Schlagwort: Trance

Wolfsnatur und Pantherherz – eine schamanische Reise zur Dualseele

Unter schamanischen Reisen versteht man eine Trance, hervorgerufen durch einen monotonen Rhythmus, wie etwa den einer Trommel, oder auch durch Tanz. Diese Art der Seelenschau wird rund um den Globus von Naturvölkern praktiziert. Es gibt darunter, etwa in Mittel- und Südamerika, auch Völker, die „natürliche Drogen“ nutzen, um in einen bewusstseinserweiterten Trancezustand zu gelangen.  Solche Drogen sind jedoch keineswegs notwendig, um eine Bilderreise in die Welt der eigenen Seele zu machen, deren Wünsche und Ziele zu erkennen und gegebenenfalls Lösungsmöglichkeiten zu finden.

Die erlebten Bilder sind nur in Einzelfällen auch eine Zukunftsschau. Zumeist handelt es sich um Seelenthemen, die sich mit Hilfe von Symbolen einen Zugang ins Wachbewusstsein bahnen und dem „Reisenden“ damit ein Stück Klarheit über sich selbst verschaffen.

 *

Als der  Gebieter über sein Reich blickt, ist sein Herz voller Stolz.  Hohe Berge und kristallklare Seen in stillen Wäldern gehören dazu; tropische Vegetation beherrscht die  tieferen Lagen, wo auch sein Palast steht. Er schaut aus dessen Fenster auf sein Volk, das fruchtbares Land bearbeitet und sieht in der Ferne das weite Meer.

Fröhlich sind die Gesichter seiner Untertanen, seit der Kaiser beschlossen hat, seine Macht und sein Wissen mit ihnen zu teilen. Nun gibt es genügend frisches, reines Wasser, die Bauern nutzen einfache, aber durchdachte Anbaumethoden, und sogar frischer Fisch erreicht täglich den Palast. Wohlstand für alle hat der Herrscher bewirkt, und sein Volk dankt es ihm mit Ehrerbietung.

Der Gebieter ist noch immer ein schöner Mann. Machtvoll schauen dunkle Augen unter den dichten Brauen hervor – seine grau melierten Schläfen unterstreichen die Aura der Weisheit, die ihn umgibt – seit diesem Kampf. Er war ein furchtloser Krieger in jüngeren Jahren – zog zu Felde gegen alle Feinde seines Reiches und blieb siegreich – auch wenn an jenem Tag sein Leben nur noch an einem seidenen Faden gehangen hatte. Ein Krieger Gottes hatte ihn mit dem Schwerte geschlagen und todbringende Wunden am ganzen Körper beigebracht. In jener Nacht hatte der Kaiser Gott gesehen und dessen Auftrag gehört, der ihn zurück sandte auf Zeit, um gerechtes Teilen zu üben.  Obwohl er nie darüber sprach, geht seitdem ein Raunen durch sein Volk, wann immer er sich zeigt, und die Menschen lächeln ihn dankbar an.

Und doch … als er die weiten Ebenen betrachtet, die unter der goldenen Sonne von innen heraus zu leuchten scheinen, zieht sich die Stirn des Gebieters schmerzvoll zusammen. An manchen Tagen fehlt sie ihm sehr, die Gefährtin an seiner Seite. Die Frau, die ihm bedingungslos folgt, die Seele, die seine Seele und sein Werk versteht, ein  Verstand, der seinen erfasst, aber nicht bekämpft; eine Liebe, die ihn annimmt, wie er ist und das Misstrauen seiner Wolfsnatur, die gegen jede Form von Verrat – und sei sie auch noch so gering – mit tödlicher Härte vorgeht, mit ihrer Liebe heilt.

Unruhig durchmisst der Gebieter den großen Hauptraum des Palastes. Es muss etwas geschehen. Er wird eine Pilgerreise unternehmen zu dem weisen Mönch, der hoch oben in den Felsen lebt. Gleich morgen wird er gehen.

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Es ist ein knapper Tagesmarsch, erst langsam, dann steil bergan zu den Granitfelsen auf dem höchsten Berg seines Landes. Der Gebieter  ist gut zu Fuß, er hat seinen Körper als Gefäß  des großen Geistes stets in Ehren und in Form gehalten. Federnden Schrittes durchquert er den tropischen Wald auf schmalen Pfaden und freut sich dabei an der Vielfalt von Vegetation wie Tierwelt.

