Es ist die Geschichte eines erfolgreichen Mannes. Getrieben von seinem Wunsch, möglichst viel Geld zu verdienen und den entsprechenden sozialen Status zu erreichen, begab sich Ronald Bernhard aus den Niederlanden ins Investor-Business. Sein Mentor, der ihn dort einführte, hatte ihn gewarnt: „Du musst dein Gewissen bei minus 100 Grad einfrieren, wenn du das überleben willst, und es immer gefroren halten können.“
„Kann ich“, dachte sich Bernhard. Nach einer schwierigen Kindheit mit einem gewalttätigen Vater hatte er, wie er es in seiner Videobeichte ausdrückt, nicht die beste Meinung von den Menschen; nein eigentlich eine ziemlich schlechte.
Und so stellte sich der Erfolg mit den Jahren zunehmend ein. Bernhard war selbstständig, hatte Büros mit Angestellten in verschiedenen Ländern und immer größere Kunden mit immer anspruchsvolleren Anliegen: „Es ging darum, haufenweise nicht registriertes Bargeld ins Bankensystem einzuspeisen; möglichst legal und mit möglichst wenig Kosten.“ Er habe die Gabe, alle möglichen kleinen Dinge wahrzunehmen und konstruktiv miteinander zu verbinden, beschreibt der Banker sein Erfolgsrezept. Das wussten die Kunden zu schätzen. Egal welches Problem: Bernhard fand immer einen Weg.
Der Banker lernte nicht nur, dass die großen Ströme des globalen Geldes von wenigen Einzelnen beherrscht werden; er lernte auch, dass Geheimdienste „alle kriminelle Vereinigungen sind und vor nichts zurück schrecken.“ Den Geschäftstreffen folgten private Einladungen – auch zu schwarzen Messen. „Am Anfang habe ich mich einfach nur amüsiert: Die ganzen nackten Frauen da – ich habe es nicht in einen größeren Zusammenhang eingeordnet,“ berichtet er der niederländischen Journalistin Irma Schiffers.
Bis zu dem Tag, als man ihn einer Nagelprobe unterzog. „Ich war bis dahin eigentlich schwer erpressbar gewesen,“ erinnert sich Bernhard. „Das sollte geändert werden. Sie luden mich zu einem Opferritual ein, bei dem ich mitwirken sollte. Es ging um Kinder…“
Seine Stimme schwankt, bricht; in den Augen stehen Tränen. „Ich konnte das nicht.“
Danach war plötzlich alles anders: „Mein Kühlschrank bekam immer öfter Stromstörungen, mein Gewissen begann, aufzutauen,“ formuliert es der unscheinbar wirkende Mann. Er habe nicht mehr richtig funktioniert, was in diesem Business sehr gefährlich sei. „Bei Geldgeschäften muss jedes Detail genau passen, alles ineinander fließen. Ein einziger Fehler, und man ist platt. Mit der ganzen Firma.“
Er wollte durchhalten, versuchte weiter zu machen. Aber es ging nicht. Immer öfter lehnte er Aufträge ab, weil er sie nicht verantworten konnte. Immer stärker wurde der innere Stress. Von einem auf den anderen Tag platzte die Gewissensbombe, der Kühlschrank war endgültig kaputt: Ronald Bernhard landete auf der Intensivstation. Sein ganzer Körper spielte nicht mehr mit. Er erlebte eine Nahtoderfahrung, sah aus einer oberen Ecke im Krankenzimmer zu, wie sein Körper behandelt wurde. Es dauerte über ein Jahr, bis er sich von dem Zusammenbruch einigermaßen erholt hatte.
