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„Disloyal“: Was muss passieren, damit ein Süchtiger geht?

Was muss passieren, damit ein Co-Narzisst einen Narzissten verlässt? Diese spannende Frage beantwortet der langjährige Anwalt von Präsident Donald Trump: NICHTS lässt einen Süchtigen wirklich Abschied nehmen. „Disloyal“ – abtrünnig – heißt das Buch, das Michael Cohen im Gefängnis geschrieben hat. Es zeigt auf, wie grenzenlos dieser Mann bereit war, für Donald Trump einzustehen, und warum er schließlich „abtrünnig“ wurde: Weil ihm außer seiner Geschichte nichts geblieben ist. Nichts plus etwas unglaubliches: Die Zuneigung zu dem Mann, dem er erlaubte, sein Leben zu zerstören.

Michael Cohen und Donald Trump haben einiges gemeinsam: Beide suchen nach größtmöglicher Macht, nach Ansehen in der Gesellschaft; nach Reichtum und Statussymbolen. Beide sind bereit, dafür zu tun, was immer nötig ist – egal, ob im Rahmen der Gesetze, oder nicht. Wäre das nicht so, hätten sie sich vielleicht nicht so einfach gefunden. Der Eine, Donald Trump, verfügt über ein unglaublich manipulatives Charisma und einen schlafwandlerischen Sinn für Opfer. Der Andere, Michael Cohen, ist getrieben von der unstillbaren Sehnsucht, einem reichen, mächtigen, charismatischen Menschen wie Trump dienen zu dürfen, damit eine geheime Macht über ihn zu erlangen und ihn an sich zu binden. Auf diese Weise, im Schatten des bewunderten Menschen, sieht er sich wachsen als Mann im Hintergrund, der die Strippen zieht und die wahre Macht übernimmt, auch wenn nur er selbst es weiß.

Cohen stürzt genau in dem Moment, als er sich auf dem Gipfel wähnt. Er stürzt und wird von Donald Trump wortlos fallen gelassen, so wie alle vor ihm, die den gleichen Wunsch hatten. Halb aus Rache, halb als Versuch der Selbsttherapie entscheidet er sich, der ganzen Welt in einem Buch die Wahrheit zu sagen. Zu dieser Wahrheit gehört aber auch: Michael Cohens Zuneigung zu Donald Trump ist ungebrochen.

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Gaspipe Casso
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Roy DeMeo

Michael Cohen wird am 25. August 1966 in eine wohlhabende jüdische Familie als zweites von drei Kindern geboren. Sein Vater, ein polnischer Jude, hat den Holocaust überlebt und praktiziert in New York als Arzt. Der junge Michael hat schon als Kind einen starken Sinn für Loyalität – und zwei Seelen in der Brust. Vordergründig lebt er, wie man es von ihm erwartet: Er geht zur Schule, später zur Uni, studiert mit möglichst geringem Kraftaufwand, um den von den Eltern gewünschten bürgerlichen Beruf zu ergreifen, heiratet die Liebe seines Lebens. Seine zweite Seite ist dunkler. Groß ist die Bewunderung des Teenagers für die Gangster, die in den 80er Jahren die Stadt beherrschen und sich in stattlicher Zahl im „Club“ seines Onkels Morty Levine einfinden, dem El Caribe. Dort hilft der geschäftstüchtige junge Mann bis zum Ende seines Studiums immer wieder aus und betreibt auch einen eigenen Eisstand. Er lernt die harten Jungs seiner Zeit kennen, die teilweise Dutzende von Morden auf dem Konto haben, so etwa „Gaspipe“ Antony Salvatore Casso, Roy DeMeo, Anthony Senter, Joey Testa oder Frank Lastorina. Als er eines Tages Zeuge eines Mordes wird, zeigt er sich loyal und verrät der Polizei nichts. Dafür belohnt ihn der Mörder mit 500 Dollar.

In seiner Kanzlei ist Anwalt Michael Cohen schnell erfolgreich und verdient gutes Geld, das er in Taxi-Lizenzen und Immobilien investiert. Für seine junge Familie, Ehefrau Laura und die beiden Kinder, kauft er drei Appartements in einem Trump-Gebäude, die er zu einer einzigen Wohnung umbauen lässt. Bei dieser Gelegenheit freundet er sich mit Donald Trump junior an. So kommt es, dass er eines Tages im Jahr 2006 einen Anruf von dessen Vater erhält, der ihn um ein Treffen bittet. Der analytische Verstand Cohens begreift bei diesem Treffen innerhalb kürzester Zeit, worauf er sich einlässt: Auf einen Menschen, der stets gelobt werden muss, der so lange lügt, bis er selbst an seine eigene Geschichte glaubt, und der absolute persönliche Loyalität verlangt, völlig egal, ob er innerhalb des Rechts agiert, oder nicht.

Nach einigen Testaufträgen erwirbt er sich Trumps Vertrauen und bezieht gegen den Rat seiner Familie ein Büro im Trump Tower. Von diesem Moment an lebt Michael in einem aufreibenden Chaos, in dem sich Drama an Drama reiht. Innerhalb kurzer Zeit lernt er, ohne dass man es im wörtlich sagt, was seine Aufgabe hier sein wird: Er ist der Mann für die schmutzigen Aufgaben, der Auskehrer hinter einem Menschen, der nach seinen eigenen Gesetzen lebt. Donald Trump ist wegen seiner lautstarken Wutausbrüche gefürchtet, ebenso wie wegen seiner ständigen Wortbrüche. Dazu gehört auch, dass er Rechnungen nicht bezahlt, wenn das Ergebnis der Leistung nicht seinen Vorstellungen entspricht. Privat ist er Raubtier in Sachen Sex. Immer wieder tauchen Frauen auf, die behaupten, sexuell bedrängt worden zu sein oder Affairen mit Donald Trump gehabt zu haben, die sie nun zu Geld machen wollen. Die Porno-Darstellerin Stormy Daniels ist wiederholt darunter. Das Geld, das sie schließlich bekommt, als Trump bereits Präsident ist, wird einer der Brocken sein, die Cohen das Genick brechen.

„Da wusste ich, dass dieser Mann einmal Präsident sein würde,“ schreibt er, nachdem er erlebt hat, wie Donald Trump sich im Beisammensein mit führenden Evangelikalen in einer bühnenreifen Darstellung als Mann Gottes präsentiert. Auch diesen Kontakt hat ihm sein persönlicher Anwalt vermittelt: Dessen Nachbarin ist nämlich Paula-Michelle White-Cain, eine Führungsfigur unter den Evangelisten, die das Zusammentreffen organisiert. Diese Wandlungsfähigkeit in der Selbstdarstellung, verbunden mit einem großen Geschäftssinn und dem Instinkt Trumps bei der Auswahl „nützlicher“ Menschen bewundert sein „Fixer“ rückhaltlos. In großer Detailgenauigkeit erfährt der Leser, wie und mit wem „der Boss“ Geschäfte macht (immer wieder mit Hilfe der persönlichen Kontakte Cohens), wie er dabei Menschen über den Tisch zieht, kleine Unternehmen einfach nicht bezahlt, wohl wissend, dass diese sich langjährige Gerichtsverfahren nicht leisten können. Der Anwalt spart nicht aus, wie oft er sich persönlich demütigen lassen muss, wenn Trump mal wieder einen Schuldigen braucht oder einfach seine Laune heben will. Er lässt es geschehen, so wie das ganze Umfeld Trumps, einschließlich seiner drei Kinder. Gelegentliches Lob und vor allem sein Gefühl, für den „Boss“ unersetzlich zu sein und zu dessen innerstem Kreis zu gehören, honorieren ihn nach eigener Wahrnehmung reichlich. Dafür lässt er sich das Gehalt halbieren, setzt persönliche Freundschaften und sogar seine Familie auf’s Spiel.

