Wenn in China der berühmte Sack Reis umfällt, mag das den Rest der Welt wenig stören. Dass dennoch alles mit allem auf diesem Globus verbunden ist, beweist diese NASA-Animation eindrucksvoll: Wenn in Inonesien Urwälder brandgerodet werden, wenn chinesische Unternehmen ungefiltert tonnenweise Schadstoffe in die Luft blasen, wenn ganze Kontinente mit Holz und Kohle heizen, bzw. Energie erzeugen, hat das für alle anderen Erdbewohner unter Umständen massive Folgen. Das betrifft vor allem, aber keineswegs ausschließlich, die derzeit bevölkerungsstärkste Nation der Welt China, sowie ihren kommenden Nachfolger, Indien.
Damit Wasser Wolken bilden kann, so erläutert uns eine kalifornische Studie, braucht es Feststoffe in der Atmosphäre, an denen es kondensieren kann. Je nachdem, um welche Partikel es sich handelt und in welcher Höhe die Wolken gebildet werden, entstehen hauchfeine Nebel, unterschiedlich starker Regen oder riesige Hagelkörner. Während der Kondensation von Wasser wird Energie in Form von Hitze freigesetzt. Diese Hitze beschleunigt die Auf- und Abwärtsbewegung des Wassers in der Atmosphäre und lässt die Wolken dichter und dicker werden. Das wiederum verstärkt Kraft und Anzahl der tropischen Zyklone.
Die Winde, die um den Globus zirkulieren, bringen Luftverschmützung ebenso wie etwa Sandstürme um die ganze Erde. Die Wissenschaftler vermuten unter anderem, dass die zunehmenden harten Winterstürme im Norden der USA eine Folge der tropischen Zyklone und damit der zunehmenden Luftverschmutzung in Asien sind, die durch den polaren Jetstream zirkuliert. Im Verlauf der letzten 30 Jahre sind die Stürme über dem Pazifik zehn Prozent stärker geworden.
„Früher dachten wir, es sei vor allem der Kontrast zwischen der nördlichen Hemisphäre, die über mehr Land, und der südlichen, die über mehr Wasser verfügt,“ formuliert es ein Forscher. Aber der Ost-West-Unterschied sei ebenso intensiv für Klimaveränderungen verantwortlich.
Das Video wurde mit Daten der Jahre 2006 und 2007 erstellt und im Januar 2015 hochgeladen. Warum es in Youtube nicht gelistet und daher schwer zu finden ist, wissen nur die Verantwortlichen…
Am 5. April 1933 erließ der damalige US-Präsident Franklin D. Roosevelt eine Durchführungsverordnung, die das private Horten von Gold unter Strafe stellte. Ausgenommen waren Goldmünzen und Goldzertifikate, deren Wert pro Person 100 Dollar nicht überstieg, sowie Sammlerstücke. Verstöße konnten mit bis zu 10.000 Dollar Strafe belegt werden oder mit einer Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren. US-Bürger hatten ihr Gold bis zum 1. Mai 1933 zum Festpreis von 20,67 Dollar pro Unze bei der Notenbank abzugeben.
Das ist lange her, aber den amerikanischen Gold-Besitzern als Erinnerung gut präsent. Sie lagern deshalb größere Goldbestände in Übersee – vorzugsweise in den sicheren schweizer Bergen. Dies gilt nicht nur für private Investoren, sondern auch für große Unternehmen, wie etwa Gold Money oder Bullion Vault. DAS schweizer Unternehmen, das ihnen bei der Lagerung behilflich ist, heißt ViaMat. Dass ViaMat so groß mit den USA im Geschäft ist, hat aber auch eine Schattenseite: Der Konzern ist direkt mit den Regulationsvorschriften der amerikanischen Regierung konfrontiert. Und das will etwas heißen: Allein die Vorschriften für die Regulierung ausländischer KOnten von US-Bürgern aus dem Jahr 2010 umfassen rund 500 Seiten (Quelle: Business Insider).
