopfputz, schüttet die alte Göttin Ix Chel (Chak Chel) mit Schlangenkopfputz und gekreuzten Knochen auf ihrem Kittel aus einem Gefäß Wasser mitsamt den Hieroglyphen für das Datum 5Eb aus.

Dieses Bild im Maya-Kalender symbolisiert, was zurzeit weltweit Millionen von Menschen bewegt: Die Frage, was am 21.12.2012 passieren wird. An diesem Tag endet nach nach 5126 Jahren der längste Zyklus des Maya-Kalenders – es kehrt das Ausgangsdatum zurück. Was bedeutet das nun genau? Dieser Blog ist ein Versuch, sich anhand von Fakten auf den 21. Dezember vorzubereiten.

Millionen von Menschen haben sich bereits in Mittelamerika versammelt, um bei den verschiedenen bekannten Maya-Heiligtümern den „Weltuntergang“ zu erleben – oder auch den Beginn der Zukunft zu feiern? Auch Dr. Masaru Emoto, der japanische Forscher, der die Wirkung äuißerer Einflüsse auf Wasserkristalle dokumentiert hat, lädt zu einem großen Event nach Guatemala ein.

Angesichts der Komplexität des Maya-Kalenders, der eigentlich aus drei verschiedenen ineinander verzahnten Systemen besteht, darf man getrost davon ausgehen, dass die Mehrheit der Menschen sich nicht die Mühe gemacht hat, zu verstehen, was das Datum des 21. Dezembers (sofern es denn das richtige Datum ist, auf das sich die Forscher geeinigt haben) aus Sicht der Maya genau bedeutet. Deshalb herrscht in esoterischen Kreisen teilweise vielfältige, diffuse Angst. Sie reicht von nicht genauer definierten Befürchtungen einer Art „jüngsten Gerichtes“ über einen Meteoriteneinschlag auf der Erde bis hin zu großem spirituellem Eifer, um sich der „Freischaltung der 12-Strang-DNS“,  die seit dem Untergang von Atlantis wegen Machtmissbrauches für das menschliche Geschlecht „gesperrt“ ist, würdig zu erweisen.

Weniger esoterisch geprägte Menschen haben konkrete Katastrophenängste – legen Nahrungsmittelvorräte an, reservieren sich Plätze in Bunkern und ähnliches mehr. Spötter erinnern an diverse Weltuntergänge, die unter anderem Jehovas Zeugen vergeblich vorausgesagt haben und amüsieren sich über die allgemeine Aufregung. Kalt lässt das Datum allerdings, je näher es kommt, kaum jemanden.

Zunächst also die Fakten:

Die Maya glaubten, wie alle mittelamerikanischen Völker – und übrigens auch die Hindus –  dass die Welt mehrfach geschaffen und wieder vernichtet wurde. Nach ihrer Überlieferung gingen der bestehenden Welt bereits vier andere Weltzeiten voraus. Aber: Der 21. Dezember 2012 ist nicht das Ende eines Zyklus, sondern „nur“ ein entscheidender Einschnitt. Um das genauer zu verstehen, muss man sich die Zeitrechnung wenigstens in groben Zügen ansehen.

Die Maya benutzten drei verschiedene Kalenderzyklen: einen Weissagungskalender zu 260 Tagen (tzolkin), einen zweiten Zyklus des Sonnenjahres mit 18 Monaten zu je 20 Tagen (haab), an die fünf ungezählte Tage angehängt wurden, und schließlich einen Zyklus von 52 Jahren zu jeweils 365 Tagen, die Kalenderrunde.

Der Ritualzyklus von 260 Tagen (tzolkin) ergab sich aus der Permutation von 13 Zahlen mit einer festen Folge von 20 Tagesnamen. Er basiert auf dem Venuslauf und enthält sehr genaue Angaben zu Mond-, Sonnen- und Marsphasen.