Über seine persönliche Entwicklung schreibt Michel Cohen: „In den Tagen, als ich auf die kommende Kandidatur zu schwebte, begann ich zu fühlen, wie ich mich veränderte: Ich schien eine härtere und entschlossenere Version meiner selbst zu werden – bereit, willens und fähig, Trump zu gefallen – egal womit. Da entstand eine neue Version von Schamlosigkeit, eine Persönlichkeit, körperlos und im Äther fließend, wie ein Cartoon von bully boy. Kurz: Ich wurde zu Trump.“

Die Weise wie sich der spätere Präsident Aufmerksamkeit verschafft, ist oft tief unter der Gürtellinie. So ist der Hass auf seinen Vorgänger Barack Obama „grenzenlos“. Nach dessen Amtseinführung 2008 geht Trump so weit, ein Video mit einem Obama-Double drehen zu lassen, in dem er diesen rituell feuert. Er versucht, Obama zu diskreditieren, indem er öffentlich anzweifelt, ob dieser in den USA geboren ist. Ähnlich ergeht es anderen seiner Feinde: Einem unterstellt der die Nähe seines Vaters zum Killer von Präsident Kennedy, Lee Harvey Oswald. Ob sich seine Anschuldigungen beweisen lassen, ist ihm egal: Durch das Streuen des Verdachts sichert er sich selbst Medienpräsenz und etwas bleibt immer hängen. Trump – und in seinem Namen Michael Cohen – droht, wütet, erpresst, pokert und lügt, um Recht zu haben und zu gewinnen. „Er war rücksichtslos. Er beschuldigte immer wieder Andere dessen, was er selber tat. Das war Teil seines Modus operandi.“

Immer wieder nimmt der Anwalt das Chaos und Drama um Donald Trump als völlig andere Realität wahr. Eine Lüge wird erfunden und so lange wiederholt, bis Trump selbst und alle um ihn herum glauben, es handele sich um die Wahrheit. „Niemand sagt Trump je die Wahrheit über sein Benehmen, seine Überzeugungen oder darüber, welche Konsequenzen sein Verhalten, seine Ignoranz und Arroganz haben. Er lebt in einer Blase, die nichts mit dem realen Leben zu tun hat. Alle lügen für ihn und loben ihn, aus Angst davor, für immer verbannt zu werden, wenn sie es nicht tun.“

Der Tag, an dem Donald Trump seine Kandidatur öffentlich macht, wird zu einem Albtraum für seine ganze Mannschaft und seine Kinder. Statt sich als integrative Führungsperson zu zeigen, hält er eine Hassrede. Mexikaner seien Vergewaltiger, bringen Drogen und Gewalt ins Land, der amerikanische Traum sei vorbei und er werde seine Kampagne aus eigenen Mitteln finanzieren. Nachdem sich das erste Entsetzen gelegt hat, erkennt Michael Cohen das System dahinter: „Trump hat die Gefühle derer aufgenommen, die in den Obama-Jahren Rassisten genannt wurden: Weiße, Konservative, Christen; Menschen, die die Nase voll haben von politischer Korrektheit, davon, illegale Immigration zu tolerieren und vorgeben zu müssen, an Dinge zu glauben, von denen sie einfach nicht überzeugt sind. Für all diese Leute ist Trump der Champion. Der wenig Gebildete, der Reaktionär, die Leute, die glauben, dass Abtreibung Mord ist – sie alle sehen einen furchtlosen Geschäftsmann vor sich, der die politische Ordnung Amerikas Bullshit nennt. Die Globalisierung, der Klimawandel, die gleichgeschlechtliche Ehe, der Verlust amerikanischer Arbeitsplätze an die Dritte Welt, Immigration, die zentrale Rolle Gottes – all die trauernden Menschen, die Menschen mit starken Ressentiments, haben in ihm ihren Anwalt gefunden.“

Eine große Verantwortung dafür, dass Donald Trump Präsident werden konnte, so der Anwalt, tragen die Medien. „Trump ist ein Produkt der freien Medien. Frei wie kostenfrei. Die freie Presse gab Trump Live-Shows, Tweets, Pressekonferenzen, idiotische Interviews, rechte, linke und moderate Präsenz im Fernsehen, im Radio im Internet, in Facebook. Sie hat Trump gewählt und könnte ihn sehr gut auch wiederwählen. Der Boss weiß, wie man die Gier und Käuflichkeit der Journalisten ausnutzt; darin war und ist er Experte. Trump war immer eine gute Story mit den ständigen Chaos und Drama um ihn herum. CNN, die Times und Fox News fraßen ihm pflichtschuldig aus der Hand.“

Ähnlich sieht Michael Cohen die Situation vor der neuen Wahl. „Trump witzelt über eine zweite und weitere Präsidentschaften. Aber Donald Trump macht niemals Witze.“

Das Sex-Raubtier Trump ist sehr angetan von russischen Geschäftspartnern, die ihre Freude an besonders vulgärem Sex haben. Michael Cohen erlebt, wie begeistert sein Boss eine Darstellung von goldenen Duschen erlebt (urinieren auf eine Person). Er weiß nicht, ob es wirklich ein Video gibt, in dem der Präsident sich in einem russischen Bett, in dem bereits das Ehepaar Obama geschlafen hat, von Prostituierten goldene Duschen geben ließ. Aber er wäre, wie er schreibt, nicht erstaunt darüber. Er hört Donald Trump immer wieder auf vulgärste Weise über Frauen, Titten und Ärsche reden. Obwohl es ihn anekelt, nimmt er sogar hin, dass Trump seine eigene Tochter mit entsprechenden Vokabeln bedenkt.

Als der „Boss“ schließlich Präsident wird, macht Stormy Daniels einen weiteren Vorstoß, an Geld zu kommen. Sie hat Trump in der Hand, so dass dieser sich bereiterklärt, 130 000 Dollar zu zahlen. Aber die Spuren müssen verwischt werden. Donald Trump hat jedoch seinen Mann für solche Fälle, den CEO der American Media, David Pecker, vergrätzt.

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Dieser hat 150 000 Dollar an das Playmate Model Playboy-Model Karen McDougal gezahlt, um sie 2016 mit ihren Sex-Vorwürfen mundtot zu machen. Trump erstattet ihm das Geld jedoch nicht. Nun findet sich niemand mehr, der bereit ist, seinen Namen und sein Geld für die Überweisung herzugeben. Schließlich nimmt Michael Cohen, ohne seiner Frau etwas davon zu sagen, einen Kredit über 130 000 Dollar auf und gründet eigens eine Firma, um dieses Geld möglichst ohne Spuren an Daniels zu leiten. Trump macht auch hier keine Anstalten, ihm die Summe zu erstatten, kürzt vielmehr am Jahresende auch noch seinen Bonus auf geradezu lächerliche 50 000 Dollar.

Viel später, als Trump lange Präsident ist und sein Schwiegersohn Jared Kuschner zum neuen Stern an seiner Seite geworden ist, gibt es schließlich ein Agreement: Cohen arbeitet wieder in seiner Kanzlei, will den „Boss“ aber weiter in speziellen Angelegenheiten beraten und bekommt dafür monatliche Schecks bis zur Höhe der Summe. So macht Trump erneut ein Geschäft: Er kann mit Hilfe der Rechnungen auch noch Steuern sparen.

Wenig später, Cohen hat gerade ein Gespräch Donald Trumps mit dem Sheikh Hamad bin Jassim bin Jaber bin Mohammed bin Thani Al Thani aus Katar, einem der reichsten Menschen der Welt arrangiert, taucht plötzlich das FBI in seiner Privatwohnung auf, durchsucht alles und konfisziert seine Handies und Laptops.

Mit ungläubigem Staunen verfolgt der treu ergebene Anwalt in den Medien, wie sein „Boss“ ihn nicht nur fallen lässt, sondern auch seine für ihn so wichtige exklusive Rolle herunterspielt und schließlich aufhört, seine Anwälte zu zahlen. Gebunden an eine Schweigeverpflichtung erlebt Michael Cohen, wie der Staat Anschuldigungen gegen ihn erhebt, die er nicht zu verantworten hat, wie man öffentlich über ihn lacht, dass er aus eigenem Vermögen Trumps Sexgeschichten bezahlt. Er beschließt, mit den Behörden zu kooperieren. Das löst aktive Gegenwehr des Präsidenten aus, der nun alles tut, seinen einstigen Ausputzer und „Fixer“ unglaubwürdig erscheinen zu lassen. Wie in einem schlechten Film erlebt dieser nun am eigenen Leib, was er selbst mehr als zehn Jahre lang zugunsten Trumps so vielen angetan hat. Über das Justizministerium versucht sein „Boss“, ihn unterschreiben zu lassen, dass er niemals über seine Geschichte sprechen wird und auch alle anderen, die etwas davon wissen, davon abhalten wird. Er unterschreibt nicht. Schließlich stellt man Cohen vor die Wahl: Entweder erklärt er sich schuldig in acht Punkten, von denen er einige gar nicht begangen hat, und wird verurteilt, oder man wird sein Vermögen von über 50 Millionen Dollar einfrieren und sowohl ihm, als auch seiner völlig unbeteiligten Ehefrau Laura den Prozess machen. Daraufhin verlangt sein Anwalt sofort ein Millionen-Honorar und droht damit, die Verteidigung abzugeben. Der Gefallene hat keine Wahl: Er bekennt sich schuldig und wird zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.