„Zurzeit erleben wir schnelle und substantielle Veränderungen in der Regulierung dieses Business,“ teilte ViaMat nun seinem amerikanischen Kunden mit. “ Die Veränderungen betreffen vor allem Steuerstrukturen und die Besteuerungssysteme verschiedener Staaten. Deshalb hat sich ViaMat Inernational entschlossen, seinen Service für private Kunden, die potentiell dem US-Steuersystem unterliegen, einzustellen.“
Die Goldlagerung für Amerikaner wird Mitte dieses Jahres eingestellt. Bis Ende April müssen die US-Kunden von ViaMat dem Unternehmen mitteilen, wohin dann ihr Gold geliefert werden soll. (Quelle: Deutsche Mittelstandsnachrichten). Seit 1945 bietet das weltweit anerkannte Logistik-Unternehmen seinen Kunden die sichere Lagerung von Edelmetallen. Es verfügt nicht nur in der Schweiz über Tresore, sondern auch etwa in Hong Kong oder Dubai.
Mitte Februar haben die USA und die Schweiz ein strenges Steuerabkommen unterzeichnet. Mit dem Vertrag verpflichtet sich die Schweiz zur Einhaltung der Vorschriften des US-Steuergesetzes „Foreign Account Tax Compliance Act“ (Fatca). Das heißt: Schweizer Banken müssen Konten von US-Staatsbürgern den amerikanischen Behörden melden und ihnen alle gewünschten Auskünfte dazu erteilen (Quelle: Süddeutsche).
Weil andernfalls der Ausschluss vom US-Kapitalmarkt – dem größten der Welt – droht, haben sich Schweizer Banken zähneknirschend mit der Übernahme der Fatca-Bestimmungen einverstanden erklärt. „Begeistert ist niemand, aber eine Ablehnung würde der Schweiz mehr schaden als nützen“, kommentierte die Neue Zürcher Zeitung. Schweizer Banken sind nun gezwungen, das Fatca-Gesetz mit dessen Inkrafttreten in den USA ab 2014 anzuwenden. Unabhängig vom Fatca-Abkommen verhandeln die USA und die Schweiz weiter über eine Regelung zur rückwirkenden Besteuerung von Vermögen, die US-Bürger bei Schweizer Banken gebunkert haben.
Die US-Justiz macht seit Jahren verstärkt Jagd auf Steuersünder und hat sich dabei vor allem auf Schweizer Banken eingeschossen. Die UBS musste 2009 in einem Vergleich 780 Millionen Dollar berappen und sollte Tausende Kundendaten preisgeben, berichtet die Süddeutsche. Diese Woche fiel ein erstes Urteil wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung gegen das älteste Bankhaus der Schweiz, die Privatbank Wegelin & Co, die in der Folge ihre Pforten schließen wird.
Bei den amerikanischen Goldanlegern herrscht derweil Alarmstufe rot. Man befürchtet, dass die Regierung angesichts der immensen Staatsschulden möglicherweise wieder das Gold ihrer Bürger konfiszieren wird. Goldberater erinnern an das seit 1981 bestehende Gesetz IEEPA, nach dem der US-Präsident auch ohne einen Kriegszustand eine wirtschaftliche Notlage ausrufen kann. Geschieht das, kann das Finanzministerium nach Bedarf Vermögen einziehen oder einfrieren. Dies wäre insbesondere dann eine logische Maßnahme, wenn eine neue, gold gesicherte Währung angestrebt würde.
Hierzulande angesichts der Europa-Fragen weitgehend nicht berichtet wird über eine Diskussion, die sich am Dienstag nach dem Auftritt des Fed-Chefs Ben Bernanke vor dem Bankenausschuss des US-Repräsentantenhauses erheblich verschärft hat: Die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank steht zunehmend in der Kritik – vor allem durch republikanische Abgeordnete. Der Hintergrund der Kritik ist schnell erklärt: Das US-Finanzministerium schöpft die Gewinne der Federal Reserve ab, muss aber auch für deren Verluste gerade stehen. Und die summieren sich.