Kombiniert man die Zählung des Weissagungskalenders mit der des 365tägigen Sonnenjahres (haab), so erhält man die 52 Jahre umfassende Kalenderrunde, das mesoamerikanische Pendant zu unserem Jahrhundert.

Außerdem gab es das Prinzip der langen Zählung, die ununterbrochene Zählung der aufeinanderfolgenden Tage seit dem viele tausend Jahre zurückliegenden Kalenderrundendatum 4 Ahau 8 Cumku, dem Nulldatum.

Anders als die Daten der Kalenderrunde, die nur innerhalb eines nie endenden Zyklus von 52 Jahren einzuordnen sind und sich immer wiederholen, geben die Daten der langen Zählung eine Tageszählung wieder, die im Jahr 3114 v. Chr. begann und den 21.12.2012 n. Chr. besonders markiert. An diesem Tag kehrt der Zahlenwert des Ausgangstages (13.0.0.0.0) wieder.

Das Datum 13.0.0.0.0 4 Ahau 8 Cumku wurde als Tag der Schöpfung der Welt in ihrer gegenwärtigen Form angesehen.

Dieser Zahlenwert tritt nach der Schematik des Mayakalenders zwar regelmäßig nach 1.872.000 Tagen (ca. 5128 Jahren) ein. Die Datumsangaben der langen Zählung unterscheiden sich jedoch beim Wiederkehren durch eine unterschiedliche Position im Haab-Jahr. So fällt das Datum 13.0.0.0.0 im Jahre 3114 v. Chr. auf den Tag 8 Cumku, im Jahre 2012 auf den Tag 3 Kankin, danach auf 18 Ch’en, usw.  Im Jahr 2012 vollenden sich erstmals wieder genau 13 Baktun – das sind etwa 5126 heutige Kalenderjahre. Die Zahl 13 galt den Maya als heilige Zahl,  wie in verschiedenen anderen Kulturen auch.

Nun haben die Maya aber nachweislich über den Endtag des 13. Baktun sowohl weit in die Vergangenheit wie in die Zukunft gerechnet und mit diesen Daten mythisch-dynastische Ereignisse verbunden. Für in die Zukunft gerichtete Daten folgt nun auf 13 Baktun  14 Baktun, darauf wiederum 15 Baktun, usw. Erst nach Vollendung von 19 Baktun springt der Kalender nicht auf 20, sondern zurück auf 0. Um Eindeutigkeit herzustellen wird nun eine neue Zähleinheit in die Lange Zählung aufgenommen (mehr dazu in Wikipedia und im Film weiter unten).

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Zum Bild des 21. Dezember 2012 (siehe oben) gibt es durchaus mehrfache Möglichkeiten der Interpretation: Zunächst ist zu bedenken, dass die Maya in drei Welten dachten: Unterwelt, Mittelwelt (die Gegenwart, in der sie lebten) und obere Welt, entsprechend den Gestirnen, in denen sich wiederum Götter ausdrückten. Göttin Ix Chel  war als Erd- und Mondgöttin Schutzherrin der Wasser, des Regenbogens und der Schwangeren; der Vogel Muam (Schreieule) auf dem Kopf des Gottes der Unterwelt steht für Wiedergeburt. Die Schrift  wurde von oben nach unten gelesen. Ein erheblicher Rückgang der Niederschlagsmengen, das ist inzwischen erwiesen, ist einer der entscheidenden Faktoren, die zum Untergang der Maya-Kultur führten. Mit dem Mangel an Regen kämpft die Landwirtschaft in Yucatan immer noch.

Was wäre nun , wenn man das Bild positiv interpretiert? Dann würde rettendes Wasser für eine Wiedergeburt  gespendet….

Letztlich ungeklärt ist die Bedeutung des Datums 5Eb, das im von Ix Chel gespendeten Wasser enthalten ist und erschließen könnte, welcher Art das Wasser nun ist, das Ix Chel ausgießt. Einen Hinweis gibt möglicherweise der Österreicher Johann Köstner, der sich in seinen zahlreichen Schriften unter anderem mit Geburts- und Jahres-Kin in Bezug zu Ton und Siegel beschäftigt hat.