Dort wo die Luft langsam kühler und der Wald stiller wird, zweigt ein Pfad in rechtem Winkel von seinem Weg ab. An der Kreuzung bemerkt der Herrscher eine kupferne Statue der grünen Tara unter einem hölzernen Dächlein, davor liegen zahlreiche kleine Opfergaben und Dankesbotschaften.

Hier muss er sein, der Weg zu der weisen Frau, von dem ihm die jungen Geliebten, die er zeitweise zu seiner Zerstreuung in den Palast holt, immer wieder berichten. Sie sei Zuflucht der Rat suchenden Frauen, vernahm er – und verfüge über geheimnisvolle Kräfte und viele Gesichter. In einem plötzlichen Impuls  biegt der Gebieter ab und folgt dem bemoosten Pfad. Es wird still im Fichtenwald, der ihn nun umgibt, und er zieht seinen Umhang etwas dichter um die Schultern.

Nach wenigen Gehminuten erreicht er die kleine Hütte, die sich unter eine alte Fichte duckt.  „Komm herein“, sagt freundlich eine Stimme aus dem Innern – „aber lass dein Schuhwerk vor der Tür“.

Schmunzelnd gehorcht der Gebieter und tritt in den niedrigen Raum ein, für den er fast zu hoch gewachsen scheint. Drinnen bleibt er staunend stehen. Die kleine Frau, die da im Lotussitz auf einem Kissen vor dem Feuer sitzt, ist ganz in weiches, rötliches Leder gekleidet. Neben ihr liegen eine flache Schamanentrommel und ein Federwedel – im Halbdunkel hinter ihr scheint ein Waldkauz auf einer Stange zu schlafen.

„Suche dir einen Sitz aus“. Warme braune Augen schauen den Herrscher wissend an, ein Lächeln begrüßt ihn  freundlich, und er schaut etwas unschlüssig auf die drei zur Verfügung stehenden Sitzmöglichkeiten. Da sind ein Meditationskissen, ein halbhoher Schemel ohne Lehne und ein bequem gepolsterter Lehnstuhl.  Den würde er normalerweise nehmen – aber da er sich noch nicht zu erkennen geben, sich andererseits nicht auf gleiche Ebene mit der Unbekannten begeben will, nimmt er den Schemel.

„Von wo kommst du“ fragt deren freundliche Stimme nach einer angemessenen Wartezeit. „Aus einem Land der Einsamkeit“, antwortet der Gebieter, und in seiner Stimme schwingt unausgesprochener Schmerz. „Wohin gehst du?“  Der große, schlanke  Mann auf dem Schemel ist verwundert ob der Ansprache, antwortet aber wahrheitsgemäß: „Auf einen ungewissen Pfad“.

„Was suchst du?“  Er schaut die Frau vor sich nachdenklich an. Um ihre Gestalt scheinen sanfte Farben in verschiedenen Pastelltönen lebendig hin und her zu wabern. Unter seinem Blick verändert sich der ihre. Täuscht er sich – oder sind ihre Augen auf einmal smaragdgrün? Er meint, ein dunkles Grollen zu hören. Aber nein, nur der Kauz im Halbdunkel ist erwacht und hat einen scharfen Blick aus dem geöffneten rechten Auge auf die beiden geworfen.

Der Gebieter beschließt, von seiner Suche zu berichten. Aber zuvor wird er die Frau warnen. Niemand verrät den Herrscher dieses Landes, auch nicht eine weise Schamanin. Zollt sie ihm nicht den Respekt, der ihm gebührt, wird sie sterben.

„Ich bin der Gebieter dieses Landes“, beginnt er und wirft einen forschenden Blick in ihr Gesicht. Sie ist nicht mehr jung, aber sein geübtes Auge sieht: Noch ist ihre Schönheit nicht vergangen. „Jeden, der mich verrät, schlägt mein scharfes Schwert bis zum Tode.“

Ruhig wartet sie ab, scheint ungerührt.

