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Ein Mob von 15 000 Menschen als Waffe: Jahrestag der Erstürmung des US-Kapitols

Die Flaggen am Kapitol hängen am 6. Januar 2022 auf Halbmast. Vor einem Jahr gab es den bisher aggressivsten Angriff auf die Demokratie der Vereinigten Staaten von Amerika: Ein Mob von rund 15 000 Menschen, angestachelt vom Noch-Präsidenten Donald Trump, stürmte das ehrwürdige Haus mit dem Ziel, die Feststellung Joe Bidens als neuen Präsidenten zu verhindern.

Rund um den Globus ist die Geschichte dieses Tages unvergessen. Tausende von Stunden Videomaterials gibt es dazu. Eine Zusammenfassung der ARD (Video unten) zum Jahrestag zeigt weniger bekannte Szenen daraus auf. Sie beweisen, in welchem Ausmaß diejenigen lügen, die heute behaupten, es habe sich keineswegs um einen Umsturzversuch gehandelt. Man sieht zahlenmäßig turmhoch unterlegenes Sicherheitspersonal im verzweifelten Versuch, die Zugänge zum Haus gegen aggressive Menschenmassen zu verteidigen. Es war ein beinharter Nahkampf. Einer der Polizisten, Mike Fanone, wurde dabei von den anderen getrennt, in die Masse gezogen, in den Nacken getasert und verprügelt. Er erlitt einen Herzinfarkt und wäre fast gestorben. Im Video sieht man ihn verzweifelt schreien „Ich habe Kinder“… Es war pures Glück, dass ihn einzelne daraufhin retteten und zurück ließen.

Es war die schiere Masse von rund 15 000 Menschen, die sich gegen die Eingänge drückte und dort auf nur wenige Polizisten traf. Für mehr als einen wurde es lebensgefährlich. Im Video sieht man, wie einer der Eindringlinge dem jungen Polizisten David Hodges die Gasmaske vom Gesicht reißt. Er wird von der Masse gegen die Eingangstür gedrückt und um Haaresbreite zerquetscht. Ganz allein stand Officer Goodman in einem Gang, als die Aufrührer den Saal stürmen wollten, in dem sich verschreckte Senatoren zitternd unter Sitze duckten. Sie wären ausgeliefert gewesen, wenn der Officer nicht geistesgegenwärtig reagiert und, statt zu schießen, die Menge in das vom Saal abgewandte Treppenhaus gelockt hätte. Bis sie danach den richtigen Ort fanden, konnten die Abgeordneten in Sicherheit gebracht werden.

Teilnehmer am Sturm berichten, dass sie Donald Trump bedingungslos vertrauten. Sie glaubten, die Nation gegen einen Wahlbetrug verteidigen zu müssen und fühlten sich vom unterlegenen Trump ausgeschickt, die Situation zu korrigieren. Erst als dieser – viel zu spät – dazu aufrief, nun nach Hause zu gehen, hörte die Gewalt auf. Vier Tote waren am Tag des Sturms selbst zu beklagen. Vier der damaligen Sicherheitsbeamten haben in der Zeit danach Selbstmord begangen. Hunderte der Aggressoren und 140 Polizisten wurden verletzt, teilweise schwer.

Der Noch-Präsident, der dazu aufgerufen hatte, mit ihm gemeinsam zum Kapitol zu marschieren, saß derweil im Weißen Haus vor dem Fernseher, begeistert von seinen Anhängern und voller Hoffnung, sich wider jedes besseres Wissen im Amt halten zu können. Als das misslang, begab er sich auf einen beispiellosen Rachefeldzug, der dafür sorgt, dass die Demokratie in den USA ein Jahr später in viel größerer Gefahr ist, als beim Aufstand selbst.

60 Gerichte haben Klagen Donald Trumps abgewiesen, weil bei egal welchen Nachzählungen keinerlei Beweise für Manipulationen zutage traten. Dennoch hat dieser nie aufgehört, von Wahlbetrug zu sprechen. Die gebetsmühlenartig vorgetragene Behauptung hat sich in den Köpfen der Amerikaner, besonders der Republikaner, festgesetzt. 62 Prozent der Republikaner glauben noch immer, dass Joe Biden unrechtmäßig im Amt ist, berichtet die Newsweek.