Köstner nennt Ton Fünf den „Oberton Ton“ und ordnet ihm Führerkraft durch Tun zu. Der Mensch entfaltet sein Potential, nimmt sich und sein eigenes Ego an. Dabei muss er die Schattenseiten seines Egos, will heißen pures Machtbedürfnis als Wert an sich, zunächst einmal überwinden. EB ordnet Köstner einem ähnlichen Thema zu: Hier geht es um die Polarität des freien Willens im Umgang mit dem Karma, um das Lebensthema heraus zu arbeiten. Der Mensch geht durch seine persönliche Hölle, bis er gelernt hat, nicht mehr zu bewerten, nicht mehr zu verurteilen, sondern aus dem Herzen heraus zu leben.

Zugegeben: Es ist nur eine weitere Spekulation. Aber die Interpretation könnte zum Tagesbild des 21. Dezember passen. Dann geht es um nicht mehr, aber auch nicht weniger als die Frage: Ist der Mensch – BIN ICH – reif für die Entwicklung (m)einer Zukunft, die jetzt beginnt?

Dass eine Zukunft beginnt, ist auch im Dresdner Codex vermerkt: Dort findet sich eine Anleitung für Neujahrszeremonien (Bild ganz unten), die laut neuster Forschung auf das Bild des Weltuntergangs folgte.

Zurück zu den Fakten:

Eine der großen Schwierigkeiten in der Deutung der alten Kalender besteht darin, dass fast alle im Inquisitionseifer der Spanier vernichtet wurden. Die Maya fertigten nur wenige Aufzeichnungen in oder auf Stein an, sondern schrieben auf „Papier“ aus der Rinde des Feigenbaumes. Es gibt nur vier erhaltene Exemplare, von denen eines allgemein als Fälschung gilt. Erhalten sind

der Codex Tro-Cortesianus (Madrid, Museo de América): Der in zwei Teilen überlieferte, insgesamt 7 m lange Codex ist nachlässiger in der Ausführung, weshalb man ihn auch erst in das 15. Jh datiert. Digitalisate

Der Codex Peresianus (Paris, Bibliothèque Nationale de France, Fonds Mexicain, No. 386)  wurde 1859 in einem Müllkorb der damaligen kaiserlichen Bibliothek zu Paris gefunden. Er ist mit 1,40 m die kürzeste, nicht vollständig erhaltene Handschrift (11 Blätter, in sehr fragilem Zustand). Die Beschriftung und Bemalung ist nur noch im Mittelteil der Seiten zu erkennen. Er wird auf ca.1300-1500 datiert.

Der Codex Grolier10 Seiten eines ehemals zwanzig Seiten umfassenden Venuskalenders aus dem 13. bis 14. Jahrhundert wurde in einer Höhle im Hochland von Chiapas gefunden und 1971 Josué Saenz zum Kauf angeboten. Saenz schenkte das Fragment der mexikanischen Regierung, die es jedoch nicht öffentlich zugänglich aufbewahrt. Eine Radiokarbondatierung bestätigte zwar die Echtheit des Beschreibstoffes, aber die Echtheit der Bemalung wurde von führenden Forschern nicht bestätigt.

Am besten erhalten ist der Dresdner Codex. Er wurde 1739 vom Bibliothekar Johann Christian Götze in Wien erworben, im 19. Jahrhundert als Maya-Handschrift erkannt und ist heute das älteste sowie am besten erhaltene Dokument der Maya. Er besteht aus 39 doppelseitig beschriebenen, ursprünglich als Leporello gefalteten Blättern aus Feigenbaumrinde, die in 2 Streifen mit einer Gesamtlänge von 3,56 m zwischen Glasplatten in der Schatzkammer der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) ausgestellt sind, enthält verschiedene Almanache, Weissagungskalender, astronomische Tafeln, rituelle Vorschriften und zahlreiche Götterdarstellungen und gilt als Schlüsseldokument für die Entzifferung der Maya-Hieroglyphen und für die Erforschung der Astronomie und Zeitrechnung der Maya.

