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Wie manipuliert man Menschen? Das Handbuch der NSA erklärt es genau…

Da war der tiefe Fall des Dominique Strauss-Kahn im Mai 2011 in New York – über eine mehr als plumpe ‚Honey-Trapp‘. Da werden Unmengen User-Profile in social media-Portalen gekapert. Da gab es Trappwire, X-Keyscore und in dieser Woche hörten wir von „Uroburos„, der hochkomplexen Spionagesoftware, die offenbar sensible Daten und geheime Informationen gezielt bei großen Unternehmen, staatlichen Einrichtungen und Nachrichtendiensten abgegriffen hat. Seit Edward Snowdens Informationen der  Menschheit klar machen, dass James Bond eine Lachnummer ist – dass Geheimdienst-Arbeit in Wahrheit hässlich, schmutzig, ehrverletzend und vor allem äußerst manipulativ sein kann, hat sich in Deutschland eher Fatalismus breit gemacht, als dass ernsthafte und anhaltende Aufregung versuchen würde, Änderungen zu erzwingen. Die meisten Deutschen handeln frei nach dem Motto: ‚Ich habe nichts zu verbergen‘.

Nun ist, mitten in der hohen fünften Jahreszeit, ein Handbuch veröffentlicht worden, bei dessen Lektüre sich die Nackenhaare sträuben und der Magen im Kreis dreht. Nicht weil darin totale Neuigkeiten vermerkt wären. Nein, weil dieses Handbuch klar macht, dass absolut jeder von uns eine mögliche Zielperson ist. Sei es, um unser Profil zu übernehmen und in unserem Namen zu agitieren; sei es als Opfer genau einer solchen Agitation. Da geht es um Cybermobbing – und wie man das richtig anstellt; es geht um politische, religiöse oder andere ideelle Meinungsbildung; es geht um die Manipulation von Einzelexistenzen, Gruppen und Unternehmen. In ganz großem Stil unterwandern die Geheimdienste das Internet. Gemeint sind hier nicht nur der britische oder der amerikanische, die dieses Handbuch nutzen – man darf getrost davon ausgehen, dass alle anderen kein Quäntchen besser sind. Und ganz sicher hört ihr Aktionsradius nicht beim Cybermobbing auf: Hier geht es um die Macht über das Volk, mit deren Hilfe Aufstände initiiert oder nach Belieben auch niedergeschlagen werden können, mit deren Hilfe Ideologien verbreitet oder diskreditiert, Währungen aufgebaut oder vernichtet, letztlich Regierungen und Staaten stabilisiert oder gebrochen werden können.

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Glenn Greenwald ist einer der Journalisten, die dafür sorgen, dass Edward Snowden sein bürgerliches Leben nicht umsonst aufgegeben hat. Greenwald wurde als Autor beim britischen Guardian bekannt, auf den ein ernormer Druck ausgeübt wurde, bis er sich in sein Heimatland USA zurückzog. Der promovierte Jurist soll heute abwechselnd mit seinem Ehemann David Miranda in dessen Heimatland Brasilien und in New York leben. Neben seiner immer noch bestehenden Zusammenarbeit mit internationalen Medien hat Greenwald ein eigenes Internet-Portal gegründet, indem die Ergebnisse seiner und der Arbeit seiner Kollegen  Laura Poitras und Jeremy Scahill niedergelegt sind: ‚The Intercept (frei übersetzt: das Abgefangene, das Abfangnetz). Sponsor der Enthüllungsplattform, die seit knapp drei  Wochen online ist, ist der Ebay-Gründer Pierre Omidyar.

„Elementare Funktion von ‚The Intercept‘ ist es, auf Pressefreiheit zu bestehen und gegenüber denjeningen zu verteidigen, die diese verletzen. Wir sind bestimmt, uns vorwärts zu bewegen in dem, was wir für essentielles Berichten im öffentlichen Interesse halten. Unsere Hingabe gilt dem Ideal der wahrlich freien und unabhängigen Presse als vitale Komponente in jeglicher gesunden demokratischen Gesellschaft. Wir glauben, dass es grundlegende Aufgabe von Journalismus ist Transparenz zu schaffen und die Verantwortlichkeit von denen zu zeigen, welche die größte politische und unternehmerische Macht innehaben. Unseren Journalisten wird nicht nur gestattet, sondern sogar empfohlen sein, Geschichten ohne Rücksicht darauf zu verfolgen, wer gegen sie aufgebracht werden könnte.“ So fasst The Intercept seine Ziele zusammen.

Im Folgenden geht es um den dort erfassten Beitrag „The Art of Deception“ – „Die Kunst des Betrugs“ und das zugehörige NSA-Handbuch, das Edward Snowden mitgenommen hat. Dieses Handbuch mit seinen etwa 50 Bildtafeln ist offenbar Grundlage für mündliche Präsentationen bei Schulungen. Es enthält keinerlei  zusätzlichenText und ist offensichtlich dazu gedacht, Undercover-Aktionen im Internet zu trainieren.