„Ich habe alles, was ein Mann sich wünschen kann: Das schönste Land der Erde gehört mir – meine Untertanen sind satt, ehrerbietig und zufrieden. Meine Feinde sind vernichtet. Ich bin in den besten Jahren, es geht mir gut. Aber – ich bin allein. Ich brauche eine Gefährtin, ergeben, klug und feinfühlig. Sie soll mich lieben, verstehen und bedingungslos akzeptieren; kurz: Ich suche meine Zwillingsseele.“

So, jetzt ist es heraus. Feine Schweißperlen stehen auf seiner Stirn, er fühlt sich fast lächerlich auf diesem unbequemen Schemel, von dem er auf dieses skurrile, unbekannte Weib herabschaut. Was ist nun das? Ihr Unterleib auf dem Kissen beginnt zu leuchten, wird heller, rötlich-orange, fast transparent. Er nimmt eine zusammengerollte Schlange darin wahr, deren Kopf sich langsam hebt. Höher und höher steigt die Schlange entlang der Wirbelsäule auf. Unvermittelt entfährt dem Gebieter ein Laut der Überraschung. Die Frau zu seinen Füßen schaut auf – misst ihn mit einem nun stechenden, wieder smaragdgrünen Blick….

Das Schweigen zwischen ihnen wird schwer, kaum noch erträglich, bis sie es endlich bricht. „Partnerschaft ist das Thema deines Lebens“ Gebieter, lächelt sie schließlich – nun wieder so warm und freundlich wie zu Beginn. Ihr Körper sitzt wie zuvor im Lotussitz auf dem Kissen, umschmeichelt von dem weichen, rötlichen Leder. Ihre nun wieder leuchtenden braunen Augen schauen im voll ins Gesicht.

„Geh zurück zu deinem Pfad. Du wirst deine Partnerin finden.“

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Die Sonne geht unter, als der Gebieter die in den Fels gehauene Wohnhöhle des Mönchs erreicht. Die Luft ist geschwängert vom Rauch der Kräuter. Der alte Mann ist beim Rezitieren vor dem Vajrasattva eingenickt, das glückliche Lächeln noch im Gesicht. Als er des Herrschers gewahr wird, bietet er ihm seine Matte an und reicht ihm kniend sein eigenes Mahl. „Nimm, mein Gebieter. Ich habe auf dich gewartet. Morgen werden wir reden.“

Sie verlieren keine weiteren Worte mehr. Der Kaiser nimmt Platz auf der Matte und betrachtet den Erleuchteten, auf dessen Statue sich der wechselnde Schein des Feuers spiegelt. Dann sinkt er in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

In der Hütte im Fichtenwald starrt eine Frau mit wilden Augen in die Glut ihres Feuers. „Das ist er also. Nun wird das Schicksal seinen Lauf nehmen. Werde ich den Krieger lieben können? Wird er sich öffnen können?“

Der Kauz hinter ihr öffnet vor Schreck beide Augen gleichzeitig, als aus ihrer Kehle ein wildes Grollen dringt. Nicht nur ihre Augen sind es nun, die smaragdgrün  glimmen – nein, als sie sich fauchend vom Kissen auf den Boden rollt, wandelt sich der ganze Leib: Es ist eine  schwarze, herrlich glänzende, geschmeidige  Pantherdame, die mit aufgerichtetem Schwanz die Hütte auf leisen Sohlen verlässt und sich auf den Weg zur Höhle des Mönchs macht.

Das Feuer in der Höhle ist fast niedergebrannt. Noch immer schwingt der Duft der geräucherten Kräuter  im  Raum, in dem die beiden Männer schlafen: Der Gebieter auf der Matte des Mönchs vor dem Erleuchteten, der alte Mann auf einem Strohlager in der Ecke.

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Lautlos betritt der schwarze Schatten den Raum. Glühend grüne Augen mit riesigen, runden Pupillen mustern die beiden Schlafenden, der lange, schwarze Schwanz zuckt in großer Erregung. Der Panther tritt an das Lager des schlafenden Gebieters. „Wolf, komm heraus. Wir wollen es jetzt klären, einmal und für immer.“

Lautlos löst sich ein Schatten aus dem Körper des Kaisers. Gelb funkelnd die Augen, silbergrau das dichte Fell, hoch aufgerichtet die Rute, löst sich der Wolf vom Körper des Menschen und folgt dem Panther in die mondhelle Nacht.

Auf dem Felsplateau über dem Abgrund sitzen sie sich lange schweigend gegenüber. Lodernde Augen schätzen sich ab, gespannte Aufmerksamkeit in muskulösen Körpern. Vor ihrem inneren Auge ziehen zahllose Leben vorbei, in denen sie sich trafen. Mal herrschte der Eine, mal war es die Andere. Mal diente die Eine, mal war es der Andere. Immer war es die gleiche Kraft, die in verteilten Rollen zwischen ihnen schwang: Der Kampf des Geistes und der Körper um die rechte göttliche Ordnung.

