Schlagwort: Kirn

Nahe-Skywalk im Video – Drohnenflug über Hochstetten-Dhaun und das Tal

2015, kurz nach der Eröffnung, habe ich schon einmal über den Nahe-Skywalk geschrieben. Die Plattform über dem alten Steinbruch St. Johannisberg, einem Ortsteil von Hochstetten-Dhaun bei Kirn an der Nahe, erfreut sich konstanter Beliebtheit und wird mittlerweile auch bei tripadvisor bewertet. Der Skywalk liegt an der Hunsrück- Schiefer- und Burgenstraße, sowie am Wildgrafenweg, die zahlreiche weitere Sehenswürdigkeiten bieten. Die Besichtigung kostet nichts.

Hier nun ein kleines Video, aufgenommen mit der DJI Phantom 4 Pro Plus.

Altburgfestival: Keltische Umgebung, tolle Musik und ein uriger Markt

Vom 14. bis 16. August 2015 ist es wieder soweit: Das Altburgfestival lockt mit einem urigen Rahmenprogramm und tollen Konzerten in ein kulturhistorisches Denkmal besonderer Art, die Keltensiedlung bei Bundenbach.

Bundenbach ist ein kleines Dörfchen an der Grenze zwischen den Landkreisen Rhein-Hunsrück, Birkenfeld und Bad Kreuznach, unweit der Kleinstadt Kirn. Es hat kaum 1000 Einwohner. In seiner direkten Umgebung und in Sichtweite zueinander liegen aber historische Stätten von Weltrang: Da gibt es unter anderem die Schiefergrube Herrenberg, in der Besucher 400 Millionen alte Fossilien aus dem Schiefer schälen können. Es gibt die  imposante Ruine Schmidtburg – und eben die Keltensiedlung Altburg, hier im virtuellen Rundgang.

Das Festival, das hier jedes Jahr drei Tage lang gefeiert wird, ist etwas ganz besonderes. Rund um einen mittelalterlichen Markt mit passenden Ernährungsmöglichkeiten, der teilweise im Keltendorf selbst, teilweilse unterhalb davon stattfindet, lagern die vielfach „gewandeten“ Gäste, die keinen Platz mehr bei den Bierzeltgarnituren finden, auf einer großen Wiese vor der Bühne und genießen ein umfangreiches Musikprogramm, das jeweils am Samstag abend mit einer tollen Feuershow gekrönt wird. Auch dieses Jahr gibt es ein Programm, das mit der Zunge schnalzen lässt: Sieben Bands treten auf, darunter Trommler, orientalische Tänzer, hervorrangende Folk-Sänger. Beschreiben kann man das eigentlich nicht – man muss es erleben.

Die Keltensiedlung Altburg liegt an der Hunsrück-Schiefer- und Burgenstraße – im buchstäblichen „JWD“. Genau das macht den Reiz der Veranstaltung aus: Man parkt den Wagen auf Sammelparkplätzen der Gemeinde (in den Navi Ringstraße 1 in 55626 Bundenbach eingeben, dann den Schildern folgen) und nutzt von dort einen kostenfreien Bus-Shuttle durch den Wald zum Veranstaltungsort. In unmittelbarer Nähe gibt es nur wenige Hotels, die Anfahrt erfolgt über Landstraßen. Deshalb campieren viele Besucher an Ort und Stelle. Decken, einen Regenschutz und ähnliche Utensilien haben erfahrene Open-Air-Liebhaber ohnehin dabei, stabiles Schuhwerk ist ebenfalls angesagt. Dafür können Vater, Mutter, Kind und Hund unvergessliche Tage in der Natur erleben, die sie so schnell nicht vergessen werden. Der ganze Bereich rund um die Keltensiedlung scheint geladen von einer positiven Energie, die zur Ruhe kommen und fröhlich werden lässt.

Bundenbach und die Verbandsgemeinde Rhaunen sind nicht mit Reichtümern gesegnet. Ohne ehrenamtlichen Einsatz läuft nichts. Der wird hier mit viel Liebe und großem Engagement geleistet: Der Heimatverein Bundenbach besteht aus etwa 90 Mitgliedern – mit rund zehn Prozent der Einwohner eine beachtliche Zahl für so einen kleinen Ort. Zweck des Vereins, dessen Mitglieder allesamt ehrenamtlich arbeiten, ist es, durch seine Aktivitäten die Heimat und insbesondere Bundenbach zu fördern.

Dazu gehört auch die Erschließung der heimatlichen Schönheiten, Bauwerke und Kulturstätten, die Pflege des kulturellen Lebens und das gegenseitige Verständnis der Völker, ihrer Sitten und Bräuche. Es werden Ruhebänke aufgestellt, Wanderwege markiert und Naturdenkmäler gepflegt, die Mitglieder kümmern sich auch um die Heimatgeschichte und -kunst. Das nötige Geld für diese Aufgaben wird vorrangig über die Ausrichtung des Altburgfestivals erwirtschaftet. Ein Grund mehr, dieses ganz besondere Fest dauerhaft in den Terminkalender aufzunehmen.

„Schattengesicht“ am Eingang der uralten Kirche in Kirn – ein Zeichen?

Seit Jahren gehe ich immer wieder daran vorbei, fotografiere es immer wieder. Und wundere mich, dass offenbar keiner der Passanten, Einwohner und Kirchgänger darauf reagiert: Im roten Sandstein direkt neben dem Eingang zur Pankratiuskirche am Hahnenbachufer in Kirn (Rheinland-Pfalz) sieht man ein Gesicht, das auf erstaunliche Weise an Jesus-Darstellungen erinnert. Und manchmal, wenn man länger hin schaut, erkennt man weitere Gesichter seitlich dahinter: leidende – mit hohlen Augen, „schlafende“ – einen Mann mit Schnurrbart.