In den letzten Wochen, so Greenwald, habe er zusammen mit NBC News eine Serie über schmutzige Taktiken des britischen Geheimdienstes GCHQ (Pendant zur NSA) im Internet veröffentlicht. Darin ging es um Sexfallen, um gezieltes Platzieren falscher Informationen über missliebige Personen oder Unternehmen; kurz: um Mobbing mit dem Ziel der totalen Vernichtung.  Die Veröffentlichungen basierten auf vier hoch geheimen Dokumenten, die ausschließlich der NSA und der  sogenannten „Fünf-Augen-Allianz“ zur Verfügung standen:  Geheimdiensten und Regierungen der USA, Australien, Kanada, Neuseeland und Großbritanniens. Im Kern geht es immer um das gleiche Ziel: Infiltration, Manipulation, den Angriff von Anonymus mit den selber DDoS-Attacken, die auch diese benutzen, um sogenannte „Honigfallen“ (Sexangebote mit kompromittierender Wirkung),  um das Einschleusen von Trojanern – mit dem Ziel, letztlich die Integrität des ganzen Internets infrage zu stellen.

Im Prinzip werden zwei Wege genutzt: Der eine ist, alle möglichen Falschinformationen über das „Zielobjekt“ online zu stellen – so lange bis sich die öffentliche Meinung entsprechend dreht und der Ruf der Zielperson zerstört ist. Die zweite Methode ist es, sich mit Hilfe angeblicher wissenschaftlicher Erkenntnisse in Diskussionsforen einzuschleusen, um das gewünschte Ergebnis einer Diskussion aktiv herbeizuführen. Hier gehen die Undercover-Agenten sehr weit. Beispielsweise schleusen sie falsche Informationen ins Netz ein, die sie wildfremden anderen Menschen unterschieben, sie erfinden „Leidensgeschichten“; geben vor, Opfer der Person zu sein, deren Ruf zerstört werden soll, oder sie posten „negative Informationen“ in allen möglichen Foren. Folgende Tafel des Handbuchs fasst die Aufgabenstellung zusammen:

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Unter der Überschrift: „Ein Ziel diskreditieren“ heißt es auf einer anderen Tafel: „Bauen Sie eine Sex-Falle auf – tauschen Sie die Fotos der Zielpersonen in social networks aus – schreiben Sie einen Blog und geben Sie sich darin als ihr Opfer aus. Mailen und smsen Sie ‚Informationen‘ an Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen, etc.“

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Insgesamt geht es darum, mit Hilfe der zur Verfügung stehenden Online-Techniken im Internet etwas anzustoßen, das dann in der realen Welt passiert – frei nach dem Grundsatz der 4D: deny, disrupt, degrade, deceive – bestreiten, stören, herabsetzen, täuschen.

Bisher, so Glenn Greenwald, seien Methoden, das Internet zu unterwandern, in den USA öffentlich kontrovers diskutiert worden. Mit dem NSA-Handbuch liege nun der erste Beweis dafür vor, dass dies bereits im großen Stil geschieht.  Unter der Überschrift „Online Undercover-Aktionen“ werden eine Vielfalt an Möglichkeiten aufgelistet, auf welcher Basis, in welcher Form und auf welchen Wegen das umgesetzt kann.

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Zu diesem Zweck stellt das Buch weitreichende Theorien darüber zur Verfügung, auf welchen Wegen Menschen online miteinander kommunizieren und wie eine Nachricht verpackt sein muss, um die gewünschte Reaktion hervor zu rufen.

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Dazu gesellt sich eine stattliche Menge psychologischer Informationen, die als Handwerkszeug für erfolgreiche Operationen benötigt werden; beispielsweise die, wie man in einer Gruppe eine potentielle Bruchstelle aufspürt und aktiviert, oder wie man sich verhalten  muss, um innerhalb einer Gruppe nicht als andersartig aufzufallen.

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Es geht los mit Erwartungshaltungen: „Menschen schauen da hin, wo sie  erwarten, dass etwas interessantes passieren wird. Wir sind darauf eingestellt, genau das zu sehen, hören, fühlen und schmecken, was wir vorher auch erwartet haben“.

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Spiegelungen: „Menschen neigen dazu, sich gegenseitig zu kopieren, während sie interagieren.

Sie übernehmen Körperhaltungen, Sprachmuster, bestimmte Ausdrucksformen, Augenbewegungen und Gefühlsregungen. In einem Gespräch gleichen sich Ausdrucksweise, Redewendungen und Sprache aneinander an.

Menschen in einer Diskussion tendieren dazu, eine gemeinsame Meinung herauszubilden. Der Erfolg ist abhängig von Empathie und persönlichen Eigenschaften. Es besteht die Gefahr der Über-Angleichung, die schließlich einen herablassenden Eindruck hinterlässt.

Sogar in der Mimik übernehmen Gesprächsteilnehmer voneinander bestimmte soziale Eigenheiten.