Der rabiate Immobilienunternehmer hat seine Partei bis heute fest im Griff. Wer sich seiner Meinung nicht anschließt, wird gnadenlos gemobbt. Dazu gehören beispielsweise sein damaliger Vize, Mike Pence, Oppositionsführer Mitch McConnel, sowie Liz Cheney, die infolge ihrer Kritik am Verhalten des Präsidenten ihre Position als Fraktionsführerin im Abgeordnetenhaus verlor. Donald Trump hatte vor dem Aufstand in seiner Partei eine Zustimmungsrate von 83 Prozent. Ende Dezember 2021 lag sie noch immer bei 78 Prozent. Mike Pence hingegen fiel direkt nach seiner Kritik an Trumps Rolle von 78 auf 40, und zum Jahresende 2021 auf 28 Prozent Zustimmung. Mitch McConnels Zustimmungsrate in der Partei sank von 58 auf nur noch 26 Prozent, nachdem er den Sieg Joe Bidens anerkannt und anschließend von Trump gemobbt worden war. Die Rache des Ex-Präsidenten verfolgte auch alle Parteimitglieder, die beim zweiten Versuch, ihn des Amtes zu entheben, mit Ja gestimmt hatten.

So „dumm“, wie es ein republikanischer Abgeordneter im Nachhinein ausdrückte, wird der nächste Umsturzversuch wohl nicht ablaufen. Die Trump-Anhänger werden es tunlichst vermeiden, sich erneut derart plump und brutal selbst ins Unrecht zu setzen. Aber wer denkt, die Gefahr für die Demokratie sei vorbei, irrt gründlich:

Insgesamt 163 Republikaner kandidieren zurzeit für neue Ämter. Alle vertreten Trumps These, dass er bei der Präsidentschaftswahl betrogen wurde. 69 davon bemühen sich um Gouverneursposten in insgesamt 30 Bundesstaaten, 13 um Ämter als Staatsanwälte und weitere 18 wollen Staatssekretäre in Bereichen werden, die direkt für die Organisation von Wahlen verantwortlich sind. Sollten sie Erfolg haben, kann die Demokratie von innen unterwandert werden.

In Bundesstaaten, wo die Republikaner bereits großen Einfluss haben, wurden Wahlgesetze geändert. Besondere Empörung hat dabei Georgia hervorgerufen. Die Zahl der Wahllokale wurde hier in Gegenden, die traditionell die Demokraten wählen, massiv verringert. Gleichzeitig wurde es verboten, Menschen, die in langen Schlangen darauf warten, ihre Stimme abgeben zu können, mit Speisen und Getränken zu beliefern. Solche und ähnliche Maßnahmen sollen in Zukunft verhindern, dass Donald Trump an der Meinung der Wähler scheitert, oder an Behörden, die sich an Tatsachen halten. Wer seine Auffassung von Wahlbetrug nicht vertrete, so verriet ein Insider der Newsweek, werde von ihm als Kandidat verhindert.

Insgesamt rund 700 Verfahren wurden nach dem Sturm des Kapitols gegen die Täter aufgenommen. Darunter sind auch welche gegen den Ex-Präsidenten selbst. Der gibt freiwillig keinerlei Auskunft und verzögert die Herausgabe von Unterlagen und Protokollen mit allen Mitteln.

Jacob Chansley, der als „Schamane“ mit seiner Aufmachung aus der Masse heraus stach, wurde inzwischen zu 41 Monaten Gefängnis verurteilt, wo er sich gleich zu Beginn bitterlich darüber beklagte, nicht das gewünschte vegetarische Essen serviert zu bekommen. Reuters zählt eine Reihe weiterer Verurteilungen auf. Unter ihnen sind verwirrte Rechtsradikale ebenso wie Spitzensportler, ehemalige Soldaten und Marines.

Dick Cheney, ein früherer Vizepräsident, und seine Tochter Liz waren am Jahrestag die einzigen Republikaner, die sich zur Gedenkminute im Senat einfanden. Zum ersten Mal seit dem Aufstand nahm Präsident Joe Biden kein Blatt vor den Mund und bezeichnete seinen Vorgänger als „geschlagenen Präsidenten“, als Aufrührer, der die Demokratie in Gefahr bringt. Dieser reagierte prompt: Biden führe ein politisches Theater auf und spalte das amerikanische Volk. Eigentlich hatte Trump selbst eine Rede halten wollen, sagte diese jedoch kurz vor dem Jahrestag ab. Statt dessen sprachen die höchst umstrittenen Abgeordneten Matt Gaetz und Marjorie Taylor Green. Letztere wurde vor wenigen Tagen dauerhaft von Twitter verbannt, weil sie zum Sprachrohr Donald Trumps geworden war.