Nachdem er zunächst relativ komfortabel untergebracht ist, gerät der Anwalt später an Wärter, die zu den Trump-Anhängern zählen und ihn schikanieren. Er verbringt mehr als einen Monat in Einzelhaft und grübelt die ganze Zeit darüber nach, wie es geschehen konnte, dass er für Donald Trump alle seine rechtlichen Pflichten als Anwalt über Bord werden konnte. Ganz langsam erkennt er, wie und warum er in immer tiefere Abhängigkeit von einem charismatischen, aber selbstsüchtigen, empathiefreien Menschen geraten konnte – und wird dennoch nicht frei von ihm. Seine Existenz ist zerstört, sein Vermögen zum größten Teil aufgebraucht. So entscheidet er schließlich, ein Buch zu schreiben, das rückhaltlos ehrlich ist. Er wird abtrünnig, verlässt den Kreis des Schweigens und analysiert dabei gnadenlos sein eigenes Verhalten. Er wird zum Büßer und zum Rächer: Untreue gegen Untreue.

Und doch brennt und weint sein Herz: Noch immer will es Donald Trump nicht loslassen.

Siehe auch:

Narzisstische Wut will vernichten: H.G. Tudor und Donald Trump

Warum landen manche Menschen immer wieder bei „den Falschen“?

„Mein wahres Ich wirst du nie erreichen“

„Warum heilen wir uns nicht gegenseitig?

Ein tragisches doppeltes Trauma

„Der Mann meines Lebens ist ein Narzisst“ und die dortigen Links

„Mein wahres Ich wirst du nie erreichen“

Ein tragisches doppeltes Trauma

„Warum heilen wir uns nicht gegenseitig?

Siehe ausserdem: „Make America great again“: Mit Donald Trump kommt ein Lügner und Betrüger ins Amt und

„Donald Trump zu unterschätzen, wäre ein tödlicher Fehler“

Update: Donald Trump hat mindestens eine Milliarde Schulden

Update: Trump hat insgesamt 1,1 Milliarden Dollar Schulden – eine Auflistung

Erlebnis Uni-Klinik: Ein großes Erwachen in Sachen Geld und Multi-Kulti…

Multi-Kulti wird nicht kommen – es ist schon da. Jedenfalls in den größeren Städten. Auch im Krankenhaus. Und: Geld regiert die Welt. Zu wenig davon zu haben, zum Beispiel für eine private Krankenversicherung – gar nicht gut. Ein nicht repräsentativer Eindruck eines viertägigen Aufenthaltes in der Uni-Klinik Mainz.

Als sie in der Chest Pain Unit ankommt, ist es Donnerstag, 15.30 Uhr. Ihre körperliche Belastbarkeit ist irgendwo bei kurz über Null. Ständige Schmerzen in der linken Brusthälfte, chronische Atemnot, bei Steigen weniger Treppenstufen extreme Schweißausbrüche, Schwindel, die Notwendigkeit, sich sofort zu setzen. Verdacht auf Angina Pectoris. Die Hausärztin hat nicht lange gefackelt und sie eingewiesen. Die Ergebnisse der Blutabnahme hat sie dabei – Mineralhaushalt durcheinander, wie immer leicht erhöhte Entzündungswerte, schlechte Nierenwerte. Auch die Ergebnisse des letzten Belastungs-EKG beim Hausarzt legt sie vor: Bei 100 Watt abgebrochen wegen lebensgefährlich hohem Blutdruck, Röntenbild des Herzens unauffällig.

Die Aufnahmestation im Erdgeschoss wirkt dunkel, wenig anheimelnd. Der junge Arzt fragt sie als erstes, ob ihre private Zusatzversicherung den Chefarzt einschließe: „Dann muss ich das sofort melden.“ Als sie verneint, fragt er, ob sie an einer Studie teilnehmen will: Über ein Jahr lang werden Zusammenhänge zwischen Brustschmerzen, seelischen Erkrankungen und Krebs auf genetischer Basis, sowie auf Basis von Befragungen zum Allgemeinbefinden untersucht. Die Ergebnisse werden u.a. anonym an die Pharmaindustrie weitergeleitet. Der Patient hat das „Recht auf Nichtwissen“, falls er schwerwiegend erkranken könnte.

Sie unterschreibt, betont: „Ich will alles wissen“ – und denkt: Vielleicht verbessert das die Aufmerksamkeit bei den kommenden Untersuchungen. Dann wird sie angewiesen, all ihre verschwitzten Kleider in eine Klinik-Tüte zu stecken. Man klebt ein Etikett darauf, auf dem Name, Anschrift und Krankenkasse stehen. Sie ärgert sich. Was macht die Krankenkasse auf dem Etikett? Die Kleider werden stinken, wenn sie nicht trocknen können…

Sie wird erstmal behandelt, als habe sie möglicherweise einen Herzinfarkt: Am ganzen Körper verkabelt, nichts zu essen, nichts zu trinken und Ultraschall. Den macht ein chinesischer Arzt. Der deutsche zeigt sich nochmal zwecks Aufnahme-Formalitäten, drückt ihr Formulare für die Studie in die Hand, die sie unterschreiben und einen Fragebogen, den sie ausfüllen soll. Dazwischen taucht eine Ärztin auf, die die Studie betreut, erklärt dieselbe kurz und geht wieder, weil der Chinese mal alle rausgeschickt hat, damit er in Ruhe arbeiten kann.

Die Blutströme sind in roter und blauer Farbe markiert. Sie bewundert, wie sich der Fluss von Vene und Arterie in der Herzkammer begegnen und staunt über die Zartheit der Herzklappe. Die arbeitet wie am Schnürchen – ein Konstruktions-Wunder. Nichts auffälliges im Ultraschall, der Arzt verabschiedet sich.

Sie bleibt allein in einem düsteren Raum. Ein großes Spinnennetz am Fenster leuchtet im Sonnenuntergang auf. Sie hat Kabel am ganzen Körper, den ein OP-Hemdchen knapp verdeckt, eine Braunüle in der Ellenbeuge, eine Blutdruckmanschette am anderen Arm. Die bläst sich jede Stunde derart auf, dass der Arm am nächsten Tag grün und blau sein wird. Irgendwann kommt eine freundliche polnische Nachtwache. Die ist gnädig und bringt ihr Wasser, stellt auch den Toilettenstuhl hin, denn sie kann ja nicht weg vom Bett.

„Putze putze“ krakehlt eine Osteuropäerin – sie schätzt mal Tschechin. Da ist es 6 Uhr. Im Gefolge der Tschechin ein wunderhübsches Mädchen mit rabenschwarzer Haut und großer Angst – eine Asylsuchende? Die Tschechin steht neben dem Mädchen und zeigt ihr recht überheblich, dass sie den Wischmopp immer wieder falsch benutzt. Das Mädchen schweigt und bemüht sich hektisch, alles richtig zu machen. Der Boden wird gewischelt,  dann sind die beiden wieder weg.

Etwas später schaut eine junge Ärztin ins Zimmer, fragt, wie viele Treppenstufen sie denn noch ohne Pause steigen kann und sagt: „Ganz klar Herzkatheter. Der Professor ist heute nicht da, sein Stellvertreter auch nicht, aber irgendwer wird das schon machen.“ Frühstück gibt es keins, es ist ja eine OP geplant.