Stellen Sie sich also die Frage: Kann ich das alles spielen?“

In ihrem Maßnahmenkatalog orientiert sich die NSA an den Erkenntnissen Robert Cialdinis, die sie für ihre Zwecke „umdreht“. Cialdini ist Professor für Psychologie und Marketing an der Arizona State University. Er gilt als führender Sozialwissenschaftler auf dem Gebiet der Einflussforschung und hat das Buch „Die Psychologie des Überzeugens  geschrieben. Das folgende Video fasst dessen Erkenntnisse anschaulich zusammen.

Wie verhält es sich grundsätzlich mit den menschlichen Bedürfnissen? Basis ist das Bedürfnis nach Nahrung, Wärme, Unterkunft und Sicherheit. Es folgen die seelischen Bedürfnisse, beginnend mit intimen Beziehungen und dem Wunsch nach Freundschaften; gefolgt von Bedürfnis nach Ansehen und Erfüllung.

Die Spitze der Pyramide bildet der Wunsch, sich persönlich verwirklichen zu können, indem das gesamte persönliche Potential, einschließlich der Kreativität, lebbar wird.

An allen Punkten kann man einhaken, wenn man auf eine Person Einfluss gewinnen will. Das Handbuch rät jedoch:

„Fragen Sie sich zuerst: Wer bin ICH?“

Weiter geht es mit Strategien der Täuschung:

„Zunächst einmal muss Aufmerksamkeit gewonnen werden: Fallen Sie auf und wecken Sie Erwartungen. Dabei gilt: Die große Bewegung überdeckt die kleine; die Zielperson schaut da hin, wohin auch Sie schauen. Die Aufmerksamkeit sinkt, je näher das erwartete Ende kommt, Wiederholungen reduzieren den Grad der Wachsamkeit.“

Wahrnehmung beeinflussen: „Masken tragen, Mimik wechseln, blenden, verändern, wieder aufbauen, initiieren;

‚Verpackung‘ verändern, indem sie ihre bisherigen Eigenschaften modifizieren und neue einführen.

Gestalten Sie Ihren gesamten Auftritt dynamisch, stimulieren Sie dabei möglichst viele Sensoren gleichzeitig.“

Das Gegenüber vom Sinn überzeugen: „Finden Sie seine wichtigsten Überzeugungen heraus, erzählen Sie Fragmente von Geschichten. Wiederholungen wecken Erwartungshaltungen.

Blenden Sie mit Ködern, locken Sie mit Belohnungen, vertauschen sie die Realität mit der Täuschung und umgekehrt.“

Emotionale Bindung: „Erzeugen Sie Stress auf zwischenmenschlicher, körperlicher und emotionaler Ebene und nutzen Sie diesen aus“.

Verhalten: „Simulieren Sie die geplante Handlung und ihre Wirkung. Machen Sie zeitversetzte Planspiele, wie Ihr Verhalten wahrgenommen wird. Trennen Sie Ihr eigenes Verhalten von der Wirkung auf die Anderen – steuern Sie das Verhalten der Anderen.“

Wenn nun das Manipulationsziel definiert ist, muss es nur noch in die entsprechenden Kanäle eingegeben werden – studieren Sie dazu die ausführliche Tabelle …

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Die gewünschten  Ergebnissen der Undercover-Einsätze lassen sich  in kurzen Worten zusammenfassen: „blockieren, umdrehen, fixieren, stören, begrenzen, verzögern„…

Das Spielfeld der Störungsmöglichkeiten: „Infiltrieren, Hinterhalt legen, Aktivitäten initiieren, Operationen unter falscher Flagge starten, falsche Opfergeschichten erzählen, Störaktionen steuern, Stachel ins Fleisch setzen.“

Das bisher Aufgezählte  lässt sich auf Einzelpersonen ebenso anwenden wie etwa auf Gruppen oder Verbände.

In Bezug auf die Diskreditierung von  Firmen rät das Handbuch noch, „vertrauliche Informationen an andere Unternehmen, die Medien oder Blogs weiter zu geben, negative Informationen über die Firma an Geldgeber oder Eigentümerforen zu vermitteln, Vertragsabschlüsse zu verhindern und geschäftliche Partnerschaften zu ruinieren“…

Kommt Ihnen alles, oder in Teilen, auch aus Ihrem eigenen Leben bekannt vor? Aus der Firma, der Familie, dem Freundeskreis?

Stimmt genau. Nur dass es da nicht gezielt gelehrt wird, sondern dem individuellen Geschick Ihrer „Freunde“, bzw. Vorgesetzten überlassen bleibt, wie erfolgreich die Manipulationen schließlich sind.

Wird Ihnen jetzt langsam klar, was es bedeutet, wenn eine Kavallerie geschulter Agenten verschiedener Nationen mit ganz unterschiedlichen Zielen das Internet unterwandert? Wenn etwa erst allgemeines Misstrauen gesät wird, und anschließend irgendwann eine Führungspersönlichkeit (oder -gruppe) die Lösungen präsentiert?

Jeder von uns muss lernen, die Anzeichen von Manipulation rechtzeitig erkennen. Das ist der einzige reelle Weg, gegenzusteuern. Ausmerzen kann man es nämlich nicht mehr.