Der nächste Kampf zwischen Demokraten und Republikanern steht bevor: Erklärtes Ziel der Trump-Anhänger ist es, bei den anstehenden Midterm-Wahlen die Mehrheit im Senat zu erreichen, um Bidens Pläne möglichst effizient aushebeln zu können. Die Aussichten stehen gut. Der amtierende Präsident wurde nicht gewählt, weil das Volk ihn so liebt, sondern weil er die einzige Alternative zu Donald Trump darstellte. Seine Umfrageergebnisse und auch die seiner Vizepräsidentin sinken seitdem stetig. Der überstürzte Afghanistan-Rückzug und der Image-Verlust für die USA werden Biden in der Öffentlichkeitsmeinung ebenfalls zugerechnet, obwohl es Donald Trump gewesen war, der den Abzug ohne jegliche Bedingungen mit den Taliban vereinbart hatte. Keine guten Aussichten für eine Nation, die so gern alle anderen kritisiert, wenn sie ihrem Bild von Freiheit und Menschenrechten nicht entsprechen…

Siehe auch:

Wahlfeststellung im Kongress vom Aufstand der Trump-Anhänger gebremst

Donald Trump zu unterschätzen, wäre ein tödlicher Fehler

Narzisstische Wut will vernichten – H.G.T Tudor und Donald Trump

Updates:

Trump muss Dokumente aushändigen, die seine Schuld bestätigen

Donald Trumps wilde Drohungen: Den USA droht der nächste Sturm

Untersuchungsausschuss setzt Trump unter Druck

Trump wusste, dass sein Versuch, im Amt zu bleiben, illegal war

Mob jagte Mike Pence; Wahlergebnis sollte nicht zertifiziert werden

Wahlfeststellung im Kongress vom Aufstand der Trump-Anhänger gebremst

Unglaubliche Szenen gab es heute nachmittag Ortszeit vor dem Kapitol in Washington D.C. Dort wollte der Kongress unter Leitung von Vizepräsident Mike Pence die Wahl des Demokraten Joe Biden würdig und offiziell feststellen. Allerdings gab es, wie angekündigt, Widersprüche von republikanischen Abgeordneten. Für jeden Widerspruch musste die Sitzung unterbrochen werden, um die Argumente zu diskutieren, so dass mit einer langen Nacht gerechnet wurde. Zuvor hatte es für Donald Trump einen Tag der Niederlagen gegeben: Erneut wurde ein Gerichtsverfahren gegen die Wahlergebnisse abgelehnt. Die Auszählung der Stichwahlen für zwei Abgeordneten-Sitze ergab zweimal einen Sieg für die Demokraten – womit diese nun in beiden Kammern die Mehrheit haben. Und Trumps Stellvertreter Pence, den der Präsident erheblich unter Druck gesetzt hatte, das Wahlergebnis doch noch umzukehren, hatte öffentlich erklärt, dass er das nicht tun würde.

Bereits seit gestern hatten sich Trump-Anhänger in Washington für den heutigen, geplanten Protest versammelt. Ihr Präsident hetzte sie heute in einer Rede vor dem Weißen Haus noch einmal kräftig auf, indem er erneut behauptete, ihm sei die Wahl mit unrechtmäßigen Methoden gestohlen wurde, und dass er niemals aufgeben werde. „Wenn ihr jetzt nicht höllisch kämpft, werdet ihr bald gar kein Land mehr haben,“ rief er unter anderem.

Dann ging es los.

Tausende Protestierende marschierten vom Weißen Haus zum Kapitol. Dort wurde die Masse schnell kleiner, als friedliche Demonstranten bemerkten, wie gefährlich es zu werden drohte. Es blieb ein harter Kern gewaltbereiter Menschen, unter ihnen viele Milizionäre. Sie drängten von allen Seiten zu den verschiedenen Eingängen des Kapitols. Die dortigen Sicherheitskräfte versuchten zwar, sie abzuhalten, machten jedoch keinen Gebrauch von ihren Schusswaffen, sondern standen teilweise sogar für Selfies zur Verfügung. Es gibt sogar den Verdacht, dass einige Sicherheitsleute den Zaun vor dem Gebäude selbst geöffnet haben. Die Demonstranten schlugen Fenster und Türen ein und verschafften sich Zuritt zum Gebäude. Innen überwanden sie eine zweite Reihe von Sicherheitskräften und marschierten vorwärts Richtung Sitzungssaal. Dort wurde Mike Pence eiligst in Sicherheit gebracht. Die Abgeordneten wurden gebeten, ihre Gasmasken unter den Sitzen zu benutzen, da beide Kräfte Tränengas benutzten. Dann wurden auch sie evakuliert.