Die SLUB hat den Kalender komplett digitalisiert und stellt ihre Informationen allen Interessenten frei zur Verfügung. Dazu gehören umfangreiche Erläuterungen, die Deutung ausgewählter Seiten, die Möglichkeit, Fotos herunterzuladen oder Faksimile-Ausgaben zu kaufen. Auf diese Weise sind ein großer Teil der Forschungsergebnisse jedem Interessenten frei zugänglich, so dass sich jeder ein persönliches Bild machen kann.

Das ist auch die einzig sinnvolle Empfehlung, die man zur Bedeutung des 21. Dezembers 2012 geben kann: Der Tag der Wintersonnenwende wird ein Silvestertag für ein langes „Jahr“ sein – was die Zukunft bringt, wird wie immer davon abhängen, wie sich der Einzelne dieser stellt.

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Nachsatz: Zum 21. Dezember 2012 gibt es noch einige andere Thesen: Zum Beispiel die, dass unsere Sonne dann mit dem Zentrum der Milchstraße auf einer Linie sein wird, das die Pole wechseln oder dass der Komet Nibiru die Erde treffen wird. Die NASA hat dazu eine Seite mit Fragen und Antworten eingerichtet, aus der hervorgeht, dass sie nichts von alledem kurzfristig erwartet.

Und: Im Video unten, ausgestrahlt in der ARD, erklären zwei böhmische Forscher, dass sich alle verrechnet haben und die Apokalypse – so sie denn kommt – erst in 116 Jahren zu erwarten ist.

Update: Rückschau auf den 21.12.2012

Update: Der Maya-Code wird in Bonn entziffert

Update: Maya entwickelten erstes Wasserfiltersystem

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Naga, Shesha, Kundalini: Die Schlange als machtvolles Symbol

Dieser Text wurde ursprünglich in Englisch von Yogi Ananda Saraswathi verfasst. Ich habe ihn übersetzt. Grundkenntnisse im Hinduismus sind wichtig, wenn man die zahlreichen mythologischen Bilder , wie etwa das vom Quirlen des Milchozeans verstehen will. Aber auch ohne diese Kenntnisse wird klar, welch fundamentale Bedeutung die Schlange als Symbol in dieser Religion hat.

In Esoterik-Kreisen ist die Erweckung der Kundalini immer wieder ein großes Thema. Leider sprechen gerade hier viele „Spirituelle“ über Dinge, die sie nur teilweise kennen und noch weniger verstehen.

Hier nun die Übersetzung:

„Haben Sie sich je gefragt, warum die medizinischen Berufe Schlangen in ihrem Logo haben? „Geh im Gleichschritt mit der Natur; ihr Geheimnis ist die Geduld“ sagte Ralph Waldo Emerson. „Nagayuna“ in der indischen Alchemie zielt auf ein harmonisches Miteinander des Physischen mit dem Ätherischen; in anderen Worten: Wir bemühen uns um Fortschritte, indem wir uns ruhig in Bereiche bewegen, in denen ein persönliches Gleichgewicht im Verhältnis zum kosmischen Gleichgewicht möglich ist.

Schlangen sind ein Symbol der Heilung und ursprünglicher Energie. In vielen Hindu-Gesellschaften werden Schlangen als Hüter des Hauses angebetet, und man sagt: Wenn eine Schlange in dein Leben tritt, beginnt eine Zeit der Kreativität und Weisheit. In Bengalen wird die Göttin Manasa, eine heilige Dakini, wegen ihrer Kraft, Krankheiten zu beseitigen angebetet. Ganz allgemein haben Schlangen ein sehr langes Leben und stehen deshalb für die Ewigkeit. Im Bhavihyapuran werden Schlangen wie Takshak, Vasuki, Shesha und Ananta erwähnt.