Siehe auch:

NSA-Handbuch der Verleumdungen und Lügen

Britischer Geheimdienst zapft millionenfach Webcam-Chats an

Manipulation: Einfach, wenn man weiß wie’s geht – und sehr wirkungsvoll…

Nein, das ist kein Film: Wir werden wirklich überwacht!

Warum wir nicht schweigen dürfen

Manipulation in Sprache und Inhalt: Wie informiere ich mich?

Update: „So werden Menschen vernichtet“ 

Update: Wie Twitter die öffentliche Meinung beeinflusst

Update: Putins Mediencoup in Sachen Krim 

Update: Britischer Geheimdienst kann Meinung im Internet manipulieren

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Wem gehört die Welt: Der Kommunikationsindustrie oder dem Geld ?

Viel diskutiert wird in diesen Tagen über den Währungskrieg zwischen Europa, den USA und den Ländern Asiens – über Weltwährung, Goldstandard und Schuldenkrise. Daneben hat sich eine Macht etabliert, die ebenfalls bestimmen kann ob Kriege gewonnen oder verloren werden: Die Herren des Internets kontrollieren die weltweite Kommunikation. Klar geht es dabei auch um Geld: Wer seine Kunden kennt, kann ihnen passende Angebote unterbreiten und guten Umsatz machen.  Aber viel gefährlicher ist die Fähigkeit der Internet-Riesen, die Netzkommunikation zu steuern und bei Bedarf zu unterbinden.  Götz Hamann und Marcus Rohwetter von der ZEIT haben in einer ausführlichen Analyse untersucht, wie weit diese Macht heute schon reicht.

„Die Antworten sind beängstigend: Alles sei bloß »ein Test«. Oder: »Statistik.That’s all.« So fertigen sonst Herrscher ihre aufgeregten Untertanen ab: Macht euch keine Sorgen. Ihr braucht nichts zu wissen. Wer fragt, der stört.

Genau dann aber muss man sich Sorgen machen. Große Sorgen.

Ein Test. Statistik. Das waren Reaktionen eines Mitarbeiters von Facebook gegenüber kritischen Mitgliedern des Sozialen Netzwerks. »Blockwart 2.0« und »stasimäßig, das Ganze« hatten sie geschimpft, weil Facebook sie über ihre Bekannten ausfragte. Den Computersystemen von Facebook waren zuvor nämlich etliche Nutzer aufgefallen, die anscheinend Pseudonyme statt ihrer richtigen Namen verwendeten. Nun entspricht es aber nicht der Geschäftsphilosophie des Hauses, dass seine Mitglieder Geheimnisse haben. Also ließ Facebook vor wenigen Wochen seine Software den Bekanntenkreis der Verdächtigen ausfindig machen und dort nachfragen: »Ist dies der wahre Name deines Freundes?«

Ein Test? Was für ein Test? Ob Menschen bereitwillig ihre Freunde verraten, wenn eine Software sie dazu auffordert?

Facebooks Schnüffelei ist nur ein Fall von vielen, in denen führende Konzerne den Internetnutzern mit fragwürdigen Methoden ihre Regeln aufzwingen. Etwa zeitgleich verweigerte Apple die Freigabe für ein satirisches Spiel, das Frederic Jacobs aus San Francisco für das iPhone programmiert hat. Es heißt Angry Syrians und kritisiert in bunter Comic-Optik das brutale Regime von Präsident Baschar al-Assad. Warum es bei Apple nicht erscheinen durfte? Weil es angeblich »diffamierend oder beleidigend« gewesen sei, berichtet der Programmierer.

Apple unterdrückt eine politische Meinungsäußerung. Wie oft wohl noch?

Oder Amazon: nahm Anfang Juni das Schwarzbuch WWF vorübergehend aus dem Programm. Der Autor Wilfried Huismann warf darin der Umweltorganisation große Nähe zur Industrie vor, ein juristischer Streit zeichnete sich ab. Amazon verbannte das Buch, noch bevor die Richter die Vorwürfe beurteilten. Aber bedeutet das angesichts der Marktmacht von Amazon nicht, dass faktisch ein einzelner Konzern im Wesentlichen entscheidet, was gelesen wird?

Oder Googlefiltert die Ergebnisse seiner Suchmaschine weltweit mal nach politischen Vorgaben, mal nach unterstellten persönlichen Interessen der Nutzer. Jedenfalls nicht immer so neutral, wie es das schlichte Weiß der Internetseite suggeriert.

Was passiert hier?

Das Internet war mal ein Ort der Freiheit. Wo man unbekannte Welten entdecken und sich dabei auch schon mal verlaufen konnte. Ein Ort, anarchisch zwar und wild. Aber frei.

Heute gibt es Apple, Facebook, Google und Amazon. Vier amerikanische Konzerne beherrschen das Internet und zählen zusammen einen signifikanten Anteil der Weltbevölkerung zu ihren Kunden. Sie vereinen rund 80 Prozent des grenzüberschreitenden Datenverkehrs auf sich. 40 Prozent der Zeit, die Menschen online verbringen, vereinen die Seiten der großen vier auf sich. Facebook hat zehnmal mehr Nutzer als Deutschland Einwohner. Google beantwortet eine Milliarde Suchanfragen pro Tag.