Und schon waren sie drin in den heiligen Hallen: Jede Menge Trump-Anhänger besetzten sogar den Platz des Senatspräsidenten, wanderten durch die Reihen, machten viele Selfies und suchten auch Abgeordneten-Büros heim. Das der Haus-Sprecherin Nancy Pelosi wurde durchwühlt. Als sie gingen, hinterließen die ungebetenen Gäste einen Zettel auf ihrem Schreibtisch: „Wir werden nicht aufgeben“.

Die erschrockenen Fernsehzuschauer sahen, wie eine blutüberströmte Frau auf einer Bahre aus dem Haus getragen wurde. Sie war in die Brust geschossen worden und starb kurze Zeit später. Eine Bombe wurde nahe der republikanischen Parteizentrale gefunden und entschärft, später war von einer zweiten die Rede, sie ebenfalls sicher entfernt werden konnte. Nancy Pelosi rief nach der Nationalgarde, die Bürgermeisterin von Washington verhängte eine Ausgangssperre ab 18 Uhr (einige Stunden später).

Der designierte Präsident Joe Biden hielt eine Rede, in der er von einem Aufstand gegen die Demokratie sprach und Donald Trump aufforderte, dem umgehend ein Ende zu setzen. Diese Menschen hier, so Biden, seien nicht das Gesicht Amerikas, sondern eine begrenzte Zahl von Pro-Trump-Extremisten. Trump hielt schließlich nach einigen Tweets, in denen er zur Ruhe aufforderte, eine kurze Rede. Darin erneuerte er all seine Vorwürfe zum Thema Wahlbetrug, versicherte, niemals aufzugeben, bat seine Anhänger, nun aber nach Hause zu gehen, denn: „Wir brauchen jetzt Frieden.“

Wenig später sperrten Facebook und Twitter sein Video wegen Gewaltgefahr. Twitter und Instgram blockierten den Präsidenten für 24 Stunden. Facebook kündigte an, sieht sich alle bisherigen Posts Trumps auf Gewaltgefahr hin ansehen und gegebenenfalls löschen zu wollen. Am Folgetag wurde bekannt, dass alle Accounts des Präsidenten auf Facebook, Instagram und Snapchat mindestens bis zur Machtübergabe gesperrt werden. Es sei einfach zu gefährlich, sie offen zu lassen. Twitter kündigte an, die Reichweite Trumps einzuschränken und seine Tweets noch schärfer zu prüfen.

Nationalgarde wurde in der Stadt gesehen. Diese war, wie einige Medien vermuteten, aus Virginia geschickt worden, dessen Gouverneur den Notstand ausgerufen hatte. Er soll auch 200 zusätzliche Polizisten geschickt haben. Stunden später hiess es, Mike Pence habe die Nationalgarde zum Kapitol beordert. Auch am nächsten Tag war nicht genau klar, wer was befohlen hatte. Der amtierende Präsident hatte jedenfalls auf den Hilferuf nicht reagiert. Wie Mitarbeiter des Weißen Hauses berichteten, saß er vor dem Fernseher und habe sich sichtlich über die Bilder gefreut.

Nicht nur beim Kapitol gab es aggressive Demonstranten: Ähnlich ging es in Georgia zu, nachdem bekannt geworden war, dass beide Senatorensitze an die Demokraten gegangen waren. Der republikanische Senator Mitt Romney wurde bei seiner Anreise bereits am Bahnhof von einer Rotte Trump-Anhängern empfangen und als Verräter beschimpft. Gegen Abend Ortszeit wurde es in Washington auch für die Medienvertreter gefährlich: Elmar Theveßen vom ZDF berichtete, dass die Medien, völlig ungeschützt von Sicherheitskräften, eingekreist wurden. Foto- und Filmausrüstungen wurden wahllos zerstört, sein Team habe nur knapp die Kamera retten können. Die Journalisten seien von den Demonstranten ultimativ aufgefordert worden, das Gelände zu verlassen. Das Gelände rund um das Kapitol untersteht der „Capitol Police“, zu der rund 2000 Personen gehören. Gesichtet wurden aber, so Elmar Theveßen, nur wenige Dutzend.

