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Foto-Album vedischer Götter, der Vorläufer des Hinduismus

Die Fotos sind schwer zu finden, noch schwerer zu entwirren und zuzuordnen. Es gibt insgesamt vier Veden. Die vedische Religion ist die älteste indische Religion und unterscheidet sich teilweise erheblich vom Hinduismus. Einige Götter sind jedoch übergegangen, bzw., ihre Eigenschaften wurden von Hindu-Göttern übernommen. So sind etwa viele Eigenschaften von Indra an Shiva übergegangen. Das Foto-Album ist bei weitem nicht vollständig.

Befreit vom Tod zur Unsterblichkeit: Das Maha Mrityunjaya Mantra

Im Westen am besten bekannt ist es fälschlicherweise als „Heilungsmantra des Dalai Lama“. Immer wieder wird es als mehr oder weniger gute Kopie einer Darbietung des Niederländers Hein Braat weiter gegeben: das Maha Mrityunjaya Mantra (siehe Video).

Dies ist sein Wortlaut:

Om tryambakam yajmmahe sugandhim pusti-vardhanam; urvarukam iva bandhanan mrtyormuksiya mamrtat.

Die wörtliche Übersetzung: Om. Der Dreiäugige / wir verehren/ Der Duftende / Erhalter der Welt/ Wie eine Gurke / von ihrem Stiel/ Vom Tod / befreie / nicht von der Unsterblichkeit.

Sinngemäß reziert man: Om – Wir verehren den dreiäugigen Shiva, der der duftende Essenz ist und alle Wesen ernährt. Mögen wir sein wie die reife Gurke, befreit vom Stiel der Pflanze: Befreit vom Tod zur gesegneten Unsterblichkeit.

Das Maha Mrityunjaya Mantra ist neben dem Gayatri-Mantra eines der wichtigsten Mantren der Veden. Es ist Rudra gewidmet, dem wilden Aspekt des Gottes Shiva und wird erwähnt in der Rig Veda 7.59.12 – in der Sri Rudram, Yajur Veda III.60 und der Atharva Veda XIV.1.17.

Man nennt es das Mantra zur Überwindung des Todes – bezugnehmend auf das dritte Auge Shivas auch „Mantra zur Wiederherstellung des Lebens“ nach großen körperlichen oder seelischen Erschöpfungszuständen.

Man rezitiert es am besten zweimal täglich – früh morgens sowie abends nach Sonnenuntergang. Mindestens dreimal, idealerweise aber 108 mal wiederholt, entfaltet es eine tiefe Wirkung auf innere Konzentration und körperliche, geistige, wie seelische Regeneration.  In Indien empfiehlt man, sich zur Rezitation in eine ruhige Umgebung zurückzuziehen und möglichst wenig Kleidung zu tragen, um die größtmögliche Tiefenwirkung zu erzielen. Dann öffnet sich das dritte Auge und mit ihm die grundsätzliche spirituelle Erkenntnis: Niemand von uns ist getrennt von Gott.

Sollten Sie nun einwenden wollen, dass der Text ja in einer Sprache verwendet werde, derer Sie gar nicht mächtig sind, machen Sie sich keine Gedanken darum. Die Wirkungsweise von Mantras ist eine hoch komplizierte Wissenschaft. Vokale und Silben – in egal welcher Sprache – wirken über ihren Klang auf die Energiezentren des Körpers, die Chakren – und über diese tief hinein in den ganzen Körper, aber auch darüber hinaus bis in die äußersten Schichten der Aura. Je nach Zusammensetzung der Silben energetisieren sie, bringen sie zur Ruhe oder stellen Harmonie und Gleichklang her. Das alles geschieht ohne direkte Verbindung zur Sprache, in der die Silben verwendet werden.

Wenn Sie nun also den Text des Mantras mitsingen, erreichen Sie durch den Klang Körper, Geist und Seele. Die Übersetzung ist eine weitere Hilfestellung, wäre prinzipiell aber nicht vonnöten.

Video unten: Shankar Sahney  singt das  Mahamrityunjay Mantra.

Gott hat viele Gesichter: Der Hinduismus zeigt sein lebendiges Mosaik

Warum gibt es im Hinduismus so viele Götter? Ist es ein Polytheismus – oder vielleicht doch nicht? Lohnt es sich für westlich denkende Menschen, dem Hinduismus mehr Aufmerksamkeit zu widmen?

Ich möchte hier den vielen klugen Erläuterungen, die sich im Netz und in Büchern finden lassen, keine weitere hinzufügen – dafür meine persönliche Erkenntnis. Und die sagt ganz klar: Ja. Es kann nur Gewinn bringen, ein wenig in diese alte, aber sehr lebendige Religion einzutauchen.

Der Hinduismus basiert auf Brahman (nicht zu verwechseln mit Brahma). Brahman ist alles – das universelle Sein, das universelle Bewusst-Sein.

Aus Brahman entsteht die Trinität Brahma – der Schöpfer, Vishnu – der Erhalter und Shiva – der Zerstörer – ab und zu auch mal in umgekehrter Aufgabe unterwegs.

Alle drei haben, entsprechend beiden Lebens-Polen, Gefährtinnen.

Hindu-Pantheon - Götter

Ab hier beginnt es unübersichtlich zu werden – aber nur, wenn man sich in Details verliert.