Seit der weltweiten Finanzkrise 2007 bis 2009 senkte die Fed nicht nur die Zinsen auf faktisch null Prozent. Sie kaufte auch für sagenhafte 2,5 Billionen (2500 Milliarden !!!) Dollar Hypotheken und Schatzpapiere auf, um die langfristigen Zinsen niedrig zu halten. Zurzeit kauft sie monatlich für etwa 85 Milliarden Dollar Bonds auf – alles mit dem erklärten Ziel, die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen und die Zahl der Arbeitslosen signifikant zu senken.
Auf die Frage, wie lange es wohl dauern werde, bis die US-Arbeitslosenquote von jetzt 7,9 auf wenigstens 6 Prozent sinke, nannte Ben Bernanke das Jahr 2016 – und erntete scharfe Kritik: Sollte das geldpolitische Konzept zusammenbrechen, bedrohen den Staat nicht nur ein Schuldenberg, sondern auch galoppierende Inflation und extrem steigende Schuldzinsen. Dennoch verteidigte der Notenbankchef auch gegen anderslautende Überlegungen innerhalb seines Hauses die Niedrigzins-Politik: Jede Änderung sei wirtschaftlich kontraproduktiv – im Übrigen verfüge man über die nötigen Tools auszusteigen, wenn die Zeit dafür komme (Quelle: Financial Post).
Bloomberg News ließen nun eine Studie anfertigen, in der Stresstest-Bedingungen der Fed für die systemrelevanten US-Banken auf die Notenbank selbst angewendet wurden. Das UnternehmenMSCI Inc. (MSCI), ein anerkannter New Yorker Finanzdienstleister, ermittelte erschreckende Zahlen: Innerhalb der nächsten drei Jahre könnte der Marktwert der Fed-Papiere um 547 Milliarden Dollar sinken. Dieser Verlust würde sich auf weniger als die Hälfte dessen, nämlich 216 Milliarden Dollar reduzieren, wenn die Rechnung Bernankes aufgehen und sich die Wirtschaftslage Schritt für Schritt erholen würde.
Da die Zentralbank ihr Portfolio nicht öffentlich macht, so Bloomberg News, sei dieser Verlust aber möglicherweise nur ein Teil dessen, was an Belastungen auf den Straat zukomme – denn die Fed könne nicht Pleite gehen und daher problemlos mit Verlusten in den Büchern weiter operieren. Bernankes Geldpolitik ist die aggressivste in der gesamten Geschichte der Notenbank. Ob dieser Weg, Wirtschaftswachstum zu fördern gerechtfertigt war, wird sich erweisen, wenn die Zentralbank aus ihrer Notfallpolitik wieder aussteigt – ein Thema, das intern bereits die Gemüter erhitzt. Ben Bernanke ist 59 Jahre alt, seine zweite vierjährige Amtszeit endet am 31. Januar 2014. Er hat bisher nicht erklärt, ob er noch einmal antreten will.
Der Zusammenhang zwischen der Fed-Bilanz und dem Goldpreis ist traditionell sehr eng, stellt Forbes fest und bezieht sich auf eine Untersuchung des Macquarie Research Instituts. Diese Studie hat ermittelt, dass mit jeder Steigerung der Fed-Bilanz um 300 Milliarden Dollar der Goldpreis um 100 Dollar je Feinunze steigt. Setzt die Notenbank also ihre Ankäufe in gleicher Höhe fort, weitet sich ihre Bilanz allein in den nächsten sechs Monaten um 765 Milliarden Dollar aus – der Preis des Goldes würde allein dadurch um 16 Prozent steigen. Bereits jetzt hat die Politik Ben Bernankes die höchsten Steigerungen im Preis des Edelmetalls in der Geschichte seines Instituts verursacht.
