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Die Deutsche Bundesbank wirbt mit neuem Internetangebot um Vertrauen

Die Deutsche Bundesbank reagiert auf die zunehmenden Fragen aus der Bevölkerung mit einem neuen Internetangebot. Ab heute bietet sie auf ihrer Internetseite die Rubrik „WissensWert“ an. Darin nimmt sie sich auch ausführlich des Themas „deutsches Gold“ an.

Aus dem neuen Internetangebot der deutschen Bundesbank entnommen ist (gekürzt) der gesamte folgende Text.

Die Deutsche Bundesbank hält und verwaltet die deutschen Währungsreserven. Sie bestehen zu einem großen Teil aus Goldreserven, die die Bundesbank über Jahrzehnte aufgebaut hat. Ihre Goldreserven lagert die Bundesbank in eigenen Tresoren im Inland und bei einigen Partner-Zentralbanken: der Banque de France in Paris, derBank of England in London, sowie der Federal Reserve Bank New York. Die Bundesbank hält Goldreserven, um international auch in Notlagen zahlungsfähig zu bleiben. Deshalb müssen dafür notwendige Goldreserven auch vor Ort gelagert sein.

Seit es Zentralbanken gibt, verwahren, handeln und tauschen Zentralbanken Gold. Ihre Goldvorräte dienten als Reserven für geld- und währungspolitische Geschäfte.

Durch Goldgeschäfte glichen die Zentralbanken die Zahlungsbilanzen zwischen den fortgeschrittenen Volkswirtschaften aus und stabilisierten so den Außenwert ihrer Währungen. Dies galt zuletzt auch im Währungssystem vonBretton Woods, das zwischen 1944 und 1973 für weitgehend feste Wechselkurse in der westlichen Welt sorgte. Das Bretton-Woods-System fester Wechselkurse gründete auf die Leitwährung US-Dollar und dessen garantierter Einlösung in Gold. Es endete 1973, nachdem die USA 1971 dieses Einlöseversprechen aufgehoben hatten.

Die Bundesrepublik Deutschland trat dem Bretton-Woods-System gleich mit ihrer Gründung 1949 bei. Die Deutsche Bundesbank (von 1948 bis 1957 als „Bank deutscher Länder“) begann ihre Geschäfte ohne Goldreserven. Erst 1951 erwarb die deutsche Zentralbank ihre ersten 529 kg Gold. Die Leistungskraft der westdeutschen Wirtschaft bewirkte, dass sich durch die Ausgleichsgeschäfte zwischen den Zentralbanken bei der Bundesbank über Jahre erhebliche Goldreserven aufbauten. Dies geschah vor allem bei den Partner-Zentralbanken der großen Industriestaaten. Dort werden sie teilweise bis heute gelagert. Die Bundesbank hält zur Zeit (Stand Ende 2011) an ihren in- und ausländischen Lagerstellen 3.396 Tonnen Gold.

Goldbestände der Deutschen Bundesbank
Verteilung auf die verschiedenen Lagerorte

Bestand in t  Anteil in % Anzahl der Barren Wertin Mrd. EUR*
BBk, Frankfurt 1.036 31 82.857 40,5
Fed, New York 1.536 45 122.597 60,1
BdF, Paris 374 11 29.775 14,6
BoE, London 450 13 36.036 17,6
Gesamt 3.396 100 271.265 132,8

* Differenzen in den Summen im Vergleich zur Bilanz der Deutschen Bundesbank ergeben sich durch Runden der Zahlen.
Stand 31.12.2011

Das Gold als Währungsreserve

Die Bundesbank hat ihre Goldreserven ohne Gewinnabsichten im Rahmen ihrer Geld- und Währungspolitik aufgebaut. Sie wird sie auch weiterhin für den entsprechenden Hauptzweck verfügbar halten: im Notfall damit zahlungsfähig zu sein. Die Regierung hat keinen Anspruch auf die Goldreserven. Die Bundesbank ist politisch unabhängig, und so verwaltet sie auch ihre Goldreserven.