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Sie hat Hunger, Durst, ihr ist kalt und sie wird langsam ärgerlich. Wenn wenigstens die dämlichen Kabel ab wären. Dann hört sie nebenan einen Pfleger telefonieren: „Ich habe gar nicht so viele Betten, wie ich Anfragen habe.“ Hm. Das Bett hinter dem Paravent neben ihr ist leer. Der Pfleger kommt herein und teilt ihr mit: „Sie werden auf Station 4a verlegt. Ziehen Sie sich mal was an, das sieht besser aus, wenn Sie im Aufenthaltsraum warten. Sie haben erstmal noch kein Bett.“

Eine Pflegerin aus dem Ruhrgebiet mit strengen Augen reißt die ganzen Kabel auf der Vorderseite auf einen Schlag ab. Sie zuckt zusammen, stöhnt und erntet eine Rüge: „Das kann überhaupt nicht weh tun, die sind nicht unter Druck.“ Im Rollstuhl fährt man sie in den vierten Stock. Weil die polnische Hilfskraft schiebt, muss sie ihren Rollkoffer steuern und ist froh, als sie ankommen.

Sie hat eine private Zusatzversicherung, die ihr ein Einzelzimmer sichern soll, aber es gibt keins. Es gibt Vierbett-, Dreibett- und Zweibettzimmer. In so einem wird ein Platz frei werden, wenn die alte Dame dann ausgecheckt hat. Die will aber erst noch zu Mittag essen und duschen. Man schickt sie in den Aufenthaltsraum, vergisst allerdings nicht, sie zu fragen, ob ihre Zusatzversicherung den Chefarzt einschließe. Das müsse man dann sofort melden.

Es zieht sich. Nach eineinhalb Stunden Wartezeit kommt die Stationsschwester und sagt: „Sie werden jetzt in den OP gebracht. Sie können sich unten umziehen.“ Eine polnische Pflegekraft fährt sie im Rollstuhl nach unten, die abgelegten Kleider kommen in eine weitere Kliniktüte mit Etikett. Man parkt sie im Aufwachraum. Dort liegen schon zwei Männer. Einer wird jede Viertelstunde hofiert und ausführlich nach seinem Befinden befragt. Er findet das angemessen; sie sieht ihn vor dem inneren Auge mit geblähter Brust.

Nochmal über eine Stunde Warten. Dann ist es soweit, sie kommt in den OP. Ein sehr nervöser Arzt – sie vermutet, ein Pakistaner – stellt sich vor als Assistent des Professors. Der Professor, sehr schlank, nicht hoch gewachsen, mit wundervoll sensiblen Händen kommt aus irgendeinem Land – jedenfalls nicht aus Deutschland. Nach einem kurzen Kennenlernen und Klarstellen, dass er das Sagen hat, entschließt er sich, ihr die Dinge genau zu erklären. Das wird der schönste Teil des Unternehmens Chest Pain Unit. Während sie über den Wein witzeln, den sie schon lange nicht mehr trinken kann, weil sie allergisch darauf reagiert, wird die Einstich-Arterie lokal betäubt.

Auf einem riesigen Monitor verfolgt sie, wie sich der dünne Draht durch ihre Gefäße Richtung Herz bewegt, versucht, ihn im Körper wahrzunehmen. Aber als er an der Schulter angekommen ist, verliert sie den Kontakt. Hitze schießt in Hals und Brust, als das Kontrastmittel gespritzt wird. Der Draht erreicht die Herzkammer, und wieder erfüllt sie Ehrfurcht. Unter den Röntgenstrahlen wirkt das Treffen der Blutströme von Vene und Arterie wie eine geordnete Wolke. Was für eine perfekt konstruierte Pumpe! Den Moment, als der Draht die Herzkranzgefäße erreicht, wird sie nie wieder vergessen: Wie Efeuranken, von oben nach unten dünner werdend, umarmen diese den pumpenden Muskel. Alles pulsiert, ebenmäßig, gleichmäßig. „Oh, wie wunderschön“, sagt sie – und der Arzt stimmt aus tiefstem Herzen zu.

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Keine Probleme an den Herzkranzgefäßen, keine Notwendigeiten, Stents zu setzen, der Draht wird zurückgezogen. Ein heftiger Schmerz im Unterarm dauert nicht lange, dann ist es vorbei. Ganz erfüllt vom Gesehenen kann sie nicht sprechen. Der Professor verabschiedet sich. Sie sagt nichts mehr, obwohl sie tausend Fragen gehabt hätte.

Man rollt sie wieder auf Station, das Bett ist jetzt frei. Nebenan wird gerade ein Patient in „Einzhelhaft“ geschickt, er ist infektiös. Ihre Bettnachbarin ist eine Armenierin und hat grade den täglichen Besuch ihrer beiden beleibten, sehr agilen Schwestern. Die kommen immer zwischen 15 und 16 Uhr, um dann um 20.30 Uhr wieder zu gehen. In der Zwischenzeit wuseln sie um das Bett der Patientin herum, schälen und teilen Obst, richten Kissen, laden das Telefon, benutzen die Toilette, reden laut und viel. „Wenigstens haben sie angenehme Stimmen“, denkt sie, ist aber zunehmend gestresst, weil sie keine Chance hat, sich dem Geschehen zu entziehen.

Das Personal auf der Station ist außerordentlich freundlich und hilfsbereit. Es gibt Deutsche, Osteuropäer und einen ehemaligen Opelaner, der mit 52 nochmal in der Ausbildung zum Krankenpfleger ist. Blutdruck, EKG, Temperatur – und immer noch Besuch im Zimmer. Als die endlich gehen, will sich die Bettnachbarin unterhalten. Sie kann nicht mehr und bittet die Schwester um ein Medikament zum Schlafen.

„Ihr Herz ist in Ordnung, ich habe hier Ihren Entlassungsbrief.“ Es ist Samstag morgen, alle zuständigen Ärzte haben Wochenende, die Visite macht ganz allein ein Stationsarzt, der dann anschließend gleich mehrere Stationen zu betreuen hat. Das ist kurz nachdem sie beinahe umgekippt wäre. Sie hatte ihr Laptop am Bett abgebaut, den Koffer ein wenig gerückt und auf dem Flur am Wasserspender eine Karaffe gefüllt. Auf dem Rückweg dann der bekannte Schwächeanfall: Schweißausbruch, heftiger Druckschmerz, Herzrasen, Pulsrasen, Schwindel, Atemnot.

„Aber es ist nichts besser,“ sagt sie. „Mir geht es genauso elend wie vorher. Woher kann das denn nun kommen? Ist das vielleicht eine Begleiterscheinung von Rheuma?“ „Das kann durchaus sein,“ meint der junge Arzt. Wenn sie dies möglichst unkompliziert abklären wolle, rate er ihr, bis Montag zu bleiben. Wenn man erstmal stationär sei, könne man sehr viel einfacher interdisziplinär zusammenarbeiten als wenn man ambulant um Termine kämpfen müsse.  Sie denkt an die zu erwartenden Besucher, drängt die Tränen zurück und stimmt zu. Die Ärztin, die im Rahmen ihres 24-Stunden-Dienstes am Sonntag kurz den Kopf zur Visite durch die Tür steckt, bestätigt sie: „Wir können da noch eine Menge tun. Aber wir müssen bis Montag warten, um das zu besprechen.“

Sich gegen etwas zu wehren, das man nicht ändern kann, kostet nur sinnlose Kraft. Also beginnt sie, sich mit ihrer armenischen Bettnachbarin auseinander zu setzen. Sie sei Internistin, sagt die 59jährige Ala, die seit acht Jahren in Deutschland lebt. In jeder freien Minute paukt sie die deutsche Sprache, ist mittlerweile weit über die Einbürgerungsvoraussetzungen hinaus vorgedrungen auf Langenscheids Band „Mittelstufe“. Das Lehrbuch enthält eine spannende Mischung aus hoch aktuellen Texten (z.B. zum Thema „Erwähnung von Softskills in Bewerbungsschreiben“), umgangssprachlichen Tipps (Geld =  „Kohle“) und grammatikalischen Zerlegungen der deutschen Sprache in ihre Einzelteile, die alles ungemein kompliziert erscheinen lassen – auch für „Eingeborene“.

Alas praktische Sprachkenntnisse stehen in merkwürdigem Kontrast zum Anspruch des Lehrbuchs. Sie selbst glaubt, leichten Kontakt zu Deutschen zu haben und weitgehend fehlerfrei zu sprechen, verdreht jedoch Satzbau und Grammatik nach wie vor nach den Kriterien ihrer Heimatsprache und ist weit davon entfernt, alles zu verstehen, was das Pflegepersonal ihr mitteilt. Zwar im Besitz einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis will sie jedoch keineswegs den deutschen Pass: Die Flüge nach Armenien würden dann viel teurer, erklärt sie.