Nun ist die amerikanische Notenbank aber nicht allein mi ihrer Strategie. Die EZB hat sich inzwischen in ihre Spur begeben. Nachdem bekannt wurde, dass nicht nur Spanien in der Krise steckt, sondern auch die Wirtschaft im EU-Schwergewicht Frankreich stagniert, hat sich durch die Italien-Wahl die Gefahr der nächsten Euro-Krise erheblich verschärft. Die Sparpolitik Mario Montis wurde von den Wählern nicht honoriert – dazu kommt, dass die politische Patt-Situation jede Bewegung im Keim ersticken könnte.
Bisher vertrauen die Märkte auf das Wort Mario Draghis, wonach die EZB alles nötige unternehmen werde, den Euro zu retten. Die Verunsicherung der Investoren werde wohl nicht den Grad erreichen, den es im letzten Jahr gegeben habe. Das Staatsanleihen-Kaufprogramm der EZB dürfte eine solche Eskalation verhindern, zitiert denn auch am Mittwoch das Handelsblatt den Chefvolkswirt der DZ Bank, Stefan Bielmeier. Der Mannheimer Wirtschaftsprofessor Hans-Peter Grüner hält es sogar für möglich, dass der Markt irgendwann die Reichweite der Versprechen der EZB testen werde.
Der Konjunkturchef des Münchner Ifo-Instituts, Kai Carstensen, mahnt an: Eine stabile Regierung, die den Reformkurs entschlossen fortsetze, sei nicht nur für Italien wichtig, sondern auch für den Zusammenhalt des Euroraums.
Im Rahmen einer Rede in München, erklärte am Mittwoch auch EZB-Chef Mario Draghi, der Geldpolitik der Zentralbank seien klare Grenzen gesetzt. Die Regierungen des Euroraumes seien daher dringend gefordert, nationale Strukturreformen umzusetzen und eine stabile politische und wirtschaftliche europäische Union zu bilden (Quelle: Financial Times).
Auch in Japan ist mittlerweile die Notenbank auf dem Weg, der hoch verschuldeten Regierung das Leben zu erleichtern. Unter anderem geht es um eine massive Ausweitung der Geldmenge – ein Problem, das auch die USA und der Euroraum haben. Die Wirkung solcher Maßnahmen ist rund um den Globus die gleiche: Kurzfristige Entspannung auf den Finanzmärkten scheint diese Politik zunächst zu rechtfertigen. Auch der Goldpreis, der nach der Italien-Wahl von 1585 auf fast 1620 Dollar pro Feinunze hoch geschnellt war, pendelte sich bereits zwei Tage später wieder bei rund 1610 Dollar ein. Positive Wirtschaftsdaten aus den USA verstärkten am Mittwoch den Trend.
Geldpolitik ist Vertrauenssache. Das gilt besonders kurzfristig.
Langfristig lohnt es sich allerdings auch zu rechnen.
Weltweit bahnt sich nach extremen Hitzewellen zurzeit eine Katastrophe an: Dürre in den Kornkammern der Erde sorgt für enorme Preissteigerungen beim Getreide. Damit sind verschärfte Hungersnöte programmiert. Hierzulande wird wieder intensiv über die ethische Verantwortung bei Nahrungsmittelspekulationen diskutiert. Diese sind jedoch nur ein Teil des Gesamt-Problems. Ist es sinnvoll, Nahrungsmittel zur Energieversorgung anzubauen? Steuern wir nicht allein schon durch die Abhängigkeit von wenigen Saatgutherstellern auf eine unhaltbare Welt-Ernährungssituation hin?
Furcht vor Hungerrevolten titelte Mitte August die Süddeutsche angesichts von Dürren in Indien, Teilen von Russland und den USA, die große Teile der Getreideernte zerstört haben und erinnerte daran, dass hohe Lebensmittelkosten mit für die arabischen Revolutionen verantwortlich zeichneten. Die sich abzeichnende Krise an den Agrarmärkten hat nun auch die Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G 20) alarmiert. Frankreich und die USA wollen möglichst schnell einen Krisengipfel einberufen, um die negativen Folgen steigender Nahrungsmittelpreise abzufedern.