Die Auslands-Goldlagerstellen der Bundesbank heute befinden sich in New York, London und Paris. Der Goldbestand bei der Federal Reserve Bank New York entstand, weil diese Zentralbank der Knotenpunkt des Bretton-Woods-Systems war. Durch ihren Londoner Goldbestand bei der Bank of England ist die Bundesbank am wichtigsten Goldhandelsplatz der Welt präsent. Bei der Banque de France entstand die Goldlagerstelle vor allem durch Goldtransaktionen in der Europäischen Zahlungsunion der 1950er Jahre, die nach dem Zweiten Weltkrieg den wirtschaftlichen Wiederaufbau in den westeuropäischen Ländern förderte.

Die Zentralbanken der Welt haben weit über 150 Jahre Erfahrung damit, miteinander Gold zu handeln, zu tauschen und auf gegenseitige Rechnung zu lagern. Sie taten und tun dies sicher, verlässlich und diskret – selbst in schwierigen Zeiten. Für den Umgang und den Austausch mit Reservegold zwischen den Zentralbanken gibt es seit Jahrzehnten Institutionen, Regeln, Abkommen und Absprachen. Zentralbanken arbeiten traditionell eng zusammen; sie bilden ein internationales Netz, in dem sie gegenseitig und füreinander Konten, Wertpapier-, aber auch Golddepots führen. Diskretion ist dabei auch ein Gebot der Sicherheit, und Sicherheit das erste Gebot bei Zentralbankgeschäften.

Der Vorstand der Deutschen Bundesbank im Bild – von links nach rechts: Carl-Ludwig Thiele, Andreas Dombret, Jens Weidmann, Sabine Lautenschläger, Joachim Nagel, Rudolf Böhmler.

Gastbeitrag von Carl-Ludwig Thiele, veröffentlicht in Die Welt am 24.11.2012

Ohne den Goldbestand der Bundesbank mythisch zu verklären, kann er als das goldene Erbe des Wirtschaftswunders bezeichnet werden. Die Bank deutscher Länder, die Vorgängerin der Bundesbank, hatte ihre Tätigkeit 1948 ohne Goldbestand aufgenommen. Im Oktober 1951 hatte sie mit 17.000 Feinunzen (529 Kilogramm) ihr erstes Gold im Wert von 2,5 Millionen DM erworben. Bis 1956 war der Goldbestand auf rund 6,2 Milliarden DM oder 1328 Tonnen angewachsen. Er wurde von der Bundesbank bei ihrer Gründung 1957 übernommen.

Der rasante Anstieg der deutschen Goldreserven bis zu ihrem Höchststand von über 4000 Tonnen 1968 ist in erster Linie Ergebnis der außenwirtschaftlichen Stärke der Bundesrepublik Deutschland. Im Zuge des Wirtschaftswunders erholte sich die deutsche Wirtschaft schnell und erwirtschaftete zunehmende Leistungsbilanzüberschüsse. Diese führten im Rahmen des Bretton-Woods-Systems zu Goldzuflüssen. Kern dieser Währungsordnung war der Dollar, zu dem alle anderen Währungen in einem festen Tauschverhältnis standen. Und der Dollar stand in einem festen Austauschverhältnis zum Goldpreis: Eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) kostete 35 Dollar. Dabei war die amerikanische Notenbank verpflichtet, die Dollarreserven jedes Mitgliedstaats in Gold umzutauschen. Das System erhielt mit wachsender Wirtschaftskraft der Europäer eine zunehmende Unwucht und wurde 1971 von den Vereinigten Staaten gekündigt. Gold blieb jedoch weiterhin ein wichtiger Teil der Währungsreserven.