In der Rig Veda 1.32.3 wird die Tötung von Vitra beschrieben, der Erstgeborenen der Schlangen. In den Veden sind Schlangen gleichbedeutend mit Wolken. Indra wird als Mörder von Vitra beschrieben, die das Wasser in den Wolken und damit den nötigen Regen für das Land zurück hielt. Vitra hielt das Regentor geschlossen. Indra zwang sie, es zu öffnen und den Regen in die Freiheit zu entlassen.

Giftige Schlangen symbolisieren normalerweise den Tod. Nur für Shiva ist dieses Todessymbol ein Schmuck. In seiner Erscheinung als Mrtyunjaya hat er nämlich den Tod besiegt. Für die Suchenden ist der Charme Shivas wie der eines Schlangenbeschwörers. Das Konzept Brahmans, der großen Weltenseele, ist, dass alles Lebende und nicht Lebende hier war, hier ist und immer hier sein wird. Alles was geboren ist und noch geboren werden wird, ist ein Teil Brahmans. Jedes Ungleichgewicht in diesem kosmischen Konzept oder irgendeinem Teil davon wird alle anderen Teile des Ganzen beeinflussen. Ziel dieses Symbolismus ist es, das Universum durch ein natürliches Gleichgewicht zu schützen.

In der Matsya Purana erscheint Shiva mit Schlangen geschmückt. Die Lingapurana zeigt den Linga mit einer fünfköpfigen Schlangenhaube. Als Pasupathinath ist Shiva der Herr aller Geschöpfe. Man sieht die Schlange Vasuki dreimal um seinen Nacken gewickelt und nach vorn schauend. Seine rechte Seite zeigt die vollständige Kontrolle  über ihr Verhalten an, das Weisheit und Ewigkeit darstellt. Seine Wohnstatt sind die Berge, und er trägt nichts Wertvolles. Mit dem Fluss des Ganges, seiner Kleidung aus Tierhäuten und der Schlange Nasuki symbolisiert er das einfache Leben im Gleichklang mit der Natur.

In Kalilasa dienen Schlangen Shiva als Halskette, Armband und erscheinen sogar in seiner  Kleidung. Sie dienen auch als Sehne in seinem Bogen. Der Legende nach wurden die Schlangen, die auf Shivas Körper gefunden wurden, zu Ornamenten, als er Parvati heiratete.

Der Shivalinga trägt eine Haube aus einer fünfköpfigen Schlange. In den Puranas gibt es verschiedene Ansätze der Verbindung der Schlange zu dem Gott, alle sind voller Symbolik. Die Schlange steht für Jiva, bzw. die persönliche Seele, die über Shiva verharrt; den Paratman, bzw. die höhere Seele.  Die fünf Köpfe symbolisieren die fünf Sinne oder die fünf Tattvas: Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. Schlangen sind für ihr Zischen bekannt und stehen deshalb für die fünf Praanas. Der Gott selbst wird zu den fünf Tanmatras.

Tan bedeutet subtil, und matra bedeutet Element. Die Tanmatras sind also die fünf Elemente, die es den fünf Sinnen erlauben, zu funktionieren. Die Schlange um Shivas Hals repräsentiert Jiva, die individuelle Seele. Shiva ist der Paratman, die Weltenseele. Die fünf Köpfe sind die fünf Sinne der fünf Tattvas und stehen auch für die Atmung, die in den Körper zieht. Dieses Ein- und Ausatmen ist vergleichbar mit dem Zischen der Schlange. Der Gott selbst ist die Tanmatras, die fünf Jnanendriyas und die anderen fünf Kamendriyas.