Erklärtes Ziel der G-20-Staaten ist es, Panikreaktionen wie vor vier Jahren zu verhindern. Länder wie Indien, China und Russland hatten damals Exportverbote für Getreide und Reis verhängt, um die Versorgung ihrer Bevölkerung zu sichern. Das verknappte Angebot trieb die Preise an den Börsen noch weiter nach oben. In Entwicklungsländern geben Familien bis zu zwei Dritteln ihres Einkommens für eine einzige Getreidesorte aus. In vielen Fällen ist es Mais, oft auch Reis, Soabohnen oder Weizen.
Es gibt einen Präzedenzfall, der zeigt das Ausmaß der drohenden Katastrophe zeigt: Als sich 2008 die Getreidepreise innerhalb eines Jahres verdoppelten, stieg die Zahl der Hungernden um 200 Millionen an. Auch 2012 sind bereits jetzt die Preise für Weizen und Mais um rund 50 Prozent gestiegen. Bauern in den USA sind für rund 40 Prozent des weltweiten Handels mit Mais verantwortlich. Sie werden in diesem Jahr eine deutlich geringere Ernte einfahren. Beim Mais wird sie in diesem Jahr um 17 Prozent auf ein neues Sechs-Jahres-Tief fallen, gab das US-Landwirtschaftsministerium bekannt.
Mais wird auch als Futtermittel verwendet, was sich zusätzlich auf die Fleisch- und Milchpreise auswirkt. Amerikanische Farmer haben begonnen ihre Herden zu schlachten, weil die Futterpreise zu stark gestiegen sind. Das hat die Regierung veranlasst, ein Hilfsprogramm aufzulegen: Für 170 Millionen Dollar sollen Fleisch und Fisch aufgekauft und eingefroren werden. Es ist daran gedacht, es auch Bedürftigen zukommen zu lassen.
Ob eine solche Maßnahme mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein ist, darf indes bezweifelt werden. In den USA werden zum Beispiel allein 40 Prozent der Getreideproduktion per Gesetz in Ethanol umgewandelt, um als Bio-Treibstoff zu dienen – ein Programm von dem die Regierung bisher nicht abweicht. Inzwischen haben einige Ethanol-Unternehmen bereits wegen der hohen Maispreise die Produktion eingestellt.
In Deutschland fordern jetzt Greenpeace und der BUND einen Stop der E10-Produktion. In Deutschland werde jährlich aus etwa 1,5 Millionen Tonnen Getreide Ethanol hergestellt. Zusätzlich importiere Deutschland rund die Hälfte des eingesetzten Ethanols aus dem Ausland. Bereits vor einer Woche hat China auf die sich abzeichnende Lebensmittelkrise reagiert und seine Getreide-Importe verringert. Die nationalen Reserven müssen allerdings spätestens zum Jahresende wieder aufgefüllt werden: „Wir können dazu beitragen, den Markt für eine Weile zu stabilisieren, aber nicht mehr, „sagte Xu Wenjie, Analyst bei Zheshang Futures Co. Die chinesische Bevölkerung verbraucht jeden Monat selbst zwischen 10 und 15 Millionen Tonnen.
So ist die große Stunde der Nahrungspekulanten wieder gekommen. Nicht nur Getreide, auch die Sojabohnen steigen rasant im Preis. Der Lebensmittelindex, den die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen erstellt, lag im Juli 2012 bereits höher als während der Ernährungskrise 2008. „Wir haben berechnet, dass etwa 15 Prozent der Preissteigerungen bei Lebensmitteln auf Spekulation zurückzuführen sind“, sagt Rafael Schneider, Entwicklungsexperte der Welthungerhilfe der Welt Online. In Europa gibt es mittlerweile eine ernsthafte Diskussion über die ethisch-moralische Grundlage von Nahrungsmittelspekulatonen. Dabei stehen besonders Banken im Blickpunkt, die auch entsprechend reagieren und sich zurücknehmen. Zu beachten ist dabei aber: Es handelt sich dabei nur um Geschäfte der Bank in eigenem Namen. Wenn Bankkunden auf steigende Nahrungsmittelpreise wetten wollen, können sie das weiterhin – Unternehmen wie Hedgefonds werden dies ohnehin tun, solange irgendwo Gewinne winken.