Mit der Einführung des Euro Anfang 1999 brachten die Mitglieder der Europäischen Währungsunion einen Teil ihrer Währungsreserven in die Europäische Zentralbank ein, darunter 15 Prozent in Form von Gold. Der deutsche Anteil belief sich auf 232 Tonnen. Danach hat sich der Goldbestand der Bundesbank für die Prägung von Goldmünzen durch das Bundesfinanzministerium um insgesamt 58 Tonnen verringert. Weitere zwölf Tonnen wurden für die von der Bundesbank emittierte 1-D-Mark Goldmünze verwendet.

Der Wert der Goldbestände der Bundesbank schwankt mit dem Goldpreis. Bewertet zu den durchschnittlichen Anschaffungskosten von 73,5 Euro je Feinunze beträgt er rund acht Milliarden Euro. Der aktuelle Goldpreis liegt deutlich darüber, so dass die Bundesbankbilanz zum 31. Dezember 2011 einen Ausgleichsposten aus Neubewertung in Höhe von rund 125 Milliarden Euro ausweist.

Die Goldreserven lagern physisch sicher verwahrt in eigenen Tresoren in Frankfurt (31 Prozent) und bei drei hoch angesehenen ausländischen Notenbanken: 45 Prozent bei der Federal Reserve Bank of New York, 13 Prozent bei der Bank of England und elf Prozent bei der Banque de France. Die Lagerung an wichtigen Goldhandelsplätzen im Ausland ist historisch bedingt am Ort ihres Entstehens oder an Orten, die während der Ost-West-Konfrontation sicherer als Deutschland galten. Da die Kosten für den Transport größerer Goldmengen sowie den Bau von sicheren Lagerstätten nicht unerheblich sind, hat die Bundesbank von häufigen Verlagerungen abgesehen. Zuletzt wurden Anfang des vergangenen Jahrzehnts 931 Tonnen Gold von London nach Frankfurt verlagert.

Neben der Lagerung von physischem Gold und dem jährlichen Verkauf kleinerer Goldmengen im Rahmen des Goldmünzprogrammes des Bundesministeriums der Finanzen betrieb die Bundesbank zwischen 1996 und 2008 auch Goldleihgeschäfte. Zu diesen Geschäften entschied sich die Bundesbank, um die Lagergebühren bei der Bank of England durch entsprechende Einkünfte auszugleichen. Dazu verlieh die Bundesbank einen geringen Teil des in London lagernden Goldes an ausgewählte Banken. Der verliehene Anteil an den Goldreserven schwankte abhängig von den Marktbedingungen und bewegte sich im einstelligen Prozentbereich. Die Geschäfte wurden dabei auf einen ausgewählten Kreis von erfahrenen Geschäftspartnern einwandfreier Bonität beschränkt. Der Erlös, den die Bundesbank erzielte, überstieg die zu entrichtenden Gebühren. Nach dem Goldabkommen 1999 wurde das unter den unterzeichnenden Notenbanken vereinbarte Leihvolumen eingefroren. Aufgrund sinkender Leihsätze wurde das Goldleihgeschäft für die Bundesbank im Laufe der Zeit zunehmend unattraktiver. Zu Beginn der Finanzkrise war eine angemessene Risiko-Ertragsrelation bei der Goldleihe nicht mehr gegeben. Alle Leihgeschäfte wurden zurückgeführt. Seit 2008 wurde keines mehr vorgenommen. Spekulationen über Goldleasinggeschäfte entbehren jeder Grundlage.

Der Goldschatz weckt jedoch immer wieder Begehrlichkeiten. Politiker aller Couleur und Provenienz versuchten in der Vergangenheit, die Bundesbank zum Verkauf des Goldes zu bewegen. Ein direkter Zugriff auf die Währungsreserven ist der Politik jedoch versagt.

Die Bundesbank fühlt sich bei der Verwaltung der Währungsreserven vor allem dem Wohl des deutschen Volkes und der Stabilität der Währung verpflichtet. Das goldene Erbe darf nicht der politischen Willkür anheimgestellt werden. Goldreserven bilden eine wesentliche Komponente der Währungsreserven und haben eine Vertrauen schützende Funktion. Das Gold leistet neben den Devisenreserven und den Forderungen an den IWF als Währungsreserven Deutschlands einen wichtigen Beitrag zur Stabilität unserer Währung.

dpa-Interview mit Carl-Ludwig Thiele, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank vom 24.10.2012: 

Warum holt die Bundesbank das Gold nicht nach Deutschland?