Ein Kampf, der jetzt in die finale Runde gehen wird, das wissen sie beide.

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Gelbgrüne Augen starren sich an, Pupillen sinken ineinander und erkennen das Begehren: Sie wollen sich lieben, rasend, wild – sanft und tief. Sie wollen sich töten – um endlich frei zu sein. Frei voneinander oder frei miteinander?

„Diene mir, sonst töte ich dich!“ Wütend knurrend hat sich das Alphatier aufgerichtet.

Wie in all ihren Frauenleben zuvor schmilzt sie auch diesmal in Bewunderung, und rollt sich schnurrend vor ihm auf dem Fels. Er starrt sie an und liebt ihre Geschmeidigkeit, ihren weichen, glatten Bauch, ihr heißes Locken….

Nein! Sie wird ihn verraten, er weiß es genau.  Ohne einen Laut setzt der große Wolf zu einem riesigen Sprung an. Die Pantherfrau erkennt die Absicht, dreht sich – aber zu spät. Er liegt auf ihr und schlägt seine Zähne tief in ihren Nacken..

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Der Stoß durchfährt ihren Körper in einem roten, brennenden Strahl. Sie kann die Schlange nicht mehr halten, die in Sekundenbruchteilen auffährt  – entlang der Wirbelsäule direkt ins Gehirn. Ungezähmte Wildheit entlädt sich in einem langen, hellen Schrei – mit einem wilden Fauchen windet sie sich unter ihm heraus und greift an. Ihre Krallen schlagen tiefe Wunden in seinen Bauch, ihre Reißzähne graben sich in seinen Hals – dann rollen sie über die Felsen, blutend, knurrend, bellend, fauchend entlädt sich die aufgestaute Kraft tausender Leben. Ein Knäul aus schwarzem und silbernem Fell mit blutendem, rohem Fleisch untrennbar ineinander verbissen wälzt sich zur Kante des Plateaus.

Schweigend stürzen sie in die Tiefe.

Nur der Mond und der Kauz werden Zeuge von dem, was dann passiert.

Aus den sterbenden Körpern lösen sich die Lichtgestalten eines Mannes und einer Frau. Sie schwingen über der Tiefe und lächeln sich an. „Endlich“ – sagt sie, als sie nach seiner Hand greift. „Ja Geliebte.“ Er zieht sie zu sich heran. Als er sie küsst, erstrahlen ihre Lichtkörper in rosa-grün-goldenen Farben.

„Nun bin ich dein.“ Sie sieht strahlend zu ihm auf. Ich bin ein Teil von dir.“  Er sinkt herab zu ihr, ihre Augen werden eins. „Ich bin ein Teil von dir und will dich lieben und ehren bis zum Ende der Zeit.“

Der Buddha lächelt, als sie  verschmelzen – und die Tore des Himmels öffnen sich weit.

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Manipulation: Einfach, wenn man weiß, wie’s geht – und sehr wirkungsvoll…

„Errege nicht das Misstrauen einer Frau – du wirst sie niemals mehr täuschen können.“

Ein kluger Mann hat das vor drei Generationen der CIA sogar schriftlich gegeben: Es war kein geringerer als der große Illusionist John Mulholland (1898 – 1970). Der musste es wissen – Er war verheiratet und unterhielt über Jahrzehnte ein Verhältnis zu seiner Sekretärin.  Der Sohn eines Anlagebetrügers im großen Stil war ein begnadeter Illusionist und wurde bereits mit 16 Jahren in die amerikanische Brüderschaft der Magier aufgenommen, wo er beim großen Zauberer Robert Houdin in die Lehre ging. Später hat der Mann die CIA in allem beraten, was man so wissen muss, wenn man Feinde aus dem Weg räumen will: Wie transportiert man tödliche Nadeln in Münzen – wie schüttet man seinem Gegenüber Gift ins Getränk, ohne dass das Opfer es bemerkt – wie verdreht man die Sicht der Öffentlichkeit auf die Frage, wer von zwei Kriegsparteien die Wahrheit spricht und wer nicht….