Sind Spekulanten an den hohen Lebensmittelpreisen schuld? fragt denn auch die WELT und weist darauf hin, dass die Agrarindustrie Käufer braucht, mit denen sie Preise aushandeln kann. Nur ein international geregelter Markt, der Preiswetten auf Nahrungsmitte generell ausschließt, kann Spekulationsspitzen verhindern. Gegen weltweite Dürren und Missernten, die von Rohstoff-Knappheit gefolgt sind, hilft eine Spekulations-Regulierung genauso wenig wie gegen Rohstoff-Verknappung durch Ethanol-Produktion.
Dazu gesellen sich massive Marktmanipulationen durch Saatguthersteller wie etwa Monsanto. Das US-Unternehmen hat mit Unkrautvernichtungsmitteln und genmanipuliertem Saatgut inzwischen weltweit für Massenproteste sorgt. Der Kopp-Verlag hat dazu eine Serie von lesenswerten Artikeln zusammengestellt.
Von der Lobbyarbeit der wenigen großen international tätigen Saatguthersteller geht eine bisher in der Öffentlichkeit weithin unterschätzte Gefahr aus: Die alten Sorten werden systematisch vom Markt genommen und durch neue ersetzt, die Getreideanbauer und Verbraucher gleichermaßen in Abhängigkeit von den Herstellern bringen. Das ist dieses Jahr ein ganz aktuelles Thema, weil zurzeit das europäische Saatgutrecht überarbeitet wird. Hier formiert sich deutlicher Widerstand gegen eine weitere Einengung der Eigentumsrechte. Mehr über die Reform der Saatgutgesetzgebung und ihre Gegner gibt es hier.
Update: „Die Wahrheit über Agrar-Investments“ – ausführliche Gedanken der Wirtschaftswoche u.a. auch über politische Rahmenbedingungen und internationalen Fleischkonsum
Havanna – schon der Name ist Legende: Karibik, Piraten, Zucker, Rum, Zigarren, Salsa … Oldtimer ohne Ende, ein heißblütiges Völkergemisch, wundervolle alte Häuser… auch ich, von Berufs wegen daran gewöhnt, inneren Abstand zu halten, hatte einen folkloristisch-verklärten Blick auf diese Stadt und das ganze Land.
Verklärt ist der Blick jetzt nicht mehr.
Aber meine Zuneigung zu dieser Insel, in der sich Vergangenheit und Zukunft die Hand geben, ist nach meinem Besuch dort eher noch gewachsen.
Che Guevaras Kopf auf rotem Grund hing schon in meinem Zimmer, als ich, jugendlich-naiv, von Politik so gut wie nichts wusste. Die Leidenschaft in seinem Gesichtsausdruck hatte mich fasziniert. Heute weiß ich, wie wild und leidenschaftlich dieser Berufsrevolutionär wirklich war, der an Fidel Castros Seite für die politische und gesellschaftliche Erneuerung der Karibikinsel kämpfte und 1967 in Bolivien starb. Sein Charisma wirkt noch immer nach – auch in Liedern, die sich seiner fast zärtlich erinnern. In meiner Jugend kursierte in der Schule auch die Mao-Bibel; wir lasen Sartre, Camus und Kant – wir suchten wie alle jungen Leute Ideale, die über den Alltag hinaus gehen. Das Charisma des nur allzu menschlichen Ernesto Guevara de la Sernas, genannt Che Guevara aber war es, das mir die Idee der Gerechtigkeit für alle begreiflich machte.