Danach begann sein zweites Leben. Er studierte Theologie, um mehr über den Zusammenhang von Gut und Böse zu erfahren – sagt heute: „Das Böse gibt es wirklich. Es ist eine lebende Entität, die dann Macht gewinnt, wenn unser Licht nicht mehr leuchtet.“ Er befasste sich mit Quantenphysik, las die „schrecklich langweiligen Protokolle von Zion“ und sagt heute von sich: „Ich bin ein gläubiger Mensch geworden.“
Auch beruflich will Ronald Bernhard heute zu den Guten gehören. Inzwischen hat er die „b of joy – of, for and by the people“ gegründet; ein Unternehmen, das auf Basis der Menschenrechte innovative und ökologische Finanz- und Serviceprodukte entwickelt und vermarktet, die der gesamten Gesellschaft nützlich sind. Nicht zuletzt geht es dabei um ein neues „ethisches Finanzsystem“. Dazu gehört wiederum die Entwicklung der URA, einer Währung, die auf Arbeitsstunden basiert. Stunden und Arbeit sind inflationssicher, findet sein Team. Daraus werden Investments mit Produkten, die allen Menschen nützen; man kann beispielsweise in ein Projekt investieren, das aus Meerwasser Brennstoff entwickelt.
Zum Video mit den Bekenntnissen Ronald Bernhards hat sich eine heftige Diskussion entwickelt. Wie so oft geht es um die Frage, ob der Mann Verschwörungstheorien anhängt. Besonders zum Thema Satanismus gibt es kaum gesicherte Erkenntnisse – was auch damit zusammenhängt, dass es nicht DIE satanische Kirche gibt, sondern viele verschiedene Organisationen, außerdem Einzeltäter, beeinflusst durch ihren jeweiligen Kulturkreis, bei denen verschiedentlich psychische Erkrankungen nachgewiesen wurden.
1998 gab es einen Bericht einer Enquete-Kommission, auf die sich heute noch Organisationen wie Sekten-Info Essen beziehen. Vielleicht die genauste Information in deutscher Sprache über den ganzen Bereich lässt sich, wenn auch knapp gefasst, bei Kirchenaustritt.de finden. Ansonsten herrscht ein Tabu über Praktiken, die es offenbar doch auch in Deutschland gibt: Im August 2016 berichteten beispielsweise die Westfälischen Nachrichten über eine Kirchentagung zum Thema, bei der eine Frau ausführlich Zeugnis gab. Googelt man das englischsprachige Wort satanism, stößt man auf verschiedene Gruppen im US-amerikanischen Raum, die sich als Kirchen organisiert haben und auch Satanstempel betreiben. Die dortige Church of Satan hat auch in Deutschland Anhänger.
In Deutschland gibt es offenbar diverse Orden, die Satan, bzw. Luzifer huldigen. Bei Berserks.de (André Klinge, Erfurt) findet sich dazu eine Aufstellung. Der Autor betrachtet sich als Nachlassverwalter von von Anton Szandor LaVey, der 1967 die Satanische Bibel verfasst hat. Diese ist das Grundlagenwerk der Church of Satan. Auf seiner Homepage befinden sich auch Teile dieses Werkes, sowie Interpretationen. Ausführliche Interpretationen der Satanbietet auch Iris Stoll (Herbertingen) auf ihrer Homepage schwarze-seele.com
Dass sich über die frühere Berufstätigkeit Bernhards auf den ersten Blick keine Einträge im Internet finden, ist nicht verwunderlich: Die finden sich auch bei anderen Investoren nicht so einfach. Bestenfalls kann man über die Aktivitäten ihrer Firmen in Börsenbriefen lesen – aber auch das vielfach nicht. Der Ex-Banker erscheint authentisch, findet steemit.com, eine Seite, die sich über die Wirklichkeitsnähe des Videos Gedanken gemacht hat.
Bedauerlicherweise findet man auch Nachrichten über ein weltweites Pädophilie-Netzwerk meist nur in Blogs. So berichtete etwa am 8. April 2017 derwaechter.net über eine TV-Show in den Niederlanden, in denen ebenfalls eine Frau beschrieb, wie sie vom Säuglingsalter an systematisch sexuell missbraucht wurde. Die Show sei danach vom Netz gegangen.
Das öffentliche Totschweigen von Aussagen wie denen Ronald Bernhards bedeutet jedoch nicht, dass es satanistische und/oder Missbrauchsnetze auf internationaler Ebene nicht gibt: Im Gegenteil. Die Recherche darüber dürfte nicht nur extrem schwierig, sondern auch ziemlich lebensgefährlich sein – mal abgesehen von der Bedrohung für die berufliche Laufbahn, die sie für jeden Journalisten bedeuten würde.
Update: Ronald Bernard starb in Florida unter ungeklärten Umständen