Anders ihre Schwester Anja. Glücklich verheiratet mit einem Deutschen, hat sie auch die hiesige Staatsbürgerschaft angenommen und arbeitet in der Krankenpflege. „Das deutsche Sozialsystem ist das beste der Welt“, stellt sie fest. „Allein Alas Untersuchungen im Krankenhaus hätten in Armenien mindestens 10 000 Euro Vorauszahlungen gekostet“.  Schnell kommt das Gespräch auf die zahlreichen Flüchtlinge, die zurzeit in Deutschland einrollen und das Missfallen der drei Schwestern erregen: „Wieso lässt Deutschland die alle rein? Wer soll das denn alles bezahlen? Was wird, wenn Deutschland kein Geld mehr hat? Es wird Unfrieden geben“…

Nicht nur die drei Schwestern, auch zwei Brüder, diverse Nichten und Neffen leben inzwischen in Deutschland, ein Bruder in Österreich ist dabei, den Rest seiner Familie nachzuholen, eine weitere Schwester lebt mit dem alten Vater in Armenien im Haus der Familie. Die Syrer seien eigentlich ganz nett, vor allem ehrlich, findet Anja. Roma hingegen seien diebisch und faul – sie zählt die Mainzer Stadtviertel auf, wo man vor ihnen auf der Hut sein müsse. Der türkische Staat sei absolut bösartig, Macht- und Land-hungrig – die ganze Sache mit dem Genozid sei ja wohl bekannt. Der Völkermord, bei dem auch Deutschland eine unrühmliche Rolle gespielt hat, wurde inzwischen aus den türkischen Geschichtsbüchern verbannt. Auch vor Aserbaidschan müsse man sich hüten – so wie ganz allgemein vor den Staaten unter russischem Einfluss.

Heftig bemäkelt wird von allen das in der Tat schmuddelige Bad. Ala und ihre Schwestern, zu denen sich zeitwelig noch ein Cousin gesellt, verbringen viel Zeit im Bad und produzieren säckeweise Papiermüll. Als die Spender nicht schnell genug nachgefüllt werden, näselt Ala Richtung Krankenschwester: „Gibt es hier ein Papier-Defizit.“ Da der Reinigungsdienst am Wochenende während der geschätzt dreiminütigen Aufenthaltszeit nicht deutschsprachiger Frauen in Zimmer und Bad sich auf das Wischen des Bodens beschränkt, wird das Bad im Ganzen auch nicht sauberer.

Aus lauter Angst vor Keimen reinigt Ala ihren Nachttisch mit dem Hand-Desinfektionsmittel, das an der Wand hängt und benutzt dazu Einweghandschuhe aus dem Schrank für das Pflegepersonal, der sich im Zimmer befindet. Ihre Zahnbürste hat sie in einem Plastikbeutel im Nachttisch, ihren eigenen Teller, ihre eigene Tasse und ihr eigenes Besteck liegen in weiteren Plastikbeuteln daneben.

Ob ihre Zähne echt seien, wird die deutsche Patientin gefragt, die aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Während das Krankenzimmer abwechselnd als Fußpflegestation, Friseursalon und für zwischenzeitliche Duschen genutzt wird, teilen die Besucherinnen ihr mit, dass ihre Füße annehmbar gepflegt seien. Aber Fingernägel ohne Nagellack – das gehe gar nicht. „Nicht teuer“, ermutigt Theresa und hält ein Fläschchen hoch: „Kostet 1,50, aber genauso gut wie L’Oréal…“ Oft dreht sich das Gespräch um Geld: Wie man einen Mann verlassen könne, der 3000 Euro im Monat heimbringe  beispielsweise… kollektives Kopfschütteln der Schwestern über eine deutsche Nachbarin.

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Als der Sonntag zuende geht, sind alle Beteiligten um viele Aspekte im Umgang mit Andersartigen bereichert. Nebenan ist jetzt das zweite Krankenzimmer wegen einer Infektion gesperrt, wird vom Pflegepersonal nur mit Schutzkleidung betreten.

Showdown am Montag: Große Visite unter Führung einer selbstbewussten Oberärztin, gefolgt von einem knappen Dutzend Ärzten und Pflegern aus mindestens sechs Nationen. „Sie werden heute entlassen, ihr Herz ist in Ordnung“ stellt die Oberärztin fest. Wieso sind sie eigentlich nicht am Samstag nach Hause gegangen?“ Einmal mehr bleibt der Patientin die Spucke weg. „Weil es mir nach wie vor schlecht geht. Nichts hat sich verändert. Deshalb hat man hat mir geraten, zu bleiben, weil stationär eine einfache interdisziplinäre Zusammenarbeit zum Beispiel mit der Rheumatologie möglich sei.“

Kalt mustert sie die Oberärztin: „Das mit der Zusammenarbeit ist nicht mehr soooo… Da müssen Sie schon sehen, wie Sie ambulant weiter kommen. Wir sind hier mit Ihnen fertig. Bestenfalls können wir einen Termin für Sie arrangieren.“ Sie rauscht raus, die Karawane folgt.

Eine Stunde später kommt ein sehr junger Assistenzarzt mit tschechischem Akzent ans Bett und überreicht den geänderten Arztbrief. Der enthält nun die Rufnummer der Rheumatologie. „Es sei nicht ihre Aufgabe, für die Aufnahme eines Patienten in einem ‚anderen Krankenhaus‘ zu sorgen, lasse die Oberärztin mitteilen.

Sie geht grußlos. Gibt im EG noch den Fragebogen ab, für den sich seither niemand mehr interessiert hat. Ob sie jemals etwas von den Studienergebnissen hören wird? Ihr Blut haben sie ja – und darum war es vermutlich gegangen.

Siehe auch: Video Herzkatheteruntersuchung

Karen Hudes: Ein Netz aus Korruption, Geldwäsche und Kampf um Gold

Sie studierte Jura in Yale  und Wirtschaftswissenschaften in Amsterdam. Es folgte eine eindrucksvolle Karriere, die sie um die ganze Welt führte. Von 1980 bis 1985 arbeitete sie bei der Export-Import-Bank der USA, von 1986 bis 2007 in der Rechtsabteilung der Weltbank, wo sie schließlich oberste Beraterin war. Karen Hudes hatte es geschafft: Sie hatte nicht nur Einblick, sondern wirkte in der vordersten Reihe derer mit, die die finanziellen Geschicke von Banken und Staaten rund um die Erde steuern. Nur eines klappte nicht so recht: Karen Hudes konnte sich dem Gesetz des Schweigens nicht beugen. Das hatte und hat bis heute weitreichende Folgen.

Ende der 90er Jahre stieß die Juristin, deren Unbehagen im Laufe der Zeit immer größer geworden war, auf den Philippinen, als es um die Übernahme der zweitgrößten dortigen Bank ging, auf ein Geflecht von Korruption und Geldwäsche. Ihre Versuche, auf dem „Dienstweg“ gegenzusteuern, wurden allesamt unterbunden. Das war rückblickend wohl der Zeitpunkt, zu dem sie begann, sich zu einer Whistleblowerin zu entwickeln. Im Jahr 2007 warf die Weltbank sie schließlich hinaus und ließ sie das Gebäude auch nicht mehr betreten, nachdem sie den Prozess auf Wiedereinstellung gewonnen hatte. Ihr Engagement hat deshalb nicht nachgelassen; im Gegenteil.

Engagiert war Karen Hudes ihr ganzes Berufsleben lang: In der ABA (American Bar Association; Vereinigung von Rechtsanwälten und Richtern) gründete sie das „Komitee für Nichtregierungsorganisationen“ der Abteilung für internationales Recht. Ebenfalls gründete sie das „Komitee für Multilateralismus und Haftung internationaler Organisationen“ in der US-Abteilung der ILA (International Law Association, Organisation zur Verbreitung des Völkerrechts und des internationalen Privatrechts).

Ihre Arbeit in der Weltbank brachte sie in ein Umfeld enger Verflechtungen verschiedener Bankenorganisationen untereinander, wie auch mit der Politik und zahlungskräftigen Investoren. In einem Interview mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten (DWN) schlüsselt sie die Zusammenhänge grob auf:

„Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ist die älteste internationale Finanzorganisation. Sie wurde 1930 von den Zentralbanken Belgiens, Frankreichs, Deutschlands, Italiens, Japans und der Vereinigten Staaten gegründet, um Deutschlands Reparationszahlung aus dem Ersten Weltkrieg zu verwalten. Heute besteht die BIZ aus den Zentralbanken von 60 Staaten und konzentriert sich auf zwei Hauptziele: internationale geldpolitische und finanzielle Zusammenarbeit, und geldpolitische und finanzielle Stabilität.

Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds teilen denselben Gouverneursrat aus 188 Mitgliedsstaaten. Der ursprüngliche Zweck der Weltbank bestand darin, den Wiederaufbau des kriegszerstörten Europas zu finanzieren. Nachdem dies erreicht war, wurde die Weltbank der primäre Geldgeber für Entwicklungsprojekte.

Der Zweck des Internationalen Währungsfonds (IWF) bestand darin, den Zugang zu den internationalen Währungsreserven innerhalb des Systems der Nennbeträge (gesetzter Goldwert der Währung jedes Mitglieds), den Umtausch der Währungen der Mitglieder und feste und variable Wechselkurse bereitzustellen.

Während der Finanzkrise arbeitet die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich mit dem Internationalen Währungsfonds zusammen, um die Geld- und Finanzmärkte zu stabilisieren. Der Internationalen Währungsfonds verhandelt mit den Regierungen über die Bedingungen und stellt langfristige Kredite zur Verfügung. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich koordiniert die Finanzierung durch die Zentralbanken und beaufsichtigt das Bankensystem der Nationen. Es ist ein engmaschiges Geflecht – bei dem sich alle Beteiligten selbst kontrollieren.“

Je länger sie nun recherchierte, desto mehr korrupte Verflechtungen fielen ihr auf, die in ein kompliziertes Netz mündeten, wie sie dem Nexus-Magazin in einem langen Interview erklärte: „Mathematiker an der Schweizer Eidgenössischen Technischen Hochschule  haben in einer Studie (Network of global Control) erforscht, wer die Unternehmen auf den Finanzmärkten besitzt und kontrolliert – 43.000 Firmen! Dabei haben sie herausgefunden, dass eine geheime „Super-Instanz“ existiert – so nennen sie es –, die 60 Prozent der Gewinne einfährt und 40 Prozent der Wirtschaftsgüter besitzt. Sie schaffen das, indem sie immer dieselben Leute in die Firmenvorstände setzen. Dadurch haben sie eine zehnmal größere Wirtschaftsmacht als ihnen zusteht. Sie dachten, niemand würde sie dabei erwischen. Es handelt sich um ein riesiges Firmenkonglomerat, das die Libor-Preise manipuliert – das alle (!) Rohstoffpreise manipuliert – und das mit Insider­informationen auf den Wertpapiermärkten handelt.  Dieses Konglomerat hat auch alle Medien aufgekauft und die Leute belogen.“

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Bei den DWN präzisiert sie zur Kontrolle der weltweiten Geldbewegungen: „Es gibt einen allmählichen Wandel bei der Kontrolle des internationalen Finanzsystems. Eine Analyse der Finanzmärkte zeigt, dass die Finanzen der Welt in den Händen von nur wenigen Investmentfonds, Banken und Konzernen sind. Die acht größten US-Finanzinstitute (JP Morgan, Wells Fargo, Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs, U.S. Bancorp, Bank of New York Mellon und Morgan Stanley) werden zu 100 Prozent von zehn Aktionäre kontrolliert. Vier Unternehmen sind bei allen Entscheidungen immer dabei: BlackRock, State Street, Vanguard und Fidelity. Zudem besteht die Federal Reserve aus zwölf Banken, die von einem Direktorium aus sieben Leuten repräsentiert werden, und die aus den Vertretern der „Großen Vier“ bestehen, die wiederum in allen anderen Institutionen vertreten sind. Kurz gesagt: Die Federal Reserve wird von vier Konzernen kontrolliert: BlackRock, State Street, Vanguard und Fidelity.

Diese Konzerne verlieren gerade die Kontrolle im Verhältnis zur wirtschaftlichen Stärke der BRICS-Nationen: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika und bald auch Indonesien und der Irak.

Diese Nationen machen mehr als 25 Prozent des internationalen Handels aus und haben sich nun darauf geeinigt, den Handel durch ein Tauschsystem zu finanzieren. Sie verwenden Gold, um die Unterschiede auszugleichen, die nach Gegenbuchungen verbleiben. Sie haben sich darauf geeinigt, eine neue Entwicklungsbank zu gründen, die einen Ausweg aus dem ungeliebten Dollar bieten wird. Nun stellt sich für die Finanz-Elite die Frage: Kann der Dollar unter diesen Umständen als internationale Reservewährung überhaupt weiterbestehen?“

Das Thema Gold und die konsequente Manipulation der Märkte ist für Karen Hudes ganz zentral. Da die Fed und inzwischen ja auch die EZB. Japan und andere konsequent die Menge des „Papiergeldes“ erweitern, besteht weltweit eine zunehmende Gefahr von Währungscrashes, bzw. Währungskriegen. Gegensteuern kann man nur, wenn die Währungen durch Gold, mindestens aber solide Wirtschaftsgüter gedeckt sind. Deshalb horten die Zentralbanken Gold, das im Fall eines Währungscrashes Zahlungsfähigkeit gewährleistet – und deshalb werden private Anleger zunehmend aus dem Markt gedrängt. Auch die Tatsache, dass die Deutsche Bundesbank sieben Jahre braucht, um ihr Gold aus den USA zurück zu holen, wertet die Expertin als eindeutiges Zeichen eines drohenden Währungskrieges: Die USA seien einfach nicht in der Lage, dieses Gold schnell genug aufzutreiben…

„Gold im Tresor – die Zentralbanken trauen ihrem eigenen Geld nicht“ berichtet zu diesem Thema in diesen Tagen auch das Wallstreet Journal. Es bestätigt die Ansichten von Karen Hudes weitgehend.

Die Organisation „We are change“ berichtet von einem Interview, das die Juristin  The New American gegeben hat.  In Bezug auf die Manipulation des Goldpreises sagte Hudes hier, dass dies der Motivation dieses mächtigen Netzwerks und der Zentralbanken geschuldet sei, die „an ihren Papierwährungen festhalten wollen“ – ein Verdacht, der von vielen Analysten und sogar hochrangigen Offiziellen der Regierung geteilt wird. Hudes sagte außerdem, dass sie entgegen offizieller Berichte nicht daran glaubt, dass sich in Fort Knox noch irgendwelches Gold befindet. Sogar Kongressabgeordnete und ausländische Regierungen haben versucht herauszufinden, ob die Edelmetalle noch vor Ort waren, aber sie hatten nur wenig Erfolg. Hudes glaubt, dass dieser Betrug letztendlich auffliegen wird.

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Dem Sender Red Ice Radio hat Karen Hudes  ein fast zweistündiges Interview gegeben, in dem sie zu all diesen Fragen und einigen mehr ausführlich Stellung nimmt (klicken Sie den Pfeil an):

Der Sender hat im Anschluß eine ganze Reihe von Links veröffentlicht, unter anderem von Karin Hudes selbst als Beleg geliefert wurden. Sie sind im Anschluss angefügt.

In diesem Interview geht es es auch um die Frage, wer letztlich hinter dem Komplott mit dem Ziel, die Macht über die ganze Welt zu bekommen, steht. Zwar könnten es auch Außerirdische sein, meint die Juristin. Sie selber glaube aber eher an eine Verschwörung der Jesuiten unter Zuhilfenahme von Verhör- und Manipulationsmethoden der CIA, hier speziell des Programms  MKULTURA, das sich in allen denkbaren Varianten mit Techniken zur Gedankenkontrolle befasst hat. Damit belastet sie sozusagen die üblichen Verdächtigen – die Bankiersfamilie Rothschild, die Illuminaten, die Bilderberger. Mit diesen Zusammenhängen hat sich der „Honigmann“ in seinem viel gelesenen Blog ausführlich auseinandergesetzt.

Waum erheben sich die Menschen nicht, wenn sie derart hintergangen werden? Eine Frage, die sich nicht nur hier, aber auch und besonders hier immer wieder stellt. Wer einmal versucht, sich als Nicht-Fachmann mit diesen Strukturen, in denen das Gesetz des Schweigens Voraussetzung der Mitgliedschaft ist, zu beschäftigen, versteht die Gründe leicht: Das Netz ist zu kompliziert, die Aktionen scheinen verworren, die Ziele so ungeheuerlich, dass es einfacher ist, alles als Verschwörungstheorie abzutun und die „Verschwörer“ als gestört darzustellen. Dies geschieht auch, wenn Whistleblower wie Karen Hudes Eliteuniversitäten besucht und eine weltumspannende Karriere hinter sich haben.