Die vier Konzerne definieren das Netz, überziehen es mit Weltanschauungen, Moralvorstellungen, Ideen von Gut und Böse. Sie haben eine digitale Welt geschaffen, die mehr an ein autoritäres Disneyland erinnert als an einen wilden Dschungel. Teils aus eigenem Antrieb, teils von Regierungen dazu gezwungen, schaffen sie Fakten und setzen Regeln, die für alle gelten sollen. So werden sie immer wieder zu potenten Zensurmaschinen, zu Gedankenwächtern der Gegenwart. Zu Instrumenten der Lenkung.

Und die Gelenkten?

Während sich die Mitglieder der 68er-Generation noch empörten und aufstanden gegen die Macht von Konzernen und Staaten, verpufft der Widerstand der Netzgemeinde wie der gegen Facebooks Namens-Schnüffelei nach wenigen Tagen. So stark ein Shitstorm, ein kollektiver Wutausbruch also, auch sein kann – so schnell ist er oft wieder vorbei. Der großen Mehrheit der digital natives und digital immigrants geht schnell die Puste aus, oder sie bleibt gleich ruhig. »Die Leute wollen das nächste Ding«, sagte Apple-Chef Tim Cook vor ein paar Tagen lapidar. Steckt darin mehr als nur eine Aussage über Absatzchancen? Wollen die Leute wirklich nur das nächste Ding? Mehr nicht?

Klar, es gibt die Bürgerrechtler der Electronic Frontier Foundation, politische Diskussionsplattformen wie netzpolitik.org, die Hacker vom Chaos Computer Club und die Datenschützer von FoeBuD. Sie alle treten für Freiheit und Transparenz ein. Aber offenbar sind sie eine Ausnahme.

Die digitalen Herren und Damen, die von der bedenkenlosen Freizügigkeit ihrer Nutzer profitieren und Daten anderer an sich reißen, bleiben selbst verschlossen. Die Nichtregierungsorganisation Transparency International führt sie als Schlusslichter unter den 105 größten börsennotierten Konzernen der Welt, wenn es um grundsätzliche Offenheit und Engagement in der Korruptionsbekämpfung geht. Apple belegt dabei Platz 91 und Google Platz 95. Amazon rangiert auf Platz 99 und damit hinter dem notorisch politiknahen russischen Energiekonzern Gazprom. Facebook war noch nicht an der Börse, als die Liste erstellt wurde.

Den Eindruck, klandestine Organisationen zu sein, nähren sie selbst. Google hat immerhin eine Reihe von Fragen beantwortet, vor allem zu seinem Suchalgorithmus. Apple aber hat einen Gesprächswunsch der ZEIT komplett abgelehnt. Amazon wollte ausgewählte Fragen konkret beantworten, tat es dann aber nicht. Facebook will sich nicht offiziell äußern.

Schade, dass es so gekommen ist. Man muss sich bloß einmal zurückbesinnen. Vor rund 2.000 Jahren enthielt die Bibliothek von Alexandria das Wissen der damaligen Welt. Pergamente, Papyri, Tontafeln – in der ägyptischen Hafenstadt lagerten davon mehr als an jedem anderen Ort in der Antike, und damals hatten nur sehr wenige Menschen Zugang zu dem dort vorhandenen Wissen.

Google & Co. dagegen verschafften vor zehn Jahren einem Großteil der Menschheit den Zugang zum Wissen der Welt. Man brauchte nur einen Computer, um in einer großen digitalen Bibliothek herumzuschlendern, sich zu verlieren, zu staunen angesichts der Informationen, der Genies, all der Werke. Jahr für Jahr bauten Google & Co. einen Flügel nach dem anderen an die Bibliothek der Welt an. Doch inzwischen erweisen sich die Erbauer zunehmend als moralisch verkniffene Bibliothekare, die ihre Regale vor jenen bewachen, die darin stöbern wollen.

Apple tut das am deutlichsten. Der Konzern ersetzt bisweilen heimlich Musikstücke mancher Nutzer: Enthalten die Liedtexte vermeintlich anstößige Worte wie motherfucking, kann es sein, dass sie durch Versionen desselben Liedes ersetzt werden, in denen solche Passagen nicht auftauchen.

Eine nackte weibliche Brust auf dem Handybildschirm durfte es bei Apple nicht mal als Gemälde geben. Dabei zeigte das betroffene Handyprogramm bloß ein Aktbild des deutschen Expressionisten Max Beckmann – und warb ansonsten für die Ausstellung Frauen in der Münchner Pinakothek der Moderne.

Welche Inhalte filtert Apple, welche nicht? Und warum? Franz Kafka schilderte in seinem Prozess, wie ein einzelner Mensch versuchte, sich in einem vernebelten System willkürlicher und selbstreferenzieller Regeln zurechtzufinden. Im Fall von Apple sind es Millionen von Menschen.