Eines konnte immerhin gerettet werden: Aufmerksame Mitarbeiter im Kapitol sicherten die Kisten mit Wahlergebnissen, die dem Kongress als Beweis für die offizielle Feststellung des Wahlergebnisses dienen sollten.

Erst viereinhalb Stunden später wurde das Innere des Kapitols wieder für sicher erklärt. Mehrere Polizisten wurden verletzt. Die Polizei erklärte zunächst, sie habe fünf Schusswaffen sichergestellt und 13 Menschen von mehreren hundert inhaftiert (???). Am Ende des Tages gab es 52 Inhaftierte und vier Tote. Drei davon waren offenbar durch eigene gesundheitliche Probleme gestorben.

Die Abgeordneten traten in der Nacht wieder zusammen und vollendeten ihre Aufgabe: Joe Biden wurde zum rechtmässigen neuen Präsidenten erklärt.

Im Verlauf der Nacht wurde von weiteren Angriffen von Trump-Unterstützern auf Regierungsgebäude in Utah, Georgia, Oregon und Kansas. Texas und Kalifornien berichtet. Kämpfe wurden auch gemeldet aus Atlanta und Sacramento.

Die rechtsextreme Gruppe Proud Boys, die bekannt wurde, als Donald Trump sie im Wahlkampf aufforderte „to stand back and to stand by“ (sich zunächst zurückzuhalten, aber bereit zu sein), war seit dem Vortag in der Stadt gewesen und hatte angekündigt, dass man die 2000 bis 2500 Mitglieder an ihrer schwarzen Kleidung erkennen werde. Ihr Anführer, Enrique Tarrio, dem verboten worden war, Washington zu betreten, erklärte, dass in den kommenden Tagen mit weiteren Unruhen zu rechnen sei.

Noch in der Nacht forderten die Demokraten den amtierenden Vizepräsidenten Mike Pence auf, ein Verfahren gegen Präsident Trump zu eröffnen, um ihn wegen geistiger Unfähigkeit, seine Pflichten zu erfüllen, umgehend aus dem Amt zu entfernen.

Dieser erklärte am Morgen danach, es werde eine ‚ordnungsgemäße‘ Amtsübergabe am 20. Januar geben. Damit ende zwar die beste Präsidentschaft aller Zeiten, aber „das ist erst der Anfang unseres Kampfes mit dem Ziel ‚Make America great again!'“

Die Stimmung in Washington dreht sich

Zwei Tage nach den Vorfällen am Kapitol brummt die politische Welt in US-Amerikas Hauptstadt wie ein Bienenkorb. Nach einer fast verzweifelt klingenden Distanzierung von den Vorfällen, auch im Namen der Mitarbeiter des Weißen Hauses, durch die Pressesprecherin, traten reihenweise hohe Mitarbeiter zurück, gefolgt von zwei Ministern der Trump-Regierung: Verkehrsministerin Elaine Chao und Bildungsministerin Betsy deVos gaben ihre Ämter auf. Matthew Pottinger, der stellvertretende Nationale Sicherheitsberater im Weißen Haus; Ryan Tully, ranghoher Direktor für Europa- und Russlandangelegenheiten im Nationalen Sicherheitsrat; Stephanie Grisham, Stabschefin von First Lady Melania Trump und frühere Regierungssprecherin, gaben auf. Mick Mulvaney, ehemals Stabschef im Weißen Haus und inzwischen Sonderbeauftragter für Nordirland, erklärte ebenfalls seinen Rücktritt. Nach massiven Vorwürfen zum mangelhaften Schutz des Kapitols traten auch Polizeichef Steven Sund und die für Ordnung in Senat und Repräsentantenhaus zuständigen Beamten Michael Stenger und Paul Irving zurück. Ein weiterer Polizist erlag seinen Verletzungen; die Zahl der Toten vom Mittwoch stieg damit auf fünf.