Merkwürdige Aktualität erreicht das Thema gerade in der Ukraine-Krise. Deshalb soll es auch noch einmal genauer unter die Lupe genommen werden: Auslöser ist eine Bildtafel im aktuellen Handbuch: „The Art of Deception„:

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„The Art of Deception“ – „Die Kunst des Betrugs“ heißt das Handbuch, das durch Edward Snowden in diesen Tagen in Form einer Power Point Präsentation bekannt wurde. Das ist kein neuer Titel, sondern ein sehr alter: Faktisch handelt es sich um die moderne Ausgabe eines Werkes von John Mulholland, das 1973 spurlos verschwand, 2003 wieder auftauchte und heute ganz normal für ein paar Euro bei Amazon erworben werden kann: „The offical C.I.A Manual of Trickery and Deception“  ist einer von mehreren Vorläufern des heutigen Handbuches und stammt aus der Zeit des kalten Krieges.

Marita Lorenz, Tochter des aus Bad Münster am Stein stammenden Kapitän Lorenz, hat in ihrem Buch „Lieber Fidel“ anschaulich beschrieben, wie es in den 60er Jahren beim US-Geheimdienst zuging: Die damals 19Jährige hatte 1959 eine Affaire mit dem kubanischen Revolutionär Fidel Castro, wurde ein knappes Jahr später zwecks einer Zwangsabtreibung verschleppt, später von der CIA rekrutiert und nach Kuba zurückgeschickt, um Castro zu ermorden. Die dazu nötigen Giftpillen versteckte sie in einem Creme-Tigelchen. Nachdem sie es nicht fertiggebracht hatte, den Mann ihres Herzens zu meucheln, wurde sie vom Geheimdienst in immer neue Aktionen gebunden, kannte unter anderem auch den Mörder Kennedies, Lee Harvey Oswald.

Mulholland hat in seinem Buch ein ganzes Kapitel den Besonderheiten bei Frauen, sprich: weiblichen Agenten gewidmet. Darin kommt auch das Thema Kosmetik ausführlich vor. John Mulholland hatte übrigens auch dezidierte Meinungen zu Themen wie Hypnose oder Hellsehen – letzteres mündete einige Jahrzehnte später in das CIA-Projekt Remote Viewing.

Sein großes Vorbild, Jean Robert Houdin, der „große Houdini“, hatte sich bereits im 19. Jahrhundert einen Namen beim französischen Geheimdienst gemacht, der sich mit Aufständen im kolonialisierten Algerien herumschlug. Houdin überzeugte die Algerier mit Hilfe von Zaubertricks erfolgreich von der französischen Übermacht.

Ganz in diesem Sinne agierte auch der britische Zauberer Jasper Maskelyne, dem der deutsche „Wüstenfuchs“, Generalfeldmarschall Rommel die entscheidende Niederlage bei El Alamein zu verdanken hat. Maskelyne, der einer britischen Illusionisten-Familie entstammt, täuschte die Deutschen immer wieder in großem Stil. So verhinderte er beispielsweise die Zerstörung einer großen Zahl alliierter Kriegsschiffe im Hafen von Alexandria, indem er eine täuschend ähnliche „Doublette“ des Hafens einige Kilometer weiter etablierte. Durch Licht-Spiegelungen tarnte er den Suez-Kanal erfolgreich vor den nächtlichen Angriffen auf dort verkehrende Versorgungsschiffe und hielt so die Nachschubwege für die Alliierten offen. Vor El Alamein vermittelte er den Deutschen, General Montgommery wolle aus Süden angreifen. Tatsächlich kamen dessen Truppen dann jedoch aus Norden und schlugen die Deutschen vernichtend. Um Panzer zu verstecken, „verpackte“ Maskelyne sie täuschend echt als harmlose Lkw. Er vergaß dabei nicht einmal, die Kettenspuren, die man vielleicht von oben im Sand hätte erkennen können, durch Reifenspuren zu ersetzen… In Youtube gibt es eine dreiteilige Video-Dokumentation über Maskelynes Aktivitäten. Hier Folge drei:

Nur wenige Medien haben sich die Mühe gemacht, ausführlich den Einsatz von Illusionisten für Geheimdienste zu dokumentieren. Eine Ausnahme ist hier Telepolis. Der Autor Markus Kompa hat sich gleich mehrfach damit auseinandergesetzt.