Qualität allein kann für Apple jedenfalls kein Kriterium sein. Der App Store enthält mehr als eine halbe Million kleiner Programme, inklusive sehr vielen nutzlosen Zeugs.

In die Kategorie wäre wohl auch das Spiel Phonestory gefallen, wenn es im vergangenen Herbst nicht einen Rauswurf durch Apple provoziert hätte. Im Spiel geht es um Produktionsmethoden für Mobiltelefone. So sollen Phonestory-Spieler arbeitende Kinder bewachen, die in einer Grube in Afrika die seltenen Rohstoffe für moderne Smartphones schürfen. In einem anderen Level gilt es, mit einem Sprungtuch Arbeiter aufzufangen, die sich vom Dach einer Handyfabrik stürzen wollen. Da dürfte es die Botschaft gewesen sein, die Apple erzürnte. Denn Apple sah sich zu dieser Zeit ebenjenen Vorwürfen von Kinderarbeit und Selbstmorden von Fabrikarbeitern in China ausgesetzt – ganz real.

Apple gibt dazu keine Auskunft.

Bei dem Sozialen Netzwerkdienst Facebook geht die Sache noch weiter: Der Konzern überwacht sogar Konversationen seiner Mitglieder, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Dabei geht es dem Unternehmen eigentlich um ein nobles Ansinnen: Facebook will verhindern, dass sich Erwachsene aus sexuellen Motiven an Minderjährige heranschleichen. Doch ist deswegen eine prophylaktische maschinelle Überwachung aller Nutzer gerechtfertigt?

Facebook möchte sich zu dem Thema nicht offiziell äußern.

Die Frage zu beantworten ist auch außerordentlich schwierig. Die Menschen haben das schon oft versucht, in vielen Ländern und zu vielen Anlässen.

Das Recht der großen Mehrheit, in Ruhe gelassen zu werden, steht dem Recht Einzelner auf körperliche und seelische Unversehrtheit entgegen. Das eine Extrem nimmt einzelne grausame Folgen in Kauf. Das andere bedeutet die Aufgabe der allgemeinen Freiheit zugunsten der Sicherheit.

Üblicherweise haben Staaten eine Antwort auf diese Frage im Rahmen eines demokratischen Prozesses gefunden. Nach einem Diskurs entscheiden Gesellschaften, wie sie das Verhältnis von Freiheit und Sicherheit austarieren wollen. Deswegen muss hierzulande ein Gericht entscheiden, bevor Telefongespräche abgehört oder Wohnungen durchsucht werden dürfen.

Den Diskurs führen Facebook & Co. kaum.

Die Geschäftsbedingungen der Netzkonzerne haben mittlerweile die Kraft von Gesetzen, Mitspracherechte sind weitgehend ausgeschlossen. Es herrschen Angebot und Nachfrage, Wahlen werden abgelöst durch Konsumentscheidungen.

Deutsche Nutzer von Facebook lassen sich beispielsweise vorschreiben, dass Männer in dem Sozialen Netzwerk ihre Brust zeigen dürfen, Frauen aber nicht. Hier stülpt ein amerikanisches Unternehmen seine neopuritanischen Moralvorstellungen über den Rest der Welt. Abseits von Brustwarzen ist ziemlich viel möglich. Auch das Bild eines Mannes, vor dem eine gefesselte Frau im Brautkleid liegt. Er stellt einen Fuß auf ihren Rücken und schwenkt in der Hand ein Gewehr.

Zu Moralfragen gibt Facebook keine Auskunft, sondern verweist auf die »Standards der Facebook-Gemeinschaft«. Als ob eine Gemeinschaft irgendwelche Standards erarbeitet hätte!

Oder ist das wieder nur ein Test?

Internetsurfer nehmen heute, teils freiwillig, teils ohne es zu ahnen, an einer Reihe von gigantischen Experimenten teil. Dabei geht es stets um Daten und darum, was sich alles mit ihnen anstellen lässt.

Wohl keine Netzfirma hat stärker mit seinen Nutzern experimentiert als Google. Das größte Experiment dieser Art begann am 4. Dezember 2009 – und es läuft bis heute. Google kündigte damals die personalisierte Suche für jedermann an, weil sie bessere und genauere Ergebnisse liefere. Suchergebnisse werden seither individuell auf Nutzer zugeschnitten, anfangs nach 57 Kriterien, heute sind es weitaus mehr. Nicht alle kann der Suchende einsehen, verändern oder gar ausschalten. So wird der Weltausschnitt, den Google seinen Nutzern präsentiert, persönlicher. Und zugleich enger.

Das weiß aber so genau kaum ein Nutzer, und deshalb ist es ein Problem.

Heute bestimmen Algorithmen zunehmend, welche Informationen die Nutzer erreichen. Die Welt wird vorsortiert, nach dem scheinbar unbestechlichen und neutralen Ansatz mathematischer Präzision. Nur objektiv ist das nicht, und deshalb sollte jeder die Möglichkeit besitzen, seine Daten einzusehen, zu verstehen, wie ihm die Sicht auf die Welt aufbereitet wird, welches Rating ihm der Computer verpasst – und warum.