Wie klug diese Frau plant und handelt, kann man daran sehen, dass sie auch sieben Jahre nach ihrer Kündigung durch die Weltbank noch immer Einblick in aktuelle Vorgänge hat, noch immer für ihre Sache kämpft, und zwar in einem aktiven Netzwerk mit andedren Insidern, die ebenfalls Whistleblower sind. Das Ziel ist klar: „Sie“ dürfen nicht gewinnen. Letzten Sommer hatte das Netzwerk einen wichtigen Erfolg:  Am 20. Juli 2013 hat das britische Unterhaus die Aussagen von Elaine Colville, einer schottischen Whistle-Blowerin, zusammen mit Hudes‘ Statement auf der Webseite des britischen Parlaments veröffentlicht. Am 5. September 2013 informierte der Parlamentsausschuss für öffentliche Verwaltung Elaine Colville, dass sie ein zusätzliches Statement für Teil II ihrer Untersuchung veröffentlichen würden: „Beschwerden: Machen sie einen Unterschied?“

Seit Oktober 2013 läuft nun eine weitere Welle von Interviews, vorwiegend in englischer Sprache. Auf die Mainstreammedien kann Hudes dabei nicht zählen: Da finden sie und ihre Mitstreiter nicht statt. Aber ihre kontinuierliche Arbeit wird in den sozialen Medien verteilt und weiter verbreitet, erreicht also öffentliches Bewusstsein, während die  Gruppe weiterhin die Parlamente der Welt mit Anfragen, Beschwerden und Beweisdokumenten konfrontiert. „Ich habe die anderen Weltbank-Whistle-Blower gefragt, ob es möglich ist, die Weltbank und das internationale Finanzsystem zu reformieren. Wir sind uns einig, dass Korruption und Marktmanipulation beendet werden müssen,“ sagt sie. „Ich denke, dass wir die Kurve noch kriegen werden. Ich erwarte keinen Zusammenbruch. Da gibt es ein sehr präzises Modell, das auf der Spieltheorie fußt, und das sagt voraus, dass wir einen sanften Wandel schaffen werden. Vielleicht wird es ein paar Anlaufschwierigkeiten und Ruckler geben, aber für mich ist einsichtig, dass die meisten Länder der Welt es vorziehen werden, zusammenzuarbeiten statt das System zusammenbrechen zu lassen.“

Siehe auch: Warum wir nicht schweigen dürfen

Weiterführende Links, alle gefunden bei Red Ice Radio :

kahudes.net
World Bank
John Maynard Keynes (Fabian Socialist Founder of teh World Bank) and Economic Fascism
The Network of Global Corporate Control
Sting operation
International Bank for Reconstruction and Development
Ferdinand Marcos
Gold Warriors: America’s Secret Recovery of Yamashita’s Gold
James Wolfensohn
The Stock Market In Japan Is COLLAPSING
Are Major Bank Runs in Our Near Future?

The following links are provided as is from Karen (These are the „documents“ mention in the interview)

World Bank a security risk to the world order?
US Military Report: Fired nuke general misbehaved in Russia
US Allies: Do Some Stocktaking and We Will Help Patriots. Close call for Charleston Nuke October 8, 2013

Here is what another member of the US‘ Armed forces says about what is really going on in the military:

A Grandfather’s Encouragement – Foreword (pdf)
A Grandfather’s Encouragement – Perspective Summary (pdf)
A Grandfather’s Encouragement – Perspective (pdf)
A Grandfather’s Encouragement – Perspective Afterword (pdf)
A Grandfather’s Encouragement – Rebuilding America’s Inner Compass (pdf)
A Grandfather’s Encouragement – Rebuilding Global Banking System (pdf)
Recent interview with alot of supporting documentation in the comments section (An interview with Antal Fekete as mentioned in the interview)
„a recent tweet“ (A word document containing unorganized emails and tweets)

Related programs

G. Edward Griffin – The Collectivist Conspiracy
Catherine Austine Fitts – Swine Flu, Vaccination & The Economy
William Dean A. Garner – World Control, Gold & The Jesuits
Sterling Seagrave – The Secret History of Asia & Gold Warriors
Joseph P. Farrell – Babylon’s Banksters, Global Financial Blackmail, Geo Warfare & The End Game
Julia & BJ Davis – Hour 1 & 2 – Top Priority: The Terror Within
Bill Still – The Money Masters & The Secret of Oz
Jason Erb – Hour 1 – Economic History & Alternative Currencies
Tracy Twyman – Alconomics, Money & Magic
Gerald Celente – The Decline of USA & The Individual Solution

Update: Naht das Ende der Dollar-Dominanz?

Update: Absprachen beim Gold-Fixing: Barclays bestraft

Update: Die mächtigsten Strippenzieher der Finanzwelt

10 Jahre Irak-Krieg: 160 000 Menschen starben wegen einer Lüge

Dieser Krieg hat es mir zum ersten Mal in aller Härte klar gemacht: Die Menschen in den USA, die ich überwiegend als freundlich und hilfsbereit kennengelernt habe,  sind das Eine – die Regierung das Andere. Die Regierung will Macht über die Welt und wird die Energieversorgung der Staaten mit allen Mitteln sichern – egal mit welchen.

Vor zehn Jahren begann der Krieg gegen den Iran.

Die hier eingebettete ZDF-Dokumentation zeigt in aller Klarheit auf, wie ein einzelner Mann, der in Deutschland eine neue Heimat finden wollte, nicht nur den deutschen Geheimdienst lächerlich gemacht hat – der ihn ein Jahr lang fürstlich honorierte für frei erfundene Geschichten. Sie zeigt auch, wie die Regierung Bush sich gegen alle – schließlich doch gewonnenen – Erkenntnisse genau dieses Mannes bediente, um einen Krieg um Öl zu beginnen, der schließlich mindestens 160 000 Menschen das Leben kostete.

Und er zeigt noch viel mehr: Wie schwer es ein Land hat, das mit den USA verbündet ist, auch ungerechtfertigtem Druck von dort zu widerstehen – und wie USA-hörig unsere Medien sind, die nach der Weigerung Deutschlands, sich aktiv am Krieg zu beteiligen, nicht müde wurden zu postulieren, dass Deutschland nun weltweit isoliert sei.

Ein Erfolg war der Irak-Krieg trotz riesigen Aufwandes nicht: Etwa 30 Experten von der Brown University kommen zu dem Schluss, dass der Krieg den USA wenig gebracht habe, während der Irak ein Trauma durchlitt. Er habe radikalen Islamisten Auftrieb gegeben, den Frauenrechten geschadet und das ohnehin angeschlagene Gesundheitssystem geschwächt. Das 212 Milliarden Dollar teuere Wiederaufbau-Programm sei im Wesentlichen ein Fehlschlag (Quelle: Reuters). Es gab nicht nur zwischen 160 000 und 190 000 Tote, sondern auch extremen Image-Schaden für die „Befreier“, als Die Folterungen irakischer Soldaten bekannt wurden. Es gab rund 4500 tote US-Soldaten, rund 32 000 US-Verwundete und ungezählte traumatisierte Menschen auf beiden Seiten.

Der Spiegel zieht dazu ein klares Fazit: „Wir müssen uns verabschieden von der Unsitte moralisch überhöhter Schwarz-Weiß-Malerei. Begriffe wie „Achse des Bösen“ oder „Schurkenstaat“ taugen schlecht als Kategorie für verantwortliche Außenpolitik“.

Und das Öl?

Auch hier hat sich der Irak-Krieg für Amerika nicht gelohnt. China und Russland stoßen in die Lücken vor, mit Exxon musste der letzte US-Multi seine Verträge aufgeben.

Ob das in Sachen Iran nun ein lehrreiches Beispiel war?

Ich bin nicht sicher.