Che ist nun seit 45 Jahren tot und ein Volksheld. Fidel Castro blieb die undankbarere Aufgabe, die Ziele der Revolution umzusetzen – und das gegen den Widerstand des mächtigsten Staatenbundes der Welt: der USA. Nicht zuletzt dank Amerika war Kuba bis Ende der 1950er Jahre der reichste unter den Karibikstaaten gewesen. Den größten Teil seiner enormen Zuckerproduktion kauften die USA zu festgesetzten Preisen auf. In ihrem karibischen „Wohnzimmer“ errichteten die Amerikaner eindrucksvolle Gebäude, wie etwa in Havanna die Nachempfindung ihres „Kapitols“.
Ab 1962 griff jedoch ein umfassendes Embargo gegen den Klassenfeind. Veranlasst und bis heute jedes Jahr erneuert auf Druck der Vereinigten Staaten wurde Kuba fast vollständig vom internationalen Handels- und Währungssystem ausgeschlossen, war damit auf Gedeih und Verderb von sozialistischen Bruderstaaten abhängig, zunächst vor allem der Sowjetunion, heute von Venezuela. Versuche, das System zu stürzen, wie etwa den Angriff in der Schweinebucht oder viele hundert Mordanschläge auf Fidel Castro, die der CIA zugeschrieben werden, scheiterten zwar, bewirkten aber, dass das System sich und seine Bürger bis heute bestmöglich abschottet.
50 Jahre Isolation führten zu der heute mehr als unbefriedigenden Situation, der sich eine überwiegend junge Bevölkerung gegenüber sieht: Die Grundbedürfnisse des Lebens sind gesichert. Bildung und Gesundheitssystem sind kostenlos. Die Mieten sind beispiellos preiswert, liegen meist bei weniger als zehn Prozent des Einkommens. Aber im Westen alltägliche Konsumgüter sind praktisch unerreichbar, sogar Grundnahrungsmittel sind rationiert, es gibt wenig bis keinen Zugang ins Internet. Die Menschen brauchen Devisen, und die Einzigen, die sie ihnen beschaffen können, sind die Touristen.
Ich verzichte hier auf eine Analyse der politischen und sozialen Situation in Kuba. Viel Information bietet Wikipedia. Unter den dort aufgeführten Links empfehle ich beispielsweise Wirtschaftsdaten Kuba kompakt, den Aufsatz Wie reformfähig ist Kubas Sozialismus? oder den zwar bereits 2002 entstandenen, dennoch interessanten Beitrag Kuba nach Castro.
Havanna, die 500 Jahre alte Hauptstadt, zeigt ein getreues Abbild der wechselvollen Jahrhunderte: Trutzige Festungen, herrliche neo-klassizistische Gebäude in der historischen Altstadt, die im Rahmen der Unterschutzstellung als UNESCO-Weltkulturerbes restauriert wurden. In den neueren Stadtteilen finden sich Plattenbausiedlungen, erbaut von „Baubrigaden“ des eigenen Landes und befreundeter Bruderstaaten, dazwischen zerfallende Gebäude der traditionellen Lehmbauweise, kleine Wohnhäuser, liebevoll bunt angemalt. Es gibt die wohl weltweit eindrucksvollste Sammlung von Oldtimern, die den Straßenverkehr dominiert. Mit Liebhaberei hat das allerdings nichts zu tun: Die Wagen, vielfach noch aus den 1950er und 60er Jahren, sind weder wasserdicht, noch nach westlichen Maßstäben verkehrstauglich. Ihre alten Motoren schlucken bis zu 40 Liter Sprit pro 100 Kilometer – was bei den extrem hohen Benzinpreisen auf der Insel für eine unfreiwillige Verhinderung von Staus sogar in der Rush Hour sorgt. In meinem Video, gedreht bei einer Stadtrundfahrt, versuche ich, einen kleinen Eindruck davon zu geben.