Ein Algorithmus kann eine Waffe sein

Doch Google hütet seinen Algorithmus wie einen Schatz. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, jede Firma darf ihr betriebswirtschaftliches Vermögen schützen. Auch Coca-Cola hält das Rezept seiner Limonade geheim.

Aber ein Algorithmus, der Leben und Meinungen von Millionen beeinflusst, ist eben keine braune Brause. Er kann eine Waffe sein.

Seine zerstörerische Kraft wird langsam sichtbar – auch wenn es zunächst nur um den Kampf gegen Konkurrenten geht. Wettbewerbsbehörden in Indien, Argentinien und Südkorea gehen gegen den Konzern vor. Nach langen Ermittlungen droht der europäische Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia, ein Statement of Objections zu erlassen. Es wäre der letzte formale Schritt vor einem Bußgeld. Google hat der EU zufolge seine beherrschende Stellung ausgenutzt – und verhandelt jetzt zähneknirschend.

Googles Strategie trifft keinesfalls nur Unternehmen. Als der Konzern vor einigen Jahren seinen Atlas Street View erstellte, sammelte er illegal Nutzerdaten privater Funknetze. Es folgten zahlreiche Ermittlungen, und Google sollte diese Daten löschen. Nun aber räumt Google gegenüber der nationalen Datenschutzbehörde in Großbritannien ein, noch immer »eine kleine Menge« dieser Daten zu besitzen. Aber was heißt schon klein?

Konzerne sollen sich ja an Recht und Gesetz halten. Doch während Google in Demokratien westlicher Prägung schon mal Gesetze übertritt, gibt es in Diktaturen und anderen autoritären Staaten absurden Forderungen nach. Man muss den Konzernlenkern dabei fairerweise einiges zugutehalten: In Ländern, in denen die persönliche Sicherheit von Nutzern gefährdet ist, bieten sie Dienste wie Google Mail gar nicht erst an, um autoritären Regimes keine privaten Daten übermitteln zu müssen. Zudem teilt der Internetkonzern offen mit, wo er zensiert und von Staaten unter Druck gesetzt wird.

Und doch: In China unterdrückt Google viele Millionen Internetseiten, in denen es etwa um Falun Gong geht, eine von der Regierung verbotene und verfolgte religiöse Bewegung.

In Thailand wurden Videos auf dem zu Google gehörenden Video-Portal YouTube gelöscht, weil sie angeblich den thailändischen König schmähten.

In der Türkei wurden mehrere Videos gesperrt, die sich gegen den Staatsgründer Atatürk wandten.

Brasilien ließ vier Konten im zu Google gehörenden Sozialen Netzwerk namens Orkut sperren. Es waren Konten politischer Aktivisten. Google teilt mit, einen Gerichtsbeschluss befolgt zu haben.

Indische Behörden verlangten, dass Google mehrere Videos von Demonstrationen und sozialen Unruhen löscht. Zumindest in einigen Fällen gab der Konzern nach.

Die Fälle wecken Begehrlichkeiten. Auch Politiker und Behörden in Europa oder Nordamerika versuchen, mithilfe von Google die Freiheitsrechte einzelner Bürger einzuschränken.

In Deutschland hat Google – nach einem Gerichtsurteil – 898 Hinweise auf Interneteinträge in Foren und Blogs unterdrückt, die deutsche Behörden und ihre Mitarbeiter betreffen. Worum es dabei ging, ist bis heute unbekannt.

Andere Forderungen gingen in dieselbe Richtung, wurden von Google aber abgewehrt: So wollte die amerikanische Polizei Videos löschen lassen, auf denen zu sehen ist, dass Beamte brutal gegen Demonstranten vorgehen.

Eine italienische Polizeibehörde wollte ein Video löschen lassen, in dem der frühere Ministerpräsident Silvio Berlusconi kritisiert wird.

Kanadische Behörden wollten ein Video löschen lassen, in dem ein Bürger auf seinen kanadischen Pass pinkelt.

Man kann über jeden einzelnen dieser Fälle streiten. Fest steht jedoch, dass Internetkonzerne eine hohe Relevanz bei der öffentlichen Meinungsbildung besitzen.

Auch Amazon belegte das schon eindrucksvoll – in einer Affäre von globaler sicherheitspolitischer Relevanz, die in den USA eine diplomatische Krise auslöste: im Fall WikiLeaks, den Außenministerin Hillary Clinton als »Angriff auf die internationale Gemeinschaft« bezeichnete.

Wurde Amazon zum Gehilfen der amerikanischen Regierung?

WikiLeaks wurde 2010 bekannt, nachdem es zahlreiche geheime Dokumente von US-Diplomaten auf der ganzen Welt veröffentlicht hatte. Und WikiLeaks speicherte unter anderem Daten bei Amazon Web Services, einem vergleichsweise neuen Dienst des ehemaligen Online-Buchhändlers, der heute auch Rechenleistung und Speicherplätze im Netz vermietet.