Update: Zehn Lehren aus Amerikas Krieg

Update: Wutbrief eines Todgeweihten

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Update: Studie macht CIA unter Regierung Busch schwere Foltervorwürfe

Update: Obama schickt keine Truppen gegen die Dschihadisten

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Update: Warum die Isis-Kämpfer im Irak leichtes Spiel haben

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Update: Warum Isis so gefährlich ist

Update: Im Irak zählt nur das Öl

Update: Der leise Abschied der Nato in Kabul

 Update: Warum auch Afghanistan wertvoll ist

Update: Invasion im Irak: Telegramm belastet George Bush schwer

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Update: 20 Jahre Irakkrieg: Ein fatales historisches Erbe und seine Folgen für die Ukraine 

Update: US-Senat stimmt für Abschaffung von rechtlicher Grundlage für Einmarsch in Irak 2003

Die Fed, die Zinsen, der Preis des Goldes und die Illusion eines freien Marktes

Hierzulande angesichts der Europa-Fragen weitgehend nicht berichtet wird über eine Diskussion, die sich am Dienstag nach dem Auftritt des Fed-Chefs Ben Bernanke vor dem Bankenausschuss des US-Repräsentantenhauses erheblich verschärft hat: Die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank steht zunehmend in der Kritik – vor allem durch republikanische Abgeordnete. Der Hintergrund der Kritik ist schnell erklärt: Das US-Finanzministerium schöpft die Gewinne der Federal Reserve ab, muss aber auch für deren Verluste gerade stehen. Und die summieren sich.

Seit der weltweiten Finanzkrise 2007 bis 2009 senkte die Fed nicht nur die Zinsen auf faktisch null Prozent. Sie kaufte auch für sagenhafte 2,5 Billionen (2500 Milliarden !!!) Dollar  Hypotheken und Schatzpapiere auf, um die langfristigen Zinsen niedrig zu halten. Zurzeit kauft sie monatlich für etwa 85 Milliarden Dollar Bonds auf – alles mit dem erklärten Ziel, die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen und die Zahl der Arbeitslosen signifikant zu senken.

Auf die Frage, wie lange es wohl dauern werde, bis die US-Arbeitslosenquote von jetzt 7,9 auf wenigstens 6 Prozent sinke, nannte Ben Bernanke das Jahr 2016 – und erntete scharfe Kritik: Sollte das geldpolitische Konzept zusammenbrechen, bedrohen den Staat nicht nur ein Schuldenberg, sondern auch galoppierende Inflation und extrem steigende Schuldzinsen.  Dennoch verteidigte der Notenbankchef auch gegen anderslautende Überlegungen innerhalb seines Hauses die Niedrigzins-Politik: Jede Änderung sei wirtschaftlich kontraproduktiv – im Übrigen verfüge man über die nötigen Tools auszusteigen, wenn die Zeit dafür komme (Quelle: Financial Post).

Bloomberg News ließen nun eine Studie anfertigen, in der Stresstest-Bedingungen der Fed für die systemrelevanten  US-Banken auf die Notenbank selbst angewendet wurden. Das Unternehmen MSCI Inc. (MSCI), ein anerkannter New Yorker Finanzdienstleister, ermittelte erschreckende Zahlen: Innerhalb der nächsten drei Jahre könnte der Marktwert der Fed-Papiere um 547 Milliarden Dollar sinken. Dieser Verlust würde sich auf weniger als die Hälfte dessen, nämlich 216 Milliarden Dollar reduzieren, wenn die Rechnung Bernankes aufgehen und sich die Wirtschaftslage Schritt für Schritt erholen würde.

Da die Zentralbank ihr Portfolio nicht öffentlich macht, so Bloomberg News, sei dieser Verlust aber möglicherweise nur ein Teil dessen, was an Belastungen auf den Straat zukomme – denn die Fed könne nicht Pleite gehen und daher problemlos mit Verlusten in den Büchern weiter operieren. Bernankes Geldpolitik ist die aggressivste in der gesamten Geschichte der Notenbank. Ob dieser Weg, Wirtschaftswachstum zu fördern gerechtfertigt war, wird sich erweisen, wenn die Zentralbank aus ihrer Notfallpolitik wieder aussteigt – ein Thema, das intern bereits die Gemüter erhitzt. Ben Bernanke ist 59 Jahre alt, seine zweite vierjährige Amtszeit endet am 31. Januar 2014. Er hat bisher nicht erklärt, ob er noch einmal antreten will.

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Der Zusammenhang zwischen der Fed-Bilanz und dem Goldpreis ist traditionell sehr eng, stellt Forbes fest und bezieht sich auf eine Untersuchung des Macquarie Research Instituts.  Diese Studie hat ermittelt, dass mit jeder Steigerung der Fed-Bilanz um 300 Milliarden Dollar der Goldpreis um 100 Dollar je Feinunze steigt. Setzt die Notenbank also ihre Ankäufe in gleicher Höhe fort, weitet sich ihre Bilanz allein in den nächsten sechs Monaten um 765 Milliarden Dollar aus – der Preis des Goldes würde allein dadurch um 16 Prozent steigen. Bereits jetzt hat die Politik Ben Bernankes die höchsten Steigerungen im Preis des Edelmetalls in der Geschichte seines Instituts verursacht.

Steigerung des Goldpreises in Proz unter den letzten 4 Fed-Chefs

Nun ist die amerikanische Notenbank aber nicht allein mi ihrer Strategie. Die EZB hat sich inzwischen in ihre Spur begeben. Nachdem bekannt wurde, dass nicht nur Spanien in der Krise steckt, sondern auch die Wirtschaft im EU-Schwergewicht Frankreich stagniert, hat sich durch die Italien-Wahl die Gefahr der nächsten Euro-Krise erheblich verschärft. Die Sparpolitik Mario Montis wurde von den Wählern nicht honoriert – dazu kommt, dass die politische Patt-Situation jede Bewegung im Keim ersticken könnte.

Bisher vertrauen die Märkte auf das Wort Mario Draghis, wonach die EZB alles nötige unternehmen werde, den Euro zu retten. Die Verunsicherung der Investoren werde wohl nicht den Grad erreichen, den es im letzten Jahr gegeben habe. Das Staatsanleihen-Kaufprogramm der EZB dürfte eine solche Eskalation verhindern, zitiert denn auch am Mittwoch das Handelsblatt den Chefvolkswirt der DZ Bank, Stefan Bielmeier.  Der Mannheimer Wirtschaftsprofessor Hans-Peter Grüner hält es sogar für möglich, dass der Markt irgendwann die Reichweite der Versprechen der EZB testen werde.

Der Konjunkturchef des Münchner Ifo-Instituts, Kai Carstensen, mahnt an: Eine  stabile Regierung, die den Reformkurs entschlossen fortsetze, sei nicht nur für Italien wichtig, sondern auch für den Zusammenhalt des Euroraums.

Im Rahmen einer Rede in München, erklärte am Mittwoch auch EZB-Chef Mario Draghi, der Geldpolitik der Zentralbank seien klare Grenzen gesetzt. Die Regierungen des Euroraumes seien daher dringend gefordert, nationale Strukturreformen umzusetzen und eine stabile politische und wirtschaftliche europäische Union zu bilden (Quelle: Financial Times). 

Auch in Japan ist mittlerweile die Notenbank auf dem Weg, der hoch verschuldeten Regierung das Leben zu erleichtern. Unter anderem geht es um eine massive Ausweitung der Geldmenge – ein Problem, das auch die USA und der Euroraum haben. Die Wirkung solcher Maßnahmen ist rund um den Globus die gleiche: Kurzfristige Entspannung auf den Finanzmärkten scheint diese Politik zunächst zu rechtfertigen. Auch der Goldpreis, der nach der Italien-Wahl von 1585 auf fast 1620 Dollar pro Feinunze hoch geschnellt war, pendelte sich bereits zwei Tage später wieder bei rund 1610 Dollar ein. Positive Wirtschaftsdaten aus den USA verstärkten am Mittwoch den Trend.

Geldpolitik ist Vertrauenssache. Das gilt besonders kurzfristig.

Langfristig lohnt es sich allerdings auch zu rechnen.

Siehe auch:

Warum der Goldpreis fällt

Italien und Frankreich: Der lange Abstieg in die Depression

Noch keine Entwarnung in der Eurokrise

Update: US-Haushalts-Streit: Ausgabekürzungen treten in Kraft

Update: US-Banken lösen Goldpreis-Bremse

Update: El Erian warnt die Fed davor, einen Währungskrieg anzufachen

Update: Japanische Notenbank beschließt Geldschwemme

 

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