Die Lagerung der Goldbestände bei ausländischen Partnernotenbanken hat sich historisch ergeben, da Gold an diesen Handelsplätzen seinerzeit an die Bundesbank übertragen wurde. Um es konkret zu machen: Im Oktober 1951 hatte die Bank deutscher Länder, die Vorgängerin der Bundesbank, ihr erstes Gold im Wert von 2,5 Mio. DM erworben, das waren damals 529 kg. 1956 war der Goldbestand auf rund 6,2 Mrd. DM oder 1.328 Tonnen gestiegen und wurde von der Bundesbank bei ihrer Gründung im Jahr 1957 übernommen. Bis in die siebziger Jahre kam weiteres Gold hinzu. Wir haben mit unseren Partnern in New York, London und Paris in all dieser Zeit nur die besten Erfahrungen gemacht. Es gab nie Zweifel an der Sicherheit des deutschen Goldes. Auch in Zukunft wollen wir Gold an internationalen Goldhandelsplätzen halten, um es im Fall der Fälle binnen kürzester Zeit als Währungsreserve verfügbar zu haben. Gold, das bei Ihnen zu Hause im Tresor liegt, können Sie nicht so einfach als Sicherheit verwenden, um an Devisen zu kommen. Nehmen Sie als Beispiel die zentrale Stellung des US-Dollars als Reservewährung im globalen Finanzsystem. Das bei der Federal Reserve Bank New York gehaltene Gold kann im Notfall gegen Bereitstellung von USD-Liquidität bei der Federal Reserve Bank beliehen werden. Ebenso ließe sich eine entsprechende Liquidität in britischem Pfund durch Beleihung unserer Goldbestände bei der Bank of England beschaffen.

Interview mit Carl-Ludwig Thiele in Bild am Sonntag am 28.10.2012:

Ich war in allen Tresoren in New York, London und Paris und habe unsere Goldbestände selbst gesehen. Mir wurde als Vorstand der Bundesbank dabei völlige Offenheit entgegengebracht. Ich konnte alles sehen, was ich sehen wollte, wie zuvor schon unsere Revision. Darüber hinaus haben mir die Notenbanken derUSA, Großbritanniens und Frankreichs zugesagt, dass sie uns im Rahmen ihrer Sicherheitserfordernisse zusätzliche Überprüfungsrechte einräumen werden. So können wir den Wünschen des Rechnungshofs nachkommen.

Ist diese Auslagerung deutschen Goldes zu den einstigen Siegermächten USA, Großbritannien und Frankreich nicht in Wahrheit ein Echo aus der alten Bonner Republik, als Deutschland kein wirklich souveräner Staat war?

Bis zur Jahrtausendwende hatten wir in Deutschland nur etwa 70 Tonnen Gold. Im letzten Jahrzehnt haben wir allein aus Großbritannien 930 Tonnen Gold nach Deutschland geholt. Jetzt sind rund 1000 Tonnen – also etwa 30 Prozent der Gesamtbestände – in Deutschland. Die zurückgeholten Bestände sind akribisch überprüft worden – alles war in Ordnung. Das bestätigt uns auch der Bundesrechnungshof.

Was passiert, wenn zum Beispiel aus den USA alle Staaten, die dort Gold gelagert haben, zur selben Zeit ihr Gold haben wollen?

Ich bin sicher, dass dann jedes Land seine Goldmenge bekommen würde. Die Franzosen haben seinerzeit ihr Gold aus den USA abgezogen. Wenn es da Unregelmäßigkeiten gegeben hätte, das wäre sofort bekannt geworden!

 

Ergänzender Link: Sie wollen Ihren eigenen Goldschatz erwerben und sicher lagern? Prüfen Sie hier.

 

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