Natürlich weist auch Havanna Nobel-Vororte mit Villen am Meer aus. Die Mehrheit der Menschen lebt jedoch unter mehr als schwierigen Bedingungen mit täglich stundenlangem Ausfall der Wasserversorgung, mit maroden Stromleitungen, in qualvoller Enge. Auf der Straße versuchen sie, den Touristen zu verkaufen, was immer sie gerade zu bieten haben: Fritierte Kokosbällchen in Honig, Rasseln, Zeichnungen, notfalls eben einzelne Feuerzeuge.
Shopping ist auch in Kubas Hauptstadt kein Thema; die wenigen Geschäfte sind für Touristen kaum attraktiv und verlangen horrende Preise. Dennoch ist das Durchstreifen der Altstadt ein sinnliches Erlebnis: Kunterbunte Kleinläden bieten Souvenirs aller Art, es gibt Straßencafés, Bücherflohmärkte, ein Durcheinander von Einheimischen und Besuchern, die sich lachend mit Händen und Füßen verständigen – und über allem liegt Musik, Musik, Musik.
Mehrmals stand ich in Key West am Haus von Ernest Hemmingway, dessen Gartentor die Aufschrift „Gone fishing“ ziert. Das Floritida in der Altstadt Havannas, ist die Kneipe, wohin es den Dichter zog, wenn er Florida den Rücken kehrte. Fans des Films und der Musik des „Buena Vista Social Club“ haben die traditionelle Musik des Karibikstaates lieben gelernt, die hier, wie in allen anderen Gaststätten und auf der Straße gespielt und live gesungen wird. Sie scheint es zu sein, die widrige Lebensumstände einfach leichter erträglich macht. Musik auch im Bus, im Taxi, im Privatwagen – wenn ein Einheimischer das Verbot missachtet, Touristen in seinem Auto mitzunehmen. Hier können wirkliche Gespräche stattfinden, wenn Tezo, der junge Mann am Steuer, mir erklärt, dass er mit Schichtarbeit im Tourismus sein Studium der Wirtschaftswissenschaften finanziert hat, während seine Frau ihr Diplom als Psychologin machte. Beide leben in einer winzigen Wohnung. Den Platz, wo das Baby, das bald geboren wird, schlafen soll, müssen sie noch frei räumen. Nein, Tezo hasst Kuba nicht, will auch nicht auswandern; im Gegenteil. „Dieses Land braucht eine sanfte Veränderung“, meint der 33-Jährige. „Ich habe Träume, und ich werde mein Leben lang daran arbeiten, sie zu verwirklichen,“ sagt er, und die dunklen Augen leuchten. Er ist Teil einer ausgesprochen gut ausgebildeten jungen Generation, die jede sich bietende Arbeit annimmt, um Geld zu verdienen – egal wie schwer der Job ist. Immer wieder sehe ich junge Leute, die bescheiden auftreten, abgeschlossene Studien vorweisen können und auf ihre Chance warten.
Derweil leben in Ghettos wie Varadero gut abgeschottet Tausende Touristen aus aller Welt in Hotels, deren Standard etwa mit der Nachbarinsel Hispaniola gut mithalten kann. Bis auf eine Ausnahme: Das Internet. Es ist nicht nur unglaublich langsam und unzuverlässig – es ist vor allem extrem teuer: 10 CUC die Stunde – etwa 9 Euro…
Aber wer wird vor dem PC hängen, wenn draußen Traumstrände warten und ein smaragdgrünes Meer, das fast Badewannen-Temperaturen erreicht. An den Stränden Varaderos ist viel Platz, man muss nicht drängeln. Die See lockt zu Ausflügen auf benachbarte Inseln, zu kleinen Touren mit dem Kajak oder Katamaran. Der All inclusive-Service beinhaltet oft auch heimische Alkoholika, die Buchung in Kuba ist deutlich günstiger als etwa in der Dominikanischen Republik. So bringen wir Touris, die bei grandiosen Sonnenuntergängen sonnendurchglühte Tage ausklingen lassen, der schönen Insel im karibischen Meer das, was sie am meisten braucht: Devisen über ihren mittlerweile stärksten Wirtschaftszweig.