Jeder Gott und jede Göttin zeigen sich viele hundert Male in unterschiedlichen Erscheinungsformen (Avatare) und mit unterschiedlichen Namen. Außerdem haben sie Kinder, die wiederum Kinder haben und ebenfalls teilweise Avatare. Dazu kommen Relikte früherer oder anderer Religionen, die ohne große Umstände integriert werden – sowie Reittiere, die teilweise früher Naturgötter waren, und zahlreiche Attribute sowie Mudras, die Geisteshaltung und Wirkungsweise des jeweiligen Gottes, bzw. der Göttin darstellen.

Die hier beigefügte Tabelle nennt nur die wesentlichen, im Westen bekannten Götter und Gefährtinnen. Interessant ist hier besonders Kalki, die zehnte Inkarnation Vishnus. Er wird zum Ende des Kali-Yuga erwartet, wo er den Untergang der bestehenden Welt herbeiführen wird, damit diese sich als Ganzes neu schaffen kann.

Zurzeit befinden wir uns im Kali-Yuga, der dunklen Zeit des Streits. Wann genau dieses endet, ist Gegenstand von Uneinigkeit zwischen verschiedenen Denkrichtungen. Es handelt sich beim „Weltuntergang“ jedoch, ähnlich wie im Maya-Kalender, nicht um das Ende jeder Zeitrechnung, sondern um einen Neubeginn auf höherer Ebene.

Die zweite Tabelle zeigt Erkennungsmerkmale der Götter auf: Ihre Reittiere, einige der Attribute und Besonderheiten. Sie ist jedoch bei weitem nicht vollständig, sondern soll nur ein Hilfsmittel sein, um die Darstellungen leichter zuordnen zu können. Untenstehende Bildergalerie zeigt typische Darstellungen der Götter aus den Tabellen (führen Sie die Maus über das Bild, um den Namen des jeweiligen Gottes zu lesen oder klicken Sie das erste Bild an, um zur Diashow zu kommen), erhebt jedoch ebenfalls keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich möchte vielmehr das wesentliche Prinzip aufzeigen, das den Hinduismus so attraktiv macht, wenn ein westlicher Mensch Gott zu verstehen sucht.

Hauptgötter, Reittiere, Besonderheiten

Gott ist alles – Universum, universelles Bewusstsein. Soweit finden wir es auch in westlichen Darstellungen.

Da Gott alles ist, enthält der „große Geist“ auch absolut alle denkbaren Aspekte des Seins: Alle Götter, alle Perspektiven der menschlichen, tierischen, pflanzlichen, der Erd-Natur. Er ist ein riesiges Mosaik der unendlichen Möglichkeiten.

Genau das stellt der Hinduismus in unnachahmlicher Weise dar: Den Mann als Erschaffer, Verteidiger, Liebenden, Vater, Sohn, Intriganten, Krieger, Musiker, Retter vor Dämonen – und so weiter.

Die Frau als Geliebte, Mutter, Freundin, Musikerin, Glückssymbol, Sirene, Intrigantin, Kämpferin, Rächerin, Zerstörerin – und so fort.

Das Tier als eigenständigen Gott, mit allen Attributen, die auch Menschen haben – aber ebenso als Diener, als Gefährten, als Anbetenden des jeweiligen Gottes, den es trägt.

So geht es weiter mit Pflanzen, Landschaften, Bergen – kurz allem, was die Erde ausmacht.

Dem Suchenden eröffnet sich ein wundervolles Mosaik des lebendigen Göttlichen. Indem er sich einlässt, kann er in sich selbst – dem vollständigen Abbild Brahmans – bestimmte Aspekte verstärken oder abschwächen, um das gewünschte göttliche Gleichgewicht zu erreichen.

Das geschieht durch geistige Übung wie Meditation, das Lesen der zahlreichen heiligen Bücher – das Rezitieren von Mantras. Es geschieht durch körperliche Übung, wie sie im Westen beispielsweise als Yoga bekannt ist, im Zweifelsfall geschieht es durch radikale Lebensveränderungen wie Aufgabe aller Güter, Leben in Askese, Leben in ungewöhnlichen Gemeinschaften und vieles mehr.

Wie auch immer man es betrachtet: Der Hinduismus hat anderen Religionen voraus, dass er Strömungen des Zeitgeistes mühelos als Teil Brahmans in seinen Pantheon integriert. Nichts wird bekämpft, alles darf sein. So ist die reine Lehre ein Meisterstück, was die Definition Gottes angeht.

Sollten Sie sich also mit dem Hinduismus beschäftigen wollen, lohnt es, in den scheinbaren Wirrwarr wenigstens der Haupt-Götter einzutauchen. Es gibt dazu unzählige „biblische“ Geschichten, in denen die Götter sich sehr menschlich aufführen. Sie sind eifersüchtig, neidisch, machtgierig, liebestoll … aber auch heldenhaft, Beschützer, Ratgeber,  Helfer in allen denkbaren Notlagen. Bunt wie der indische Kontinent sind die Formen der Anbetung.

Aber klar und keineswegs missverständlich sind die ethischen Aufgaben, die hinter den manchmal fast kindlich anmutenden Göttergestalten stehen.

Auf den geistigen Yogaweg zu gehen, ist auch für den westlichen Menschen von heute eine lohnenswerte Aufgabe. Sie führt zu tiefem Verständnis von allem, was ist und kann sogar befrieden mit Inhalten, die in Ihrer Geburts-Religion alles andere als zufriedenstellen.

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Siehe auch:

Fotoalben der Hindu-Götter,

Naga, Sesha, Kundalini: Die Schlange als machtvolles Symbol

Wie „Svaha“ bei rituellen Anrufung Pflicht wurde  

Ardhanareshwara: Das tantrische Prinzip von Shiva und Shakti

Kundalini ist frei von Ich-Ansprüchen

Tantra ist mehr als guter Sex