Noch ein paar Stichworte finden sich im aktuellen britisch-amerikanischen Täuschungs-Handbuch, deren Nachverfolgung sich lohnt: So fällt etwa der Name Cialdini. Dr. Robert Cialdini ist einer der ganz erfolgreichen Erforscher menschlicher Verhaltensweisen. Seine Ergebnisse vermarktet er weltweit in seinem Unternehmen Influence At Work. Dabei betont er immer wieder, dass Manipulationsmethoden nur „zum Guten“ verwendet werden sollten – eine Aussage, die bereits ohne weitere Kommentierung für sich selbst spricht. Cialdini ist ebenfalls vielfach mit kurzen und längeren Vorträgen in Youtube zu finden. Hier ein Beispiel, wie er über die wesentlichen menschlichen Verhaltensmuster referiert:

Die deutsche „Päpstin“ Vera F. Birkenbihl, deren Vorträge meist sehr lang, dafür aber derart voll geballter Information sind, dass sie Lehrbücher beinahe ersetzen, bezieht sich in ihrem hörenswerten Referat „Menschen beeinflussen“ immer wieder auf Robert Cialdinis Forschungsergebnisse.

Im Grundsatz geht es bei der mentalen Beeinflussung von Menschen immer nur um zwei Ziele: Entweder soll ein seelisches Problem therapiert werden – das ist der seltenere – oder der Einflussnehmende will einen persönlichen Vorteil erreichen. Dies kann ein durchaus legitimes Ziel sein, wenn man beispielsweise die Arbeit in einem Team positiv beeinflussen, oder eine Werbekampagne zu besserem Erfolg führen möchte. Es wird jedoch sehr schnell zu einer Gratwanderung. Die beginnt ganz subtil bei einer völlig normalen Unterhaltung – etwa zwischen Mann und Frau – zum Beispiel im Internet. Hier schließt sich ein Kreis: Wir sind wieder bei der modernen „Kunst der Täuschung“.

Wo finden wir nun die Hilfsmittel, um die Methoden des Geheimdienstes zu erkennen (anzuwenden…)?

Ganz einfach: im NLP, der neurolinguistischen Programmierung. Die Grundausbildung zum „Practinioner“ ist bereits nicht ganz billig. Um die Methoden kennenzulernen, genügt es jedoch, sich ein Buch anzuschaffen, zum Beispiel NLP – das WorkBook. Hier finden sich Übungsbeispiele zu hypnotischen Sprachmustern, wie sie etwa in der Milton-Methode angewendet werden. Milton H. Erickson (1901 – 1980) war einer der bedeutendsten Wegbereiter der heutigen Hypnosetherapie.

Mit Hilfe von NLP kann man Menschen auch in eine leichte Trance versetzen, die mit Tiefenhypnose wenig gemeinsam hat. In dieser Trance, deren sich der Betroffene möglicherweise nicht einmal bewusst ist, ist es aber möglich, jemanden zu bestimmten Lösungen zu führen, die er im Normalzustand nicht selbst entwickeln würde. Das oben zitierte NLP-Workbook zeigt verschiedene Modelle, Methoden und Strategien dazu auf.

Manipulation ist also durchaus kein Hexenwerk – zumal man sie im besten Sinn verwenden kann, um Menschen zu heilen, Arbeit und Beziehungen erfüllter zu gestalten. Dennoch kann die Kenntnis ihrer Methoden auf gleich zweifache Weise eine teuflische Wirkung entfalten: Erstens setzt sie beim Anwender große charakterliche Stabilität voraus, denn er wird der immerwährenden Versuchung ausgesetzt sein, seine Kenntnisse zum eigenen Vorteil UND zum Nachteil anderer einzusetzen. Die noch weitaus teuflischere Wirkung wird erst auf den zweiten Blick offenbar: Ein Mensch, der weiß, wie einfach Andere manipulierbar sind, kann in tiefem Misstrauen gegenüber allen anderen Menschen gefangen bleiben. Da die Methoden der Manipulation sehr subtil sein können, weiß er ja nie wirklich, ob sein Gegenüber nicht versucht, auch ihn zu beeinflussen….

Hier schließt sich ein weiterer, wenig erfreulicher Kreis:  John Mulholland, der davor gewarnt hatte, das Misstrauen einer Frau zu erregen, hat möglicherweise zu kurz gegriffen. Auch Männer, die „zu viel“ wissen, können unheilbar misstrauisch werden. So misstrauisch, dass sie echte Sympathien ihres Gegenübers von ihren eigenen Ängsten nicht mehr unterscheiden können.

Siehe auch:

Manipulation in Sprache und Inhalt: Wie informiere ich mich?

Wie manipuliert man Menschen?  

Nein, das ist kein Film: Wir werden wirklich überwacht!

Update: Putins Medien-Coup gegen den Westen in Sachen Krim

Update: Britischer Geheimdienst kann Meinung im Internet technisch manipulieren