Die Tanmatras, die fünf subtilen Elemente, die die fünf Sinne zum Arbeiten bringen sind Klang, Berührung, Form, Geschmack und Geruch; die fünf Sinne sind das Hören, die berührende Wahrnehmung, das Sehen, der Geschmack und der Geruchssinn. Die fünf Sinne stehen in funktioneller Einheit mit den entsprechenden Sinnesorganen; deren Anwesenheit ist wiederum der Grund für die Existenz dieser Sinne. Die Tanmatras bilden die gemeinsame Basis des Ausdrucks der objektiven Welt. Darauf wiederum beruht die Welt an sich.

Eine andere Bedeutung von tan ist Mutter, eine zweite Bedeutung von Matra ist Materie. Die Tanmatras stehen also für die Mutter – für diese Welt. Diese wiederum ist eingebettet in den Schoß der kosmischen Mutter Pakruti. Durch Jnana gewinnen die Menschen die Kontrolle über ihre Sinne und ihren Geist und finden schließlich ewige Ruhe im Weltenherrn.

Der Gott Dhanwantri ist der Physiker unter den Göttern. Der Herr des Ayurveda studierte die pflanzlichen und tierischen Gifte und deren Anwendung. Die Quelle des Ayurveda ist das Atarveda; außerdem ist es mit Religion und Mythologie verknüpft. Dhanwantri bekam sein Wissen von Brahma, dem Herrn der Schöpfung. Brahma gab das Wissen an Prajapati, die es an die himmlischen Physiker-Zwillinge weiterreichte: an Ashwini Kumari und dann an Dhanwatari.

Ayurveda befasst sich mit allen Giften; auch mit dem der Schlangen. Es ist außerdem mit den Chemikalien der Pflanzen und Pilze verbunden,  in denen heilende oder bewusstseinserweiternde Kräfte enthalten sind. Schlangen haben ebenfalls Pflanzenkenntnisse und sind insofern mit der Natur und dem Göttlichen verbunden. Sie symbolisieren auch die Kraft des Yogi.

Dhanwantari erschien während des Samudra manthan, um Amrit zu bringen. Amrit ist das symbolische Quirlen des Milch-Ozeans und steht für das Bestreben des Einzelnen, sich selbst zu verwirklichen über die Konzentration der Sinne, die Kontrolle der Wünsche und Triebe. Beim Schlagen der Milch entstand zuerst ein tödliches Gift, das Halahala. Nur Shiva konnte es aufnehmen, da er gegen alles Gift immun ist. So ist Shiva auch der Herr aller Physiker dieser Welt. Daher kommen die Legenden von Kopf-Transplantationen wie bei Ganesha oder dem Gegengift für alle Gifte – Samudra manthan.

Dieser Symbolismus steht für den endlosen Kreislauf der Wiedergeburt. Die drei Windungen der Schlange stehen für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Gewundene Schlangen können auch Zyklen im Makrokosmos oder der Basis-Energie darstellen. Shiva, der die gewundene Schlange um den Hals trägt wie ein Ornament, zeigt damit an, dass die Schöpfung sich in Zyklen weiter entwickelt und zeitabhängig ist, während der Gott selbst die Zeit transzendiert.

Die rechte Seite des Körpers zeigt die positive Seite und menschliche Aktivität basierend auf Wissen, Gründen und Logik. Die Schlange, die von der rechten Seite aus über seine Schulter schaut, zeigt das göttliche ewige Gesetz von Ursache und Gerechtigkeit an, das in der Natur und im Universum regiert. Shiva wird schließlich mit den Schlangen um seinen Hals als der Herr von Zeit und Energie dargestellt.