Als Amazon bald darauf seine Geschäftsbeziehungen zu WikiLeaks beendete, war die Frage: Kuschte ein US-Konzern, weil der Staat es wollte? Wurde Amazon zum Gehilfen der Regierung gegen jene Leute, von denen sie bloßgestellt wurde?

Amazon bestritt damals, von der Regierung unter Druck gesetzt worden zu sein. Vielmehr habe WikiLeaks die Geschäftsbedingungen missachtet, denen zufolge Mieter von Rechnerkapazitäten unter anderem die Rechte an dem gespeicherten Material besitzen müssen – was bei geheimen Depeschen natürlich unmöglich war.

Der US-Senator Joseph Lieberman sprach wegen WikiLeaks bald eine deutliche Warnung aus. »Ich wünschte, Amazon hätte das früher getan«, sagte der Politiker, der damals dem einflussreichen Ausschuss für Heimatschutz vorsaß. »Ich werde Amazon über den Umfang seiner Beziehungen zu WikiLeaks befragen und dazu, was sie und andere Internetdienstleister tun wollen, um künftig sicherzustellen, dass sie nicht dazu benutzt werden, um gestohlene und klassifizierte Informationen zu verbreiten.«

Spätestens an diesem Tag wurde klar, was führende US-Politiker von amerikanischen Internetunternehmen erwarten.

Plötzlich steht die Welt nicht nur vor der Frage, was Technik kann. Sondern auch, wie diese Technik gesteuert wird. Von wem. Aus welchen Motiven. Mit welcher Legitimation. Und mit welchen Folgen.

Auf einmal scheinen Gedankenspiele nah zu sein. Dass kritische Informationen einfach nicht mehr auffindbar sind. Dass exotische Meinungen, die nicht dem errechneten Mainstream folgen, von Computern für irrelevant befunden und weggedrückt werden. Dass irgendwann einmal der Leser eines E-Books seinerseits von seinem Lesegerät beobachtet wird. Was, wenn ein Algorithmus von Amazon oder wem auch immer eines Tages herausfindet, dass eine signifikante Zahl von Lesern eine bestimmte Stelle in einem Buch überblättert? Oder dort aufhört zu lesen? Werden Bücher dann noch nach ihrer Veröffentlichung überarbeitet? Liegen Romane dann in zig Fassungen vor, weil sich das Leseverhalten der Mehrheit im Lauf der Zeit ändert?

Wo bleibt dann die Überraschung, wo das Neue? Wo die radikale Idee, deren gesellschaftsverändernden Charakter zunächst nur wenige erkennen? Wo bleibt, wenn es sein muss, die Revolution?

Man mag einwenden, dass die großen vier allesamt Privatunternehmen sind und tun und lassen können, was sie wollen. Sollen die Kunden entscheiden. Doch haben die noch eine Wahl? Es gibt keine echte Alternative zu Facebook,keinen ebenbürtigen Konkurrenten zu Google oder zu Amazon. Apple muss sich bei Telefonen noch mit Samsung auseinandersetzen, aber sobald es um flache Kleinrechner geht, führt kein Weg am Apfel vorbei.

Aus Größe erwächst Macht und daraus Verantwortung. Als Korrektiv wirkt normalerweise der Wettbewerb, aber den gibt es kaum noch. Und auch Staaten scheitern, weil sie nur Herren auf ihrem Gebiet sind – oder weil sie sich die Firmen selbst zunutze machen.

Apple und Facebook, Amazon und Apple zeigen, was es heißt, in einemglobal village zu leben. Das war einmal eines der größten Versprechen fürs Informationszeitalter. Jetzt führt genau das zu einem gesellschaftlichen Rückschritt: Das Dörfliche entfaltet wieder seine beklemmende Wirkung.“

Soweit die Autoren der ZEIT.

Hier noch ein Link zum Thema, der auf mich mehr als alarmierend wirkt: Wenn sogar der Apple-Mitbegründer Steve Wozniak vor dem Arbeiten in der Cloud warnt, sträuben sich mir die Nackenhaare. Apple selbst schenkt schließlich seinen Nutzern 5 GB Volumen in seiner Cloud, damit die „die Daten zwischen PC, iPhone und iPad immer sofort synchroniesieren können“ – natürlich über iTunes….

Passend dazu die Geschichte, wie sich das digitale Leben eines Journalisten bei Apple vor dessen Augen auflöste: Account gehackt, kein Zugriff auf die Cloud mehr…

 

Update: Chinas twitter-Pendant Weibo, der 2009 gegründet wurde, verzeichnet bereits 300 Millionen Nutzer. Jetzt konnten Wissenschaftler eine Zensur nachweisen, die offenbar nicht durch Maschinen, sondern durch Menschen erfolgt.

Update: Millionenstrafe für google: Privateinstellungen im Browser Safari ausgehebelt.

Update: Facebook legt Streit um Datenschutz in den USA be