Mit Witterungseinflüssen hat der „Schattenwurf“ im Stein nichts zu tun – ist er doch bei jeder Jahreszeit und Witterung immer gleich gut zu erkennen.

Ein Zufall?

Die heutige evangelische Kirche steht auf den Fundamenten ihrer Vorgängerin, die beim großen Hochwasser im Jahr 1875 im Zentrum der größten Schäden und meisten Toten in Kirn stand. Erinnert das Gesicht an das Leid und die Zerstörungen jener Tage? Imerhin sieht man es an dem Teil des Hauses, der nach dem genannten Hochwasser erneuert werden musste. Aber:

Kirn ist einer der ältesten, vielleicht der älteste Ort an der Nahe, diese Kirche eines seiner ältesten, noch genutzten Gebäude.

Ein Grund also, auf weitere Spurensuche in der Geschichte der Kleinstadt an der Nahe zu gehen.

Erstmals erwähnt wurde Kirn in einer Schenkungsurkunde des Klosters Fulda im Jahr 841. Dass die Stadt sehr viel älter sein muss, beweisen unter anderem Funde aus keltischer und römischer Zeit, wie ein Artikel über die Geschichte des uralten Marktfleckens auf der Homepage der Stadt Kirn zusammenfasst. Michael Ohlmann berichtet in seinem Heimatbuch über Kirn gar von einem Friedhof, der auf das erste Jahrhundert n.Chr. zurückgeführt werden kann.

Es ist nicht bekannt, wann die erste Kirche anstelle der heutigen am Ufer des Hahnenbachs entstand, der nicht weit entfernt in die Nahe mündet. Nachdem aber bereits in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts die Kyrburg gebaut wurde, darf angenommen werden, dass die Ursprünge der Kirche deutlich früher lagen, als  sicher belegt ist.

Im wohl ältesten bekannten Heimatbuch der Stadt Kirn aus dem Jahr 1900 berichtet Autor Franz Offermann, dass die Pankratiuskirche aus drei Teilen entstand, gebaut im 13., 15. und 18. Jahrhundert. Der Turm, der später um sieben Meter erhöht wurde, gehört noch zur romanischen Basilika, die in den ersten Jahren des 13. Jahrhunderts erbaut sein soll. 1467 und 1680 gab es größere Renovierungsarbeiten, ab 1750 ließ Fürst Johann Dominik den spätgotischen Chorraum neu erstellen.

Bereits 1890 musste das seit 1684 simultan genutzte Gotteshaus aber wegen Einsturzgefahr geschlossen werden. Eines der verheerenden Hochwasser, die Kirn im Laufe der Jahrhunderte immer wieder heimsuchten, hatte 1875 26 Tote gefordert und die Grundmauern des Chorraumes total unterspült. 02-11-2013 22-11-201895 fand die Neueröffnung des Gebäudes statt, das seither zwar renoviert, aber nicht mehr grundlegend verändert wurde.

Mehrere Hochwasser mit enormen Schäden, bei denen es immer wieder Tote gab, sind bekannt – viele frühere im Dunkel der Jahrhunderte versunken. Hochwasser sind aber nur ein Teil der bewegten Geschichte, die sich rund um die Kirche abgespielt hat. Im 17. Jahrhundert wütete beispielsweise die Pest – es gab zahllose Opfer und die Zahl der Haushalte in der Stadt reduzierte sich um mehr als die Hälfte, die Zahl der Einwohner sank auf weniger als 400. Zentrum der Infektion soll immer wieder die Nahegasse gewesen sein – beinahe in Sichtweite des Gotteshauses.

Auch von der Lepra wurde Kirn nicht verschont. Für ansteckend Kranke gab es zeitweise einen Hallenanbau an die Kirche, damit auch diese Menschen den Gottesdienst besuchen konnten. Es ist nicht klar, ob es direkt beim Haus zeitweise auch einen Friedhof gab.

Im dreißigjährigen Krieg fielen die Spanier über den Ort her und plünderten ihn und die Kyrburg aus. Ende des 17. Jahrhundert marschierten die Schweden ein, kamen die kaiserlichen Truppen, um Tribut zu fordern und fielen schließlich die Franzosen mordend und brandschatzend ein, um jahrelang zu bleiben.

Im zweiten Weltkrieg starben 62 Kirner bei Fliegerangriffen auf die Stadt, wie Professor Dr. Seibrich im jüngsten Kirner Heimatbuch berichtet. Zuvor in der Pogromnacht war die Synagoge in der Amthofstraße, fast in Sichtweite der Pankratuskirche, in Flammen aufgegangen.

Immer wieder stand die Pankratiuskirche im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte also im Zentrum von Tod und Tränen. Heute ist der gesamte Bereich am Hahnenbach durch Hochwasser-Schutzeinrichtungen besser gesichert als jemals vorher. Auch wenn das Wasser sie überwinden würde, könnten ähnliche Schäden wie in den Jahrhunderten zuvor kaum noch eintreten. Die Mauern der Kirche sind trocken.

Und dennoch weicht das Gesicht ganz nah vom Eingang nie: Nicht in glühend heißen Sommern, auch nicht in eisigen Wintern. Eine zufällige Schattenbildung?

Ich bin kein abergläubischer Mensch. Aber mein Bauch sagt immer wieder:

Es ist ein Zeichen.

***

Update: Die Außenfassade der Kirche wurde im Sommer 2014 renoviert, der Sandstein-Sockel mit einer Sandstein-ähnlichen Farbe überstrichen. Zurzeit ist das Schattengesicht nicht zu sehen.

02-11-2013 22-23-34