Schlangen lösen Furcht aus, symbolisieren auch teuflische und dämonische Eigenschaften. Die Girlanden um Shivas Hals zeigen, dass sogar Schlangen diesen Gott fürchten und vollständig unter seiner Kontrolle sind – totale saranagathi. Shiva gibt also die Sicherheit, dass nichts und niemand seinen Geschöpfen schaden kann, weil es Sarangathi gibt. Auch das Böse unterwirft sich ihm, sucht seinen Schutz und betet ihn in tiefer Ergebenheit an. So sind Schlangen für den Gott einfach Ornamente, die seine Furchtlosigkeit anzeigen; sein Abhyam. Schlangen haben ein sehr langes Leben – in diesem Sinne steht der Gott auch für Amirtham, bzw. Unsterblichkeit.

Die Königin der Schlangen heißt Manasha und wird als Ma Manasha angebetet. In verschiedenen Kulturen waren Schlangen Symbole für Stärke und Erneuerung. Hindu Tempel oder Steinhöhlen, die den Nagas geweiht sind, halten Blumen und Futter für sie bereit. Hindus, die hier beten, suchen Schutz gegen die Schlangen, die in der Unterwelt für Krankheit und Tod verantwortlich sind.

Nagas sind ein sehr starkes Symbol für Lebenskraft und Heilung. Sie stehen für Wiedergeburt, Tod oder Unsterblichkeit – je nach der Zeichnung ihrer Haut. Shesha, Vasuki, Anantha, Kaliya, Manasa, Padmanabha sind Namen von schützenden Schlangen in den südlichen Kulturen Indiens;  Astika, halb Brahmane und halb Schlange sowie Kulika sind Schlangengötter, die angebetet werden. Das Naga Panchami Fest wird am fünften Tag des Shravana gefeiert. Dann bietet man den Schlangen Milch, Eier und Räucherwerk an.

Sri Rahu und Ketu sind sowohl Schlangengötter, als auch Götter von Planeten. Ihre Planeten werden als boshaft beschrieben; je nach Stellung im Geburtshoroskop können sie auf Unheil hindeuten.

Kundalini, bzw. Kundalini und die Chakras, stehen für die heilige göttliche Lebenskraft. Im lateinischen bedeutet „serpens“ eine zusammengerollte Schlange. Im Yoga steht die Schlange auch für die Kraft von Kundalini, die als zusammengerollte Schlange beschrieben wird. Sie ruht im Muladhara Chakra aller Menschen und erhebt sich, wenn der Mensch eine spirituelle Entwicklung beginnt und sich dem Göttlichen zuwendet. Kundalini ist ein Sanskrit-Wort und bedeutet zusammengerollt, bzw. sich zusammenrollen wie eine Schlange. Es handelt sich um die ungefähre Übersetzung des Sanskrit-Wortes Chaitanya. Chaitanya, bzw. Schwingungen, sind die  gesamten Kräfte des physischen, mentalen, emotionalen und religiösen Selbst. In der westlichen Terminologie nennt man das „Schlangenkraft“.

Nach dem Yoga-Weg im Hinduismus liegt Kundalini zunächst inaktiv und zusammengerollt im Basis-Chakra,  etwa in der Mitte der Unterseite des Rumpfes.  Ihr Erwachen  wird begeleitet von somatischen, bio-energetischen Phänomenen.

Yoga Kundalini in den Upanishaden 1.82 stellt fest, dass die heilige Kraft der Kundalini wie der Atem eines jungen Lotus leuchtet; während sie um sich selbst zusammengerollt ist, hält sie ihren Schwanz in ihrem Mund und ruht im Halbschlaf. Dieses Kapitel der Upanishaden nennt Kundalini die schlafende weibliche Energie; gemeint ist das enorme Potential seelischer Energie, die in allen Menschen ruht. Die Yoga-Übungen zielen darauf ab, die Schlange – Shakti – zu wecken. Wenn sie bereit ist, sich aufzurichten, steigt sie über den Spinalkanal auf, um sich über dem Kronenchakra mit Shiva zu vereinigen, dem reinen Bewusstsein, das das ganze Universum durchdringt.“

Siehe auch: Kundalini ist frei von Ansprüchen des Ich

und: Ardhaneshwara: Das tantrische Prinzip von Shiva und Shakti