Mit hunderten von Beamten untersucht das FBI die Vorfälle. Einige der Protester verloren bereits ihre Arbeitsplätze, nachdem ihre Arbeitgeber ihr Mittun in den Videos gesehen hatten. Unter den Angreifern war sogar ein frisch gewählter Abgeordneter aus West Virginia, der einen selbstgemachten Film auf seiner Website postete. Mitarbeiter aus dem Weißen Haus berichteten, wie aufgeregt und begeistert der Präsident die Bilder des Aufstands verfolgte und gar nicht verstehen konnte, warum nicht alle so begeistert waren wie er selbst. Die Demokraten unter Führung von Nancy Pelosi versuchen mit allen Mitteln, Trump noch vor Ende seiner Amtszeit als Präsidenten zu entfernen; wenn möglich so, dass er auch 2024 nicht erneut kandidieren kann. Ohne genügend Stimmen der Republikaner und den Vizepräsidenten Mike Pence wird das jedoch schwierig. Zwar distanzieren sich immer mehr Republikaner von Trump, aber was Pence tun wird, ist noch unklar. Nancy Pelosi treibt die Angst um, der aggressive Präsident könnte noch in den letzten Tagen den Atomknopf drücken.

Unter dem Eindruck der Reaktionen im eigenen Land und aus dem Ausland sah sich der Präsident schließlich zu Schadensbegrenzung genötigt. Widerstrebend verurteilt er in einer Videobotschaft jetzt die Attacke auf das Kapitol. Das wiederum bringt ihm jede Menge Ärger bei seinen Unterstützern ein, die sich „vor den Bus gestoßen“ fühlen. Also twitterte der Präsident am Morgen danach: “The 75,000,000 great American Patriots who voted for me, AMERICA FIRST, and MAKE AMERICA GREAT AGAIN, will have a GIANT VOICE long into the future,” Trump tweeted on Friday morning. “They will not be disrespected or treated unfairly in any way, shape or form!!!” Und schon war da wieder Hoffnung: „Er schreibt Giant Voice. Das ist ein militärischer Ausdruck, mit dem alle alarmiert werden, weil es im Umfeld einen Notfall gibt“, twitterte pro-QAnon account Copious MQ.

Der Insider veröffentlichte heute ein Video von den Vorgängen aus der Mitte der Protester. Man sieht: Wäre da ein akzeptierter Anführer für alle vor Ort gewesen, hätte schreckliches passieren können. Man sieht auch: Die Polizei ließ die Eindringlinge passieren und sah tatenlos zu. Daraus lässt sich nur eines schließen: Der Angriff war von langer Hand geplant und sollte noch viel mehr Schaden anrichten.

Reddit schloss heute einen Subreddit-Kanal Trumps mit 52 000 Mitgliedern wegen Aufruf zur Gewalt. Twitter schloss heute den Account von General Flint, den Trump erst vor kurzen per Begnadigung aus dem Gefängnis geholt hat. Vom Twitter-Kanal des Präsidenten wurden die Videos gelöscht, die zu seinem 12-stündigen Ausschluss geführt hatten. Trumps selbst twitterte, er werde der Amtseinführung Jose Bidens nicht beiwohnen. „Gut, wenn er nicht kommt,“ kommentierte dieser. Mike Pence zu seiner Amtseinführung zu empfangen, sei ihm jedoch eine Ehre. Am Freitag abend (hiesige Zeit) wurde der private Twitter-Kanal Donald Trumps endgültig geschlossen. Offen ist nur noch der des Präsidenten, der am 24. Dezember die letzte Nachricht abgesetzt hat.

Mitarbeiter des Weißen Hauses haben gegenüber Zeugen berichtet, der Präsident schwanke zwischen lauten Wutanfällen und Perioden tiefster Verzweiflung, die er schweigend vor dem Fernseher verbringe. in den letzten Wochen habe er immer wieder davon gesprochen, dass er sich in seinem letzten Tag im Amt selbst begnadigen wolle. „Wenn er erstmal versteht, dass er verloren hat und gehen muss, wird es wirklich gefährlich. Er wird versuchen, uns alle mit in den Untergang zu ziehen,“ kommentierte Trumps Nichte Mary Trump, eine klinische Psychiaterin, die ein Buch über ihren Onkel geschrieben hat. Sie mahnt an, ihn so schnell wie möglich aus dem Amt zu entfernen. Diese Sorge teilen nicht wenige Amerikaner. Es wird ein Aufatmen durch das Land und rund um den Globus gehen, wenn diese unglückselige Präsidentschaft endlich zuende ist.

Update: Aufstand von langer Hand geplant

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Update: The efforts among paramilitants on January 6 were close to the apparatus around